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Leseprobe: Birgit Schwaner - Held. Lady. Mops.

Sie weiß genug von Abenteuern. Das denkt
Slatin im Augenblick, klick, blinkt Patricia ihn
an. Beuchel ist bei der Geschichte Ägyptens,
Triest hinterm Horizont, mit den Möwen.
Der Wind nimmt zu. Und die Hitze.
Schon stopft man die Sahara in Sätze,
eigentlich: die Libysche Wüste. Wesentliche
Wüste von Kairo aus. Mythisches Land der
Toten. Tragisches Schicksal des
Meeresforschers, dass er immer die Wüste
sucht. (So viel zu seiner Ehe). Slatin horcht auf:
Da kennt einer Rohlfs, kennt dieser Deutsche
den Deutschen Rohlfs. (Jedenfalls: S. Hätte
aufhorchen können, hätte er mehr gelesen; so
what?). Die Herren entschuldigen, lächelt P.
Munter und geht, Plan 1 jetzt: der Mops.
Obwohl keine fliegenden Fische in Sicht.

Fische? Finden Sie auch in der Wüste.
Sandfische, die durch Sanddünen tauchen,
wissen nicht, wohin sie gehören, sagt Beuchel.
Erzählte ihm Rohlfs, übrigens, gerade auf
Expedition. Halb Deutschland wollt mit, so auf
die Westliche Wüste versessen, dass Rohlfs
hunderte Briefe erhielt. Dann der Vizekönig in
Kairo: Ließ ihn nicht ziehn ohne Leibkoch.
Entenleber, Bordeaux, Champanger!
Weiße Tischdecken, Tafelsilber! Ja das, meint
Slatin, wird wahrscheinlich die Sandfische
blenden, drüben, im Land der Toten.
Haha, lacht der Meerestiersammler, junger
Mann, meine Frau wird Sie mögen.

Haha, lacht Beuchel erneut: hahaha, habe die
Ehre. Tönt der mit Unterton, Zwischentönen?
Vielleicht lacht er einfach noch einmal, noch
einmal, weils gerad so schön ... überlegt Slatin
und hofft: jetzt, bitte, keine Probleme. Beuchel
lacht weiter, lacht und lacht, hahaha, hahaha,
das Wort haben hat sich ihm doch nicht im
Kehlkopf verfangen und versucht jetzt,
einszweiundhopp, hopp, hopp, hopp, aus dem
Mund zu hüpfen, hopps in die Welt hinein,
sich zu beweisen, schaffts aber nicht mehr, auf
zu schwachen Beinen, ha ha hat denn von
Beuchel noch eine Ehefrau wenn sie ... Stopp,
ihr Lieben! Muss ich da rufen: Schlatin, Kratin
und Platin: bei Fuß!

(Sonst vergessen die drei von der Leine
gelassenen Trabanten tatsächlich, wo wir uns
befindennnnnnnnsssssssttttttttttttttttt: im
21. Jahrhundert. Ehepaare leben hier anders.
Ehepaare lieben auch anders, d.h. sie leben in
Beuchel'chen Sphären strenger und sozusagen,
hm, moralisch wohl anspruchsvoller ... heut,
wo sexuelle Befreiung eher vorm Ringwechsel
angepeilt wird – der war ja zu Patricias Zeiten
erstes sportliches Startsignal, Vorhang auf:
Disziplin Seitensprung, weiblich. Freilich, als
Mann musste man voraus ... Oh, Pardon, dieser
Tonfallwechsel tut mir jetzt wirklich leid.
Immer diese Lektüreneinflüsse! Eine hat halt
Nachahmungstriebe, auktoriale
Spiegelneuronen, Affinität zum Copy and Paste
– um mal von den Problemen zu schweigen,
die potzblitz aus den Wörtern quellen, zu
Wellen anwachsen, die sich aufbäumen,
anrollen, stetig, Treibgut schwemmen ...
Und die Sprache: veritable Meeresmaschine!
Da kannst um die Geschichte fürchten, wenn's
nicht gelingt, diene Assoziationsfischlein im
Schwarm zu halten, brav in der Schule,
apropos: Rote Fäden wie dieser, der hier
momentan kurz zerfasert, wurzeln quasi im
Maritimen – jedenfalls, falls Sie Büchern
trauern, Stichwort: Literatur als Quelle ...
deren Wasser jetzt, gluckgluckgluck, auch
wieder Slatin zuplätschern, weil so rote Fäden
einst – Tusch! Tatam! – ins Schiffstau gedreht
warn, sozusagen Erkennungslinien.
Der britischen Marine. Da schau. Übrigens:
"Wahlverwandtschaften" heißt das Buch und
darin ist ein roter Faden für ein Ehepaar längst
nicht intakt, mit anderen Worten:
Das Problem, wie die Lösung, heißt: Treue.)

Das Problem, wie die Lösung, heißt: Zeit.
Hahaha, lacht von Beuchel noch einmal.
Wer so lacht, und mit Untertönen, hat – und
weiß es – schon etwas verloren. Sagen wir:
den Kampf mit der Zeit?

© 2010 Klever Verlag, Wien.

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