Kaffee, Zigarette.
Gut geschlafen, merkwürdig gut, weil ich noch tiefer schlief wie gewohnt.
Der Wecker hievte mich aus der Tiefe, ich hing hilflos zappelnd an den Enden eines Musikstückes, war doch der Radiowecker auf irgendeinen Sender eingestellt. (Ich kann überhaupt nicht sagen, auf welchen Sender der Wecker eingestellt ist und eigentlich ist es auch egal, weil es nicht auf das Programm ankommt, sondern allein auf die allmorgendliche Bergungsaktion durch eine Stimme.)
Da hing ich dann in den kühleren Luftschichten der Gegenwart, die Augen noch verklebt, ich zwang sie auseinander, ein erster Akt der Gewalt im schalen Licht des Schlafzimmers. Ich hörte meine innere Stimme, die rief, pressen, du musst pressen, also presste ich und schon schlüpfte ein neugeborener Blick ins Halbdunkel.
Ich versuchte mich zu orientieren, öffnete die Arme, stemmte die Fäuste in die Matratze und drückte mich nach oben, saß dann endlich und lauschte.
Wo bin ich, dachte ich, dachte es an jedem Tag wieder, horchte, bis ich die Atemgeräusche meiner Muse erkannte, ja, die Seraphe atmete in ruhigen Zügen neben mir.
Ich beugte mich über sie, wachte für Sekunden über ihre unbekannten Träume, atmete mit ihr, passte mich ihren Atemzügen an, denn das beruhigte mich und ließ mich vollends ankommen.
Ich hauchte ihr einen Kuss auf die Wange, leicht wie ein Windzug, der sich – vom geöffneten Fenster kommend – verirrt hatte, manchmal reagierte sie darauf, so auch heute, sie bewegte leicht den Kopf, als würde sie sich wundern oder etwas Verneinen.
Dann ackerte ich mich hinüber zum Bettenausgang, zu meiner Klippe des Bettes, bis ich die Beine baumeln lassen konnte, die Füße fanden den kalten Boden, stocherten nach meinen Pantoffeln, fanden sie, schlüpften hinein, der Zeh klopfte den Boden ab, meine Pantoffeln erinnerten an zwei Ruinen, die zu renovieren, sich noch kein Investor gefunden hatte. Ich ließ die Füße ankommen, sich einrichten, bis sie mir den Befehl gaben: Auf, lauf nun in die Wohnung.
Mein Sprung von den Klippen endete also in der halb aufrechten Stellung des Homo Poeticus, der sich endlich dazu aufmachte, die Evolutionsleiter des neuen Tages hinab zu steigen, denn in sitzender Haltung wird man ihn dereinst bergen.
Genug, genug, denn es ging mir heute ja einzig um den Moment des Erwachens. Ich werde jetzt noch einen Kaffee trinken, eine Zigarette rauchen und dann …
sehr angenehm. 😉
ich frage mich jedoch: wieso muss ein poet so dermassen frueh aufstehen??? ich dachte gerade, das los des dichters heisst ausschlafen bis in die puppen und die nacht durchackern. 😉
jedes mal, wenn ich vom broterwerb frei habe, stellt sich mein biorhythmus auf nacht ein. aber es gibt ja auch diese fruehmenschen vom gaenzlich andere stern. 🙂
„allmorgendliche Bergungsaktion durch eine Stimme“ ist gut… erinnert mich daran, dass ich drauf stehe, in den schlaf „gestimmt“ zu werden. mit sprechenden, v.a. mit tiefen maennerstimmen, bin ich sofort hin und weg… 😉
gruesse in deinen fuldaer morgen!
Richtig, ich gehöre zu jenen Menschen vom Morgenstern.
istverrueckt ja, ich weiss… doch bei morgenstern muss ich immer an das lied denken, das zupfgeigenhansel traellerte:
„es wollt ein bauer frueh aufstehn“
[…] der morgenstern der war es nicht, es war des pfaffen arschgesicht… ;)[…]
http://www.strusel007.de/liederbuch/Burschenlieder/Es_wollt_ein_Bauer_frueh_aufstehn.html
aber es ist ja auch kein wunder, wenn du neben einen so allerliebsten sternchen schlaefst…
Ich schlafe nicht neben dem Sternchen, wohl aber neben meiner Seraphe. Das ist gut und soll auch immer so sein. (Allerliebst sind sie natürlich beide.)
jo, dann hab ich da was verwechselt mit deinen 2 sternchen. 😉
3 sterne in einer trutzburg voller qualm… was fuer ein bild!