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Helmut Qualtinger spricht Peter Turrini. Aufgenommen im Frühjahr 1972. Maxi Single ISBN: 3-902123-06-0 Preiser Records 2001
Helmut Qualtinger gehört zu jenen seltenen Schauspielern, die einem auch aus dem Telefonbuch vorlesen könnten, und man würde staunen, was für ein abgründiger Text das ist. Mit Qualtinger wiederzuentdecken gibt es zwei frühe Publikationen von Peter Turrini, die 1972 eingespielt wurden. "Die österreichische Kulturnebulation" ist ein Monolog. Ein witzig-bissiges Manifest mit 77 Punkten, in dem das goldene Wienerherz seziert wird. Man zitiert gerne, was noch heute aktuell ist: "Punkt 2: Die Subventionen fließen in die Donau; Punkt 7: Journalisten, die unter den Einfluß der eigenen Meinung geraten, kommen durch Zufall unter die Räder; Punkt 17: Alle Macht geht von dort aus, wo sie zu Hause ist; Punkt 27: Der österreichische Bundeskanzler nimmt das Äußere von Donald Duck an, um sich bei Jung und Alt beliebter zu machen; Punkt 60: Die österreichischen Sozialisten und die österreichischen Faschisten schließen sich zur politischen Interessensgemeinschaft zusammen, die Sozialisten begründen diesen Schritt mit der Feststellung, dass alles Irdische doch nur ein Gleichnis sei". Qualtinger wird beim Lesen immer bissiger im Tonfall. Die "Rede an die besoffene Nation" ist als rhetorische Überrumpelung angelegt. Der hohe Ton transportiert niedere Inhalte, dazwischen stachelt Uzi Förster mit jazzigen Blasinstrumenten und Trommeln die ohnehin aufgestachelte Stimmung noch mehr an. Nur die Auserwählten labten sich am süßen Quell der Unmoral, sagt eine Stimme noch relativ sanft. "Ihr verderbt euch den Magen mit Tugend". Mehr und mehr kommt die Beschimpfung und der Aufruf zum Aufstand durch: "Und selbst beim Scheißen seid ihr noch pünktlich. Das Wahre, Gute und Schöne hat euch böse zugerichtet". Am Ende, Qualtingers Stimme donnert, stehen Aufrufe mit Ausrufezeichen: "Lügt und ihr werdet gefragt! Bosheit für alle!"
Originalbeitrag
Karin Cerny 17. Jänner 2002
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