Wir liefen unter einem Sternenhimmel auf und ab, zwischen niedrigen Häusern, am Ufer eines Sees, und hatten zwei Mädchen mit uns, die an einen Abschied nicht dachten. Therese war wieder munter, sprach von Bildern und Büchern, und wir beide, Pierre und ich, gingen darauf ein. „Genug von der Literatur“, rief irgendeiner nach einer Weile. Aber gleich darauf fingen wir von neuem an. Was war es nur, das uns vom „Ulenspiegel“ sprechen ließ, und von den schönen Fresken unseres Freundes Van der Gracht? Was hieß uns über Klettertouren in den Ardennen schwätzen, über die Brüsseler Oper und die malvenfarbige Poesie unseres Maeterlinck!
„Welch ein wahrhaft europäisches Zusammentreffen“, rief Pierre: „Zwei Kulturen und mehr – zwei Welten haben einander auf dem See gefunden.“
Doch ich hörte, daß hinter seinem Spott Verwirrung war, und ich sah die nachdenklichen Mienen der Mädchen. Gundels Atem war nah; ich roch den Heuduft ihrer Haare. Theresens Augen waren noch umschleiert. Hier gingen wir, nachts allein auf einer dunklen Straße, und plauderten und lachten – was war mit uns geschehen? (S. 38)
© 2011 Milena Verlag, Wien.