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Helmut Qualtinger: Wien wird wieder Weltstadt

Sammlung Stimme des Autors
Spielzeit: 36:24 Min.
ISBN 3-221-70112-8
Extraplatte 1999

Es handelt sich hier um drei Aufnahmen aus den 70er Jahren, in denen Helmut Qualtinger teilweise in Hamburg gelebt hatte. Der Vielseitige geht für einige Jahre aus Wien weg und auch vom Kabarett fort, weil, wie Alfred Dorfer meint, er auf zu viel Aversion und eine Haltung, die im Lachen die Kritik verharmlost ("Sie lachen es weg, deshalb hab' ich aufgehört") gestoßen sei.

Die drei Texte, die Helmut Qualtinger mit der ihm eigenen Sensibilität und Leidenschaft vorträgt, besser vorlebt, sind freilich alle in Wien lokalisiert. Sie sind unter dem Titel des ersten Beitrages "Wien wird wieder Weltstadt" trefflich zusammengefasst, spiegeln sie doch die Gedanken von Menschen, die sich alle zu etwas Besserem berufen wissen, aber aus ihrer Enge (Provinzialität) und Abgründigkeit nicht heraus können, wollen. "Warum tun wir das alles", fragt der Rosenverkäufer am Würstelstand die Prostituierte, die antwortet: "Weil wir in unserem Wien bleiben wollen." Es ist die Atmosphäre der Stadt, die den Status Quo festschreibt.

Dazu gehören eine gewisse Überheblichkeit gegenüber Nicht-Wienern ("Meine Herren werden auch immer blöder. Heut' war einer aus St. Pölten da."), rassistisches Gedankengut (obwohl "unter der Vorhaut san's alle gleich"), und das Fasziniert-Sein vom Tod ("Schon wieder ein lieber Herr Toter").

Im Stammtischmonolog "Der Herr im Salonsteirer" wird diese Haltung tendenziell auf ganz Österreich ausgeweitet. Ein schon recht seniler Mann quasselt seine Saufkumpanen ("alle über 60") nieder. In dieser Suada drückt sich ein faschistoider, rassistischer, pessimistisch-melancholischer Mensch aus, der am Jägerball merkt, "dass es ein unvergängliches Österreich gibt", und beim Schwimmen sterben möchte, aber fürchtet, dass der Neusiedlersee dafür zu flach sein könnte. Er verteidigt die Nazis, ist voller Standesdünkel und meint, Israel solle sich an Österreich ein Beispiel nehmen. Weil man ihn reden lässt, wird der ganze schaurige Abgrund seines Weltbildes sichtbar. Senil und vertrottelt, aber ohne Widerspruch, bleibt es stehen.

Abgeschlossen wird die CD durch den Monolog "Der Mann am Schlagzeug", in dem ein tingelnder Musiker über sein Leben und Publikum räsoniert. Er schließt mit dem Zuspruch: "Sitzen bleiben - Trinken!"

Ja dieser Humor ist schwarz. Er beruht aber auf Qualtingers großartiger Fähigkeit, menschliche Schwächen in einer Art und Weise deutlich zu machen, die seine Texte weit über bloß tagesaktuelle Kabarettprogramme hinaushebt. Es wird in diesen Charakteren etwas Typisches aufgezeigt, das sich leicht finden lässt, vielleicht sogar bei sich selbst, aber nur in der Form des Humors erträglich ist.

Das informative Booklet ist nicht umfangreich, wie bei der CD hätte man, sicher auch frau, gerne mehr davon.

Originalbeitrag

Helmut Sturm
3. September 2002

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