Land in Sicht. Das Prüfungs-Ende naht.

by Bücherstadt Kurier

Seuf­zend ver­su­che ich mich auf meine Unter­la­gen zu kon­zen­trie­ren. „Seman­tik der Geni­tiv­at­tri­bute“. Es gibt echt acht Geni­tive im Deut­schen? Und wie­der ein­mal bin ich froh, in der Schule Latein gehabt zu haben.

Bild: piqs​.de

Es ist Semes­ter­ende an der Uni. Die Kurse sind alle schon vor­über, nur noch die Prü­fun­gen ste­hen an. Eine etwas stres­sige Zeit, da meist alle Klau­su­ren in die­selbe Woche fal­len. Da kommt dann schon ganz schön was zusammen.
Ich sitze in mei­nem WG-Zim­mer am Boden inmit­ten von Zet­teln, Büchern, Hef­ten und Map­pen. Wer mich jetzt hier so sehen würde, würde ver­mut­lich den­ken, der Blitz hätte ein­ge­schla­gen, so chao­tisch ist es hier. Ich aber merke es nicht ein­mal. Meine Gedan­ken krei­sen um meine nächste Prü­fung, „Spra­che als Sys­tem – die Gram­ma­tik der deut­schen Gegen­warts­spra­che“. Gram­ma­tik. Ein Fach­be­reich, mit dem man nun mal kon­fron­tiert ist im Ger­ma­nis­tik-Stu­dium. Und doch habe ich das Gefühl, nicht gewusst zu haben, wor­auf ich mich da ein­lasse. Seuf­zend ver­su­che ich mich auf meine Unter­la­gen zu kon­zen­trie­ren. „Seman­tik der Geni­tiv­at­tri­bute“. Es gibt echt acht Geni­tive im Deut­schen? Und wie­der ein­mal bin ich froh, in der Schule Latein gehabt zu haben.

Ich werde abge­lenkt von einer Taube, die bei­nahe gegen mein Fens­ter kracht. Im letz­ten Moment bremst sie ab und lässt sich auf dem Gelän­der des Bal­kons nie­der. Noch wäh­rend ich über­lege, ob es sich bei „des Bal­kons“ um einen geni­ti­vus par­ti­ti­vus oder einen geni­ti­vus pos­ses­si­vus han­delt, dreht sich die Taube zu mir um. Erst da sehe ich, dass sie einen Zweig im Schna­bel hat. Augen­blick­lich muss ich an die Geschichte der Arche Noah den­ken. Die Taube, die Noah aus­sandte, um nach Land Aus­schau zu hal­ten. In die­sem Moment wird mir zum ers­ten Mal in mei­nem Leben klar, dass die Welt heute kei­ner­lei Tau­ben-Pro­bleme hätte, wäre Noahs Taube damals nicht zurück­ge­kehrt, doch das ist jetzt wirk­lich eine ganz andere Geschichte.
Pro­vo­ka­tiv sieht mich die Taube an. Ich aber lasse mich nicht davon beein­dru­cken und gehe lang­sam Rich­tung Fens­ter. Die Taube behält mich dabei arg­wöh­nisch im Auge. Als ich eine Hand an die Fens­ter­schei­ben lege, lässt die Taube plötz­lich den Zweig auf mei­nen Bal­kon fal­len und fliegt davon. Ich öffne das Fens­ter und hebe den Zweig auf. Ich glaube fest daran, dass es sich hier­bei um ein Zei­chen han­delt. Land in Sicht. Das Prü­fungs-Ende naht.

Sil­via

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4 comments

wederwill 8. Februar 2014 - 8:40

Eine schöne kleine, opti­mis­ti­sche Ges­schichte zum Mor­gen. Ich bin froh, dass Noah eine Taube aus­ge­schickt hat, bei allen Tau­ben­pro­ble­men mag ich doch ihr Gur­ren sehr. Viel Glück für die Prüfungen!
Beste Grüße,
Bir­git Marienthal

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buzzaldrinsblog 8. Februar 2014 - 10:27

Für deine Prü­fun­gen drü­cke ich dir ganz fest die Daumen. 😀

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saetzeundschaetze1 8. Februar 2014 - 11:49

Da schließe ich mich der Bir­git von Weder­wills gerne an: Viel Glück! Birgit

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memoriesofthemoon 10. Februar 2014 - 10:01

Vie­len Dank =)

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