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Nähere Infos: Wiener Bücherschmaus

Literatur-Spaziergang mit Herrn Leopold

17. Juni 2015 von eag

Herr Leopold PortraetWussten Sie, dass es beim Raimundtheater fliegende, belegte Brötchen gibt? Dass in der Webgasse beim fünften Gingkobaum links hinter den drei Schwammerln der Eingang zum Radiossender FM-AUS liegt?
Erleben und erlauschen Sie mit der 1. Bezirksschreiberin von Mariahilf, Petra Öllinger, fellsträubende Mäuse-Abenteuer von Herrn Leopold und Co. Neue Blicke auf Mariahilf sowie Käseproviant inklusive. Für kleine und große Zweibeiner.

Achtung: Bei Regen entfällt der Spaziergang.

Treffpunkt: vor dem Raimundtheater, Wallgasse 18-20
Datum: Samstag, 20. Juni 2015
Uhrzeit: 14.00 Uhr
Dauer: ca. 1 Stunde
Teilnahme: kostenlos, keine Anmeldung erforderlich

Eine neue Buchhandlung in Wien-Mariahilf

16. Juni 2015 von eag

Es ist angerichtet!

Eröffnung der Buchhandlung Wiener Bücherschmaus in Wien-Mariahilf Was kommt denn da hinein? Nagelstudio? Pfandleihanstalt? Yogastudio? Hundesalon?

Viele Wochen rätselten draußen Passantinnen und Passanten, während drinnen das Team hämmerte, verleimte, sortierte, einräumte.

Am 8. Juni um 19.00 Uhr wurde das Geheimnis gelüftet. Der „Wiener Bücherschmaus“ eröffnete gemeinsam mit vielen Gästen die Buchhandlung. Nach einleitenden Worten von Bezirksvorsteher Rumelhart und das Team des Wiener Bücherschmaus Bezirksvorsteher Markus Rumelhart sowie von Georg Schober und Petra Öllinger servierte das Team den Besucherinnen und Besuchern Rätselnüsse.

Gefragt wurde u.a. nach jenem Teammitglied, welches mehr als zwei Beine aufweist („Zwetschke, Bücherhund und Mitglied des ‚Bücherschmaus-Teams‘.“) oder danach, wie viele Bananenschachteln voll Buchspenden in die Buchhandlung passen („Mehr als 100 gnadenlos schwere Schachteln.“).Die Gäste erwartete an den drei Eröffnungstagen ein abwechslungsreiches Menü.

Vorspeise am Montag, 8. Juni: Buchauktion unter der Platane

Mehr Menschen, als die Buchhandlung auf einmal fassen kann – über 100 – , kamen insgesamt vorbei.
Eröffnung der Buchhandlung Wiener Bücherschmaus Der Sommer zeigte sich an diesem Abend von seiner sehr heißen Seite.
Die Buchversteigerung mit Auktionator Reinhold Sturm wurde kurzerhand nach draußen unter die Platane auf dem Oskar-Werner-Platz verlegt. Hier fanden kriminelle, kulinarische oder historische Literaturpackerl ihre neuen Leserinnen und Leser.

Mit dem Erlös können weitere Büchertrolleys für das Leseförderprojekt „Bücher auf Rädern“ erworben werden. Nach einer kurzen Verschnaufpause wurden die Rätselnüsse geknackt – als Belohnung für den Einsatz gab es drei „Bücherschmaus“-Gutscheine zu gewinnen.

