Daß am Freitag im Literaturhaus etwas über die Lesarten der Sprachkunst ist, hatte ich in meinem Kalender notiert. Es ist bei uns, weil der Alfred seinen Vater in der Rehab besuchen, in St. Pölten einkaufen und Rasen mähen muß, momentan aber ein wenig hektisch, so daß wir eigentlich am Abend nach Harland fahren wollten, dann hörte ich am Donnerstag aber das Morgenjournal und erfuhr dort einige sehr interessante Sachen.
Nämlich Robert Schindel zieht sich als Professor vom Institut für Sprachkunst zurück, um sich endlich wieder seiner Literatur zu widmen oder in Pension zu gehen, beide Versionen habe ich gehört. Ferdinand Schmatz wird sein Nachfolger werden und die ersten Absolventen schließen ihr Studium mit dem Bachelor ab. Grund genug ein großes Fest zu feiern. Meistens gibts zu Saisonschluß und zu Saisonbeginn ein solches im Literaturhaus n und da ich diesen Hochschullehrgang vom Beginn, seit Cornelia Travnicek im August oder September 2009 bloggte, daß man sie dort wegen Überqualifizierung nicht genommen hat, verfolge, bei den Studentenlesungen, dem Symposium für Sprachkunst und auch bei einigen der Lesartveranstaltungen war, wo bekannte Dichter eingeladen wurden, intensiv verfolgte und auch für das Literaturgeflüster darüber berichten wollte, habe ich umdisponiert und dem Alfred überredet, daß wir erst fahren, wenn ich das Buffet halbwegs „leergegessen“ habe. So war es dann auch und so bin ich seit längerem wieder einmal im Literaturhaus gewesen und war auch noch so früh daran, daß außer Robert Huez noch nicht viele Leute anwesend waren.
„Ich werde wieder bloggen!“, habe ich ihm gesagt und er hat mir „Freut mich!“, geantwortet, was mich wieder freute, weil ich ja am Mittwoch etwas anderes hören konnte, wurde da mein Blog sehr aggressiv gefunden, was mich einigermaßen verwirrte, denn das ist er, glaube ich zumindestens, nicht.
Nach und nach sind die Besucher eingetroffen, darunter eine Schweizer Autorin, die auch am Montag bei den Reitzer Textvorstellungen in der Alten Schmiede war und mich nach der Friederike Mayröcker Lesung fragte, die am Donnerstag war und die ich leider versäumte, weil ich Donnerstags einen Abendklienten habe.
Die Prominenz, die Lehrer und Lehrerinnen der Sprachkunst sind ebenfalls eingetroffen und ein mir unbekannter sehr würdevoll aussehender älterer Herr.
Robert Huez begrüßte, dann kam der Rektor der Angewandten und der ehemalige Bundesminister Scholten, der mir, als ich einmal bei einer Preisverleihung von Robert Menasse, im Literatur war, die Hand gab, in meinem Text, den ich nicht bei dem gleichnamigen GAV-Symposium „Was schreiben was tun!“, vorgetragen habe, habe ich darüber geschrieben.
Rudolf Scholten bekannte sich als Freund von Robert Schindel, verriet seine Leidenschaft fürs Pilzesammeln und fürs Gorgonzolaessen und der alte Herr entpuppte sich als ein Sektionschef Roul Kneucker und der enthüllte die Geschichte des Lehrgangs für Sprachkunst. Robert Schindel hat sich seit 2000, glaube ich, sehr dafür eingesetzt. Ab 2005 gab es dann Arbeitsgruppe und Pläne, das in Heidenreichstein anzusiedeln, denn dort ist ja die „Literatur im Nebel“, die offenbar auch von Robert Schindel gegründet wurde. Dann kam der neue Institutsvorstand, der experimentelle Dichter Ferdinand Schmatz und der gab ein paar Punkte an, die für Robert Schindel wichtig sind und dokumentierte das in seinen und auch in einem Schindel Gedicht.
