Archiv für Dezember 2013

Literarischer Adventkalender 2013/24

Dienstag, 24. Dezember 2013

PETRA ÖLLINGER LIEST PETRA ÖLLINGER – JUBLA

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Musik: Dope Head Blues von Victoria Spivey
Dauer: 4:45
Dateigröße: 2.18 MB

PETRA ÖLLINGER: JUBLA

„Auch Christbäume wollen Abwechslung. Dein Christbaum gibt gerne etwas dafür her.“
Ich sitze vor Jubla und lese ihm diese Zeilen aus einem Möbelhaus-Katalog vor, wo Schränke, Betten, Tische, Regale und Hauspatschen Namen tragen.
„Hörst du?“, frage ich Jubla, „Dein Christbaum gibt gerne etwas dafür her.“
Jubla ignoriert meine Worte. Stumm steht er da und wartet. Weglaufen kann er ja nicht. Aber Jubla kann etwas anderes. Er kann meine Weihnachtsbaum-Dekorationsversuche sabotieren. Und das tut er auch – jedes Jahr.
Jedes Jahr sträubt er sich, wenn ich ihn mit Glaskugeln, Windringerl und Strohsternen behängen will. „Schau, es ist doch nur für drei Tage, dann darfst du wieder hinaus.“ Jubla läßt sich nicht erweichen. Da läßt er lieber alle Äste hängen, sodaß die mühsam arrangierten Christbaumhaken wieder runterrutschen. Sogar meine Versuche, den Schmuck mit luftigen Bändern auf Jubla zu drapieren, scheitern. Er verliert augenblicklich genau an den geschmückten Stellen seine Nadeln. Hörte ich nicht sofort auf mit dem Dekorieren, er würde wie ein räudiger Hund aussehen.

Die beiden einzigen Utensilien, die Jubla akzeptiert, sind Engelshaar und ein Zwerg. Das Engelshaar darf ich ihm vorsichtig auf seinen Ästen drapieren. Vorsichtig muß ich auch sein, damit keines dieser Löckchen versehentlich in meinen Ärmel hineinkriecht oder sich in meinem Nacken verteilt. Juckreiz und Bläschenausschlag sind die Folgen, jedes Jahr, da kann ich noch so vorsichtig sein.

Auf Jublas Wipfel darf ich dann den Zwerg aus Tannenzapfen und mit roter Filzmütze platzieren. Manchmal habe ich das Gefühl, daß auch der Zwerg allergisch auf Engelshaar reagiert. Hin und wieder höre ich während der Weihnachtsfeiertage ein zartes Niesen vom Wipfel …

Also, meine Christbaumdekoration besteht seit 13 Jahren aus einem Zwerg und Engelslocken, die beim Zwerg und bei mir eine allergische Reaktion auslösen. Seit 13 Jahren fragen mich auch liebe Verwandte: „Warum schmückst du den Baum nicht mit den goldenen Kugeln, die ich dir letztes Jahr geschenkt habe?“ „Sag mal, sieht dieser Baum nicht schon etwas schäbig aus?“ „Mit dem Dekorieren hast du’s nicht so, gell?“
Seit 13 Jahre lächle ich höflich und verschwinde rasch in der Küche, um Häppchen, Kekse oder Punsch zu holen. Wie sollte ich meinen Verwandten auch erklären, daß meine Gartentanne es haßt, für den weihnachtlichen Anlaß geschmückt zu werden. Wie sollte ich ihnen erklären, daß ich es einfach nicht übers Herz bringe, dem Baum einmal richtig an die Nadeln zu gehen, weil er sich jedes Jahr zu Weihnachten immer sooo ziert.

Spätestens am 27. Dezember schleppe ich Jubla zurück in den Garten, damit er sich nach all den Strapazen erholen kann an der frischen Luft. Er blüht richtig auf und ich glaube schon beobachtet zu haben, daß ihm an den kahlen Stellen, an denen er bei meinen Dekoversuchen die Nadeln verloren hat, über Nacht welche nachgewachsen sind. Sei es ihm gegönnt.

Und daß ihm hin und wieder ein Vogel ins Geäst kackt, gönne ich ihm auch.

