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Duell im Mintauer

DIE LETZTE FAHRT DER ENORA TIME

Andreas Gruber
Roman / Kurzgeschichtenband

Shayol-Verlag

Taschenbuch, 187 Seiten
ISBN: 978-392612623-8

Okt. 2003, 2. Auflage, 12.90 EUR
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Der alte Schiffshangar stand bis auf wenige Container leer. Hier konnte man jemanden problemlos ohne Zeugen zusammenschlagen.
'Du hast zwanzigtausend Dudok aus meinem Safe mitgehen lassen!' Lucius schnippte mit den Fingern. Die Ragoon-Droiden, die im Halbkreis um Bone standen, rissen die Waffen hoch. Die Projektile luden sich mit einem schrillen, sirenenartigen Ton in die Kammern der Reseeder.
'Lucius, es ist nicht so, wie du denkst ...' Bone schluckte. 'Ich hätte dir das Geld zurück gegeben.' Mit der linken Hand tastete er instinktiv über den breiten Hüftgurt. Dort spürte er nur das leere Holster, in dem vor wenigen Minuten seine Clutek mit dem vollen 36er-Magazin integrierter Samson-Projektile gesteckt hatte.
Lucius, sein ehemaliger Boss, versuchte zu lächeln, doch kam dabei nur ein schiefes Grinsen heraus. Er nickte, einer der Droiden schwang die Reseeder herum und stieß den Kolben der Waffe in Bones Rippen. Aus seinen Lungen zischte die Luft wie aus einem Dampfkessel. Er strauchelte, sackte zusammen, schlug mit den Knien am Boden auf und krümmte den Oberkörper zusammen.
'Oh Scheiße!' Bone presste die Hand gegen die linke Seite. Der Ragoon-Droide holte erneut aus und schwang den Kolben über Bones Nacken. Lucius Hand schnellte empor, der Droide erstarrte.
Vom Boden aus schielte Bone in die smaragdgrünen Augen der Biomaschine. Mit bloßen Händen könnte er dem Droiden das Motherboard aus der Wirbelsäule reißen und ihn kampfunfähig machen. Wahrscheinlich würde es ihm noch gelingen, einem zweiten heranstürzenden Droiden mit einem Jit Su Do-Kick den Schädel vom Rumpf zu schmettern, doch spätestens dann würden ihn die anderen Biomaschinen mit den Reseedern durchsieben. Anschließend würden die Chirurgen seinen Leib nicht einmal in einem Neurotank zusammenflicken können, sondern seine Überreste kurzerhand zu den Schwefelminen hinausbringen lassen.
Bone verzerrte das Gesicht, drückte die Hand gegen die angeknackste Rippe und rappelte sich keuchend auf. Lucius ging auf ihn zu. Was hatte er vor? Aus der Innentasche des schwarzen Anzugs zog er ein fingernagelgroßes Objekt.
'Was haben wir denn da?' Lucius hielt den ovalen Chip zwischen Daumen und Zeigefinger. Selbstgefällig warf er den Kopf in den Nacken, sein ergrauter, straff geflochtener Zopf tanzte wie ein Seil hinter dem Rücken.
'Eine Holocard', keuchte Bone, ohne das Objekt zu betrachten. Er wusste, was sich darauf befand.
'Eine Holocard?' Lucius silbergraue Augenbrauen verengten sich. 'Deine Holocard, du Mistkerl!' Sein Finger zeigte auf Bones Brust.
Bone nickte stumm, blinzelte und spannte den Körper an, vorbereitend auf den nächsten Hieb, den ihm der Droide jeden Augenblick zufügen würde. Doch geschah nichts weiter. Die Biomaschine stand regungslos hinter ihm, bereit, mit dem Kolben der Waffe zuzuschlagen.
'Meine Droiden haben sie zufällig in deinem Gepäck gefunden!'
Miese Ratte, dachte Bone. Zufällig gefunden! Seine Reisebox war aufgebrochen und ihr Inhalt genauso zerstört worden, wie der Rest des Zimmers. Was würde die Hotelleitung dazu sagen? Von der Tür hingen nur noch Metallsplitter im Rahmen. Bett, Tisch, Kasten und die Badezimmerarmaturen waren von Reseeder-Projektilen verkohlt worden, und der Bodenbelag sah aus, als wäre eine Batterie Boomerang-Tretminen im Raum detoniert. Er hatte das Zimmer gar nicht betreten, sondern war über die Treppe zum Hinterausgang gestürzt. Dort hatten die Biomaschinen auf ihn gewartet und ihn zum Hangar gezerrt.