Hauptspeise am Dienstag, 9. Juni: Besuch vom Kaiser und vom Kriminalinspector

Der „Bücherschmaus“ konnte sogar Herren aus der Monarchie begrüßen: Kaiser Franz Joseph und Inspector (mit c!) Joseph Maria Nechyba. Letzterer kam in Begleitung seines Schöpfers, dem Autor Gerhard Loibelsberger liest im Wiener Bücherschmaus aus Kaiser, Kraut und Kieberer und Musiker Gerhard Loibelsberger. Und dieser wiederum schickte das Publikum gemeinsam mit Herrn Nechyba von Wien nach Freiburg und Venedig zwecks Klärung krimineller Fälle. Mit einem Wort: Gerhard Loibelsberger trug aus seinem Buch „Kaiser, Kraut und Kiberer“ vor. Aber es war mehr als ein Vortrag, es war mehr als eine Lesung. Es war Theaterbühne!
Wen wundert’s, dass eine Besucherin mit dem Taxi bis vor den „Bücherschmaus“ preschte und ein Besucher sogar schnell ein Auto mietete („Straßenbahn war ausgefallen!“), um pünktlich zu kommen.

Dessert am Mittwoch, 10. Juni: Donald Duck am Ende, Ludwig Ganghofer in der Bredouille

Was in der Literaturgeschichte (noch) nicht Eingang gefunden hat, der „Wiener Bücherschmaus“ macht’s möglich. Bei den zwei Workshops „Wir machen ein Notizheft“ & „Texte schneiden und schreiben“ erkoren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer den gefiederten Antihelden aus Entenhausen zum Akteur eines Kurzromanes oder brachten den Jäger aus einem Ludwig-Ganghofer-Roman in arge Bedrängnis.

Ein Lesezwerg in der Buchhandlung Als sehr aufschlussreich erwies sich manches Western-Heft, das eine Teilnehmerin zu einer Geschichte inspirierte, wo Männer noch richtige Männer sind. Die dem Altpapier geweihten Bücher und die selbstgestalteten Notizhefte (mit Fadenheftung!) enthielten so viel Anregungen, dass lange nach dem offiziellen Workshopende noch weitergewerkt und geschrieben wurde.

Bilder von der Eröffnungstagen finden Sie auf flickr.
Einen herzlichen Dank an Robert Lender für die Fotos.

Seit Donnerstag, 11. Juni …

In der Zwischenzeit hat der „Wiener Bücherschmaus“ schon zwei Stammkundinnen: Fanni und Flora („Wir sind schon 8 Jahre alt!“). O-Ton Flora: „Ich will nicht mehr heimgehen, ich will für immer dableiben.“

Es gibt erste Workshoptermine.

Am 20. Juni um 14.00 Uhr findet der Literaturspaziergang mit Herrn Leopold statt. Treffpunkt Raimundtheater.

Und viele, viele Bücher warten darauf, entdeckt zu werden.

„Wiener Bücherschmaus“ – Buchhandlung: 1060 Wien, Garbergasse 13/Ecke Mittelgasse