Weiterführende Infos:
Petra Öllingers virtuelle Wohnung

Brillis Wort zum Montag

Montag, 23. Dezember 2013

Ein Hund ein Wort

Redaktionshund Brilli mit grauer Baskenmütze

Lepra-Nase

„Die Hunde müssen aber raus in die Natur. Sie müssen unter ihresgleichen. Bewegung und geistige Anregungen halten sie fit.“ Hauskaspar I stand an der Wohnungstür bis über den Haarscheitel hinaus eingepackt in dick wattierte Winterkleidung, bereit zum Äußersten: einem Spaziergang bei minus acht Grad. Wir waren auch eingepackt in unsere Super-Hunde-Mäntel, bereit zum Äußersten waren wir allerdings nicht. Warum schlug Hauskaspar I das Flehen von Hauskaspar II in den eisigen Wind? „Die Hunde wollen zu Hause bleiben im Warmen. Sie wollen schlafen und vom Schneetreiben träumen und nicht mittendrin stehen.“
„Die Hunde müssen aber …“ Hauskaspar I wirkte leicht erschöpft, weil die dick wattierte Winterkleidung bei 21 Grad Raumtemperatur dem Körper einiges abverlangte. Aber hast du nicht gesehen, standen wir schon an der sehr frischen Luft.

Und jetzt? Es läuft das Auge, es rinnt die Nase. Rotzglöckchen gleiten auf die Tastatur des Computers.
„Das mache ich noch fertig, dann lege ich mich eh gleich hin“, schnieft Hauskaspar I und trötet in das dreihundersechsundzwanzigste Taschentuch. Eh gleich! Erst nachdem eines der Rotzglöckchen beinahe einen Kurzschluss auslöst, als es zwischen der Enter- und der A-Taste verschwindet, gesteht
Hauskaspar I sein KO ein. In und auf seiner Nase tummelt sich mittlerweile eine Armee an Fieberblasen. „Ich sehe aus, als hätte ich Lepra“, fiepst er, fällt ermattet ins Bett und überträgt die Outdoor-Agenden an Hauskaspar II. Ausgezeichnet! Erstens: Wir würden uns schämen für so eine Nase. Zweitens: dreimal täglich kurz um den Häuserblock gezischt reicht völlig aus bei diesen Temperaturen.

Ein vergnügtes Fest sowie einen herrlichen Jahreswechsel wünschen Ihnen Brilli, Zwetschke sowie die beiden Hauskaspars.

PS: Das nächste Brillis Wort zum Montag erscheint am 13. Jänner 2014.

Brillis Elektro Post

Literarischer Adventkalender 2013/23

Montag, 23. Dezember 2013

KLABUND: WEIHNACHT

Ich bin der Tischler Josef,
Meine Frau, die heißet Marie.
Wir finden kein’ Arbeit und Herberg’
im kalten Winter allhie.

Habens der Herr Wirt vom goldnen Stern
nicht ein Unterkunft für mein Weib?
Einen halbeten Kreuzer zahlert ich gern,
zu betten den schwangren Leib. –

Ich hab kein Bett für Bettelleut;
doch scherts euch nur in den Stall.
Gevatter Ochs und Base Kuh
werden empfangen euch wohl. –

Wir danken dem Herrn Wirt für seine Gnad
und für die warme Stub.
Der Himmel lohns euch und unser Kind,
seis Madel oder Bub.

Marie, Marie, was schreist du so sehr? –
Ach Josef, es sein die Wehn.
Bald wirst du den elfenbeinernen Turm,
das süßeste Wunder sehn. –

Der Josef Hebamme und Bader war
und hob den lieben Sohn
aus seiner Mutter dunklem Reich
auf seinen strohernen Thron.

Da lag er im Stroh. Die Mutter so froh
sagt Vater Unserm den Dank.
Und Ochs und Esel und Pferd und Hund
standen fromm dabei.

Aber die Katze sprang auf die Streu
und wärmte zur Nacht das Kind. –
Davon die Katzen noch heutigen Tags
Maria die liebsten Tiere sind.

Klabund (Alfred Henschke) (1890-1928)

Weiterführende Infos:
Klabund – Liebesgedichte
Klabund – kostenlose Hörbücher

Nähere Informationen zum Thema Bücherverbrennung und Exilliteratur finden Sie in der Bibliothek von Petra Öllingers virtueller Wohnung: biografische Daten zu über 200 AutorInnen, Titellisten der verbrannten Bücher, Hinweise auf Sekundärliteratur und weiterführende Links.

Literarischer Adventkalender 2013/22

Sonntag, 22. Dezember 2013

WEIHNACHTLICHE E-CARD 4

An allen vier Adventsonntagen wird jeweils eine weihnachtliche E-Card veröffentlicht. Die Texte sind ausgewählte Tweets, die im Rahmen des weihnachtlichen Literatur-Twitters 2012 prämiert wurden.

