Denk doch nicht, dass das auf der Schreibmaschine zu lösen ist, hat Ulrike einmal gesagt, und ich habe mir diesen Satz zu Herzen genommen. Meine Lebensgefährtin ist ebenfalls der Meinung, ein regelmäßiges Einkommen sei wichtiger als die Aussicht, über einen in Fachkreisen bekannten Namen zu verfügen. Vielleicht hat sie auch vernünftiger gesagt. Ich weiß nicht mehr genau.
Es gab Zeiten, da hätte mich ein derartiger Seitenhieb unheimlich geärgert; innen drinnen verletzt und nach außen hin wütend gemacht. … (W)enn da Wut dabei ist, dann kann das nur gut sein, weil Wut was Lebendiges ist in dieser Wüste, hätte Andreas gesagt.
Heute sehe ich das anders. Ich habe es satt, immer wieder Eingaben machen zu müssen, damit man mir aus einer finanziellen Verlegenheit hilft. Meiner Lebensgefährtin sage ich schon lange nicht mehr die Wahrheit. Sie glaubt, zumindest das Wenige, das hereinkommt, sei unter den Bedingungen des freien Marktes erwirtschaftet. Davon kann keine Rede sein. (…)
Ich fühle mich an einem Punkt angelangt, an dem von der Notwendigkeit (einer) Trennung von diesem System, … ohne die es den qualitativen Sprung nie geben kann, zu sprechen ist, wie Ulrike das ausgedrückt hat. Ihr und Andreas verdanke ich unheimlich viel. Und natürlich Holger. Vor allem strategisch. Das war während all der mageren Jahre so. Ich werde wie jeder kämpfen – und was anderes, eine andere Funktion habe ich nicht. Sätze wie dieser von Holger verstanden es, mich in kritischen Phasen moralisch zu unterstützen. Von ihm stammt auch folgendes Motto: Das Einzige, was zählt, ist der Kampf: jetzt, heute, morgen. Darin steckt eine Entschlossenheit, die ihresgleichen sucht und in der Lage ist, die eine oder andere Kalamität wie die Kleinigkeit aussehen zu lassen, die sie tatsächlich ist. Zumindest vorübergehend.
Nunmehr geht es darum, mich auf eine veränderte Situation einzustellen. In der Dialektik von Einzelnem und Kollektiv, das Instrument wird, das handeln kann, heißt es dazu bei Ulrike, Andreas und den anderen. Ich folge nicht länger meiner Intuition, sondern einer nüchternen Überlegung, einem Befehl, von mir selbst an mich selbst. Ein Befehl, hat Gudrun, wie ich finde, sehr treffend bemerkt, ist das, wovon einer überzeugt ist bzw. überzeugt wird. Und wenn das nicht möglich ist, dann ist … ein Befehl das, woran einer ausflippt.
Am liebsten würde ich ein Geschäft eröffnen.
© 2010 Luftschacht Verlag, Wien.