Gustav Ernst hatte zwei Dialoge, die, wie er meinte, für das Institut passend seien. Einer ging um das Singen in der U-Bahn, das der eine will und der andere nicht. Barbara Hundegger, die Lyrikerin las zwei frühe Gedichte, die ein sehr geduldiger Lektor Schindel betreute und zwei letzte, eines ging über Berge. Barbara Hundegger ist ja eine Tirolerin. Dagmar Leupold hatte eine Fußballgeschichte und Lydia Mischkulnig erinnerte an die seligen Bachmannzeiten 1996, wo sie las und auch einen der Preise gewonnen hat. Robert Schindel damals noch nicht Juror, verfolgte das Geschehen in der Kantine und gratulierte ihr zu ihrem Preis und Doron Rabinovici erinnerte an die Waldheim-Zeiten, wo er sich mit Schindel im Cafe Alt-Wien getroffen hat. Dann kam Angelika Reitzer und die Studierenden überreichten ihren Lehrer eine Abschlußmappe mit ihren Texten. Blumen wurden auch überreicht und das Buffet eröffnet. Da habe ich mich, angesichts der mangelnden Zeit, getraut mich als erste zu bedienen, mich ein wenig mit Ludwig Laher unterhalten, der auch ein neues Buch hat und bin dann noch vor der Orhan Kipcak Band gegangen. Habe im Wortschatz am Margaretenplatz wieder einiges gefunden, was ich zum Teil schon hatte, so Peter Henischs „Eine sehr kleine Frau“ z.B. oder Roths „Hotel Savoy“, aber auch Adolf Haslingers Buch über den „Jungen Peter Handke“. Das wird den Peter Handke Spezialisten unter meinen Lesern höchstwahrscheinlich freuen. Apropos offener Bücherschrank, da gibts am Samstag ja die Abschlußlesung in der Grundsteingasse und da habe ich, als ich am Donnerstag zum Klinischen Mittag ging, zufällig Frank Gassner getroffen, der mir sagte, daß Dagmar Fischer, eine der Gewinnerinnen ist, die länger lesen darf und noch etwas Erfreuliches habe ich für die Sprachkunstinteressierten meiner Leserschaft, zu berichten, was zum Thema passt. Thomas Wollinger bietet eine kleine Online-Schreibwerkstatt an. Da habe ich mich sowohl, als Schreibende als auch als Kommentierende beteiligt und dabei prompt etwas über meine Schreibweise erfahren, obwohl ich mir, da ich am Freitag meine Abrechnung machen mußte, gar nicht die erforderlichen fünfundvierzig Minuten Zeit genommen habe. Das Bild hat mich in seiner „Unwirklichkeit“, eine Frau mit Hut und einem Stäbchen in einer Baugruppe sehr gehemmt, so daß mir das einsteigen und das losgfabulieren gar nicht leicht gefallen und ein halb theoretischer Text daraus geworden ist, was auch viel über mein Schreiben sagt und jetzt hätte ich fast das Wichtigste vergessen. Robert Schindel hat nämlich auch gelesen und zwar aus seinem neuen noch unveröffentlichten Roman und das ist auch sehr interessant, geht es da nämlich, um das Mahnmahl bei der Albertin, um den Bürgermeister und einen rabiaten Bildhauer, der natürlich nicht Hrdlicka heißt, eine Kulturstadträtin etc und ich dachte mir, das ist genauso geschrieben, wie ich es gerne tue und immer höre, daß man so auf gar keinen Fall schreiben kann. Es wurde aber sehr geklatscht. Robert Schindels Kultroman „Gebürtig“ habe ich übrigens auch einmal im Wortschatz gefunden und freu mich auf das Lesen.
2012-06-30
Sprachkunstabschluss und Fest für Robert Schindel
2012-06-29
Als die Glocke verstummte
Manchmal findet man im offenen Bücherschrank ganz seltsame Bücher. Raissa Orlowas „Als die Glocke verstummte – Alexander Herzens letztes Lebensjahr“, aus dem Karin Kramer Verlag Berlin, 1988 erschienen. Raissa Orlowa?, Alexander Herzen? Nie gehört, also Google und Wikipedia bemühen und da findet man heraus, daß Raissa Dawydowna Orlowa-Kopelewa, 1918 in Moskau geboren, 1989 in Köln gestorben, russische Schriftstellerin und Amerikanistin, die zweite Ehefrau von Lew Kopelew war und mit ihm 1981 aus der Sowetunion ausgebürgert wurde. Sie lebte dann in Köln und war mit Heinrich und Annemarie Böll befreundet. In ihrem ersten Buch „Die Türen öffnen sich langsam“ hat sie beschrieben, wie schwer es für sie war in Deutschland anzukommen.
