Am Samstag also die jährliche Generalversammlung der Grazer Autoren in der alten Schmiede, deren Mitglied ich seit 1987 bin.
Vielleicht ein paar Worte zur Vereinsgeschichte. Die GAV ist der größte österreichische Schriftstellerverein, gegründet 1973 in Graz, daher der Name, obwohl sich der Vereinssitz schon lang in Wien in der Rasumovskygasse, dem sogenannten Robert Musil Haus befindet, der sich in den frühen Siebzigerjahren vom Pen Club abgespaltet hat und sich als politisch engagiert und von der Ausrichtung vorwiegend experimentell versteht.
1986 habe ich das erste Mal um Aufnahme angesucht, nachdem ich von den Arbeitskreisfrauen, die mein schriftstellerischer Zugang waren, erfahren habe, daß man das machen kann. 1987 wurde ich dann aufgenommen. Seither bin ich leidenschaftliches Mitglied und versuche mich, soviel ich kann, zu engagieren.
So organisiere ich seit 2001 die traditionelle Veranstaltung zum Tag der Freiheit des Wortes im Gedenken an die Bücherverbrennung der Nazis am 10. Mai 1933 , die Josef Haslinger in den Achtzigerjahren ins Leben gerufen hat und habe für 2009 den dritten Teil einer Frauenlesung mit dem Titel „Die Mittleren – Literatur von Frauen“ eingereicht, der Silvia Bartl ja bitter aufgestoßen ist, weil man heutzutage offenbar immer gleich „Ich bin der beste!“, schreien muß, sonst brauchst du ein neues Design. – So habe ich 2006 zwar den ersten Teil mit Elfriede Awadalla, Judith Gruber-Rizy, Mechthild Podzeit Lütjen und Marlen Schachinger im Literaturhaus machen können. Die Fortsetzung hat dann aber am 14. März in Vorarlberg stattgefunden, was auch sehr schön war.
Ich habe auch drei Veti gegen den Vorschlag zur Nichtaufnahme der neu einreichenden Mitglieder gemacht, weil das jedes Mitglied den Statuten nach kann.
Nach dem plötzlichen Tod von Gerhard Kofler 2005 und Heidi Pataki 2006 besteht die Geschäftsführung aus Gerhard Jaschke und Christine Huber, Rolf Schwendter ist der Präsident.
Es gab gleich eine lebhafte Diskussion, vorher habe ich mit Dietmar Füssel „Und Trotzdem“ sowie „Novembernebel“ gegen seinen Roman „Rindfleisch“ und die Essaysammlung „Mörder wie du und ich“ getauscht und Margot Koller aus Salzburg begrüßt, mit der ich einmal eine gemeinsame Anthologie herausgegeben habe und gelegentlich einen intensiven e-mail Kontakt betreibe.
Generalthema war, das Budget ist knapp, wir müssen sparen, dann ging es schon um die Neuaufnahmen und da gab es diesmal eine ganze Menge Vetis.
Ich hatte geglaubt, ich wäre die Einzige. Weit gefehlt, ich habe mich für drei realistische schreibende Frauen eingesetzt, die der Jury nicht literarisch genug erschienen, es gab aber auch einige experimentelle Schreibergruppen, die ihre Aufnahmeschwierigkeiten hatten und die Grauenfruppe, die zwar nicht abgelehnt wurde, ihres Gruppenstatus aber für Diskussion sorgte. Ein sehr anregender Vormittag. Zu Mittag wollte ich spazieren, beziehungsweise nach Hause gehen, um noch einmal Bücher holen, um sie auch Margot Koller zu zeigen. Bin dann aber mit ihr und mit Ruth Aspöck im Cafe Prückl gelandet, wo schon Robert Egelhofer wartete.
Am Nachmittag wurde es noch emotioneller. Margot Koller hatte nämlich auch ein Veto eingelegt, mit dem sie aber allein war und hat wutentbrannt die alte Schmiede verlassen, was ich ihr nachfühlen kann. Denn ich bin im vorigen Jahr mit meinen Vetis auch abgeblitzt. Diesmal hat sich aber Rolf Schwendter meiner Meinung angeschlossen und so hat es für Susanne Schneider und Monika Giller geklappt. Ich lese auch am 12. November mit Monika Giller bei der Frauenlesung in der Galerie Heinrich.
Dann rief Ilse Kilic nochmals zum Sparen auf, weil das Geld nicht reicht, der Verein immer größer wird, die Subventionen aber nicht mehr.
Für 2009 wurden die Veranstaltungen aber noch genehmigt, so daß ich mich an das Organisieren machen kann.
Um halb sieben waren wir dann sehr erschöpft, der Kopf hat geraucht und es gab als Höhepunkt das gemeinsame Abendessen im Gasthaus Pfudl mit Kürbissuppe, Eiernockerln und Himbeerparfait.
Ich bin am Tisch mit Johann Barth, Dietmar Füssel, Kurt Mitterndorfer, Ruth Aspöck und Reinhold Schrappeneder gesessen, später ist noch Zdenka Becker dazugekommen und wir haben mit Hans Jörg Dost, dem ehemaligen Pastor aus der ehemaligen DDR, der jetzt in Murau lebt oder lebte und aufgenommen wurde, als ich 2003 und 2004 in der Neuaufnahmejury gewesen bin, eifrig diskutiert.
Ruth Aspöck hat uns alle nach dem, was wir gerade schreiben gefragt, was interessant war, bei den Versammlungen aber nicht sehr oft geschieht. Ich habe mich immer etwas darüber gewundert, daß die Autoren sowenig über die eigene Arbeit sprechen und so habe ich gestern viel gelernt.
Und die GAV hat die an die 620 Mitglieder. Paul Jaeg, Si.Si.Klocker, Melamar, grauenfruppe, Friederike Schwab, Gerda Sengsbratl, Clemens J. Setz und Peter Ian Waugh sind jetzt auch dabei.
2008-10-26
Vereinsgeschäfte
1 Kommentar »
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schade, dass ich für die gv keine zeit mehr hatte. da scheinen ja echt die fetzen zu fliegen. nächstes jahr vielleicht.
Kommentar von andrea stift — 2008-10-28 @ 12:16 |