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Der schwarze See - 2

DER SCHWARZE SEE
DER SCHWARZE SEE

Barbara Büchner
Roman / Phantastik

Fabylon

ARS LITTERAE: Band 1
Taschenbuch, 192 Seiten
ISBN: 978-392707141-4

Mar. 2009, 1. Auflage, 14.90 EUR
Bestellen: Jetzt bestellen / auch als eBook erhältlich

Mit vereinten Kräften zerrten sie das Boot von der Asphaltstraße weg, dann machte sich Arthur auf, den Laden zu betreten.
Birigt folgte ihm benommen. Nach einigen Schritten erkannte sie den schweren öligen Geruch, wusste jedoch mit der Erkenntnis nicht viel anzufangen. Es roch nach Petroleum, so stark, als sei ein Tank ausgeronnen. Die Ausdünstung schien direkt aus dem schlammigen Boden zwischen den Häusern zu kommen.
Sie blickte um sich und fand, dass sie sich – soweit sich das bei der Dunkelheit sagen ließ – auf dem Grund einer dicht von Riesenfarnen und gesprenkelten, geriffelten und getupften Pflanzen überwucherten felsigen Schlucht aus einem basaltähnlichen Gestein befanden, die sich nach beiden Seiten erstreckte. Links verschwamm sie im Zwielicht, aber rechts endete sie an einer kompakten Masse, die den Himmel verdunkelte. Im ersten Augenblick dachte Birgit, auch hier gäbe es einen Staudamm, jedoch dann erkannte sie, dass es etwas anderes war: ein zyklopisches Gebäude, das wie ein Wespennest am Berghang klebte und das enge Tal beinahe völlig verschloss. Es musste seit ewigen Zeiten hier stehen, denn seine gewaltigen, fensterlosen Mauern waren völlig von schleimig tropfenden Flechten überwachsen, die in langen Bärten davon herabhingen und ihm ein raues, pelziges Aussehen verliehen.
Inzwischen hatte Arthur den Laden erreicht, öffnete die Tür, als sei er hier zuhause und blökte munter in den Raum: „Ist jemand da?“
Seine Freunde drängten sich hinter ihm hinein, weniger aus Neugier als weil sie nicht draußen allein gelassen werden wollten. Verrückt oder nicht, Arthur war der Einzige von ihnen, der zu wissen schien, wo es lang ging.
Birgit fand sich in einem typischen ländlichen Kaufmannsladen, der von einer schlichten Petroleumlampe erhellt wurde. Die Wände waren alle mit dunklen Holzregalen verstellt, auf denen sich früher Mehl und Zucker, Saatgut und Kosmetika gedrängt hatten. Jetzt waren sie voll mit allerlei kuriosem Zeug, das auf den ersten Blick wie ein Müllhaufen aussah. Auf dem Ladentisch stand eine Kiste voll Luftballons. Ein widerlicher Gestank herrschte in dem Laden, als faule Fleisch in einem seiner Regale. Birgit merkte, dass der altertümliche Boden aus geölten Brettern da und dort mit einer glitzernden Schmiere bedeckt war, die an die Spur einer Riesenschnecke erinnerte. Angewidert vermied sie es, auf diese Spuren zu treten.
„Ist da jemand?“, rief Arthur noch einmal, und auf diesen Ruf hin bewegte sich etwas hinter dem Ladentisch. Birgit hörte ein sattes Glucksen, als würde ein Kanister mit Wasser gefüllt. Dann quoll langsam eine Masse über den Tischrand, die wie ein Sack aus schwarzem Gummituch aussah – aber ein Sack mit vielen Zipfeln. Sie war nicht völlig fest umrissen, sondern ging an den Rändern in eine violette und bronzebraune Aura über, die sie unruhig umwallte.
Birgit sprang zurück und hielt ebenso den Atem an wie die drei Jungen. Sie merkte, dass es dieses Zeug war, das den abstoßend süßlichen Geruch ausströmte – wie etwas durch und durch Verrottetes. Seine Oberfläche schillerte vielfarbig, als hätte es sich in dem Ölschlamm draußen gewälzt, und war mit zahllosen flackernden, rötlich leuchtenden Punkten besät, die Augen sein mochten, aber genauso gut ein Hautmuster sein konnten.
Es war formlos, aber unzweifelhaft lebendig: Sie sah, wie es sich aufrichtete – schwerfällig wie ein Mensch, der eben ein Nickerchen gemacht hat und sich verschlafen rekelt – und einen Augenblick wie eine Woge den Lampenschein verdunkelte, ehe es sich auf eine unbeschreibliche, halb spaßige und halb obszöne Art zurechtknuffte und -puffte und Form annahm ... und zwar eindeutig menschliche Form!
Erst war es nur eine menschengroße schwarzschillernde Puppe ohne Gesicht, aber dann bildeten sich in der glatten Fläche, wo das Gesicht hingehörte, Dellen und Falten, der Hautton wurde heller, eine Nase sprang vor, ein Mund klaffte, zwei der leuchtenden Punkte wurden zu Augen und das hängebackige Gesicht eines älteren Mannes starrte sie an. Es saß wie eine Maske auf dem schwarzen Körper. Die Augen waren um nichts lebendiger als die Augen einer Schaufensterpuppe und sie bewegten sich nicht mit, wenn sich das Wesen bewegte. Das Hässlichste aber war, dass die intensiv leuchtenden Pupillen rot waren – rot wie Stopplichter!
„Bürgermeister Lutz!“, stieß Patrick atemlos hervor. „Das ist der Bürgermeister ...“
Birgit sah hin und sah rasch wieder weg. Die unbeweglichen roten Augen schienen sich in ihrem Inneren zu bewegen, als kreisten Funken oder Spiralen darin, und sie fühlte, wie ihr schwindlig wurde. Versuchte das Ding am Ende sie zu hypnotisieren, wie Schlangen ihre Opfer mit ihrem funkelnden Blick bannen? Rasch schlug sie den Blick nieder und hütete sich noch einmal in seine Augen zu sehen.

Mark Freier
Mark Freier
© http://www.freierstein.de

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