„Als die Glocke verstummte“ ist ihr viertes Buch und da kann man sich zu Alexander Iwanowitsch Herzen googlen, 1812 in Moskau geboren, 1870 in Paris gestorben, der ein russischer Philosoph und Schriftsteller war und leider, wie Raissa Orlowa schreibt „habe ich im Westen mit Betrübnis entdeckt, daß Alexander Herzen, ein Weltbürger, der über Westeuropa so viele brillante Seiten geschrieben hat, fast unbekannt ist.“
Zuerst ist aber der Sohn eines russischen Adeligen und einer aus Stuttgart kommenden Deutschen in Russland ziemlich feudal aufgewachsen. Seine Eltern schlossen zwar keine richtige Ehe und nannten ihn Herzen, weil er ein Kind des Herzens war. Er studierte und schloß sich intellektuellen revolutionären Kreisen an, wurde verhaftet, sowie verbannt und verließ 1847 mit seiner Familie Russland in Richtung Europa. Hier ist dann der Weltbürger herumgefahren,lebte dreiundzwanzig Jahre im Westen, in Nizza, Zürich, Vichy, Florenz, Genf, Brüssel, Aix -les -Bains und Paris und gab mit seinem Freund Ogarlow, die erste freie Zeitschrift „Die Glocke“ heraus und gründete in London, die freie russische Druckerei. Das steht in einer Art Vorwort auf der ersten Seite, wo Raissa Orlowa auch erzählt, daß sie mit ihrer Arbeit über Herzen schon Ende der Siebzigerjahre in Moskau begonnen hat.
„Damals ahnte ich nicht, daß ich je in Genf die Häuser suchen würde, in denen Herzen gelebt hat.“
Daß das Buch nur das Jahr 1869, Herzens letztes Lebensjahr, beschreibt, ist seltsam und originell, Raissa Orlowa meint, daß es ein sehr wichtiges Jahr ist. Für jemanden wie mich, der den Namen Herzen vorher noch niemals hörte, in der Sowetunion der Siebzigerjahre war er Schullektüre und sich auch mit der russische Revolution nicht so auskennt, ist das ein wenig schwierig. Zum Glück gibt es aber Wikipedia, wenn ich das Buch in den Achtzigerjahren gelesen hätte, hätte ich mir viel schwerer getan. Gibt es zwar eine Art Einleitung, dann geht es aber gleich los mit Briefen und Textauszügen und wenn man keine Ahnung von Alexander Herzen und der „Glocke“ hat, schwimmt man ein wenig.Ich bin aber historisch interessiert und es tauchen auch immer wieder bekannte Namen auf. Michael Bakunin zum Beispiel. Mit Sergej Netschajew einem anderen Revolutionär, der im Leben Herzens offenbar eine große Rolle spielte, tue ich mir schwerer und von der Literatur- oder was auch immer Zeitung „Die Glocke“ habe ich auch nicht viel mitbekommen, was aber wahrscheinlich an mir liegt und Raissa Orlowa ohnehin immer Textbeispiele gibt.
Herzen ist jedenfalls in einem Russland aufgeachsen wo es noch Leibeigene gab und die Gutsherren die Bauern prügelten, er hat auch die 1848 Revolution miterlebt und die russische vorausgeahnt. Dann gab es Schwierigkeiten mit seinen Ehefrauen und seinen Kindern und im letzten Lebensjahr war er auch krank. Er hatte Diabetes und offenbar ein wichtiges Werk „Briefe an einen alten Genossen“ geschrieben, dem im Buch ein ganzes Kapitel gewidmet ist.
Herzen ist im Jänner 1870 gestorben. Im Herbst 1870 erschien in Genf das Buch I. A. Herzen „Sammlung nach dem Tod veröffentlichter Arbeiten“, herausgegeben von seinen Kindern. In seiner Heimat wurde er erst nach der Revolution von 1905 veröffentlicht und war in der Sowetunion, wie Raissa Orlowa in ihrem Nachwort schreibt, Pflichtlektüre. Es gibt die Memoiren eines Russen und da den Band drei „Gedachtes und Erlebtes“, der Raissa Orlowa durch ihr ganzes Leben führte.
„Seit der Kindheit habe ich es immer gelesen, in Ausschnitten oder im Ganzen.“
„Ist heute eine Zeit für Alexander Herzen?“, fragt Raissa Orlowa weiter, die von 1976-1988 an dem Buch geschrieben haben dürfte.
„Wenn ich dazu beitragen könnte, daß Herzens Bücher in Deutschland neu gelesen würden, wäre ich glücklich“, lautete der letzte Satz.
Das ist ist wahrscheinlich nicht gelungen. Mir war der Name Herzen jedenfalls unbekannt. Bei Wikipedia kann man aber etwas über ihn finden und dank des offenen Bücherschrankes und dem oder der, die es hineinlegten, habe ich ein Stückchen Nachhilfe in Sachen Russische Revolutionäre und russische Literatur bekommen. Ja, richtig Dostojewski und seine „Dämonen“ kommen auch immer vor, sowie L. Tolstoj.
