2014 im Rückblick
Der Statistik-Jahresbericht 2014 für dieses Weblog:
Hier ist ein Auszug:
Die Konzerthalle im Sydney Opernhaus fasst 2.700 Personen. Dieses Blog wurde in 2014 etwa 18.000 mal besucht. Wenn es ein Konzert im Sydney Opernhaus wäre, würde es etwa 7 ausverkaufte Aufführungen benötigen um so viele Besucher zu haben, wie dieses Weblog.
Klicke hier um den vollständigen Bericht zu sehen.
Etwas Musikuntermalung gefällig?
Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es schwierig ist, sich von Kennzahlen bzgl. seines Blogs zu lösen. Wenn ich gelegentlich einmal bei „6 vor 9“ vom „BildBlog“ verlinkt werde, klickt sich eine Armada von oft tausenden Usern auf den verlinkten Beitrag auf. Im Höchstfall sind es dann zwischen 6.000 und 7.000. Wenn ich dann an einem Fußball-Samstag höre, dass ein Spiel der 3. Liga zum Beispiel in Osnabrück oder der 2. Liga in Sandhausen 10.000 Besucher hat, dann relativieren sich diese Zahlen. In den seltensten Fällen bleiben von den BildBlog-Klickern dauerhafte Leser; die normalen Abrufzahlen werden nach spätestens nach einer Woche erreicht. Ich habe lange damit gehadert, aber es ist das Prinzip der Aufmerksamkeitsökonomie, die ein Blog wie eine gewöhnliche Fernsehsendung auszuhalten hat: Viel Skandal – viel Aufmerksamkeit.
Inzwischen bilde ich mir ein, weitgehend immun gegen solche Zahlenspiele zu sein. Dennoch bemerke ich natürlich einen Rückgang vor allem an Kommentaren. Aber auch das ist nicht unbedingt schlecht: Inzwischen habe ich wenige regelmässige Kommentierer, die dafür jedoch bei der Sache bleiben (auf Trolle verzichte ich sehr gerne) und es ergeben sich manchmal recht interessante Diskussionen, die dann oft zu abrupt enden.
Fröhliches Weitermachen!
(Wunderbar Ihr Besucherzähler: „Unbeirrbare“. That’s it!)
Zu den Unbeirrbaren scheinen Sie auch zu gehören, wo ich doch in meiner Blogaktivität ziemlich nachgelassen habe und nicht nur einmal eigentlich gar keine Lust mehr verspürte. So ist dieser „Beitrag“ (von mir selbst stammen dabei gerade einmal drei Wörter) auch nichts als eine Verlegenheitsveröffentlichung. Diese Statistik habe ich jedes Jahr als „WordPress.com-Benutzer“ erhalten und trotz der Möglichkeit sie freizuschalten immer ignoriert. Aus den Besucherzahlen und Konzerthallenvergleichen mache ich mir überhaupt nichts. Vielleicht ist das aber auch gerade der Fehler. Als ich 2009 begann, suchte ich euphorisch und enthusiastisch nach literarisch Interessierten, Gleichgesinnten mit einem sagen wir einmal ambitionierten Literaturgeschmack und -verständnis. Ich bildete mir ein, man könne sich in den Kommentaren eines Blogs genauso unterhalten, als säße man in einem lockeren Seminarraum. Dann machte ich die Erfahrung, schnell mit weniger gewünschten Kommentaren Animositäten loszutreten, auch bei mir selbst. Ich startete dann noch einmal durch und fühlte mich so von einer Gruppe mit ca. 6 Kommentatoren und Kommentatorinnen recht gut verstanden, das übliche Community-Gefühl. Das war auch Anspruch und Ansporn. Ich bildete mir tatsächlich ein, mit meinen Beiträgen auch für diese Personen irgendwie wichtig zu sein. Dann kam, wie Sie wissen, die Torik-Erfahrung und danach schrieb ich nur noch für mich selbst. Kommentatoren sind seitdem nichts als Ibsens Gespenster für mich und das Virtuelle, das Netz ist zum Tummelplatz der nach Aufmerksamkeit Heischenden geworden. Natürlich kennt niemand den anderen, ob nun im Netz oder auch außerhalb davon. Aber warum sollten auch Leute kommentieren, die sich außerhalb der Bloggerwelt kennen? Die treffen sich einfach, schreiben Emails oder telefonieren. Die Kommentarfunktion ist also eine Spielwiese für gesichtslose Unbekannte.
Ich will mich gar nicht weiter despektierlich über das Bloggen äußern. Wer daran glaubt, etwas zu bewegen, soll das weiter tun. Ich weiß, dass ich nichts bewege, schon gar nicht mit Zahlen. Trotzdem schön, dass Sie sich so kurz vorm Jahreswechsel mal wieder zu mir verlaufen haben. Ich lese Ihren Kommentar als Ermutigung trotz aller Desillusion irgendwie weiterzumachen, obwohl mir das Schweigen oft adäquater ist.
