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Leseprobe: Adelheid Dahimène - "Gar schöne Spiele."

Ich nehme den Würfler beim letzten Wort, gebe es an die Wirtin weiter und sage noch, daß wir es ihm jetzt erklären müßten, was wir schon über Nacht, einer wie der andere, in Farbe ausgeheckt haben mit nichts als dem Zufall im Hinterhalt. Daß ein jeder ausgesandt wird mit einem Zettel, darauf ein Wort steht, in das er eingehen soll und woraus er mit einer Geschichte wieder auftaucht nach einer von hier ab unbestimmten Zeit, der keine Grenzen gesetzt sind außer durch das Wort selbst und die Ausdehnung des Ortes, dahin zu gehen er sich aufmacht. An der Biegung des Flusses soll ein jeder eintreffen und es ist wie das Spiel, das die Kinder bei Geburtstagsfeiern mit Begeisterung immer wieder von neuem von vorne anfangen, indem sie auf Zettel zum Auslosen schreiben: Hol einen Kochlöffel bei der Nchbarin. Geh zum Pfarrer um einen Becher Weihwasser. Bring vom Metzger einen Saurüssel. Schrei zum Markttor hinaus Oh Herr, ich bin dumm und weiß nicht warum. (...) Der Musiker wird mit dem Zehnuhrläuten ganz geheimnisvoll um die Mundwinkel, steht dabei auf, geht aus der Küche in den Salon, prüft sich mit einem Blick ins eigene Innere, überzeugt sich von seiner Lauterkeit, Unbestechlichkeit und Integrität, schreibt DAMALS schreibt NIEMALS schreibt ABERMALS schreibt JEMALS auf die Rückseite meiner Arbeit über "Die letzten Schreie vom Schreiner Hölldobler" und legt uns die Motive einzeln ausgeschnitten vor auf dem Tisch. (S. 32f.)

Im Damals

(...) Er trifft Menschen, die er lange Zeit nicht gesehen hat und sie erkennen ihn wieder - Ah! Der Enkelsohn des Dorfkommunisten -, aber wenn sie ihm die Hand zum Gruß entgegenstrecken, beugt das Damals ihnen den Arm hinab und steckt ihn hinein in die Hosentasche, während sie mit der abflauenden Miene des Wiedererkennens zurückkehren in die frisch angetretenen Gänge aus ihren Häusern heraus über den Dorfplatz hinein fünf Jahre zurück, zehn Jahre zurück schlagen die Männer im Saft ihrer alkoholischen Tage die Frauen und er selbst ist schon klein und unbeholfen, ein Kind und schaut dem fahrenden Melker zu, wie er dem Nachbarmädchen unter den Rock greift, bevor er es in den Stall lockt mit der Kostbarkeit eines Kaugummis in der mächtigen Melkhand. Und wie er dann, der Ministrant, dem Pfarrer die Schuld der Unkeuschheit seines Blickes beichtet und auf Vergebung noch hofft, während der Kirchenherr aus dem Beichtstuhl schon wieder heraustritt, als er gerade auf das Violette der Buße zugehen will, sich im selben Moment aber auf der "Blutwiese" genannten Weide wiederfindet, um eine der grausamsten Raufereien in der Dorfbubengeschichte auszutragen. Und als die Mutter ihn trösten möchte und Pflaster auf seine blutende Wange kleben, lassen die Arme, die umfassenden, ihn los und zum Arzneischrank hin die Mutter im Rückwärtsgang schließt sie den Hansaplaststreifen wieder mit einem Scherenschnitt nahtlos der Pflasterrolle an. (S. 64f.)

(c) 1998, Wieser, Klagenfurt.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.

 

 

 

 

 

 

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