2012-06-28
Textmuster-Reisen
Wieder ein Abend der Entscheidung, weil die zweite offene Lesung beim offenen Bücherschrank, wo unter anderen Rudi Lasselsberger las und Emily Walton lesen wollte, aber die, sah ich gerade auf ihren Blog, hat ihre Lesung abgesagt und in der Alten Schmiede gab es zum Sommer passend, moderiert von Katharina Serles, eine Veranstaltung über Reisebücher oder eigentlich über die verschiedene Art und Weise, wie man diese schreiben kann mit drei bekannten Namen Katharina Riese, Bernhard Hüttenegger, Waltraud Seidlhofer und so habe ich mich schnell entschieden und mich auch auf den Abend sehr gefreut.
Sommer und Reisen passt ja gut zusammen und vor einem Jahr habe ich meine Sommerfrische auch mit einer Lesung übers Reisen begonnen, dann bin ich selbst in den Urlaub gefahren, habe ein kleines Reiseworkshopbüchlein mitgenommen und dann selbst ein paar Reiseimpressionen verfasst, die demnächst ins Literaturgeflüsterbuch kommen werden.
Auf Katharina Rieses in der Edition Freitag erschienenes Buch „Wir danken für Ihren Besuch! Reisejournal mit Kassabons“, bin ich schon auf Christiane Zintzens Blog aufmerksam geworden und das ist eine sehr interessante Idee, eine Reise zu beschreiben, die von Wien nach Italien und Slowenien führt. Zusammensammeln, wo man was getrunken, was gegessen, getankt und sich ein Souvenier gekauft, hat. Und nach und nach entstehen die Geschichten, die von dem Camper beispielsweise, der seinen sechzigsten Geburtstag feiert und dafür eine Flasche Sekt geschenkt bekommt.
Daran schloß sich der Text des 1948 geborene in Klagenfurt und in Wien lebenden Bernhard Hüttenegger „Auch ich in Arkadien – Reiseroman über Italien“, bei Kitab erschienen, fast nahtlos an. Der Karst kam vor und das Mary Shelley Haus, während Katharina Riese James Joyce erwähnte. Die Art und Weise des Erzählens war aber eine ganz andere. Konventioneller könnte man es bezeichnen, aber auch poetischer.
Dann kam ein Sprung zu Waltraud Seidlhofer, die ich auch gut kenne und sie und ihren Mann immer wieder bei Veranstaltungen sehe, die ihre Reisen in Singapur angesiedelt hat, aber eigentlich, wie sie in der Diskussion erklärte, über Bewegungen schreiben wollte. „Singapur oder der Lauf der Dinge“, heißt das bei Klever erschienene Buch.
Hier wird die Fahrt vom Flughafen in einem klimatisierten Taxi beschrieben und wie man sich langsam an die Hitze gewöhnt. Eine Ausstellungshalle kommt vor, ein Hotel, in dem ein Zimmer den Kindern vorbehalten bleibt und Singapur wird nicht nicht oder erst später erwähnt. Einer Stadt, die man eigentlich gar nicht erkennen muß, kommt man Schicht für Schicht in hundertsiebenundzwanzig Kapiteln näher. Ein interessanter Text und wieder eine ganz andere Art des Schreibens.
Nachher gab es eine ausführliche Analyse Katharina Serles, die zum ersten Mal in der Alten Schmiede moderierte und die die Kilometer ausgerechnet hat, die Katharina Riese reiste und den Geldbetrag, den sie auf ihrer Reise brauchte.
„Reisen ist erinnern!“, meinte Bernhard Hüttenegger, für den das Gehen eine große Rolle spielt und der auf seinen Reisen ganz klassisch mit Kugelschreiber und Notizbuch unterwegs ist und seine Texte auch als Souvenier für die Daheimgebliebenen sieht. Von Bernhard Hüttenegger, der schon viele Bücher geschrieben hat, habe ich übrigens im offenen Bücherschrank, die Fabel „Felix, der Floh“, gefunden, die ich auch einmal lesen sollte.
Ein spannender Abend von dem man mit vielen Anregungen und vielen Büchern in den Urlaub aufbrechen und seine Reiseberichte auf die eine oder andere Weise auch selber schreiben kann.
2012-06-27
Buch-Wien-Infoabend
Vom 22. bis 25. November wird die fünfte Buch-Wien stattfinden, ein kleines rundes Jubiläum, wie der HVB-Präseident Gerald Schantin sagte und da gabs wieder einen Info-Abend im Palais Fürstenberg in der Grünangergasse 4.
Gleich daneben in der Grünangergasse 6 in der Galerie Ulrike Hrobsky gab es die Ausstellungseröffnung von Ingrid Walds „Via Visions – Malerei und Sesselobjekte“. Die Einladungskarte dazu habe ich am Montag in der Alten Schmiede gefunden, dachte noch, das läßt sich vielleicht verbinden, dann darauf vergessen, aber Fritz Widhalm auf der Straße stehen sehen, als ich die Grünangergasse hinaufmarschierte.