Sie können dieses Engerl als E-Card versenden. Einfach auf „Diese Karte versenden“ klicken. Weiter

Rothaariges Engerl aus weißem Porzellan auf blauem Hintergrund und ein weihnachtlicher Tweet

Die Weihnachtsgans im Ofen brät. Sie wirkt ein wenig aufgebläht. Auch der Betrachter fühlt sich so. Ein Schnaps in dulci jubilo! @Lyrikscheune

Literarischer Adventkalender 2013/21

Samstag, 21. Dezember 2013

MAX HERRMANN-NEIßE: WEIHNACHTEN 1933

Einst lasen wir die schmerzliche Legende
von der Verbannten weihnachtlichem Leid:
verloren in der Fremde, eingeschneit …
Nun sind wir selbst Opfer der Zeitenwende,
der Heimat fern und ihren Weihnachtsgaben,
dem Duft der Tanne, Äpfeln und Konfekt.
Die Wolke hat den Weihnachtsstern verdeckt,
in fremder Erde liegt das Glück begraben.

Aber mir kann nichts geschehen:
Du bist bei mir, liebste Frau,
Christbaumlichter kann ich sehen,
wenn ich in Dein Auge schau.
Wenn ich Deine Stimme höre,
klingen Weihnachtsmelodien,
es entrücken Engelschöre
alles, was mir feindlich schien.

Was frommt es, über das Verlorne klagen
und nachzuweinen dem, was nicht mehr ist?
Es kommt zu Dir, wo Du auch immer bist,
die frohe Botschaft in den Weihnachtstagen.
Der Talisman ist noch in Deinen Händen:
zuletzt bestehst Du, denn Du bliebst Dir treu,
und immer wieder wird das Leben neu,
umblüht ein Heim Dich mit vertrauten Wänden.

Immer wieder wirst Du schenken
mir die sichre Ruhestatt,
darf ich mir ein Lied ausdenken
träumend vor dem weißen Blatt,
darf ich fern den harten Schlachten
dieses Friedensfest begehn,
ob die Welten sich umnachten,
dennoch Christbaumlichter sehn.

Denn ob auch karg und ohne große Feste,
wird reinen Herzens unsre Weihnacht sein:
wenn jene sich dem Wahn des Hasses weihn,
bewahren wir aus dem, was ist, das Beste.
Wohin auch die Geschicke uns verschlagen,
wir werden wohlbeschützt in unserm Blut,
wie einst Nomaden ihr Reliquiengut,
das Heiligtum der Heimat mit uns tragen.

Also sollst Du Weihnacht haben
heimatlich in fremdem Land,
nichts entbehren von den Gaben,
wenn wir beide Hand in Hand
aus den Blicken friedlich wieder
Christbaumlichter leuchten sehn
und den Stern der Weihnachtslieder
über unserm Obdach stehn.

Max Herrmann Neiße (1886 – 1941)

Nähere Infos:
Max Herrmann-Neiße – Liebesgedichte
Biografie, Bilder und Fotos von Max Hermann-Neiße

Nähere Informationen zum Thema Bücherverbrennung und Exilliteratur finden Sie in der Bibliothek von Petra Öllingers virtueller Wohnung: biografische Daten zu über 200 AutorInnen, Titellisten der verbrannten Bücher, Hinweise auf Sekundärliteratur und weiterführende Links.

Literaturquiz – Bücherverbrennung

Freitag, 20. Dezember 2013

Zwischen Jänner und Dezember dieses Jahres haben wir im Literaturquiz „80 Jahre Bücherverbrennung“ 23 literarische Rätsel mit insgesamt 25 AutorInnen veröffentlicht: Erich Kästner, Albert Drach, Veza Canetti, Mela Hartwig, Oskar Maria Graf, Erich Mühsam, Rahel Sanzara und Ernst Weiß, Else Feldmann, Anna Gmeyner, Max Herrmann-Neisse, Lili Grün, Lisa Tetzner und Kurt Kläber / Kurt Held, Martina Wied, Walter Mehring, Irmgard Keun, Alexandra Kollontai, Stefan Zweig, Alexander Moritz Frey, Maria Leitner, Upton Sinclair, Gina Kaus, Armin T. Wegner, Grete Weisskopf – Alex Wedding.

23 literarische Rätsel, die die jeweiligen AutorInnen ausführlich vorstellen und eine gute Grundlage zum Kennenlernen der Exilliteratur bilden; eine Mischung aus bekannten und in Vergessenheit geratenen SchriftstellerInnen.

