Gipfeltreffen in England
Sie saßen an der Cobb in Jane´s Cafe
le soleil rayonnant sur la mer
am Himmel einige Wolken wie aus Worten kondensierte Bücher
Sie tranken cream tea, café au lait,
aßen scones mit strawberry jam
Schwarzwälder Kirsch gab es hier nicht
Sie sahen aus wie Touristen, merkte man sofort
gestrandet wie Treibgut am Ufer
drei Frauen, drei Männer, er kannte sie nicht.
Es fielen auch Namen in ihrem Gespräch, seltsam klingende
Melusine, Syra, Teresa, fiktive, wie zerlaufende Farben
auch die Männer stellten sich vor, etwas förmlich
Frederick, Kapitän aus Somersetshire
James, ein Ire aus Dublin und
Julio, ein Weitgereister, Brüssel, Buenos Aires, Paris
jetzt saß er hier und erzählte von einer Maga
Frederick flüsterte immer Anne
und James erzählte wie ein Wasserfall von Molly
Der Besitzer des Cafés wunderte sich,
ein sehr gemischter Haufen, das waren doch keine Paare
Die Damen aber schienen die Herren zu bewundern
und die Herren waren auf eine männliche Art ihnen zuvorkommend behilflich
sensibel, like gentlemen die einen, der dritte charmant wie ein Pariser Intellektueller
Nur ab und zu schnappte der Besitzer ein einziges Wort auf,
das aber immer anders klang: AMOUR, LOVE, AFFICION, AMOR
man sprach über Andalusian girls an einer Moorish wall,
von zyklopischen Küssen und immer wieder von Anne und Maga und Molly
Der Besitzer sah verwirrt einen Augenblick aus dem Fenster
Der Himmel, das Meer, die Sonne, der Strand, die Promenade, die Häuser, die Menschen, Vögel
Was brauchte es mehr im Leben? Vielleicht noch ein Buch und Tee und …
Als er sich umdrehte sah er einen völlig leeren Tisch
makellos sauber, die Stühle leer, als ob nie jemand dagewesen wäre
”Diese Schlitzohren”, sagte er halb zu sich selbst, “wie Zeitreisende,
Kaffee und Kuchen und sich dann ohne zu Bezahlen verziehen”,
er musste wohl halluziniert haben.
(Literarische Begegnungen der dritten Art. 1)
Wunderbar!
Wie geht`s weiter? Wohin sind sie entschwunden ;-) etwa alles nur eine Fatamorgana?
Ich werde bei nächster Gelegenheit mein Fahrrad aus der Garage holen, die zwei Kilometer gemütlich durch den Wald fahren und in dem wirklich schönen Café Webstuhl ein Stück Eierlikörtorte (ein Backwerk, das ich selbst stolz bin herstellen zu können) und einen Milchkaffee auf Ihrer aller Wohl verspeisen. Schön, dass die Welt der Gedanken keine Grenzen kennt. Schon bald werde ich alle drei Damen an einen anderen Ort entführen und erneut literarische Begegnungen der dritten Art erleben lassen.
Herzliche Grüße
Der Buecherblogger
Da freue ich mich drauf. —Aber Eierlikör ist bös. Auch als Torte.
@Eierlikör
Was ist falsch oder „bös“ daran? Die Eier oder der Alkohol? Alkohol trinke ich überhaupt nicht, aber auf der Torte bringt er mich nicht um. Oder ist der Eierlikör verpönt, als bürgerliches Getränk für Damen zu gelten? Essen sie einfach nur lieber Schwarzwälderkirsch?
By the way, was sie so „beiläufig“ über Liebe, Gott, Blicke und andere Dinge in Ihrem Blog schreiben, beeindruckt mich sehr. Bei Aléa las ich, dass sie sich vor Katzen fürchten. Man hat immer nur Angst vor dem Fremden oder den halluzinogenen Katzen. Manchmal sind das bei Borges ja sogar blaue Tiger. So zärtlich wie mein Kater Pascha weckt mich morgens nicht einmal meine Frau.
Herzlichen Gruß
Liebe Melusine, lieber Bücherblogger,
wenn „WIR“ in Eng[e]l[l]and sind, kommen wir an einer Baileys-Torte und/oder Whisky-Torte nicht vorbei! Letztere schnmeckt auch SEHR lecker zu Cream Tea „mmmhmm“!
JA, v.a. schwarze Katzen können richtig unheimlich wirken, wenn sie in der Morgendämmerung durch die Wohnung schleichen, man selbst schlaftrunken durch den Flur wankt und einen von der Garderobe her, aus den Mänteln, zwei grün funkelnde Knopfaugen fixieren während unter der Schuhkommode hervor ein vierbeiniger Schatten einem an die nackten Füße springt… das kann schon gruselig sein… und wenn der Kommoden-Kobold einen dann noch in den großen Zeh beisst, ist`s mit der Nachtruhe um vier uhr dreißig endgültig vorbei…
Ich hoffe, Sie Beide hatten keine solche Begegnung der dritten Art zum Wochenausklang – neither in reality nor dreaming ;-)
Herzlich
Teresa
P.S.:
Ich mag jedoch auch Eierlikörtorte
Ich antworte mir selbst mit einem Nachtrag. Eierlikörtorte oder Schwarzwälder Kirsch wurde es gestern doch nicht, die waren dort aus, gab es einfach nicht mehr. Da sind wir auf Buchweizentorte mit Preiselbeeren umgestiegen. War auch ganz lecker. Aber das Wichtigste,
Teresa, Melusine, Aléa und Syra saßen für mich mit am Tisch. Hatte schon fast etwas Platzangst.
Herzlichen Gruß
P.S.: @Bücherblogger: Ist das ein schööönes Cafe, das Sie da vor Ihrer Haustür haben… beneidenswert, da würde ich sicher mit Rayuela im Gepäck, mich draußen in den Garten setzen und nach Genuss der Eierlikörtorte (scheint wohl eine Spezialität des Webstuhls zu sein [!?] ) bei einem Kännchen Tee zwischen all dem Grün in den Leerstellen Rayuela`s versinken….