Es ist der dritte Buch-Wien-Jour-Fixe an dem ich teilnehme. Beim ersten war ich noch ein wenig ängstlich, weil ich dachte, daß ich da niemanden kenne, voriges Jahr war ich schon viel mutiger, jetzt schaue ich auch schon auf ein imposantes Buch-Wien-Archiv zurück und es war wieder sehr voll, als ich die Bibliothek erreichte. Diesmal wurde es zügig abgewickelt. Gerald Schantin begrüßte, wies darauf hin, daß sich schon sehr viele Aussteller, darunter Ungarn und Slowenen angemeldet haben und sich der Platz wieder um 300 km2 erweitern wird. Dann übergab er an Günter Kaindlsdorfer, dem Programmdirektor und der zählte wieder seine Programmhiglights auf. Richard Sennett wird die Lesefestwoche mit einer noch geheimen Diskussionsrunde eröffnen. Carl Djerassi wird das bei Messe am Mittwochabend tun und etwas über sein Wien erzählen, über das Gymnasium und das Burgtheater beispielsweise, das er als Jugendlicher besuchte und das ist interessant, denn der Vater der Pille, von dem man immer sagt, wie viele Frauen er dadurch befreite, hat nach seiner Pensionierung zu schreiben begonnen und das Siemens Forum hat ihn vor zehn bis fünfzehn Jahren nach Wien geholt. Da war ich mit der Elfi bei dem Vortrag, nachher wurde eines seiner bei Haymon erschienenen Bücher verteilt und ich dachte mir, der wird auch nur verlegt, weil er sehr selbstbewußt ist und einen bekannten Namen hat. Jetzt wird er die Buch-Wien eröffnen, dann geht es weiter mit dem Programm zwischen E und U, für alle was, wie Günter Kaindlsdorfer betonte. Also mit Alex Capus, Martin Suter, Eric Emanuel Schmidt und Nele Neuhaus und die ist auch sehr interessant, weil die ihre ersten Bücher selbst verlegte und da hört man ja immer, wenn man das tut, kann man sich gleich umbringen, stimmt im Einzelfall natürlich nicht. Martin Walker wird auch seinen neuen Krimi vorstellen und im Literaturcafe das Who is who der einheimischen Autorenschaft also Clemens J. Setz, Anna Kim, Daniel Glattauer etc.
Der Toleranzpreis des österreichischen Buchhandels wird wieder vergeben werden, wer ihn bekommt ist auch noch geheim, genauso wie das Buch, das die Stadt Wien verteilen wird. Steven Sem Sandberg hat ein Buch über Ulrike Meinhof geschrieben und wird darüber mit Ilija Trojanow diskutieren. Vladimir Sorokin, Tamta Mellaschwilli und andere werden den Osteuropaschwerpunkt bilden. Jetzt lasse ich auch ein paar Programmpunkte aus, die ich so schnell nicht mitschreiben konnte. Der Messedirektor zeigte noch die Bühnen, bei der Messebuchhandlung wird es ein Messecafe geben. Dann durfte man Fragen stellen, es kamen aber keine, so wurde das Buffet eröffnet und Gerald Schantin sprach von einem kleinen Sommerfest. Es gab Tramezini und sehr tolle Fruchtplunder und ich geriet mit dem Herrn, der neben mir gesessen ist, einen Aussteller, der ein Buch über „Krebs, Burnout und Depression“ und dann noch eines, wie er „Gott, die Bibel und die Kirche sieht“ geschrieben hat und bei Novum verlegte, ins Gespräch, beeilte mich dann aber zu gehen, weil ich doch noch in die Ausstellung wollte. Da habe ich dann Gerhard Jaschke begrüßt und lange mit Nilolaus Scheibner geplaudert und vor der Oper wurde Don Carlo, meine Lieblingsoper übertragen, vor zwei Jahren wars der Parsifal und die Zuhörer gerieten aus dem Häuschen, als sich Placido Domingo mit dem scheidenden Direktor am Balkon zeigte. Jetzt hat der Derzeitige dirigiert und als ich als Studentin einmal zufällig in einen Don Carlos kam, hat Eberhard Wächter den Marquis Posa gesungen, geriet ich in eine regelrechte Don Carlos Euphorie und habe das Drama von Schiller fast auswendig gelernt.
So war es wieder ein angenehmes Revival an einem angenehmen Sommerabend, während der Alfred Kirschenkuchen backte und ich freue mich auf die Buch-Wien für die hoffe wieder Karten zu bekommen, so daß ich wieder bloggen kann.