Alle 23 Rätsel des Literaturquizes

Letztlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein: Alleine im Bereich der „Schönen Literatur“ standen im Mai 1933 bereits weit mehr als hundert SchriftstellerInnen auf den „Schwarzen Listen“ des Bibliothekars Wolfgang Herrmann. Diese bildeten die Grundlage für die „Säuberung“ der Volksbüchereien bzw. die Bücherverbrennung.

In den der Bücherverbrennung folgenden zwölf Jahren waren Tausende SchriftstellerInnen, JournalistInnen, WissenschafterInnen und VerlegerInnen von Verfolgung und Exil betroffen und für viele von ihnen wurden die Befürchtung René Schickeles zur traurigen Gewissheit: „Wenn es Goebbels gelingt, unsere Namen von den deutschen Tafeln zu löschen, sind wir tot. Gespenster in der Diaspora, in der wasserarmen Provinz. Schon die nächste Generation wird nichts mehr von uns wissen.“

Bis heute warten die Bücher zahlreicher AutorInnen auf ihre Wiederentdeckung. Vielleicht ist das Literaturquiz jener Tropfen, der, ehe er verdampft, Sie anregt, sich mit der Literatur, die der Nationalsozialismus aus der Welt schaffen wollte, weiter zu beschäftigen.

Informationen über mehr als 200 AutorInnen aus dem Bereich der Exilliteratur, Hinweise auf Sekundärliteratur und weiterführende Links, auch zum Thema Bücherverbrennung, finden Sie in Petra Öllingers virtueller Bibliothek.

Eine schöne Bestätigung unserer Arbeit war das bis zuletzt große Interesse am Literaturquiz. Obwohl der Dezember bekanntermaßen für viele Menschen nicht gerade zur stressarmen Zeit des Jahres gehört, haben am letzten Teil unseres Literaturquizes 114 BesucherInnen des „Duftenden Doppelpunktes“ teilgenommen.

Sehr gefreut haben uns die zahlreichen Mails, die uns im Laufe des Jahres erreichten: Neben Wertschätzung, Infos und Anregungen, die wir auf diesem Weg erhielten, ließ man uns auch immer wieder an der Freude über das Literaturquiz bzw. die gewonnene Literatur teilhaben.

Auch wäre das Literaturquiz „80 Jahre Bücherverbrennung“ ohne das Interesse und die Unterstützung von über 60 Verlagen in dieser Form nicht möglich gewesen.

Ihnen allen sagen wir herzlichen Dank!

Abschließend verlosen wir folgende zwei Buchpakete und gratulieren den GewinnerInnen.

Das erste Buchpaket

… haben wir unter den TeilnehmerInnen des Literaturquizes verlost, die bis zum 17. Dezember einen Kommentar im Blog hinterlassen haben. Es beinhaltet folgende Literatur und geht an an Brigitte T.

Buchcover Leo Perutz Der Meister des Jüngsten Tages Zsolnay Verlag Leo Perutz: Der Meister des Jüngsten Tages aus dem Zsolnay Verlag.

„Wien, vor dem Ersten Weltkrieg: Eine rätselhafte Todesserie erschüttert die Gesellschaft. War es Selbstmord? Oder Mord? Kaum beachtete Nebensächlichkeiten verdichten sich allmählich zu Indizien gegen den Ich-Erzähler des Romans, dem der Ehrenkodex seines Standes nur noch den Weg des Selbstmordes offen zu lassen scheint. „Leo Perutz ist der größte magische Realist unserer Sprache, ein Virtuose des Rätsels.“ (Daniel Kehlmann)
Ein meisterhaft konstruierter Blick in die Abgründe Wiens vor den letzten Tagen der Menschheit.“

Via Zsolnay Verlag

Buchcover Felix Hubalek Die Ausweisung aus dem Milena Verlag Felix Hubalek: Die Ausweisung aus dem Milena Verlag.

