Literaturgefluester

2011-03-22

Überarbeiten

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:15

Vorige Woche bin ich mit dem Rohentwurf meines neuen Buchprojekts fertiggeworden. Wiederum sehr schnell die hundert Seiten hingeschrieben und mal mehr, mal weniger dabei gelitten. Jetzt liegt ein halbes Jahr vor mir, das Manuskript so zu überarbeiten, daß ich es dem Alfred geben kann, damit er es für den Digitaldruck setzt oder, wie man das nennt, was dann an die Druckerei geht. Beim Schreiben habe ich inzwischen meine Rituale.
Ich bin eine, die beim Rohentwurf, obwohl sie es vielleicht gern anders hätte, sehr schnell ist und auch eine, die dann gar nicht mehr soviel daran verändert, obwohl ich mich schon meist ein halbes Jahr damit beschäftigte, bis ich es aus der Hand gebe.
Zufälligerweise haben sich in letzter Zeit einige Blogs mit dem Thema Überarbeiten beschäftigt. So hat Anni Bürkl die Punkte zusammengestellt, wie ein Buch entsteht und Nejasha, eine andere Made in Austria Bücherbloggerin, die auch selbst schreibt, hat sich an einem Überarbeitungs-Nanorimo beteiligt und genau beschrieben, wie sie das macht.
Ein Punkt, den man immer findet, ist, den Rohentwurf einige Zeit liegen lassen. Das tut eine so Schnelle, wie ich schon wieder nicht oder nur ansatzweise. Im Gegenteil, ich korrigiere bei meinen längeren Texten und die habe ich ja meistens, immer zwischendurch. Wenn ich nicht mehr weiter weiß, gehe ich es von Anfang an durch und oft muß ich auch was abändern, damit die Handlung wieder stimmt, weil ich am Anfang woanders hinwollte, als schließlich daraus geworden ist.
Durch das Leipzigschauen der letzten Tage ist der Text zwar doch ein paar Tage liegengeblieben und die drei, vier Punkte die Nejasha erwähnt, sind für mich auch relevant.
Wo muß ich noch recherchieren? Wo ist es zu ungenau? Wo stimmt die Handlung nicht? Wo muß es noch sprachlich besser werden? Nejasha erwähnt noch die Wiederholungen, die zehn bis fünfzehn Prozent des Textes, um die es schließlich kürzer wird.
Das habe ich für mich auch gefunden, obwohl ich es mir nicht farblich markiere und ich drucke mir, obwohl ich ja sehr sparsam bin, sehr viel aus, weil ich glaube, daß ich nicht anders arbeiten kann. Obwohl ich, seit ich 2009 beim Nanowrimo mitmachte, nicht mehr mit Hand vorschreibe, sondern gleich in den Computer tippe. Sich also, wie man sieht, im Laufe eines Schreiberinnenlebens doch viel ändern kann.
Daß ich mir den Text sprachlich genau ansehen will, habe ich mir vorgenommen, kommen da ja die meisten Kritiken. Neyasha spricht von Wortwiederholungen und Schachtelsätzen. Da wird auch bei mir viel zu bearbeiten sein. Plotlöcher und unlogische Figuren habe ich sicher auch, habe ich ja ziemlich planlos vor mich hingeschrieben und muß jetzt angleichen, damit das Alter, das Aussehen etc der Figuren stimmt und bezüglich der Recherche, bin ich auch eine, was man vielleicht als Schwachpunkt auslegen kann, die nicht so besonders viel recherchiert und da bin ich beim Schreiben auf einen interessanten Punkt gestoßen. Nämlich auf Evelina Hahnenpichlers Katze, der hat sie ja ihr Vermögen vererbt und eine Nachbarin zur Katzensitterin bestimmt und die nimmt die Katze zum Begräbnis mit.
Da kam dann irgendwann die Frage, auf die ich noch immer keine Antwort weiß. Darf man das? Darf man Katzen auf ein Begräbnis mitnehmen? Ich habe versucht das im Internet zu ergooglen, bin aber nur auf einen Katzenfriedhof gestoßen und habe mich entschieden, daß das erlaubt ist, bzw. daß das Evelina Hahnenpichler in ihrem Testament so festgelegt hat.
Gestern ist mir noch eingefallen, daß ich mir das Tagebuch der Evelina Hahnenpichler, das noch kaum korrigiert ist, besonders anschauen und eventuell verändern sollte. Denn da stellen sich die Zwillingsschwestern bzw. Katharina am Anfang die Frage, warum die Mutter den Vater mit Fünfzig plötzlich verließ und wissen die Antwort nicht, bzw. schreiben sie es der Midlifekrise zu. Im Tagebuch der Mutter steht, daß sie es selber nicht so genau wußte, irgendwann später kam es dann zum Ausbruch der endogenen Depression. Da habe ich gestern gedacht, daß es vielleicht Romantauglicher ist, wenn sie die Familie wegen ihrer Krankheit verläßt. Weil sie den Töchter ihre Depression nicht zumuten wollte, ist sie gegangen und enterbt hat sie sie, weil ohnehin nicht so viel zu Erben war, sie ihre Katze aber gut versorgt wissen wollte.
Das ist jetzt meine Aufgabe so daran zu feilen, bis es keine Ungereimtheiten mehr gibt und die Geschichte von Katharinas Reise zum Begräbnis ihrer Mutter bzw. nach Trapani so weit von der Wirklichkeit entrückt und literarisch wird, daß es die Leser gerne lesen wollen.
Denn darüber, daß man nicht so gerne liest, was man selbst erleben kann, habe ich gerade bei literaturcafe.de, ein Interview gehört und deshalb vererbt Evelina Hahnenpichler ihrer Katze ja auch alles und verläßt deshalb ihre Töchter. Die Idee selber ist gar nicht so ungewöhnlich, habe ich das ja irgendwie erlebt bzw. vor ein paar Wochen etwas Ähnliches erzählt bekommen.
Ein Punkt bei dem ich es auch ein bißchen anders mache, sind die Testleser. Denn die habe ich eigentlich nicht. Beziehungsweise ist der Alfred mein Testleser, der korrigiert die Fehler, schaut sich die Sprache an und sagt mir auch, wenn etwas unlogisch ist.
Eine regelmäßige Testleserverschickung mache ich eigentlich nicht, weil ich die daran Interessierten wahrscheinlich gar nicht finde. Tue ich mir für den Buchtext schon schwer genug, so daß ich den oft selber schreibe. Zwar habe ich früher ein paar meiner Sachen Judith Gruber-Rizy zum Durchsehen gegeben und die „Mimi“ der Anna und dem Otto Lambauer, weil ich wissen wollte, ob es sprachlich stimmt. Sonst bin ich bezüglich Testleser vielleicht ein wenig skeptisch, allerdings diskutiere ich meine Texte seit einiger Zeit sehr genau im Internet und da kommt auch einiges zurück, was ich als Interessant bezeichnen würde.
So hat mich Frau Haidegger bei der Sophie Hungers darauf aufmerksam gemacht, daß es ja eine Musikerin dieses Namens gibt, so daß ich für alle Fälle ein S angehängt habe und mit der „Mimi“ gab es auch so eine Diskussion, allerdings war das Buch zu diesem Zeitpunkt schon gedruckt.
Ich finde und das machen inzwischen auch ein paar andere, eine öffentliche Diskussion über den Schreibprozess schon sehr interessant und lerne viel dabei und so bin ich gespannt, wie es mit den Zwillingswelten weitergeht. Ein bißchen habe ich mich ja auch während des Leipzighörens nicht hindern lassen, in den Text hineinzusehen. Er hat noch viele Ungereimtheiten und ob es mir wirklich gelingt, sehr viel Neues in den Text hineinzubringen, bin ich mir auch nicht so sicher. Denn da bin ich, die ich viel lese, auch ein wenig skeptisch, ob das überhaupt gelingen kann? Es wurde ja schon wirklich viel geschrieben und ich bin auch eine, die nicht gern übertreibt. Meine Spezialität ist wahrscheinlich schon die Ehrlichkeit und der kleine leise Ton. Mal sehen, ob und wie ich die Ecken und die Kanten, die die Lisbeth und die Katharina sicher haben, so hinbekomme, daß eine spannende Geschichte mit meiner vielleicht nicht so besonders künstlichen Sprache entsteht? Ich werde meine Leser weiterhin ein bißchen mitschnuppern lassen und bin auf Anregungen, Empfehlungen, Hinweise gespannt.