Ja und vorher habe ich noch an „Kerstins Achterln“ weitergeschrieben, halte jetzt bei hundertelf Seiten, einundfünfzig Szenen und 55.689 Worten und weiß, daß es noch zwei Szenen haben wird. Eine, wo Hektor Kerstin erzählt, daß er mit seinen Eltern am Wochenende nach Paris ins Disneyland fährt und eine wo e Kerstin mit Max Winter beim Würstlstand ihr Achterl trinkt und sie sieht Barbara mit Franz vorübergehen. Sie winkt ihnen zu, wünscht Franz alles Gute und nimmt sich vor am nächsten Morgen bei Barbaras Weckruf nicht mehr abzuheben. Ferdinand muß nicht sterben und Hans Richter braucht Kerstin nicht versetzten, weil das Ganze genau drei Wochen später am Donnerstag und nicht erst am Sonntag im Gasthausgarten von Kalksburg enden wird.
Ja, ja ich bin eine Schnelle und habe in meiner Sommerfrische dann genügend Zeit an dem Text zu korrigieren.
2012-06-26
Sünde Güte Blitz
Vor 190 Jahren ist E. T. Hoffmann gestorben, eine vielleicht seltsam anmutende Einleitung zur Beschrechung des 2007 erschienen Romans „Sünde Güte Blitz, des 1953 geborenen Bachmannpreisträgers von 2000, Geog Klein. Aber in diesen in der Stadt G. handelnden Roman, die zur zweiten Hälfte in Polen liegt und wie die Rezensenten verraten, Görlitz ist, spielen sich wahrhaft seltsame Dinge ab.
Denn da dringt bei der Hausmeisterin Angela, einer arbeitslosen Physikerin, Samstags ein nackter Mann in die Wohnung ein, den sie mit einem Elektroschocker bändigt und erzählt, was sich im im letzten halben Jahr von Jänner bis Juni im Haus ereignet hat, in dem zwei Düsseldorfer Ärzte Weiss und Schwartz genannt, eine Praxis aufmachten. Angela mußte sie herumführen, Weiss der einen roten Rucksack hat, nahm überall Maß, die Hausmeisterin mußte ihn später auch bei der Istallierung der Telefonanlage helfen, drei Sprechstundenhilfen werden engagiert, eine ist Elena aus der polnischen Hälfte und Angelas Freundin, die alternde Schauspielerin Elvira Blumenthal wird Weiss Patientin und beginnt sich bei ihm, der ein hervorragender Diagnostiker ist, auffällig zu verjüngen. Angela verletzt sich an der Hand, wird von Schwartz verarztet, der in Weiss Kittel eine seltsam stinkende Socke findet und nach und nach bekommt der Leser heraus, daß in diesem Roman, der auf der einen Seite ganz realistisch das West Ost Gefälle schildert, alle ehemaligen DDR Akademiker sind jetzt Hausmeister oder machen, wie Angelas Kollegin Gudrun ein Fitnessstudio auf, auch viel Übersinnliches passiert und sich der Autor über die Wissenschaftsgläubigkeit in rasanter Art und Weise, dem Leser immer eine Spur voraus, so daß dieser sehr aufpassen muß, mitzukommen, lustig macht.
Auch der Aufbau des Buches ist interessant. Das erste Kapitel heißt Sonnabend, da kommt der Nackte zu Angela, dann geht es weiter bis Juni, danach folgt auf hundert Seiten der Sonntag und da geht es rasant auf die polnische Seite, wo es eine Ausstellung über den Wunderheiler Gottlieb Ameis gibt. Über diese Ausstellung gab es schon ein Plakat bei Angela, sie schlug auch ihrem Eindringer, der alles wissen will, sich in dieser Welt erst zu orientieren scheint und trotzdem Gedanken lesen kann, vor, diesen Namen anzunehmen. Er will aber Immanuel heißen. So geht Angela zuerst mit ihm ins Kaffee, um zu frühstücken, dann taucht aber Weiss auf, dessen „Söhnchen“, das er vor einem Jahr in Düsseldorf geboren hat und das in seinem Bett schläft, so daß er seine Geliebte Elena nicht in seine Wohnung nehmen kann, was diese eifersüchtig macht und das auch in der Praxis in einer Lade liegt, um mit ihm gemeinsam die Patienten zu heilen, bzw. im roten Rucksack herumgetragen wird, entwichen ist. Dieses wird Sportsfreund genannt und kommt zu Elvira Blumenthal, die auch alle Geheimnisse wissen will, Immanuel ist der Sportsfeind und alle treffen sich in dem Museum und der Baum unter dem Gottlieb Ameis seine Wunder vollbrachte, fängt zu brennen an, bzw. hat Angela ihren Taser wieder benützen müßen. Schwartz, der mit Elena auch in die Ausstellung kam, hat Krebs und am Ende mietet sich Elvira eine Wohnung im polnischen Teil der Stadt und verbringt dort mit dem Makler wahre Liebeswunder und führt ihn in die Liebe ein.