Di-Fr von 10.00-12.30 und von 14.30-18.30 Uhr
Sa von 10.00-13.00 Uhr

T: 0676 4693402
E: info(at)buecherschmaus.wien
I: www.buecherschmaus.wien

Beiträge vor einem Jahr:
Brillis Wort zum Montag

Herr Leopold bekommt gewaltigen Ärger

16. Juni 2015 von eag

Tagebuchaufzeichnungen und Berichte aus Wien-Mariahilf

Herr Leopold Portraet23. Mai

Wie oft schon habe ich dem Einäugigen Erwin eingebläut, nichts zu essen, was in Regenbogenfarben schillert. Oder seltsam riecht. Oder sich an den Rändern wellt. Oder eingetrocknet ist. Und was macht er? Kommt bei mir vorbei mit einem Extrawurstblatt im Schlepptau, das ständig von einer Regenbogenfarbe in die andere changiert, und seltsam riecht, und sich an den Rändern wellt, und eingetrocknet ist, und fragt mich, ob ich davon kosten wolle! Gefragt hat er genaugenommen nicht. Vielmehr streckte er mir kauend und schmatzend diesen vergammelten Teil entgegen. Mein heftiges Kopfschütteln quittierte er mit einem Schulterzucken. Nachdem er das letzte Stück hinuntergewürgt hatte, bot er an, mich in die weite Welt zu begleiten.
„Da warst du doch länger nicht“, bemerkte er.
Ich lehnte ab. Wenn ich die Luft der weiten Welt schnuppern oder mir die Meeresbrise um die Ohren wehen lassen will, mache ich das alleine, dazu brauche ich Erwin nicht, der dann stets mit seinen Erinnerungen an seine Abenteuer als Schiffsratte prahlt. „Und beim Zweikampf mit dem Kapitän der ‚Mausolos‘ hab ich mein linkes Aug verloren.“ Dazu brauche ich auch seine Bemerkungen nicht wie „Ja, Leo, wir zwei haben‘s immer gewusst: Wien liegt am Meer“ – und haut mir dabei mit seiner Pranke auf die Schulter – oder „Strafft die Segel, der Wind Richtung Wiental ist gerade günstig!“ oder „Schiff ahoi, Leo, und pass auf, dass du nicht vom Kurs in die Matrosengasse abkommst!“.
Er winkte zum Abschied und bog behände in die Millergasse ein; ein Tempo, das man einer so alten Ratte – Erwins Berichten nach, müsste er mindestens dreihundertfünfundsiebzig Jahre alt sein, haha – nicht zutrauen würde. Noch dazu einer Ratte, die ihr linkes Auge im Kampf gegen den Kapitän eines Schiffes verloren hatte, das nach einem persischen Regenten benannt war.
Aber Erwin hatte natürlich recht. Es ist wieder einmal an der Zeit, die Matrosengasse aufzusuchen. Gleich morgen will ich mich auf den Weg machen, denn jeder hat seine urbanen Wunder.

Die Fortsetzung folgt am 30. Juni 2015.

Alle bisherigen Abenteuer finden Sie hier.

Beiträge vor einem Jahr:
Brillis Wort zum Montag

In Erinnerung: Herta Reich

15. Juni 2015 von wela

Zwei Tage Zeit: Herta Reich und die Spuren jüdischen Lebens in Mürzzuschlag. Herausgegeben von Heimo Gruber und Heimo Halbrainer im CLIO Verlag.

1998 erschien die erste Auflage von Zwei Tage Zeit mit der Fluchtgeschichte Herta Reichs und historischen Beiträgen zum Kladovo- Transport, dem sich Herta Reich nach ihrer gewaltsamen Vertreibung anschließen konnte, sowie zu den Lebensbedingungen von Jüdinnen und Juden in Mürzzuschlag bis zur nationalsozialistischen Machtergreifung 1938. Der Erscheinungszeitpunkt des Buches fiel mit dem 60. Jahrestag des Novemberpogroms zusammen – in Graz wurde damals der Grundstein zum Neuaufbau der zerstörten Synagoge gelegt und fast zeitgleich hat die Bundesregierung die Historikerkommission der Republik Österreich eingesetzt. Im Bemühen, wiedergutzumachen, was nicht wiedergutzumachen ist, wurden damit auf regionaler und staatlicher Ebene sehr späte Zeichen im Umgang mit den Folgen nationalsozialistischer Geschichte gesetzt.

