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Startseite > Bücher > Belletristik > Ammann Verlag > Christoph Geiser > WENN DER MANN IM MOND VERWACHT. EIN REGELVERSTOSS. > Leseproben > Wenn der Mann im Mond erwacht

Wenn der Mann im Mond erwacht

Meridiane
WENN DER MANN IM MOND VERWACHT. EIN REGELVERSTOSS.

Christoph Geiser
Roman / Belletristik

Ammann Verlag

Meridiane: Band 109
304 Seiten
ISBN: 978-325060109-8

Aug. 2008, 1. Auflage, 19.90 EUR
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Netter junger Mann, wir sagten’s doch – und mehr können wir noch gar nicht sagen. Name, bürgerlicher? Alter? Zivilstand & Berufsstand? Familiäre Herkunft? Das Alter hammerschon; approximativ; und es genügt. Wir sind da nicht so festgelegt, so engstirnig, borniert, fixiert – was sich in gewissen Alters-Grenzen hält, mag uns Imago sein und läßt das Gefieder sprießen unsrer Imagination ... Junger Mann – sagt sich so leicht & nett – und sagt doch, meinen Sie, gar nichts? Wir unterscheiden in den (Schutz-) Alters-Grenzen, die wir meinen – Ausschnitt aus der Ewigkeit & darin quasi (Küchen-) Fenster – in den Grenzen unsrer Endlichkeit also –, vom jungen Mann den Burschen, der so achtzehn, neunzehn, allenfalls schon Anfang Zwanzig ist; den Jüngling, der ist meistens siebzehn, flüchtig als Gestalt, wie’s manche chemischen Verbindungen sind, Flugsand, flatterhaft, Gefieder pur (flirrend vor den Augen der Kontur), unfaßbar, ein instabiler Aggregat-Zustand, Ideal-Zustand u. U.! für kurze Zeit; für einen Augenblick von unbestimmter Dauer; unhaltbar. Luftgeist; Baum-Spalt. Genaugenommen nicht Imago, nein, sondern, als Gestalt, Idee – ästhetische, materialisierte – doch, doch: auch wir können Ideen sehen! – schier alterslos im Grund, als wehte da, so im Vorüberwehn (auf Rollbrettern, Fußbällchen in Turnschühchen, merkurisch hermesmäßig), ein Hauch von fremden Ewigkeiten in unsre Endlichkeit herüber, nicht abzuspeichern, abzurufen; für die Endlichkeiten – dies endlich! endlich! – ungeeignet. Und weiter sollten wir, meinen Sie, uns nun nicht gar zu detailliert in meta-physische Spekulation verlieren, der Sicherheit halber, meinen Sie ... das Bürschchen? Ist’s schon sechzehn? Sehr gefährlich! (daß es keinen Schaden nähme an seinem Gefieder!) Und der Knabe, ja, der Knabe ... wenn wir’s nicht ironisch meinen, wie so oft, sondern recht eigentlich ... erotisch ... der eigentliche Knabe, der eigentlich erotische, fertige Imago der Kindheit, Puppe der Jünglingsgestalt, Larve schon des jungen Mannes womöglich ... ’n Püppchen, meinen Sie, mit Schamhaar? Nein. Dreizehnjährige warn unsre Sache nie, die pure Ungestalt, im Zustande der Umgestaltung ... der zehnjährige Knabe? Schlicht verboten! Lebenslänglich – oder: Lynching. Kopf ab. Schwanz ab. Und so ist der junge Mann uns doch für unsre Zwecke ideal. Fertige Imago! Ausgebuildete Gestalt; geschlüpft & ausgereift. Stabil für eine ganze Weile, haltbar; nicht, wie’n Sommervogel, so wollen wir doch hoffen, für einen Sommer nur. Da geht’s uns, wenn wir lauern, hinterm Fenster, unsichtbar, nicht um Entpuppung, um Enthüllung eher; um Offenbarung, ja, um Zeigefreudigkeit im Idealfall; um Entblößung, wenn immer möglich, unabsichtliche zumeist & absichtslose – so viel wie möglich, meine ich ganz einfach, abzulichten; zu belichten, abzuspeichern; zu er-spähen, um es – quasi – zu be-sitzen, denn zu erwerben ist’s doch in den meisten Fällen nicht ... zu erjagen, meinen Sie?, zu erlegen?, zu legen schlicht, heißt zu erobern ... ja, was denn eigentlich?!, fragen