Lucius kam vor Bone zum Stehen und drehte die Holocard wie eine Münze zwischen den Fingern.
'Lass uns doch mal sehen, was da drauf ist ...'
'Nein!', entfuhr es Bone eine Spur zu hastig.
'Nein?', wiederholte Lucius. 'Warum? Ich kann es gar nicht erwarten, zu erfahren, wofür du mein Geld verpulverst.'
'Ich kann es dir erklären ...'
'Halt den Mund!', schnauzte Lucius. 'Sehe ich etwa so blöd aus, dass du mir etwas erklären müsstest?'
Lucius aktivierte den Infoscan am Handgelenk und ließ den Raster über die gerippte Oberfläche des Chips wandern. Sekunden später flimmerte ein Hologramm vor Lucius Augen auf. Das Bild zeigte Sternkarten, astronomische Koordinaten, eine elliptische Flugbahn und einen Langstrecken-Raumfrachter im Querschnitt.
'Oho!', rief Lucius erstaunt. 'Ein Ticket für morgen Abend auf der Rochus III. Sieh an, sieh an! Bone, ich bin überrascht! Für so dämlich hätte ich dich nicht gehalten.'
Verflucht! Das Hologramm entfaltete sich zu weiteren Details.
'Sogar für zwei Personen, noch dazu in einer Kabine am A-Deck. Du lässt es dir ziemlich gut gehen - für mein Geld', stellte er fest. 'Wohin fliegt die Rochus III?'
'Nach Tooheran', röhrte die blecherne Stimme eines Ragoon-Droiden.
'Dachtest du etwa, ich ließe dich von hier abhauen - noch dazu mit Zylla?' Lucius wandte sich an Bone. 'Ich weiß von euch beiden!'
'Ich biete ihr das, was du ihr nie ...'
'Sie ist verwöhnt!' Lucius lächelte. 'Was kannst du ihr schon geben, außer einem Leben auf der Flucht?' Er wischte mit der Hand durch die Luft. 'Ich würde euch überall finden ... selbst auf Tooheran!'
'Drogen, Waffen, Bandenkriege, das Blutvergießen und die Vergeltungsschläge - wie viel Unschuldige hast du auf dem Gewissen? Meinst du, das wäre ein Lebensinhalt für Zylla? Sie hat es satt!', spie Bone verächtlich aus. 'Mit deinem letzten Exempel gegen Vito hast du sie endgültig abgestoßen!'
'Du wirst weich, Bone!' Lucius schnalzte mit der Zunge. 'Mein bester Auftragskiller wird weich wie ein altes Weib. Für dich wird es Zeit auszusteigen!', stellte Lucius mit einem bedauerlichen Unterton in der Stimme fest. 'Bone, Bone, Bone ...', seufzte er und schüttelte den Kopf. 'Einen Waschlappen wie dich hat Zylla bald vergessen.'
'Sie liebt mich!'
Lucius Arm stockte mitten in der Bewegung. 'Dich armselige Kreatur?' Lucius Halsschlagader quoll wie ein Kabel unter der Haut hervor.
Bone wusste, er hatte soeben einen Fehler begangen, trotzdem fuhr er fort. 'Du kannst Zylla nicht aufhalten! Wenn sie nicht mit mir geht, flüchtet sie mit dem nächstbesten Typ von dir und deinen Schrottmühlen ...'
Lucius Kopf fuhr herum, im gleichen Augenblick spürte Bone den Schlag gegen den Kiefer. Die Wucht riss ihn von den Beinen. Sein Kopf flog herum, und er schlug am Boden auf. Über sich hörte er das mechanische Klicken der Gelenke, als der Droide in seine Ausgangsposition zurück wippte. Keuchend blieb er liegen, mit der Zunge tastete er über Lippen und Zähne. Er schmeckte Blut, ein dünner Faden lief ihm aus dem Mundwinkel. Unter Schmerzen verzerrte er das Gesicht und ließ den Unterkiefer knirschend von links nach rechts wandern. Bevor der Droide zum nächsten Schlag ausholte, würde er der Maschine mit der Faust die Siliziumschaltkreise zertrümmern, schwor er sich.
