Der Mann, der unten auf der Straße ging, sah zu den Dächern hinauf. Jedes Haus, das er wieder erkannte, begrüßte er wie einen Freund. Ich weiß nicht, warum ich mich freue, dachte er. Ich habe keinen Grund dazu. Er ging langsam; einen Fuß schleppte er leicht nach. Er war müde von dem langen Weg. Es riecht wie früher. Ein wenig Staub, Bäume, ja; drüben ist der Park. Ein wenig Benzin. Die schlanken Autos inmitten der Trümmer! Und Teer. Das ist es. Die Hitze zieht den Geruch aus den geteerten Holzziegeln und aus den geschmierten Angeln der Rollläden, die jetzt geschlossen sind. Sie sehen einen stumm und feindselig an, grau und eigensinnig, wie schon immer. Das Gesicht der Stadt ist nicht anders geworden, wenn es auch Wunden hat. Wird das Haus stehen? Es hat keine Bedeutung, ob es steht oder nicht. Brot. Ja, der Geruch von Brot ist auch dabei. (...)
Die Straßenbahn kreischte in der Kurve. Die Funken spritzten vom Strombügel. Es war alles wie früher. Gesichter tauchten auf, die er kannte, wenn er auch nicht bestimmen konnte, wem sie gehörten.
Die Dame, der das Kleid um die schnellen Beine schlägt, die war ein schmutziges Straßenmädel vor zehn Jahren, als ich hier zum letzten Mal ging. Hier ist die Tabaktrafik. Der Briefkasten war gelb, jetzt ist er rot. Das ist der Unterschied.
Er stand unschlüssig vor der Trafik, befühlte seine Rocktaschen und spähte durch die Glastür. Hinter dem Pult saß eine jüngere Frau. Er erinnerte sich eines hakennasigen Alten, den er früher an dieser Stelle gesehen hatte. Er ging weiter.
(S. 7f)
© 2005, Picus Verlag, Wien.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.