Mit ebensolcher Verspätung hat auf lokaler Ebene in Mürzzuschlag die Erinnerung an die vor Ort ausgeübte Gewalt gegen hier ansässige jüdische Familien begonnen. Nicht zuletzt war es Herta Reich selbst, die mit der Niederschrift ihrer Vertreibungsgeschichte diesen Prozess in Gang gesetzt und ihm eine Grundlage gegeben hat. Dank ihres hohen erreichten Lebensalters konnte sie noch von Israel aus beobachten, wie diese Initiative in ihrer früheren Heimat aufgegriffen wurde.
Seither sind sechzehn Jahre vergangen. Herta Reich ist 2012 verstorben und zur bleibenden Erinnerung an sie hat sich das örtliche Gymnasium den Namen Herta Reich-Gymnasium und Realgymnasium Mürzzuschlag gegeben. Nicht nur dieser Akt des Gedenkens war für uns Anlass und Ansporn, eine erweiterte Neuauflage von Zwei Tage Zeit herauszugeben. Es ist auch der Umstand, dass geschichtliche Erinnerung ein ständiger und offener Prozess ist, den jede Generation von Neuem in Angriff nehmen muss. Keine Gesellschaft ist davor gefeit, hinter einen bereits erreichten Stand historischen Bewusstseins zurückzufallen. Das Versprechen des NIEMALS VERGESSEN, das die der Nazibarbarei Entronnenen nach der Befreiung 1945 abgelegt haben, hat bis heute nichts von seiner Aktualität eingebüßt. Unsere historische Verantwortung wahrzunehmen, sind wir nicht nur den Opfern nationalsozialistischer Gewalt und Verfolgung schuldig, sondern auch der Zukunft unserer Gesellschaft im Sinne einer humanen, demokratischen und sozialen Entwicklung.

Der erste Teil des Buches umfasst die Erinnerungen von Herta Reich, in welchen sie über Alltägliches und über heute fast Vergessenes bzw. Verdrängtes spricht. Sie berichtet über ihr glückliches Leben in der kleinen obersteirischen Industriestadt Mürzzuschlag und dem jähen Ende dieses Glücks. „Zwei Tage Zeit, um zwanzig Jahre meines jungen Lebens zurückzulassen“, sollte sie 50 Jahre später jenen Zeitpunkt nennen, an dem sie gezwungen wurde, Mürzzuschlag zu verlassen, da sie Jüdin war. Herta Reich schildert ihre Flucht aus Österreich, das seit dem 12. März 1938 ein Teil des nationalsozialistischen Deutschen Reiches war, die Erniedrigungen, denen sie und andere ausgeliefert waren, und sie schildert das Schicksal eines illegalen jüdischen Flüchtlingstransportes, der später den Namen Kladovo- Transport bekommen sollte.
Ihre Erinnerungen zeichnen ein erschütterndes und berührendes Bild ihrer sechs Jahre dauernden Flucht vor den Nationalsozialisten, die 1944 mit der Ankunft in Palästina endete.

Die Geschichte der „gescheiterten Flucht“ des Kladovo- Transportes (so auch der Buchtitel ihres 1993 erschienenen Buches) zeichnen Gabriele Anderl und Walter Manoschek in ihrem Beitrag nach und ordnen so die außergewöhnliche Flucht und das Überleben von Herta Reich in die Geschichte der illegalen Einwanderung nach Palästina ein. Während Herta Reich und eine kleine Gruppe polnischer Juden nach dem Überfall der Deutschen Wehrmacht auf Jugoslawien 1941 entkommen konnten, wurden alle anderen zu diesem Zeitpunkt noch in Jugoslawien befindlichen Flüchtlinge des Kladovo- Transportes ermordet. Dabei spielten zwei Österreicher – der Wehrmachtsgeneral Franz Böhme und der SS-Untersturmführer Herbert Andorfer eine führende Rolle.

Im Beitrag „Plötzlich waren sie alle weg“ werden die Erinnerungen von Herta Reich als Ausgangspunkt genommen, um das jüdische Leben in Mürzzuschlag im 19. und 20. Jahrhundert nachzuzeichnen. Neben einem bescheidenen jüdischen Leben ist in Mürzzuschlag – wie in vielen anderen Orten Österreichs auch – ein Aspekt durch all die Jahre hin wahrnehmbar: der Antisemitismus. Dieser reichte vom „Fremdenverkehrs-Antisemitismus“ über die öffentlichen Aufforderungen, nicht bei Juden einzukaufen, bis hin zur Beraubung ihrer Geschäfte – der .Arisierung“ – und der Vertreibung der wenigen 1938 noch hier wohnhaften jüdischen Familien. Das Ehepaar Haas konnte sich nicht mehr retten und wurde in Mali Trostinec ermordet.