Mit einem Handgriff ließ Lucius das Hologramm in sich zusammenfallen. Ein neuer Gedanke schien ihm zu kommen, sein Blick wurde ernst.
'Was willst ausgerechnet du auf Tooheran? Etwa Heimweh? Auf einmal?', fragte er spöttisch. 'Zieht es dich nach Hause? Weit weg vom guten, alten Lucius? Glaub mir, Bone, dort ist es viel zu langweilig für dich!' Er betrachtete ihn und schüttelte den Kopf. 'Woher hast du eigentlich diesen albernen Namen?'
Auf Lucius musste seine hagere Gestalt geradezu lächerlich wirken. Wie eine Marionette lag er da, im speckigen Raumanzug, in ausgetretenen Stiefeln, mit dem breiten Hüftgurt und dem Holster für die Clutek, das ihm lose am Oberschenkel hing.
'Du solltest dich sehen!' Angewidert verzog Lucius das Gesicht. 'Struppig, unrasiert, verfilzt! Drei Tage alleine im Hotel, und du siehst aus wie ein schäbiger Tramp, der vergammelten Tofu frisst und sich in den Frachttanks der Raumgleiter herum treibt.'
'Du siehst auch nicht gerade aus wie jemand, den ich meiner Mutter vorstellen würde.'
'Meine Güte! Bin ich froh, dass mir der Anblick deiner Alten erspart bleibt!' Lucius grinste und blickte sich amüsiert nach den Droiden um. Die Biomaschinen standen jedoch stumm und regungslos in Formation. Was sollten die humorlosen Bestien auch anderes tun, dachte Bone.
'Armer Bone', seufzte Lucius. 'Aus eurer Flucht nach Tooheran wird wohl nichts.' Er schnippte die Holocard wie eine Münze auf den Boden. Der Chip kullerte davon. Hastig streckte Bone die Finger danach aus, doch kam Lucius ihm mit dem Stiefelabsatz zuvor. Es knirschte, am Boden blieb eine pulverisierte Staubschicht zurück.
Bone starrte auf den traurigen Rest, der von den zwanzigtausend Dudok übriggeblieben war. Ohne diese Holocard würde die Kabine auf der Rochus III morgen Abend leer bleiben. Gott, er sah Zylla bereits vor sich, wie sie ihn dafür verfluchte. Wahrscheinlich würde sie nicht einmal toben und ihn anschreien, sondern ihm ohne Warnung die Augen auskratzen. Aber im Moment war Zylla sein geringstes Problem. Lucius hatte etwas mit ihm vor, bald würde er herausfinden, was.
Lucius ging keuchend in die Hocke, sein Anzug raschelte, als er Bone von oben herab betrachtete. 'Wie es aussieht, wirst du noch ein Weilchen auf Hermetun festsitzen.'
'Bastard!'
Lucius Lächeln versteinerte. 'Tot oder lebendig ... das hängt von dir ab!'
Er fixierte Bone, keine Miene regte sich in seinem Gesicht. Schließlich streckte er den Zeigefinger aus. 'Fakt ist: du schuldest mir immer noch zwanzigtausend Dudok.'
Bone antwortete nicht.
'Dich überstürzt zu töten, wäre demnach unklug, habe ich recht? Anschließend können dir die Droiden immer noch das Gehirn aus dem Schädel pusten.' Lucius deutete zu den Biomaschinen, die wachsam im Halbkreis um die beiden standen.
'Anschließend an was?', krächzte Bone.
'Da! Wisch dir das Blut aus dem Gesicht!' Lucius zog ein Tuch aus dem Anzug und warf es vor Bone auf den Boden.
Bone griff nicht danach. Mit dem Handrücken wischte er sich über die Lippen.
'Dann will ich dir mal sagen, was du tun musst, um am Leben zu bleiben, mein Bester.' Lucius schnalzte mit der Zunge. 'Ich biete dir einen Deal an ... eine faire Chance.'
Bone wusste, was fair auf einem Planeten wie Hermetun bedeutete, besonders wenn es aus Lucius Mund kam.
Lucius stemmte sich keuchend hoch, verschränkte die Arme vor der Brust und schritt gemächlich um Bone herum.
'Hör genau zu, mein Kleiner ...'

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