Zu Bolaños „Mörderische Huren“ liegt ein Entwurf in der Pipeline, wie man so anglo-germanisch sagt, und auch ein längerer, eigener Erzählbeitrag „Das sprechende Auge„. Ach ja, und noch ein Vergleich einer Spiegelszene bei John Banville und Bolaño als einzig wahrer Ort für die Literatur überhaupt. Wann das und ob überhaupt erscheint liegt natürlich nur an mir. Im Moment verfolge ich lesend schon wieder eine weibliche Heldin: Catherine Sloper, ich kann es einfach nicht lassen. Saties „Gnossiene“ wollte ich schon immer mal hier loswerden und das Stück spiegelt ein wenig die Silvesterstimmung, in der ich mich befinde. Nichts zum ausgelassenen Feiern, als Filmmusik für einen Tänzer irgendwann wieder aufgeschnappt, aber ich bin keiner, nicht einmal ein schlechter. Drei Stunden noch zum nächtlichen „High Noon“. Ich grüße Sie und wünsche Ihnen ein produktives 2015!
Ob man etwas mit dem Bloggen bewegt oder nicht – darauf kommt es nicht an bzw. darauf sollte man es nicht mehr primär ankommen. Meine These ist, dass selbst die Feuilletons der arrivierten Medien kaum noch intensiv gelesen werden. Entsprechend schreiben die ja auch, was wiederum zu noch öberflächlicherer Lektüre führt, usw. Ein Teufelskreis. Das Angebot allüberall ist einfach zu gross.
Irgendwann hat man auch alles schon einmal gesagt. Die Kunst besteht darin, sich von solchen Sachen zu lösen und dann mehr ins Detail zu gehen, wo es lohnt. Wie Sie z. B. mit Bolaño. Wenn es vielleicht 500 Menschen in Deutschland gibt, die das interessiert, muss man vielleicht zunächst knapp 50 davon erreichen, usw. Sobald man sich in die Logik von Zahlen, Reichweiten und Statistiken begibt, ist man verloren.
Schon vor längerer Zeit hatte ich mal angedacht, dass sich wohlmeinende Blogger zusammenschliessen und in einem Forum ihre jeweiligen Stärken zeigen. So wie es ist bleibt die Szene zersplittert. Verfolgt habe ich das nicht weiter; einige hatte ich angesprochen, fand aber wenig Interesse.
Bestenfalls ist der engagierte, literarische Blogger ein wenig Konkurrenz oder Korrektiv zu den professionellen Feuilletonisten. Alles, was sich traditionell verlagstechnisch äußert, hat doch bei der Äußerung seinen marktangepassten Wert mit zu berücksichtigen. Andererseits wer will nicht an der Oberfläche glänzen, sich möglichst geschliffen intellektuell präsentieren? Das praktizieren Blogger und Profikritiker gleichermaßen. Ich selbst habe mich immer bei dem was ich schrieb am besten gefühlt, wenn ich sowohl in die Tiefe eines Textes, als auch in die der eigenen subjektiven Lektüre gleichzeitig und gleichberechtigt eintauchen konnte. Aber wann gelingt auch dies schon? Ein kleiner Kampf zwischen dem subjektiven Mitteilungsbedürfnis und dessen ständiger Objektivierung. Am meisten beeindrucken mich Buchkritiken auch, in denen sich jemand radikal an seiner eigenen, kleinen Leseerfahrung abarbeitet, ohne zu sehr auf die Außenwirkung zu achten. Was ein Buch mit einem Menschen zu machen vermag, kann doch genauso spannend sein, wie es selbst.
Ja, Zahlen haben gegenüber Buchstaben in den Hintergrund zu treten, nur selten ist Literatur auch Mathematik, aber andererseits sind Verkaufszahlen auch nicht automatisch die natürlichen Feinde guter Bücher. Und dann noch das Problem der Wiederkäuerei des Immergleichen. Kaum meint man eine originelle Entdeckung an einem Text gemacht zu haben, schon findet man sie in einem Zeit-Artikel von vor fünf Jahren.
Blogger sind, glaube ich, eher Einzelkämpfer, Spitzweg-Dachkammerexistenzen. Man sucht Resonanz und Kontakt, aber tritt keinem Verein bei, also ist es mit einem Zusammenschluss nicht weit her. Träfe man manchen dieser Zeitgenossen, mich eingeschlossen, im „wirklichen Leben“, müsste man an einer Kongruenz der eigenen Vorstellungsbilder wahrscheinlich länger feilen.
Entschuldigen Sie die etwas späte Antwort. Der Henry James ist ausgelesen und macht Appetit auf mehr. Was mir gerade noch zu Besucherzahlen einfällt. Bei einem Beitrag über eine „attraktive Kunstfigur“ gibt es das frivole Foto einer nackten, jungen Dame. Ausschließlich dieses Nacktbild beschert einem seit Jahren nicht nachlassende Klicks. Mit Bildern ist es also wirklich so eine Sache…