2 Kommentare »

  1. die beste recherche für die katzenfrage wäre ja, es einfach mal zu versuchen. 😉 wahlweise auch mit hund, weil da ja wohl nicht viel unterschied ist. sollte aber erlaubt sein. vielleicht in aufbahrungshallen nicht, aber das kann man ja wahrscheinlich sehr leicht herausfinden. man könnte auch anonym bei der bestattung wien anrufen und das schlechte gewissen unterdrücken, dass man die mit solchen fragen plagt…

    Kommentar von s. — 2011-03-22 @ 22:57 | Antworten

  2. Ja, das wäre eine Idee, da müßte man allerdings eine Katze haben und ein Begräbnis zu dem man gehen könnte. Bei der Bestattung anrufen wäre wahrscheinlich das Naheliegenste, das braucht dann gar nicht anonym versuchen. Aber ich bin keine große Recherchiererin und so habe ich beschloßen, daß man das einfach darf.
    Bei Hunden glaube ich ist das nicht gestattet, das habe ich so im Gedächtnis, daß das an den Friedhöfen so steht und so ist mir, als ich die Szene schon geschrieben hatte, plötzlich eingefallen, was ist wenn man das gar nicht darf?
    Dann lasse ich die Philomena Richter sagen, „Das ist ein Glück, daß die Luna ein Katzerl ist!“ und außerdem hat das Evelina Richter in ihrem Testament so festgelegt.
    Vielen Dank für den Komentar

    Kommentar von jancak — 2011-03-22 @ 23:10 | Antworten


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