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Leseprobe: Daniel Glattauer - Ewig Dein.

Neben den schon üblichen Komplimenten, die kaum ein Gesichtsmerkmal, einen Körperteil oder einen inneren Wert Judiths ausließen, schmeichelten ihr die warmen Blitzlichtgewitter seiner Augen, die auf ihre Lippen niedergingen, sobald sie sie öffnete, um irgendwas zu sagen, wie belanglos auch immer es war. So hätte es für sie stundenlang dahingehen können.
Aber mit einer überraschend ruckartigen Bewegung nahm Hannes plötzlich ihre Hand, zog sie über die Tischmitte, vergrub sie in seinen Riesenfingern und löste damit ein seltsames Gefühl in ihr aus. Denn sein Blick war plötzlich ernst und feurig wie noch nie. Und er sagte, in einem ganz anderen, viel gewichtigeren Ton, als sich Frischverliebte beim ernsten Rendezvous gegenseitig ihre harmlosen Lebensgeschichtchen erzählen: „Judith, du bist die Frau, auf die ich immer gewartet habe. Dir will ich meine ganze Liebe geben.“ Da dies keine Frage war, wusste Judith auch keine Antwort darauf. So beließ sie es bei dem Hinweis: „Hannes, du bist so lieb zu mir. Ich kann es noch gar nicht begreifen.“
Ihre Hand hätte sie jetzt gerne wieder bei sich neben der Teetasse gehabt. Aber Hannes war noch nicht fertig damit. Besonders ihr vierter Finger war fest in seinem Griff, langsam schob sich da etwas über ihn, und es fehlte ihm jede Bewegungsfreiheit, es rechtzeitig abzuschütteln. Dann gab Hannes ihre Hand frei, und Judith durfte staunend die Veränderung an ihrem Finger betrachten. Dabei wirkte sie nicht sehr natürlich, solche Szenen hatte sie zu oft in Filmen gesehen. Und sie hielt sich an die dem Anlass gerechten Worte. „Hannes, bist du wahnsinnig?“ „Wie komme ich überhaupt dazu?“ „ Ich hab doch erst in fünf Monaten Geburtstag.“ Und auch „Das kann ich nicht annehmen“ war dabei.
„Betrachte es als eine kleines Erinnerungsstück an unsere Anfangszeit“, sagte Hannes. Sie nickte. „Gefällt er dir?“, fragte er. – „Ja, natürlich, er ist wundervoll“, erwiderte Judith. Das war ihre erste Lüge, Hannes mitten ins verklärte Gesicht.

(S. 34f)

© 2012 Deuticke Verlag, Wien.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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