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Leseprobe: Daniela Ellmauer - "Geduldet, geschmäht, vertrieben."

Beim Anschluß war ich in Wien, und am nächsten Tag haben sie mich sofort eingefangen. Man hat mir gesagt, ich muß zur Roßauerlände kommen, muß mich stellen. Das war das Zentrum, die Polizeidirektion der Roßauerlände.
Ich hab mir gedacht, ich muß hingehen, denn wenn man mich fangt, das ist schlechter. Man hat auch damals noch nicht die Kosequenzen gewußt, was wirklich kommt. In Deutschland, da ist es doch ganz langsam gegangen. Die Kinder haben in die jüdischen Schulen gehen müssen, man hat keine arischen Hausgehilfen haben können, die Rassegesetze und gewisse Sachen eben. In Deutschland war es ja nicht so arg bis dahin, aber in Österreich ist es explodiert.
Nachdem die einmarschiert sind in Österreich, hat man in die Geschäfte arisiert, den Juden alles weggenommen, die Bankkontos gesperrt und Tausende Menschen verhaftet.
Auf der Roßauerlände haben sie mich sofort dabehalten. Keine Fingerabdrücke genommen, nichts. Nur eingesperrt. Schluß. Und von dort haben sie mich dann nach Linz überführt, weil die Nazis in Linz mich haben wollten. (S. 194)

In unserem Geschäft in Salzburg saß ein kommissarischer Verwalter, in Linz natürlich auch, und in Wels. Ich weiß nicht, ob meine Schwester sich noch irgendwie im Geschäft bewegen konnte und noch Gehalt oder Geld herausbekommen hat. Dann hat die Eterna das indirekt übernommen, da hat der Altstadt auch später noch ziemlichen Einfluß gehabt. Aber die Geschäfte, die von den Ariseuren übernommen wurden, sind zugrunde gegangen. Zum Schluß ist eigentlich nichts geblieben.
Schon mein Vater hat etwas Geld nach England geschickt, nicht sehr viel, aber etwas. Und Goldstücke hat er auch zu Hause gehabt, die haben meine Mutter und meine Schwester mitgebracht, als sie dann nach England gekommen sind. Damals durfte man noch Möbel mitübersiedeln, und sie haben die Goldstücke in den Möbeln versteckt gehabt.
Es war aber nicht genug, um weiß Gott was für Sprünge zu machen. Etwas Geld war draußen, gerade genug, daß man in London bescheiden leben konnte für einige Monate. (S. 196)

(c) 1998, Müller, Salzburg.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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