In der biografischen Skizze .Herta Reich und ihre Familie“ wird ein Bogen von der Herkunft der Familie Eisler bis zum Leben Herta Reichs und ihrer Nachkommen in Israel gespannt.
Und in einem abschließenden Beitrag werden die Bemühungen in Mürzzuschlag geschildert, ein bleibendes Zeichen der Erinnerung zu setzen, die letztlich in der Namensgebung des Herta Reich-Gymnasiums und Realgymnasiums ihren Ausdruck gefunden haben.

Ein Glossar jüdischer und hebräischer Begriffe sowie eine Zeittafel ergänzen dieses Buch.

Wir widmen dieses Buch in Dankbarkeit dem Andenken Herta Reichs. Indem sie sich ihren schmerzhaften Erinnerungen gestellt hat, gab sie uns die Möglichkeit, uns mit den monströsen Seiten unserer Geschichte auseinanderzusetzen. Ihr Beispiel, ihre Persönlichkeit und ihre Menschlichkeit dürfen nie in Vergessenheit geraten.

Herta Reich und die Spuren jüdischen Lebens in Mürzzuschlag. Herausgeber: Heimo Gruber und Heimo Halbrainer, 212 Seiten, € 15,–, CLIO Verlag Graz 2014.

Zum 1. Todestag von Brilli

10. Juni 2015 von eag

Redaktionshund BrilliVor genau einem Jahr mussten wir von Dir Abschied nehmen.

Trauer hat keine Deadline.

Deine Hauskaspars und Zwetschke.

Brilli im Memory Garden.

Neue Buchhandlung in Wien-Mariahilf

5. Juni 2015 von eag

Die „Duftenden Doppelpunkte“ haben wieder einmal etwas angerichtet: Der „Wiener Bücherschmaus“ wird zum literarischen Nahversorger.

Ein wesentlicher Teil der Initiative sind die „Bücher auf Rädern“ , damit möchte der „Wiener Bücherschmaus“ ein Zeichen für kreative Leseförderung setzen.

Finanziert wird das Projekt u.a. durch den Verkauf gespendeter Bücher zu sozialen Preisen in der neuen Buchhandlung in der Garbergasse 13 / Oskar-Werner-Platz, 1060 Wien.

Dank vieler großzügiger Buch-Spenderinnen und -Spender aus ganz Wien können wir u. a. Folgendes anbieten: frische Sachbücher zur Vorspeise, deftige Krimis zum Hauptgang oder zarte Lyrik zum Dessert.

Anlässlich der Eröffnungstage vom 8. – 10. Juni 2015 kredenzt der „Wiener Bücherschmaus“ literarische Köstlichkeiten.

SPEISENFOLGE:

Der Wiener Bücherschmaus eröffnet seine Buchhandlung

WIENER BÜCHERSCHMAUS – DER LITERARISCHE NAHVERSORGER

Mo., 8. Juni 2015, 19.00 Uhr:
Das „Bücherschmaus-Team“ öffnet die Tore zum literarischen Nahversorger; Galerist Reinhold Sturm von Mel Art Company agiert als Auktionator bei der Versteigerung von literarischen Überraschungspaketen; die Gäste knacken die „Bücherschmaus“-Rätselnüsse und können erstmals nach Herzenslust in unseren über 3000 Büchern, CDs und DVDs stöbern.

Di., 9. Juni 2015, 19.00 Uhr:
Autor und Musiker Gerhard Loibelsberger liest aus „Kaiser, Kraut und Kiberer“ kulinarisch-kriminelle Schmankerln.

Mi., 10. Juni 2015, 16.00 bis 19.00 Uhr:
Das „Bücherschmaus“-Team serviert kostenlos Workshops „Texte schneiden und schreiben“ & „Wir gestalten ein Notizheft“.

