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Leseprobe 1

TRÄUME DER FINSTERNIS

Annika Dick
Roman / Urban Fantasy

Fabylon

eBook, 186 Seiten

Aug. 2017, 3.99 EUR
auch als eBook erhältlich

»Das wird unser Jahr«, flüsterte Dhelia. »Endlich achtzehn. Auto fahren, wegbleiben, so lange du willst, grenzenlose Freiheit. Ach ja, und natürlich Omas Intensivkurs zum Thema ›Alles, was ihr schon immer über Uchawis und ihre Welten wissen wolltet – oder auch nicht‹. Müsste sich doch gut für dich anhören, oder?«
»Hört sich alles sehr gut an. Und wer weiß, vielleicht schaff ich es dieses Jahr sogar, dass du abends mit uns mitgehst.«
Dhelias Blick sagte mir deutlich, wie wenig sie davon hielt. Nicht, dass ich etwas anderes erwartet hätte. Seufzend sah ich mich nach unserer Familie um. Vater und Großmutter standen mit der Familie Freund von nebenan einige Schritte von uns entfernt. Weit genug, dass sie unsere Unterhaltung nicht hören konnten.
»He, es ist gleich so weit. Zehn, neun, acht …« Wir stimmten mit ein und zählten bis null. Normalerweise konnte man von unserem Zuhause die Glocken der katholischen Kirche drei Straßen weiter hören. Das Feuerwerk, das gerade in der ganzen Nachbarschaft den Himmel erhellte, ließ die Glockenschläge aber nicht zu uns durchdringen. Im nächsten Augenblick schlang Dhelia ihre Arme um meinen Hals und ich drückte sie an mich, als ich ihr ein frohes neues Jahr wünschte.
»Hier steht ein sich ausgeschlossen fühlender bester Freund.« So sehr er sich auch bemühte, wirklich traurig klang Alex nicht. Trotzdem ließ Dhelia mich los, um ihn zu umarmen und auf die Wange zu küssen. Daran, dass Alex uns beide seit seinem letzten Wachstumsschub um einen Kopf überragte, hatten wir uns inzwischen gewöhnt.
»Ich geh mal zu Papa, bevor der sich auch noch vernachlässigt fühlt.« Hinter Alex’ Rücken warf Dhelia mir einen Blick zu, den ich von ihr nur allzu gut kannte und bisher erfolgreich ignoriert hatte.
»Hey.«
»Hey. Frohes neues Jahr.« Es fühlte sich gut an, Alex zu umarmen, warm und sicher. Und das war etwas, was ich auf keinen Fall verlieren wollte. Egal, was Dhelia davon hielt.
»Küss sie schon endlich!« Als die Stimme von Alex' Bruder Patrick zu uns herüberdrang, ließ ich meine Arme schlagartig sinken.
»Patrick!« Offensichtlich hatte auch Frau Freund etwas gegen die lose Zunge ihres Erstgeborenen einzuwenden.
»Ach komm schon Ma, es wird höchste Zeit.«
Ich machte einen Schritt von Alex weg und er fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Doch es fiel ihm schon wieder in die Augen. Schade. Er hatte nämlich sehr schöne hellbraune Augen, auch wenn sie immer etwas traurig wirkten.
»Mein Bruder ist ein Idiot.« Dabei lächelte er dieses schiefe Lächeln, bei dem sich nur ein Mundwinkel nach oben zog. Patrick hatte die Angewohnheit, seinen kleinen Bruder zu blamieren, wann immer er konnte. Musste wohl so ein Brüderding sein. Zumindest wäre es mir im Traum nicht eingefallen, Dhelia so vorzuführen.
»Weiß ich doch.« Ich wandte mich um und zusammen gingen wir zu unseren Familien, um ihnen allen ein frohes neues Jahr zu wünschen. Dhelias offensichtlich frustriertes Kopfschütteln ignorierte ich. Seit einigen Monaten schon versuchte sie sich erfolglos als Kupplerin zwischen Alex und mir.

