Es liest Peter Henisch
Musik: Woody Schabata und Hans Zinkl
Reihe: Dichter lesen 001
ISBN: 3-902123-15-X
Spielzeit: 59:25
Preiser Records 2001
Es war im Sommer 1971. In einer langen Nacht hörte Peter Henisch THE DOORS, ABSOLUTLY LIVE. Danach hat er den Plan gefasst, ein Buch über Jim Morrison, den charismatischen Doors-Sänger mit dem exzessiven und kurzen Leben, zu schreiben. Gesagt, gewartet. Erst nach 12 Büchern, bzw. 17 Jahren war Henisch wirklich so weit, er zog sich 3 Jahre zurück. Das Ergebnis: "Morrisons Versteck" erscheint 1991, zum 20. Todestag von Morrison. Locker und raffiniert spielt Henisch mit einem Mythos. Am Morgen des 3. Juli findet die französische Filmemacherin Agnes Varda Morrison tot in der Badewanne seiner Pariser Wohnung. Die offizielle Diagnose lautet auf Herzversagen. Da jedoch nie eine Autopsie durchgeführt wurde, schießen die Spekulationen - nicht unähnlich wie bei Elvis - hoch. Vielleicht lebt Morrison ja noch. Das zumindest behauptet die Fotografin Petra, die sich nach zwanzig Jahren unerwartet bei dem Journalisten Paul mit obskuren Briefen meldet. Ein Mann sei ihr begegnet, der Jim Morrison zum Verwechseln ähnlich sieht.
Henisch geht ironisch an seine Geschichte heran, die letztendlich natürlich aus einer Fan-Perspektive geschrieben ist. Und das ist gut so. Die vielen Facetten des Buches entstehen durch eine relativ offene, assoziative Form. Liebesgeschichte, Tagebuch, Briefroman, eine Verfolgungsjagd und eine Recherche nach Morrison, Beschreibung von Konzerten auf Video, all das reiht sich aneinander, greift ineinander. Das Buch ist geschnitten wie ein Film. Vielleicht auch kompiliert wie eine Schallplatte mit ihren verschiedenen Tracks. Bereits damals hat es Henisch gereizt, eine Hörfassung, quasi einen Soundtrack, zum Buch aufzunehmen. Gemeinsam mit Schabata und Zinkl wurde "Das Morrison-Versteck-Spiel" eingespielt. Als Henisch weitere zehn Jahre später vom Buch eine neue Schnittfassung erstellt - "einen Director`s Cut, der meiner heutigen Auffassung besser entspricht als die Urfassung", so Henisch - liegt es nahe, auch eine Hör-CD neu einzuspielen.
Henisch spricht selbst. Manchmal ist es fast eine Art Sprechgesang. Seine Stimme klingt dekadent-müde, recht nasal: der in die Jahre gekommene Musikconnaisseur. Das ist einem vorher noch gar nicht aufgefallen: Wenn Peter Henisch rhythmisch spricht, dann stellt man sich den junge André Heller vor, der wehmütig seine Lieder anstimmt. Eigentlich keine schlechte Assoziation: André Heller, der davon träumt, Jim Morrison zu sein. So viel Freiheit zu assoziieren sei erlaubt, bei einem Buch, das mit großer Freude Fakten, Fantasien und Visionen miteinander "jamen" lässt. Auch das ist gut so.
Originalbeitrag
Karin Cerny
24. Jänner 2002