GUTEN APPETIT wünscht das Team vom „Wiener Bücherschmaus“.

BUCHGESCHÄFT: Garbergasse 13 / Oskar-Werner-Platz, 1060 Wien
ÖFFNUNGSZEITEN ab 11. Juni 2015: Di.-Fr. 10.00-12.30 & 14.30-18.30 Uhr, Sa. 10.00-13.00 Uhr

Herr Leopold bekommt gewaltigen Ärger

2. Juni 2015 von eag

Herr Leopold Portraet5. Mai
Die Vereinigung „Recht auf ordentlichen Käse“ hatte für heute zu einer Demonstration aufgerufen. Bereits zu Mittag fanden am Mariahilfer Platzl unter dem A-Ständer des Kebab-Hauses die ersten Kundgebungen statt. Einige Teilnehmer schwenkten Fahnen in Form von Emmentaler-Scheiben, andere trugen Transparente mit der Aufschrift „Kein Aufschlag auf Roquefort“, „Quo vadis, Quargel?“ und „Wir lassen uns keinen Topfen als Hartkäse vormachen“. Nach jeder Ansprache folgte eine Mischung aus stürmischem Applaus, schrillen Pfiffen und Musikfetzen. Um circa 14.00 Uhr setzte sich der Mäuse- und Rattenzug Richtung Mauseumsquartier1 in Bewegung, wo die Abschlusskundgebung stattfinden sollte. Dass Erwin ebenfalls mit dabei war, wunderte mich überhaupt nicht, aber dass auch Elsbeth …?

Frau Elsbeth PortraetBericht und Ergänzung von Frau Elsbeth: Worin Erdnussflips beinahe einen schweren Unfall auslösen und die Fillgraderstiege sich als hervorragender Kundgebungsort erweist.

Die Überraschung stand Herrn Leopold buchstäblich ins Gesicht geschrieben. Selbstverständlich waren wir bei dieser Demonstration dabei. Erwin und ich hatten dafür im Vorfeld eine Arbeitsgruppe gebildet. Eine sehr kleine Arbeitsgruppe. Sie bestand aus Erwin und mir. Seine Überlegung war, bei der Veranstaltung auch auf die städtische Wohnungsmiesere von Ratten und Mäusen aufmerksam zu machen. Zuerst war ich nicht überzeugt von seiner Idee. Würden andere sein Anliegen überhaupt verstehen? „Wir lassen uns keinen Topfen als Hartkäse vormachen“ – der Spruch war von Erwin, und er war symbolisch gemeint. „Ich will damit zum Ausdruck bringen, dass die Verantwortlichen endlich ihr Versprechen, allen Nagern eine würdige Unterkunft zur Verfügung zu stellen, erfüllen sollen.“ Sein Enthusiasmus war nicht zu bremsen. „Noch immer“, so seine Begründung, „hausten zu viele wie die Ratten in ihren Löchern.“ 2 Meine letzten Zweifel am Gelingen konnte er nicht ausräumen, aber wenn Erwin sich in einen Plan verbissen hatte …

Die Mariahilfer Straße wimmelte an diesem Nachmittag einmal mehr vor Menschen, die an Auslagen vorbeihasteten, in Geschäfte hineinhuschten und aus Geschäften herauseilten, einander anrempelten, Einkaufstaschen gegen fremde Schienbeine knallten. Das Gewurrle und Durcheinander kam uns sehr zugute. Niemand nahm Notiz von uns, die wir in geordneten Reihen rasch die Gehsteigkante entlangmarschierten. Sogar die Hunde, die von ihren Besitzern in diesem Trubel mitgeschleift wurden und wegen der vielen hektischen Menschenbeine sehr gestresst waren, ignorierten uns. Lediglich auf Höhe der Haydnkirche kamen zu einem kleineren Zwischenfall. Zwei weiße Hausmäuse wurden fast von einer Packung Erdnussflips getroffen, die einem kleinen Kind aus der Hand geglitten war. Zum Glück waren die zwei unverletzt geblieben.