Szenentrenner


Donnerstag, 1. Januar

»Wann machst du endlich reinen Tisch?« Als ich nach dem Duschen zurück in mein Schlafzimmer trat, saß Dhelia auf meinem Bett, meine Katze Sol hatte sich auf ihrem Schoß zusammengerollt. Diese genoss es sichtlich, von Dhelia gestreichelt zu werden und schnurrte so laut, dass ich es quer durchs Zimmer hören konnte.
»Ich habe keine Ahnung, wovon du redest.« Ich drehte meiner Schwester den Rücken zu und stellte mich vor den Spiegel, um mir die Haare zu bürsten. Wenn ich das nicht direkt nach dem Duschen tat, würden sie am nächsten Tag wie Stroh aussehen. Dhelias Seufzen bestätigte meine Befürchtung. Für sie war das Thema noch nicht vom Tisch.
»Ich rede von Alex und dir. Wann gestehst du dir – und ihm – endlich ein, dass du mehr als nur eine gute Freundin für ihn sein willst? Er will es doch auch, das sieht ein Blinder. Mensch, Patrick sieht es sogar.«
Ein nerviger Knoten hielt die Bürste auf und ich versuchte verzweifelt, sie loszubekommen.
»Wir sind nur Freunde. Nicht mehr, nicht weniger.« Ich musste Dhelia noch nicht einmal ansehen, um ihren Blick zu erahnen: ungläubig, vorwurfsvoll. »Ich denke sowieso, dass es besser ist, wenn zwei Freunde niemals dieses Pärchenexperiment angehen. Das macht doch nur die Freundschaft kaputt. Für immer. Niemand kann mir sagen, dass man danach wieder befreundet sein kann. Entweder man geht erst gar keine Beziehung ein oder man verliert später einen Freund. Ich will Alex nicht verlieren. Dazu bedeutet er mir zu viel.« Endlich löste sich der Knoten und die Bürste fuhr ungehindert weiter durch meine Haare. Als ich den Kopf hob und in den Spiegel sah, stand Dhelia direkt hinter mir.
»Du hörst immer so sehr auf deinen Kopf, dass du darüber das Wichtigste vergisst.«
»Und das wäre?« Schmunzelnd lehnte ich mich gegen sie und neigte den Kopf, bis wir direkt nebeneinander im Spiegel zu sehen waren. Schwarz und Weiß. Dhelias rechte Hand erschien vor mir im Spiegel und tippte auf meine linke Seite, genau über dem Herzen.
»Das hier.«
»Aber darauf zu hören, kann sehr leicht zu Schmerzen führen. Mein Kopf hält mich davon ab. Es ist sicherer. Und tut nicht weh.«
Das Seufzen und die hängenden Schultern zeigten mir, dass das nicht die Antwort war, die sie erhofft hatte.
»Gute Nacht, Dagny.«
Ich sah ihr im Spiegel nach, als sie mein Zimmer verließ und die Tür leise hinter sich schloss. Einen Moment starrte ich auf die geschlossene Tür und dachte über Dhelias Worte nach. Auf das Herz zu hören war viel zu gefährlich, auch wenn sie das nicht wahrhaben wollte. Unser Vater hatte auf sein Herz gehört, als er unsere Mutter geheiratet hatte, und sie war einfach davongelaufen. Nein, das brachte einem nur unnötigen Schmerz. Das würde ich nicht zulassen.
»Dann passe ich eben auf uns beide auf. Und auf dich besonders gut.«

