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Geister haben's auch nicht leicht

ZWISCHEN DEN WELTEN

Oliver Wehse (Hrsg.)
Anthologie / Fantasy

Tordenfjord Verlag

Taschenbuch, 310 Seiten
ISBN: 978-393994813-1

Jan. 2009, 14.95 EUR
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Mark Staats
Geister haben’s auch nicht leicht

Capuzine hatte immer noch nicht den Ausgang aus dem Elbengrab erreicht, in das sie durch einen dummen Zufall gefallen war. Das lag zum Einen daran, dass der Weg lang war. Zum Anderen gab es viele Räume und Nischen, die untersucht werden mussten. Darin waren sich ihr Abenteurer-Gen und ihr Frauen-Gen ausnahmsweise mal einig. Es war fast wie eine Einkaufstour und so... na ja, eben abenteuerlich.
Sie öffnete jede Truhe, jeden Schrank. Es dauerte nicht lange, da hatte sie doch wieder eine größere Tasche bei sich. Sie entdecke Kleider, eins schöner als das andere. Capuzine war sich gewiss, dass niemand die Kleider mehr brauchen würde, und eh sie von Motten zerfressen würden, war es doch besser, sie für die Nachwelt zu retten. Eigentlich ging es ja eher darum, sie selbst anzuziehen, aber ‚für die Nachwelt retten’ hörte sich einfach edler an. Mit diversen Schuhen verhielt es sich genauso.
Die Tasche hing ziemlich ausgebeult an ihrer Schulter, die Nähte ächzten unter der Beanspruchung. Zur Sicherheit packte sie noch etwas Gold und Edelsteine ein. Man konnte ja nie wissen.
Das war ein Fehler. Nebel strömte aus dem Boden vor ihr. Capuzine verlangsamte überrascht ihre Schritte. So dicht wie irgendwie möglich drückte sie sich an die Wand, zog ein Schwert. Licht in vielen Farben, ohne erkennbare Quelle, begann zu flackern. Wäre jetzt noch ein Lied mit einhundertfünfzig bpm gespielt worden, hätte sich Capuzine in der feinsten Psychodelic Disco wiedergefunden.
Wenige Schritt trennten sie vom Ausgang, der die Freiheit bedeutete. Doch diese schien gerade unüberwindbar, denn genau in Fluchtrichtung formte sich eine Gestalt aus dem Nebel.
Ein befriedigendes „Hmm“, erklang, als die Gestalt an sich herunterschaute. Alles war dran, selbst eine Gabel hielt sie in den Händen. Eine Serviette hing um ihren Hals. Plötzlich wurde sie sich gewiss, dass da noch eine junge Frau anwesend war. Die Gestalt schaute sie an. „Mahlzeit! Äh warte mal… hmm… ach ja… Wer stört die Ruhe der Toten und stiehlt das Gold? Und überhaupt, wer stört mich beim Essen?“, fragte sie.
Neugierig trat Capuzine aus dem Schatten der Wand und beäugte den Geist.
Er sah aus wie ein Elb, auch wenn er ein bisschen blass wirkte, aber ansonsten war alles dran. Wirklich alles, von den spitzen Ohren bis zu...
„Kannst Du Dir nicht etwas anziehen? Das ist ja ekelhaft! Schäm dich! Hier könnten schließlich Kinder rumlaufen. Ist doch kein FKK.“
Der Geist riss die Augen auf bei soviel Unverfrorenheit. Man konnte dadurch noch besser durch ihn hindurchsehen. Er schwebte um die junge Frau herum.
„Also das ist ja jetzt… mir fehlen die Worte“, meinte er entrüstet, immerhin war er ein Geist. Das hieß, man sollte gefälligst Angst vor ihm haben. Doch diese Frau schien davon noch nichts gehört zu haben. Vielleicht besaß sie gar kein Angst-Gefühl. Dann würde es nicht einfach werden.
„Na, mir fehlen die auch. Tze! Und jetzt geh mir aus dem Weg.“ Von ihrem Abenteurer-Genbeflügelt, fuchtelte Capuzine mit der Fackel und ihrem Schwert vor dem Gesicht des Elben. „Wer oder was bist Du eigentlich?“
„Sieht man das nicht? Ich bin ein Elb.“
„Das sieht man, allerdings habe ich bis heute geglaubt, Elben haben nur lange Ohren.“ Unverblümt schaute sie auf die Stelle unterhalb seines Bauchnabels Sie konnte nichts dagegen tun. Biologische Mechanismen übernahmen kurzfristig die Herrschaft über Capuzines Körper. Luft wurde in ihre Lungen gepumpt, Muskeln nahmen ihre Arbeit auf. Die Frau pfiff und ihre Augen weiteten sich. Beschämt über ihr Verhalten wendete sie sich kurz ab, Röte stieg ihr ins Gesicht.
„Na toll. Ihr Frauen seid alle gleich. Hauptsache Euer Gegenstück hat einen knackigen Hintern und Muskelberge so hoch wie die nördlichen Gebirge. Und was ist mit den inneren Werten? Nein, du brauchst nichts zu sagen. Wir müssen uns nun mal damit abfinden, dass selbst wenn wir lieb und nett sind und eigentlich der perfekte Partner wären, ihr uns keines Blickes würdigen würdet, wenn wir nicht zu 92 Prozent aus Muskeln bestehen. Die Tote, die da liegt, dachte genauso und wählte mich zu ihrem Lustsklaven. Als sie dann vor vielen Jahrhunderten vergiftet wurde, beschloss ihre Familie, mich zu opfern und mit in die Grabkammer zu verfrachten. Ja, der Lustsklave durfte ja nicht fehlen, wenn Madame im Phanteon wieder zu sich kommt.“
Capuzine zog die Augenbrauen hoch. „Jetzt hör mal, wir Frauen sind nicht alle gleich. Zumindest hoffe ich das. Ich kenne nicht so viele andere Frauen. Eigentlich keine.“
Der Geist schaute sie leicht irritiert an. „Du kennst keine Frauen?“
Die junge Frau schüttelte den Kopf. „Ich war siebenunddreißig Jahre eine Gefangene“, sagte sie traurig.
„Und dann hat man dich befreit, und dir ist nichts Besseres eingefallen, als Grabräuberin zu werden?“
„Hey, die Räuberin verbitte ich mir aber, klar?“ Der Geist zuckte zurück, als Capuzine abermals drohend mit dem Schwert vor seiner Nase fuchtelte. Dabei war er doch schon tot. Alte Reflexe eben. „Dann habe ich mich selbst befreit“, fuhr die junge Frau unbeirrt fort. „Weil ich des Wartens müde war und bin auf meiner Flucht hier gelandet.“ Sie stellte die Tasche ab und setzte sich auf die Stufe einer Treppe, die zu einer kleinen Kammer führte. Aus Erfahrung klug geworden untersuchte sie die Stufe aber erst, um zu schauen,ob sie hielt, auf eine weitere Rutschpartie konnte sie heute verzichten, das würden ihre Nägel nicht überleben. Anschließend wedelte sie mit einem Tuch den Staub weg. Der Geist riss die Serviette vom Hals, wischte sich über den Mund und warf sie dann fort. Mit einem kurzen Aufblitzen verschwand sie im. Nirgendwo. Die Gabel folgte sogleich. Capuzines Erfinder-Gen beobachtete den Vorgang fasziniert und machte sich sogleich Notizen. Sie selbst schaute den Geist fragend an.
„Kann nicht in Eurer Welt existieren“, erklärte er knapp und setzte sich zu der jungen Frau.

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