Das Ende der Schienen
Marie-Thérèse Kerschbaumers monologisch-meditative Gedichte
Nur für eine erfahrene Dichterin wie Marie-Thérèse Kerschbaumer ist es ratsam, sich in einer Textsorte zu beweisen, für die vor rund achtzig Jahren Rainer Maria Rilke den Maßstab gesetzt hat. Kein Zweifel, Kerschbaumer besteht auf ihre Art, wobei aus manchem Vers aus der Ferne das Echo eines Echos von einem Hölderlin-Gedicht dringt. "Noch ist Musik und der Engel Gesang."
Kerschbaumers Sympathie für das Altgriechische ist bekannt wie ihr ausgeprägtes lateinisches Formgefühl und ihr Stilsinn. Ihr Grundvertrauen in die Poesie besagt, dass deren Sprache sich von der profanen abheben sollte. Ihre Verse sind, wie Julian Schutting im Nachwort feststellt, erhaben, feierlich, "Gespräche mit Engeln, monologisch-meditative Gebete", sie sind, wie er überraschenderweise meint, "die Allüren einer Seherin". (S. 62)
© 2005, Mohorjeva Hermagoras, Klagenfurt Ljubljana Wien.