Beim Aufprall war allerdings die Verpackung aufgeplatzt, Erdnussflips quollen daraus hervor, verteilten sich auf dem Gehsteig, rollten in die Gruppe der Demonstrierenden. In dieser Situation war sogar Erwin die Lust aufs Naschen vergangen. Das Menschkind brüllte los, wollte die Knabbereien vom Boden aufheben und in den Mund stopfen, was die Eltern ebenfalls lautstark zu unterbinden versuchten, das Menschenkind brüllte noch lauter. Wir nutzten diesen Tumult, entfernten uns rasch und konnten unsere Demonstration ohne weitere Störung fortsetzen.

Am Fuße der Fillgraderstiege, im „Mauseumsquartier“, verliehen die Sprecherinnen und Sprecher der einzelnen Gruppen ihren Forderungen nochmals Nachdruck. Sie dampften die Inhalte rhetorisch ein. Was blieb war: Käse, Käse, Käse.

Und die Ratten und Mäuse werden wohl auch weiterhin in ihren Löchern hausen.


1 Das „Mauseumsquartier“, errichtet auf dem Areal eines ehemaligen Autoparkplatzes am Fuße der Fillgraderstiege, bietet heute, eingebettet in eine großzügige Parklandlandschaft aus rotem Sonnenhut und Storchenschnabel, kulturelle und kulinarische Unterhaltung für Mäuse jeden Alters.
2 Erwins spätere Einsicht: „Zu dumm nur, dass die versteckte Botschaft von den meisten nicht verstanden wurde.“

Fortsetzung folgt am 16. Juni 2015.

Alle bisherigen Abenteuer mit Herrn Leopld finden Sie hier.

Beiträge vor einem Jahr:
Brillis Wort zum Montag

Als der Affe die Banane warf und 25 Tiere traf. Ein Tier ABC.

26. Mai 2015 von eag

Wer mit Vitaminen wirft …

Ein wildes Tiergerangel von A bis Z

Buchcover Als der Affe die Banane warf.Die Geschichte beginnt damit, dass dem Affen Ralf langweilig ist. Wie so oft ist auch hier die Langeweile die Mutter vielerlei Unfugs: Ralf wirft eine Banane und trifft – den Bären Gunther im Gesicht. Unbeabsichtigt löst Ralf damit eine Kettenreaktion aus. Denn Gunther ob dieser Obstattacke alles andere als erbaut, tritt wütend gegen einen Baum (und verspeist die Banane, zumindest lässt die leere Schale in Gunthers Pfote darauf schließen), was wiederum Chamäleon Heidi dazu veranlasst, knallrot anzulaufen. Es folgen Aktion und Reaktion, jeweils von einem Tier ausgelöst. Die Folge ist ein veritables Tiergerangel, bei dem sich die ProtagonistInnen – von A wie Affe über J wie Jaguar bis Z wie Zebra – gegenseitig in die Wolle bzw. ins Fell geraten. Am Schluss des Tier-Alphabets bzw. der Geschichte schließt sich der Kreis. Das besagte Zebra namens Pitt versetzt dem Affen Ralf einen Tritt, der ihn zur „Einsicht“ bringt: „Bananen werfen ist sehr dumm, Bananen essen bringt nicht um.“

