
Publikum

Christl Greller
Literatur und Schreiben, welche österreichische Gegenwartsautorinnen fallen Ihnen zu diesem Tehma ein?
Elfriede Jelinek wahrscheinlich, Barbara Frischmuth, Marlene Streeruwitz, Ilse Aichinger, Friederike Mayröcker?
Für Kinder schreiben Christine Nöstlinger und Renate Welsh, vielleicht haben Sie auch an die alte Dame Gertrud Fussenegger gedacht oder an ein paar andere Namen.
Im Handbuch der IG Autoren sind aber ein paar tausend Autoren eingetragen und mindestens die Hälfte wird davon weiblich sein.
Die habe ich auch nicht alle gekannt, als ich vor sechsunddreißig Jahren zu schreiben anfing.
Mein literarischer Werdegang hat ab 1978 im Arbeitskreis schreibender Frauen eine frauenspzifische Prägung bekommen. Da habe ich auch Kontakt zu einigen Autorinnen gefunden, die mich noch heute prägen.
Marie Therese Kerschbaumer ist eine davon. Elfriede Haslehner, El Awadalla, Christa Stippinger und die vor fast zwei Jahren verstorbene Erika Danneberg einige andere.
Im Sommer 1982 gab es in der alten Schmiede eine Lesung des Arbeitskreises schreibender Frauen, die sich mir als Beginn der Präsentation weiblichen Schreibens eingeprägt hat.
Der Arbeitskreis hat sich 1984 aufgelöst. Mit einigen der Autorinnen habe ich mich aber über Jahre weiter getroffen.
Es gab 1998 in der Alten Schmiede eine von mir organisierte Lesung „Die mittleren Jahre oder ein Fast-Altweibersommer“, bei der Ruth Aspöck, Hilde Langthaler, Elfriede Haslehner, Katharina Riese und ich gelesen haben.
Wiederaufgelebt wurden die Lesejausen 2002, als Anita C. Schaub im Rahmen des 1. Wiener Lesetheaters eine Frauengruppe gründete, die in monatliche Lesungen bekannte und unbekannte Frauentexte präsentierte.

Petra Ganglbauer
Hier entstand auch die Idee selber mit einer Frauenlesereihe weiter zu machen, die ich 2004 und 2005 im Rahmen der Lesetheater-Frauengruppe organisierte.
2006 veranstaltete ich im Wiener Literaturhaus dann die erste Lesung „Die Mittleren – Literatur von Frauen“, wo ich mit Judith Gruber-Rizy, El Awadalla, Marlen Schachinger, Mechthild Lütjen und mir, fünf einer breiten Öffentlichkeit, vielleicht nicht so bekannte Frauen, vorstellte.
2007 wollte ich diese Reihe mit Eika Kronabitter, Petra Ganglbauer und Anni Bürkls fortsetzen, mußte aber auf Grund der Mainstream-Positionierung, bzw. weil ich offensichtlich als nicht „in“ genug erscheine, in die Villa Falkenhorst in Thüringen bei Feldkirch auswandern, wo es am 14. 3. 2008 auch eine sehr schöne Lesung in einem sehr edlen Rahmen gab.
Heuer bin ich von den schönen Vorarlberger Bergen nach Wien zurückgekehrt, wo gestern im Amerlinghaus „Die Mittleren-Teil III“ stattfand.
Elfriede Haslehner ist gekommen, Lidio Mosca-Bustamante, Werner Grüner, Rolf Schwendter, Susanne Schneider, verspätet ist noch meine Cousine Elisabeth hereingehuscht.

Eva Jancak
Christl Greller hat eine Stadtbeschreibung vorgetragen.
Petra Ganglbauer einen neuen Text und einen älteren, aus dem Milena Buch „Schriftstellerinnen sehen ihr Land“, in dem sie über die patriarchalen Strukturen der Grazer Literaturszene von anno dazumal berichtete.
Überhaupt ist mir wieder aufgefallen, daß die Texte alle sehr frauenspezifisch waren und da hat auch mein Prolog aus dem „Haus“ gut hineingepasst.

Christa Kern
Auch wenn er mehr erzählend ist, von drei starken Frauen und einer vielleicht vergessenen Primaria, während die Krankenschwestern vor hundert Jahren mit den gestärkten Häubchen hinter den Herren Ärzten herliefen, handelt er allemal.
Dann kam Christa Kern mit ihrem Märchen, das sie schon bei der Poetnight gelesen hat, von der schönen starken Frau, die ihre Tiere verläßt, um im dunklen Wald nach ihrem Traummann zu suchen und Irene Wondratschs Bildgeschichte zum Töchtertag und der von einem Eiskasten, in dem das Joghurt zerrinnt, während der Traummann Operetten spielt, die die Protagonistin nicht aushält, was, wie ich von Irene Wondratsch erfragte, autobiografisch ist.

Irene Wondratsch
Ein aufmerksames Publikum gab es und eine gute Stimmung.
Susanne Schneider hat mir den „Novembernebel“ abgekauft, mich gefragt, ob man über das erste Wiener Lesetheater schreiben darf und sich für Teil vier der Frauenlesung angemeldet.
Da man bei der GAV aber nur mehr eine Veranstaltung organisieren kann, wird es den vielleicht nicht mehr geben, wenn ich mich nicht doch dafür entscheide und auf den Tag der Freiheit des Wortes verzichte.
Es war jedenfalls interessant und die Zusammenarbeit mit dem Amerlinghaus sehr gut.
Es gehen zwar nicht sehr viel Leute hinein und so war es mit den ca fünfundzwanzig Personen, die gekommen sind, auch sehr voll.

Büchertisch
liebe eva,
jetzt muss ich doch auch mal was hier rein schreiben – ich lese immer wieder gern, was du so schreibst und es macht wirklich spaß. ich hoffe wir sehen uns bald wieder mal und wünsche dir weiterhin viel erfolg.
alles liebe und liebe grüße
christa
Kommentar von Christa Kern — 2010-07-02 @ 12:04 |