„Großartige Bilder, ungeheure Ereignisse, deutsche Gegenwart – ein Roman über Wissen, Vertrauen, Transzendenz. – Georg Klein erfüllt, wie kein anderer Schriftsteller seiner Generation die Forderung, daß Literatur nur dann wirklich zählt, wenn sie sich als sprachliches Kunstwerk begreifen läßt“, steht auf der Buchrückseite bzw. schreibt die „Literarische Welt.“
Georg Klein wurde, wie bereits erwähnt, 1953 geboren, hat 2000 den Bachmannpreis gewonnen, seither kenne ich seinen Namen. die Detektivgeschichte „Barbar Rosa“, habe ich, glaube ich, 2005 in der Abverkaufskiste bei Hugendubel in Leipzig gefunden und nicht sehr viel davon mitbekommen. 2010 hat er für „Roman unserer Kindheit“ den Leipziger Buchpreis gewonnen und scheint ein sehr interessanter Schriftsteller und Genremischer zu sein, der gar nicht so experimentell ist, wie ich angenommen habe. Das Buch stammt einmal nicht aus den Bücherschränken, sondern von den Buchlandungs Eineuroabverkäufen, was auch sehr viel über die Verlagspolitik und das Leserverhalten aussagen kann.
2012-06-25
Bildbeschreibungen
Wieder einmal Textvorstelungen mit Angelika Reitzer in der Alten Schmiede, die ja der Nachfolgeveranstaltung des Literaturecks, wo auch die lesen dürfen, die sonst nicht so leicht einen Termin bekommen, eine besondere poetische Note gibt und da ich mich für die junge Literatur interessiere, war ich auch bei einigen Veranstaltungen, in diesem Jahr ist es sich aber noch nicht ausgegangen, so daß die letzte, die ich besuchte, glaube ich die mit Josef Kleindienst, Philip Hautmann und Andreas Unterweger war, bzw. „Alltag, Stimmen, Spähren“ mit Nadine Kegele et al. Diesmal wurden Alexander Micheuz, Renate Silberer und Barbara Zeman vorgestellt, die ich alle nicht zu kennen glaubte, bei Barbara Zemans Lebenslauf, daß sie als Frühstücksköchin in einem Kaffeehaus arbeitet, fiel mir aber ein, daß es die ist, die heuer den Wartholz Literaturpreis gewonnen hat und da sind wir schon bei den Assoziationen, die gut zum Thema passen, das „Hinschauen – nicht hinschauen – (Ohnmacht – Gewalt Sprache)“ heißen sollte, dann ist Angelika Reitzer aber, wie sie in der Einleitung erwähnte, daraufgekommen, daß Tableaux vivants – lebende Bilder besser passen, denn bei alle drei Autoren spielt das Beschreiben oder auch das Nacherzählen eine große Rolle.
Begonnen hat der 1983 in Eisenkappel geborene und in Graz lebende Germanist Alexander Michauz, der in Literaturzeitschriften veröffentlicht und ein Dramatikerstipendium gewonnen hat und er las zwei Prosastücke, ging es an diesem Abend ja darum.
„Abschluß oder Abschuß einer einer Gewitterwolke“ hieß der erste, bei dem zweiten handelte es sich um Minituaren oder Texte zum Nacherzählen, wie sie der Autor, wie sich in der Diskussion herausstellte, ironischerweise nannte. Kurze stenogrammartige Texte, wo einer erzählt, daß er in einem Auto, einem Geländewagen sitzt, als das Gewitter kommt, in dem sich auch eine Schlange verbergen soll und dann geht es um den Tod des Großvaters und die Bildbeschreibung war schon da und wurde bei der zweiten Autorin, Renate Silberer, aus Linz, 1975 in Linz geboren, Heilpädagogin und Feldenkraislehrerin, die auch schon in Literaturzeitschriften veröffentlicht hat, fortgesetzt.
„Flugzeug“ und „Plastik“ hießen ihre Texte und bei „Flugzeug“ ging es ebenfalls um den Tod. Drei junge Leute sitzen in einem Garten und trinken Eistee, das Ich sehnt sich nach einem Du, dann stürzt ein Fluzeug in den Nachbargarten ab, die Erzählerin hält einen Zigarillo von einem Toten in der Hand, versteckt sich am Klo und dann kommen noch drei junge Soldaten vor, die auf den Hauptplatz marschieren, das Süße lieben und auch irgendwie sterben.