Die Rolle des Alphabets beim Bananenwurf
Ähnlich wie in Paul Maars „Tier-ABC“ ordnet die Autorin und Illustratorin Roberta Bergmann jedem Buchstaben eine Tierart zu – auch dem „herausfordernden“ Q (Qualle) oder dem Y (Yak). Ein interessantes Wesen findet sich bei X: Das Xanthippentierchen taucht so selbstverständlich auf, als wäre seine Existenz eine zoologische Selbstverständlichkeit.1
Das Ordnungsprinzip des Alphabets behält Roberta Bergmann bei. Die Geschichte startet bei A und endet bei Z. Der Titel spielt mit der Anzahl der Buchstaben im Alphabet: 25 Tiere plus Affe = 26 sind involviert.
Der Buchstabe A löst die Handlung aus. Wie beim Staffellauf geben die Tiere „ihre“ Buchstaben von einer Seite zur nächsten, von einem Tier zum nächsten weiter, so wird die Geschichte „vorangetrieben“. Damit man bei diesem Gerangel die Übersicht über das ABC behält, findet sich auf jeder Seite der entsprechende Buchstabe nochmals extra dargestellt. Diese einzelnen Buchstaben sind einheitlich gestaltet in Größe und Form (Linol-?Druck, schwarz), sie sind allerdings unterschiedlich auf den Seiten platziert (links oben, rechts unten …).

Die Struktur der Geschichte
Roberta Bergmann erzählt die rasante Geschichte in Reimen. Die (Re-)Aktionen von jedem Tier schildert sie mit jeweils vier Zeilen (a, a, b, b). Das Tempo der Handlung wird noch verstärkt, in dem auf manchen Seiten z. B. nur drei Zeilen stehen oder das letzte Wort am Ende einer Strophe fehlt. „Das Schwein Juli stand grad am Trog, / als ihm der Hut ins Essen flog /. Das Tier verschluckt sich daran schwer / und hustet Reste …“ Wie geht’s weiter? Schnell um- und weiterblättern!2
Um die Handlungen der Tiere nachzuvollziehen und den Zusammenhang zu verstehen, ist das Lesen der Geschichte von A bis Z, also von der ersten bis zur letzten Seite, sinnvoll. Die Freude an (gereimter) Sprache lässt sich jedoch auch mit einzelnen, aus der Gesamtheit gelösten Stellen entfachen.

Bild-Text Interdependenz
Die großflächigen, in satten Farben gemalten Bilder unterstreichen das Geschehen im Text, sie erzählen keine eigene Geschichte. Der Text funktioniert ohne bildnerische Elemente. Umgekehrt bedürfen die Bilder des Textes, um den Ablauf schlüssig zu erzählen. Allerdings laden die Bilder ohne Text durchaus dazu ein, eigene Geschichten zu erfinden und die darauf abgebildeten Tiere zu benennen bzw. deren Anfangsbuchstaben zu entdecken, zu wiederholen, zu lernen.

Gestalterische Raffinessen

Wer sich den Dschungel auf dem Vorsatzpapier ganz genau ansieht, wird ihn entdecken: den Schlingel Ralf, der zwischen den Blättern hervorschaut.
Auf dem Buchcover findet sich die aus zoologischer Sicht wild-zusammengewürfelte Truppe. Sind tatsächlich alle 26 Tiere darauf versammelt? Da hilft nur: nachzählen. Hier wäre z. B. das Rentier Paul. Auf dessen Rücken sitzt doch … hm … ? Und kommt tatsächlich ein Dackel vor? Da hilft nur: nochmals lesen …

1 Einen wissenschaftlichen Beweis für das Vorkommen des Xanthippentierchens gibt es nicht, aber wer weiß. Auch Loriots Steinlaus erfreut(e) sich trotz Nichtexistenz in der Realität großer Beliebtheit …
2 „ … Richtung Per.“

Petra Öllinger

Roberta Bergmann: Als der Affe die Banane warf und 25 Tiere traf. Ein Tier ABC. Kunstanst!fter Verlag, Mannheim 2015. 48 Seiten, € 18,50 (Ö)
Altersempfehlung: 3-6 Jahre.

Beiträge vor einem Jahr:
Der Mann auf dem Balkon., Brillis Wort zum Montag