logo kopfgrafik links adresse mitte kopfgrafik rechts
   

FÖRDERGEBER

   Bundeskanzleramt

   Wien Kultur

PARTNER/INNEN

   Netzwerk Literaturhaeuser

   mitSprache

   arte Kulturpartner
   Incentives

   Bindewerk

kopfgrafik mitte

Bernhard Studlar

Jänner 2003

Der junge Wiener Bernhard Studlar hat sich als Theaterautor in Deutschland bereits einen Namen gemacht, am Akademietheater wird am 31. Jänner 2003 sein Wien-Blues "Transdanubia-Dreaming" uraufgeführt. Ein Portrait.

Manfred hat zwar keine Freude am Leben, dafür aber eine gewisse Routine. Jeden Nachmittag sitzt er im Gasthaus, blickt traurig auf den Wienerwald, trinkt seine Achterl, sinniert über die Welt und hätschelt dabei seine Depression wie ein liebgewonnenes Haustier ("I steh allan in der Wöd").

Übergewichtig und undersexed, Manfred hat wie alle Figuren in Bernhard Studlars "Transdanubia-Dreaming" den Wien-Blues. Als Motto hat Studlar seiner traurigen Komödie ein Zitat von Thomas Bernhard zur Seite gestellt: "Wir sind Österreicher, wir sind apathisch". Obwohl das Stück locker mit altbekannten Wienklischees jongliert, verrät es erstaunlicherweise nie seine Figuren. Der 30-jährige gebürtiger Wiener, der 1998 Jahren nach Berlin gezogen ist, um an der Hochschule der Künste "Szenisches Schreiben" zu studieren, hat ein warmherziges Stück geschrieben, das von Proleten und Ausländern erzählt, die sich trotz handgreiflichem Rassismus nicht unterkriegen lassen. Für Manfred wartet am Schluß sogar das große Glück: es hat blondierte Haare und heißt Jennifer. "Es ist ein sehr altmodisches Stück", gibt Studlar zu, "Ich wollte ausprobieren, ob ich so etwas überhaupt kann, und ich hatte Lust in Berlin aus der Distanz über Wien zu schreiben."

"Transdanubia-Dreaming" ist ein Solo-Projekt. Bisher war das anders: Wer Bernhard Studlar gesagt hat, hat automatisch auch Andreas Sauter gemeint. Die beiden haben sich bei der Aufnahmeprüfung an der Hochschule kennengelernt - Sauter kam aus der Schweiz - und in der Folge ihre Stücke gemeinsam am Computer entworfen, ohne sich auf einen wiedererkennbaren Stil festzulegen. Für "All about Mary Long" ließen sich die beiden von dem Bild einer Frau auf einer Zigarettenpackung inspirieren und stellen eine überdrehte Trash-Oper her. "Fiege" dagegen ist eine trist-komische Alltagsstudie über einen, von dem es heißt: "Sein Leben ist fad. Er ist fader". Das bekannteste Stück von Studlar und Sauter, "A. ist eine andere", 2002 mit dem Kleist-Förderpreis ausgezeichnet, ist ein Puzzel: Fünf Figuren versuchen aus verschiedenen Perspektiven heraus, den mysteriösen Tod von A. zu verstehen.

So formal unterschiedlich diese Stück auch sind, gemeinsam haben sie doch: Sie handeln von den Zumutungen des Alltags. Von kleinen Dingen, die große Tragödien auslösen. "Wenn für jemanden schon schwierig ist, ein Semmerl kaufen zu gehen, weil er zu schüchtern ist, dann liegt in dieser Kleinigkeit doch bereits die Tragödie seines Lebens", meint Studlar. Auf eine sympathische Art altmodisch ist das Theater der beiden auch in seiner Hochachtung für Figuren, "die wir nicht bloßstellen wollen, obwohl Humor sehr wichtig ist". Der Schreibarbeit geht eine gründliche Vorort-Recherche voran, und oft gibt Musik (wie etwa die von Manu Chao oder Calexico) die Rhyhtmen oder die Stimmungen zu einem Stück vor.

Seit einigen Monaten lebt Studlar wieder in Wien. Beim Treffen im Café Goldeck staunt er über den Rummel um seine Person. Denn eigentlich ist er "zufällig ins Schreiben reingerutscht". Nach zwei Spielzeiten als Dramaturg und Regieassistent am Theater der Jugend wollte er selbst inszenieren. Weil sich nichts ergeben hat, antwortete Studlar auf eine Ausschreibung in der Zeitung - und wurde prompt in Berlin an der renommierten Hochschule, zu deren Absolventen Autoren wie Dea Loher oder Marius von Mayenburg gehören, aufgenommen: "Das war die erste Sache, die ich probiert hatte". Für "Transdanubia-Dreaming", das am Akademietheater von Nicolas Brieger uraufgeführt wird, hat er 2001 den 1. Preis des Heidelberger Stückemarkts erhalten. Studlar schreibt gerade an einer Auftragsarbeiten für die Berliner Schaubühne und gemeinsam mit Andreas Sauter an einem Stück für das Staatstheater Stuttgart. Obwohl Sauter in Berlin geblieben ist, wird die Gemeinschaftarbeit also weitergehen, denn schließlich, meint Studlar ironisch, "sind Interviews zu zweit viel angenehmer. Da kann man auch mal nichts sagen".

Dieser Text von Karin Cerny ist zuerst in "Profil" Nr. 5 vom 27. Jänner 2003 erschienen.

Link zur Druckansicht
Veranstaltungen
"Wir schreiben uns ein"

Mo, 17.09.2018, 19.00 Uhr Projektpräsentation mit Lesungen & Gespräch Das seit 2017...

"20 Jahre Cognac & Biskotten"

Di, 18.09.2018, 19.00 Uhr Ausstellungseröffnung mit Lesung & Musik Sie ist eine...

Ausstellung
ZETTEL, ZITAT, DING: GESELLSCHAFT IM KASTEN Ein Projekt von Margret Kreidl

ab 11.06.2018 bis Juni 2019 Ausstellung | Bibliothek Der Zettelkatalog in der...

Tipp
flugschrift Nr. 24 von Lisa Spalt

Wenn Sie noch nie etwas vom IPA (dem Institut für poetische Allltagsverbesserung) gehört haben,...

Literaturfestivals in Österreich

Sommerzeit - Festivalzeit! Mit Literatur durch den Sommer und quer durch Österreich: O-Töne in...