Szenentrenner


Samstag, 3. Januar

»Wie wäre es, wenn wir erst darüber abstimmen, was genau wir überhaupt lernen müssen. Ich meine, kein Mensch kann alles wissen. Richtig? Ich weiß ja kaum genug über unsere eigene Welt, da kann ich doch nicht alles über zwei weitere lernen.«
Oma schmunzelte über Dhelias Worte und schüttelte den Kopf.
»Eines Tages wirst du froh darüber sein, alles über die Uchawi und ihre Welt zu wissen. Und wenn du glaubst, mehr über die Erde lernen zu müssen, können wir sicherlich einen Ferienkurs oder etwas Ähnliches für den Sommer finden.«
»Das heißt also, wirklich alles?« Dhelia seufzte und sah ein, dass sie sich ihrem Schicksal ergeben musste.
»Komm schon, das ist doch interessant.« Ich stieß gegen ihre Schulter und erntete einen skeptischen Blick aus ihren braunen Augen.
»Theoretisch schon, aber wenn ich an die ganzen Vokabeln denke …«
»Du bist diejenige, die zwei Sprachen als Leistungskurse genommen hat! Vokabeln sollten dich am allerwenigsten schrecken.«
»Das ist etwas völlig anderes. Jeder auf der Welt spricht Englisch und selbst Französisch wird im Gegensatz zu deinem Latein auch noch von sehr vielen Lebenden gesprochen. Aber die Sprache der Uchawi? Ich meine, wir werden kaum einen Ausflug in eine ihrer Welten machen, um mit ihnen zu reden, oder?«
»Aber …«
»Es reicht jetzt, ihr beiden! Dhelia, du kannst machen, was du willst, du wirst die Worte genauso lernen wie Dagny. Und das hier wird euch dabei helfen.« Oma zog ein großes, in Leder gebundenes Buch hinter ihrem Rücken hervor und legte es vor uns auf den Tisch. »Ikattha«, sagte sie lächelnd und schob es etwas näher an uns heran. »In diesem Buch steht alles, was die Linie der Zwillinge bisher über die Uchawi weiß. Natürlich kann es noch vieles geben, das hier nicht drinsteht, und es ist sehr gut möglich, dass es niemals vollständig sein wird. Schließlich entwickeln sich deren Welten genauso wie unsere ständig weiter. Aber es ist alles, was wir haben. Also behandelt es gut.«
Ich biss mir auf die Unterlippe und reckte den Kopf, um das Buch besser zu sehen. Was wohl alles darin stehen würde? Welche Geheimnisse es uns erklären würde? Ich drehte mich zu Dhelia um und sah, dass auch sie nicht mehr so desinteressiert wirkte. Wobei fast jedes Buch diese Reaktion bei ihr auslöste, wenn es älter war als wir.
»Dann … sollten wir vielleicht mal anfangen es zu lesen?«, fragte sie zaghaft und ich konnte sehen, wie Oma versuchte, ein Grinsen zu verbergen, als sie großzügig nickte.
»Ich hole mir einen Tee. Möchtet ihr auch etwas?«, fragte sie, als sie sich von ihrem Stuhl erhob und an den Küchenschrank ging, um sich eine Tasse zu holen.
»Kakao.«
»Kaffee.«
Während Oma in der Küche war, schlug Dhelia endlich das Buch vor uns auf und meine Gedanken waren vollkommen von dem Inhalt des alten Leders gefangen genommen. In Omas ordentlicher Handschrift befand sich dort ein Inhaltsverzeichnis, das alle Texte auflistete. Der älteste reichte bis ins Jahr 780 zurück.
»Meinst du wirklich, das kann irgendjemand lesen?«
Dhelia blätterte zu der Seite vor, an der dieser uralte Text über die Santulana-Zwillinge von einem Luitfrid stand.
»Ich glaube schon, dass wir das lesen können.« Dhelia grinste mich an und deutete auf das Buch.
»Wieso …«
»Das Buch wurde über die Jahrhunderte immer wieder erweitert und die alten Texte auf den leeren Seiten neu abgeschrieben, damit es lesbar und in gutem Zustand bleibt«, erklärte Oma, noch bevor ich meine Frage zu Ende stellen konnte.
»Aus eigener Beobachtung kann ich berichten, wie sich das Schicksal der Geburt auf Seiten des Lichts oder der Dunkelheit auf das Leben derer Zwillinge auswirkt, die als Santulana geboren sind«, begann Dhelia zu lesen. Doch mit jedem Wort, das sie las, wurde sie leiser. »Während die eine Schwester gut, edel und von unschuldigem Wesen ist, so ist die andere durchtrieben und bösartig. Wie die zwei sehr verschiedenen Arten, in die man die Uchawi, alle Wesen magischen Ursprungs, unterteilt, so kann man auch diese Zwillinge eindeutig je einer Seite zuordnen. Ebenso wie die Uchawi entweder den Guten, den Prakasa, oder den bösen Paracha‘i zuzuordnen sind, spiegeln sich Licht und Schatten auch in ihrem ganzen Äußeren.« Langsam blickte Dhelia von dem Buch auf und sah Oma fragend an. »Der Kerl lässt mich wie die Ausgeburt der Hölle klingen!«
»Dhelia …«
»Was? Es stimmt. Hier: ›Für die Zukunft der Menschheit ist es erstrebenswert, dass nur der helle Zwilling, die Sefada, einem Manne versprochen wird und die Familie fortführt. Der dunkle Zwilling, die Kala, sollte in einem Kloster untergebracht werden, wo sie ihre Sünden bereuen kann. Unter keinen Umständen darf man dieses dunkle Wesen ohne Aufsicht unter den Menschen wandeln lassen.‹ Und dann zählt er noch eine ganze Reihe anderer netter Arten auf, wie man mich ›auf heiligem Boden‹ festhalten sollte, damit ich die Menschheit nicht ins Verderben stürze!« Dhelias Stuhl fiel mit einem Knall auf den Boden, als sie aufsprang. »Danke, ich habe genug von diesem dämlichen Buch! Und von Uchawi und allem, was dazugehört! Wenn ihr mich entschuldigt, ich gehe dann in mein Zimmer und bereue meine Sünden.«
»Dhelia, warte …«
»Lass sie.« Oma legte mir die Hand auf die Schulter und hielt mich zurück. »Ich hatte gehofft, sie versteht, was ich meinte, als ich sagte, dass das Buch von Menschen geschrieben wurde. Nicht alles darin muss stimmen.«
»Ich rede mit ihr.«
»Dagny, bleib hier.« Oma drückte mich zurück auf den Stuhl, als ich aufstehen wollte. »Dhelia wird sich schon beruhigen. Ich rede heute Abend noch einmal mit ihr.«
Ich nickte widerwillig und setzte mich wieder hin. Oma stellte mir den Kaffee auf den Tisch und nahm das Buch mit sich, als sie aus der Küche ging. Lange hielt ich es allerdings nicht aus, und sobald ich hörte, wie sich die Tür zur Bibliothek schloss, rannte ich aus der Küche und die Treppen hinauf. Doch schon auf halben Weg in den ersten Stock hörte ich vom Dachgeschoss her Musik. Laut und düster. Dhelia musste ihre Stereoanlage auf volle Lautstärke gedreht haben. Wie sie sich bei diesem Lärm, den sie Musik nannte, beruhigen konnte, war mir ein Rätsel. Aber Oma hatte Recht: Bisher hatte sich Dhelia nach einer solchen Lärmbelästigung immer beruhigt.

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