„Berlin 1933, zu Beginn der NS-Diktatur, steht ein österreichischer Journalist im Widerstreit zwischen Anpassung und Widerstand.
Der österreichische Korrespondent Wilhelm Urbanek sieht sich mit den Zeichen der „neuen Zeit“ und den braunen Machthabern konfrontiert. Die politischen Veränderungen in der deutschen Reichshauptstadt gefallen dem Journalisten ganz und gar nicht; er versteht sich als Mahner, der mit klarem Blick bereits erkennt, auf welches Unglück Deutschland zurast. In Urbaneks Umfeld scheint jedoch kaum jemand verstehen zu wollen, dass mit Hitler als Reichskanzler und den ersten Verhaftungen politischer Gegner und Juden, Deutschland innerhalb kürzester Zeit zu einem anderen Land geworden ist. Als Fluchthelfer und mutiger Gegner des nationalsozialistischen Regimes muss sich Urbanek die Frage stellen, was ein Einzelner gegen ein Terrorsystem wirklich ausrichten kann. Als seine regimefeindlichen Aktivitäten auch der Gestapo nicht verborgen bleiben, steht Urbanek vor einer lebenswichtigen Entscheidung…“

Via Milena Verlag

Buchcover DER KLEINE WEISSE MANTEL Peter Berzceller: Der kleine weiße Mantel aus dem Metroverlag.

„Peter Berczellers Liebesaffäre mit der Medizin begann im Alter von drei Jahren, als der in Wien geborene Peter Berczeller seinen Vater bei Hausbesuchen auf dem Land begleiten durfte. Der Arzt-Beruf des Vaters sollte auch seine Berufung sein. Aber nicht in seiner Heimat, sondern erzwungenermaßen in den USA … Peter Berczeller ist es gelungen, die beiden Erzählstränge – Geschichte der Emigration und Geschichte einer beruflichen Entwicklung – auf wunderbare Weise zu verflechten. Im Vordergrund steht über allem die Frage: Der Holocaust ist durch die intensive Bearbeitung des Themas für uns alle „verstehbar“ geworden – was aber ist mit den Leuten passiert, die nicht umgekommen sind? Peter Berczeller rettete und rettet Leben und schrieb darüber dieses Buch.“

Via Metroverlag

Buchcover Ich geb Dir einen Mantel. Widerstand im KZ. Öserreichische Frauen erzählen. Berger, Karin u.a.: Ich geb dir einen Mantel, daß Du ihn noch in Freiheit tragen kannst. Widerstehen im KZ. Österreichische Frauen erzählen aus dem Promedia Verlag.

„Nach zwei Tagen sind wir in Auschwitz angekommen. Das Bild krieg ich nie wieder weg. Ich seh es wie in Zeitlupe: Meine Mutter hat sich nicht umgedreht. Sie ist langsam und leise weggegangen. Durch das große Eisentor ist sie hinein. Sie hat sich nicht umgedreht nach mir. Wie ich jetzt in ‚Shoa‘ das große Tor von Birkenau gesehen ha, ist alles wieder aufgewacht.“ 51 Frauen erzählen von ihrem Leben im KZ, ihrem Widerstand, ihrer Solidarität.

Via Promedia Verlag

Das zweite Buchpaket

… wurde unter den TeilnehmerInnen des Literaturquizes verlost, die (fast) immer, jedenfalls an zwanzig oder mehr Quizrunden teilgenommen haben. Es beinhaltet folgende Bücher und geht an Ralf Sch. aus Zittau.

Alfred Polgar Handbuch des Kritikers Alfred Polgar: Handbuch des Kritikers aus dem Zsolnay Verlag.

„Die von Alfred Polgar 1937 zusammengestellte Sammlung enthält Stellungnahmen zu Theater, Film und Literatur, Miniaturen allesamt von jener erstaunlichen Dichte, wie sie diesem „Virtuosen des diskreten und unauffälligen Stils“ eigen war.“

„Wie alle guten Kritiker schrieb er stets für seine Zeitgenossen und machte sich keine Gedanken, ob die Nachgeborenen seine Arbeiten lesen und was sie von ihm denken werden. Gerade deswegen sind seine Texte auch nach 60 Jahren nicht verblasst.“ Marcel Reich-Ranicki

Urs Widmer Der Geliebte der Mutter Urs Widmer: Der Geliebte der Mutter aus dem Diogenes Verlag.

„‚Der Geliebte der Mutter‘ handelt von der unerwiderten lebenslangen Liebe Claras zu dem berühmten Dirigenten Edwin, aufgezeichnet von ihrem Sohn. Es ist zugleich ein Roman über das Geld und die Macht, über die Umkehr der Verhältnisse und über das 20. Jahrhundert. Diogenes Verlag

„Ich habe sehr viel Sympathie für dieses Buch. Eine hochaufregende Geschichte, so ruhig, so leise, mit so viel Ironie und leisem Humor erzählt. Ein toller Kontrast zwischen Ton und Inhalt, und dieser Kontrast ist ein Kunstmittel von hoher Qualität.“ Das literarische Quartett

Der Himmel ist blau. Kann sein aus dem Promedia Verlag Der Himmel ist blau. Kann sein. Frauen im Widerstand. Österreich 1938 – 1945 aus dem Promedia Verlag.

