Zwischen zwei Bachmann-Lesetagen kommt jetzt die Besprechung eines Lyrikbändchen aus dem Bücherschrank, nämlich Rose Ausländers „Blinder Sommer“, das 1965 von Rudolf Felmayer im Bergland Verlag erschien und 1987 im Fischer Taschenbuch Verlag wieder aufgelegt wurde.
Die 1901 in Czernowitz geborene und 1988 in einem jüdischen Altersheim in Düsseldorf verstorbene Lyrikerin hatte einen interessanten Lebenslauf.
Ende der Neunzigerjahre gab es in der Nationalbibliothek eine große Ausstellung über ihr Leben und Werk, das mich sehr beeindruckt hat. Soweit ich mich erinnern kann, waren dort Portraits von dem sehr jungen Mädchens bis zu der alten Frau mit Gedichtbeispielen ausgestellt, die mich ein bißchen zu der Erzählung „Letzter Versuch“ inspirierten und die Rose Ausländer – Paul Celan Beziehung war mir auch geläufig.
Mit dem Celan Lebenslauf habe ich mich bei der Lektüre des Bachmann-Celan Briefwechsel im vorigen November beschäftigt, Nelly Sachs, die auch mit Paul Celan befreundet war und einen ähnlichen traumatischen Lebenslauf, wie der berühmte Dichter hatte, hatte vor kurzem ihren vierzigsten Todestag und in den Tonspuren ein Portrait.
Jetzt habe ich mir das Gedichtbändchen „Blinder Sommer“ in die Badewanne mitgenommen, das auch gut in die Jahreszeit passt.
Rose Ausländer ist in Czernowitz aufgewachsen, im ersten Weltkrieg zuerst nach Budapest, dann nach Wien gekommen, wo sie eine Handelsschule besuchte, 1921 wanderte Rosalie Beatrice Scherzer mit ihrem Jugendfreund Ignaz Ausländer nach Amerika aus, den sie 1923 heiratete und sich 1926 wieder scheiden ließ. Sie erhielt die amerikanische Staatsbürgerschaft, kehrte aber öfter in die Bukawina zurück, um ihre Mutter zu pflegen und wurde dort zuerst als Spionin verhaftet, schließlich von 1941-1944 im Czernowitzer Ghetto lebte, wo sie Paul Celan kennenlernte. Nach dem Krieg ging sie wieder nach New York, 1964 war sie ein Jahr in Wien, 1965 zog sie nach Düsseldorf.
Bis 1971 unternahm sie weite Reisen. 1972 zog sie in das Nelly Sachs Heim der jüdischen Gemeinde, wo sie sich nach einem Schenkelhalsbruch nicht mehr erholte und ab 1977 ihr Zimmer nicht mehr verließ und sich nur mehr auf ihr Schreiben zu konzentrierte.
Ihr zweiter Gedichtband „Blinder Sommer“ brachte den literarischen Durchbruch und die Gedichte, die von ihren Reisen, New York, der Kindheit in Czernowitz, der Mutter, ect, handeln, sind auch sehr interessant.
„Die Rosen schmecken ranzig-rot- es ist ein saurer Sommer in der Welt… Die Schwalbe findet nicht nach Süden – es ist ein blinder Sommer in der Welt“ lautet etwa der Anfang und das Ende des Titelgedichtes.
„24 Stunden“, das sich auf die New York Erfahrungen bezieht, ist ein ziemliches Prosagedicht.
Dann tauchen immer wieder sehr prägnante Zeilen auf:
„Das plötzliche Land duftet nach Zedern und Zimt“
„Nebel goldene Augen klagende Stimmen und manchmal ein Wind“
„Rübezahl, wann wandern wir aus?“ sind einige Beispiele.
Es gibt Venedig Gedichte, die auch einen eigenen Gedichtband füllen.
Der editorischen Notiz kann man entnehmen, daß Rose Ausländer, schon in New York den Kontakt zum Bergland Verlag aufnahm.
300 ab 1957 entstandene Gedicht hat sie 1963 Rudolf Felmayer gesandt, der 93 auswählte, die im August 1965 in einer fünfhundert Stück Auflage erschienen sind.
2010-06-25
Blinder Sommer
4 Kommentare »
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boaa ich hab kein bock das alles zu lesen tut mir leid -.-
Kommentar von JOJO — 2012-11-21 @ 20:18 |
Das ist aber schade, denn das ist ein tolles Buch, das ich wirklich nur empfehlen kann
Kommentar von jancak — 2012-11-21 @ 23:26 |
Dankesehr für diese tollen Informationen! 🙂 Ich finde es sehr hilfreich wie sie hier andere Menschen informieren möchten.
Kommentar von Daniel — 2021-01-12 @ 19:15 |
Freut mich sehr!
Kommentar von jancak — 2021-01-12 @ 20:59 |