Demnächst in diesem Theater
Paula Modersohn-Becker:
Mädchen mit Katze im Birkenwald
Frostig kalt ist es heute am ersten Advent im späten November. Ich sitze in meinem Lesesessel, die Lesebrille auf der spitzen Nase und sehe durch Eichenzweige auf ein mit Schneepuder bedecktes freies Land. Zusammen mit unserer roten Katze auf dem Schoß lese ich gerade in ein neues Buch hinein, das erste bewusst rumänische, was ich lese. Der Zufall spielt immer eine Rolle beim Auswählen der Lektüre.
Im letzten Literaturclub des Schweizer Fernsehens wurde der Roman, der in Rumänien schon Anfang der neunziger Jahre erschien und jetzt erst in deutscher Übersetzung vorliegt, diskutiert. Dann ging im Blog von Aleatorik die Inhaberin und angehende Schriftstellerin (die eigentlich schon eine ist) mit einem rumänischen Schriftsteller in die Bibliothek und sie sprachen über die Securitate. Das hat mich neugierig gemacht auf rumänische Literatur, mit der ich mich überhaupt nicht auskenne. Nun bin ich auf Seite 34 (bei Guido Rohms “Brandstifterei wäre ich schon fertig) in Mircea Cărtărescus “Päderastie”. Demnächst also eine Besprechung dieses Buches, in dem mich die Beschreibung einer Busfahrt durch das rumänische Hinterland an ein Foto von einem Friedhof erinnerte, den ich auch in dem schon erwähnten Blog zu sehen bekam. Der Erzähler sieht durch die Glasscheiben des Busses:
“In den Bergen lagen verstreute Dörfer, Apfelwiesen tauchten auf, Weingärten und die Brüche, aus denen die Ziegelmacher den Lehm holten; die Häuser der Menschen waren aus Holz, schön blau oder ocker angestrichen oder schlicht und einfach in der Farbe der alten Bretter belassen. Manch ein Friedhof, hingeworfen an einen Abhang voller Katzenminze und Bienen, ließ seine Steinkreuze in der Sonne glänzen …”
Mit einer manchmal blumigen und ornamentalen Sprache kommt das Buch daher, aber die ersten dreißig Seiten, die einen siebzehnjährigen Jugendlichen und seine Wahrnehmung wohl in der Zeit der Ceaușescu-Ära beschreiben, macht mich auf die Fortsetzung neugierig. Er will Schriftsteller werden und für ihn gibt es nur die Unbedingtheit des Schreibens, die er mit der Sensibilität und Fragilität seiner erwachenden indifferenten Geschlechtlichkeit beschreibt.
Cortàzar und Cărtărescu, das wird ja eine schöne Mischung.
100 Beiträge habe ich jetzt verfasst in diesem unscheinbaren Blog, 100 Kommentare gesammelt. Nur hundert Aufrufe pro Tag, da komme ich noch nicht heran. 50 bis 80 sind es, aber ich schreibe auch nicht, um irgendwann einmal 1000 Hits zu erreichen, sondern nur aus einem Mitteilungsbedürfnis heraus, was den Drang hat, sich aus den Zellen meines Kopfes in kleine schwarze Buchstaben auf weißem Papier zu verwandeln.
Leseprobe
Gebunden, 171 Seiten
ISBN: 978-3-518-42179-6
17,90 €
Lieber Dietmar,
eine neugierig gespannte Leserin ist Ihnen da schon einmal sicher. Mit Cărtărescu haben Sie sich einen interessanten Schriftsteller ausgesucht, und den bekanntesten Rumäniens dazu, wie hier Günter Grass.
Es ist ein ungewöhnliches Gefühl den Friedhof meines Dorfes woanders zu sehen als dort wo er ist: in meinem Dorf.
Dieses Schriftsteller/rin werden wollen; das ist ein enorm bestimmendes Lebensgefühl. Wenn ich Zeit habe, denke ich darüber nach und dann schreibe ich etwas dazu.
Aléa