„Oft dokumentiert, in Zeitschriftenserien gefeiert wird der Widerstand der großbürgerlichen und adeligen Generäle gegen das Nazi – Regime. Doch in diesem menschen- wie frauenverachtenden System , das die Frauen auf das Gebären von Kanonenfutter und liebevolle Krankenschwesterndienste an den im Feld stehenden Männern, später auch auf die Produktion von Kriegsmaterial, festgelegt hat, entstand ein machtvolles Potential von Freiheitskämpferinnen, im Dienste nicht nur der Zerschlagung des Naziterrors, sondern auch ihrer eigenen politischen wie menschlichen Emanzipation.
Ein ungemein wichtiges, längst schon überfälliges Buch über weibliche Menschen, die unseren ganzen nationalen und patriotischen Stolz ausmachen müssen.“ Elfriede Jelinek

Erich Kaestner Gedichte Reclam  Verlag Erich Kästner: Gedichte aus dem Reclam Verlag.

„Die hier versammelte Auswahl von über 100 Gedichten präsentiert Erich Kästner (1899-1974) als witzig-bissigen und melancholischen Lyriker, der mit scharfem Blick und spitzer Feder Menschlich-Allzumenschliches und politisch Bedenkliches porträtiert.

‚Und immer wieder schickt ihr mir Briefe,/in denen ihr, dick unterstrichen, schreibt:/‘Herr Kästner, wo bleibt der Positive?‘/ Ja, weiß der Teufel, wo das bleibt.‘“

Literarischer Adventkalender 2013/20

Freitag, 20. Dezember 2013

JOACHIM RINGELNATZ: EINSIEDLERS HEILIGER ABEND

Ich hab’ in den Weihnachtstagen -
Ich weiß auch, warum -
Mir selbst einen Christbaum geschlagen,
Der ist ganz verkrüppelt und krumm.

Ich bohrte ein Loch in die Diele
Und steckte ihn da hinein
Und stellte rings um ihn viele
Flaschen Burgunderwein.

Und zierte, um Baumschmuck und Lichter
Zu sparen, ihn abend noch spät
Mit Löffeln, Gabeln und Trichter
Und anderem blanken Gerät.

Ich kochte zur heiligen Stunde
Mir Erbsenuppe und Speck
Und gab meinem fröhlichen Hunde
Gulasch und litt seinen Dreck.

Und sang aus burgundernder Kehle
Das Pfannenflickerlied.
Und pries mit bewundernder Seele
Alles das, was ich mied.

Es glimmte petroleumbetrunken
Später der Lampendocht.
Ich saß in Gedanken versunken.
Da hat’s an der Tür gepocht.

Und pochte wieder und wieder.
Es konnte das Christkind sein.
Und klang’s nicht wie Weihnachtslieder?
Ich aber rief nicht: “Herein!”

Ich zog mich aus und ging leise
Zu Bett, ohne Angst, ohne Spott,
Und dankte auf krumme Weise
Lallend dem lieben Gott.

Joachim Ringelnatz (1883-1934)

Weiterführende Links:
Joachim Ringelnatz Net
Joachim Rignelnatz Stiftung
Joachim Ringelnaz Verein

Nähere Informationen zum Thema Bücherverbrennung und Exilliteratur finden Sie in der Bibliothek von Petra Öllingers virtueller Wohnung: biografische Daten zu über 200 AutorInnen, Titellisten der verbrannten Bücher, Hinweise auf Sekundärliteratur und weiterführende Links.

Literarischer Adventkalender 2013/19

Donnerstag, 19. Dezember 2013

FRANCISCA STOECKLIN: STERN VON BETHLEHEM

Unendlich Blau.
Geweihte Nacht.
Und immer fällt der Schnee
In zarten Sternen.
Deckt die weite Erde sacht.
Heilige Nacht …
Durchglüht vom Leidensblut
Des lieben Herrn.

Wir pilgern noch im Dunkel.
Doch wir sehen seinen Stern.

Francisca Stoecklin (1894 – 1931)

Weiterführende Infos:
Liebeslyrik – Francisca Stoecklin
Wortblume – Francisca Stoecklin