Er lag neben seiner Frau. Er wusste, dass sie nicht schlief. Sie wusste, dass er nicht schlief. Sie sagten kein Wort.
Am nächsten Morgen fand er einen Zettel auf dem Küchentisch: "Ich ertrage es nicht länger. Ich hoffe, du findest zu dir zurück. Für mich ist hier kein Platz mehr. Ich wünsche dir Glück." [...]
Als er spät in der Nacht in die Wohnung taumelte, fiel ihm die Leere auf. Er redete mit dem Kühlschrank, aber der hatte ihm nichts zu sagen." (S. 10-11)
Er war für einen langen Augenblick blind, als er in den U-Bahnschacht hinabstieg. Süßlicher Modergeruch empfing ihn. Stille wie aus Blech geschnitten. An der Wand lehnte ein Schatten Mensch, den die Hitze aus seinem Körper herausgeschält hatte. Der halbe Mensch ließ es beim Anlehnen bewenden. (S. 32)
Richard verstummte. Er hörte lautes Stöhnen, eine Frau und zwei Männer. Ihr Stöhnen wurde schneller.
Richard legte auf, riss das Telefonkabel aus der Steckdose. Er nahm die Wodkaflasche aus dem Kühlschrank und goss ein Glas voll. Er schaltete den Fernseher ein. Ava Gardner im Casino von Cannes, als der italienische Graf sie am Arm nimmt und nach Hause führt. Eine Zeitlang sind sie glücklich, aber das Verhängnis wirft schon seine Schatten auf ihre Gesichter. Große Gefühle. Der Graf wurde im Krieg verletzt, eine Andeutung genügt, ein bitterer Zug um seinen Mund, und es wird klar, dass er impotent ist. Freilich wird es nie ausgesprochen. [...]
Dann geht alles ganz schnell. Die Liebe versteinert, die Comptesse braucht Wärme, die sie nicht bekommt, die sie schließlich in den Armen des Stallknechts sucht. Der Graf überrascht die beiden, schießt sie aus dem Leben." (S. 76-77)
© 2010 Haymon Verlag, Innsbruck.