Sie; und Sie fragen’s womöglich zu Recht. Das Gefieder womöglich? Die Gestalt? Den Körper? Körper-Teile? Wir brauchen Informationen, Mann! Um die Imago unsres Roten Ritters, Retters unsres Sommers, als Imago des jungen Mannes von den Imagines all der andren jungen Männer abzugrenzen, die Imago einzugrenzen, zu spezifizieren, sie einzuordnen im Koordinaten-System unsrer Imagination, sie in unsrem imaginativen Daten-Netz kurzum zu fangen ... und so meinen Sie, sollten wir uns jetzt zuallererst ... um den Zivilstand kümmern womöglich? Den Zivilstand?! Was kümmert uns denn der Zivilstand, ja ein allfälliger Ehestand womöglich ... Ehemann, der junge Mann? Familienvater gar? ’n Papi?! Der Zivilstand, der schlichte, ist heut’ nicht mehr maßgebend – für den Stand, der uns bekümmert; bei dem Zuviel-Stand womöglich ... von der Reibung, bei dem Ritt; dem Tempo; der Appetenz, dem Appetit, dem schlichten ... worauf der steht hingegen (und folglich), wie man hier landläufig sagt, ist als Information nicht ohne Relevanz. Und Reiz. Für unsre Imagination. Und seine; in der unsrigen notabene. Und wär’s auch ein Familienpapi ... Ach, wir werden es erfahren, zwangsläufig, wie wir lauern! Unsichtbar & täglich. Auch wenn wir’s doch im Grunde unsres Herzens ahnen ... aus statistischen Gründen, meinen Sie?, des Charakters seiner Maschine halber – denn das Fahrzeug, sagt doch Herr Virilio, wenn wir uns nun recht erinnern, ist das Weib des Mannes – und so hätt’s Charakter? Ohrenbetäubend! Pferdestark! – sein Weib? das Fahrzeug? – oder aus Erfahrung einfach. Erfahrung mit Charakter & Geschlecht? Erfahrung (und/oder Resignation) im Umgang, jahrzehntelang!, mit diesen Augen-Winkel-Männern; diesen Augen-Winkel-Blicken; es ausm Winkel, womöglich noch dem falschen, und auf den ersten (Augen-) Blick zumindest zu erahnen (wenn wir’s schon nicht erfühlen: und noch bevor wir es zu spüren bekommen womöglich), und wär’s auch nur ... ja, was denn?, fragen Sie?, erahnen, spüren, fühlen? Den Charakter? Das Geschlecht?! ... am Mundwinkel, der eigentümliche Zug. Das Sphingische. Die Kopfbewegung beim Abstülpen des Helms. Die Handbewegungen, die Motorik, dies Aufreißen der Bomberjacke mit den Zähnen, bübisch irgendwie, so bubenhaft, ja burschikos ... und doch hat’s dann erstaunlich lang gedauert, bis wir es sahen, den Beweis (für seinen Stand) quasi vor Augen stehen hatten ... irgendwann hängt doch an dem, an seiner Hand, der lieben, beim Aus-Gang, an seiner Brust, der liebenden!, im Hinterhof, ja an seinem Nacken!, ihm im Rücken, als veritabler Sozius – und vor unsren Augen liebevoll verpackt! – ein Weib; ein schlichtes; passables; altersmäßig passendes, ja ganz gewöhnliches; normale Verhältnisse quasi, egal ob nun eheähnlich oder eher saisonal und somit flüchtig, bei der Hektik!, dieser Fluktuation!, so genau können wir, unsrer Natur gemäß, das eine von dem andren, bei der Fluktuation von Figur & Frisur womöglich, doch nicht unterscheiden – wir ahnten’s ja!, obwohl’s erstaunlich lange dauerte, bis wir es wußten. Und – es bräche uns ... Wieso? Was soll’s uns ... brechen?! Sind wir’s nicht längst gewöhnt & ist’s unsrer Imagination nicht längst willkommne Information?! Was ändert’s eigentlich, haben wir uns zu fragen, ob nun ein Weib (ein ganz passables) oder ein andrer junger Mann (ein womöglich sehr passabler) als womöglich ernstzunehmender Sozius ... wir kommen ja eh nicht in Betracht, unsichtbar, wie wir sind, und längst ...

© Ammann Verlag & Co., Zürich.


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