Sehr vielschichtig mit wechselnden Zeitebenen. Bei dem Text „Plastik“ schien es sich auch um Miniaturen zu handeln, der auf Grund von zwei Fotografien entstanden ist. So ging es weiter mit der 1981 geborenen, in Wien lebenden Barbara Zemann, die ihre Texte „Aktzeichnungen“ nennt. Da spielt das Beschreiben die größte Rolle. Denn am Beginn des Textes werden die Bilder benannt, mit genauer Angabe der Größe, die es gar nicht gibt, obwohl die Autorin Tochter einer Malerin ist und viele Kunstbücher zu Hause hatte, an denen sie sich orientierte. Dann ging es los mit dem Beschreiben der Bildinhalte. Mit Aktzeichnungen hatte das dann gar nichts mehr zu tun, wenn auch einmal ein Strumpfband und ein Kondom vorkam. Es erschienen aber auch Dienstmädchen mit knisternden Schürzen.
„Sprachlich auf hohen Ton pathetisch mitunter, dann wieder gleichmütig“ steht in der Programmbeschreibung. Die Autorin las auch mit hoher dünner Stimme, ein klein wenig an die Bachmann erinnerte und erzählte in der anschließenden Diskussion, daß sie einen Roman aus ihren Aktbeschreibungen machen will, weil das Beschreiben das ist, was sie kann und in dem Roman werden auch Aqarelle vorkommen, was Kurt Neumann zu der Frage veranlaßte, warum sie aus ihren Standbildern unbedingt einen Roman machen will? Hat ihr das der Verlag eingeredet?
„Weil es mir gefällt?“, antwortete die Autorin und „Ich glaube es macht schon Sinn, reden wir in zwei Jahren weiter, wenn es fertig ist.“
Spannende neue Texte von neuen jungen Autoren, von denen ich vielleicht noch hören, schreiben oder lesen werde. Alexander Micheuz hat, wie ich, als ich nach dem genauen Namen seines Textes googlete, herausfand, in Graz mit Valerie Fritsch und anderen der Szene schon öfter gelesen. Spannend ob und wann sie in die GAV kommen und ob sie dort gleich aufgenommen werden. Da habe ich ja schon einige Überraschungen erlebt und das Beschreiben von Bildern und sozialpsychiatrischen Zusammenhängen, wie es Renate Silberer in ihren Texten tut, die für auch für eine einfache Sprach playdierte, ist ja auch etwas, was mir liegt.
Tableaux vivants also, obwohl alle drei Autoren, als Angelika Reitzer sie fragte, ob sie beim Schreiben ihrer Texte, daran dachten, den Kopf schüttelten.
2012-06-24
Wanderwochenende und Rehab-Besuch
Jetzt hat mir der liebe Rudi einen Kommentar auf meinen letzten Artikel geschrieben, auf den ich jetzt erst reagieren kann, war ich ja das Wochenende im schönen Niederösterreich laptoplos unterwegs, denn es war wieder einmal Wanderwochenende mit dem ehemaligen Lehrer Alfreds angesagt und darüber habe ich schon ein paarmal geschrieben. Gibt es die ja seit 2000 regelmäßig und jetzt sogar eines vor dem Sommer und eines nachher und im Winder einen Fototermin und diesmal war es ein bißchen hektisch, weil der Alfred ist Streß wegen des großen Garten seiner Eltern ist, der betreut werden muß und er sich am Donnerstag freinahm, weil er seinen Vater in die Reha nach Waidhofen an der Ybbs begleiten wollte und da am Freitag noch nicht zu Mittag losfahren konnte, weil wir schon im Gasthof Mandl in Göstling an der Ybbs um siebzehn Uhr erwartet wurden. So sind wir erst gegen sechs losgefahren. Das heißt, ich konnte zwischen meinen Stunden noch eine Szene weiterschreiben und den Artikel mit den Plotproblemen habe ich schon am Donnerstag verfaßt und dann jeweils aktualisiert, aber erst für Samstag nach Mitternacht freigegeben, weil ja möglichst nur ein Artikel pro Tag, damit ich nicht in den Ruf einer Vielschreiberin komme, obwohl das eigentlich egal ist.
Dann haben wir das Wochenende in einem wunderschönen Hotel mit einem wunderbaren Wellnessbereich, guten Essen in einer schönen Gegend verbracht. Leider war das Wetter am Samstag nicht so schön, so daß wir zuerst in Scheibbs das Keramik Museum, die Sammlung Hottenroth besichtigten und nicht gleich in die Wasserlochklamm starteten, das war aber nicht nur ein interessanter Augenschmaus, es war auch sehr literarisch, lagen dort doch Bücher von Jandl und Okopenko herum und es gab einen Bücherflohmarkt, den „Kindernazi“ um einen Euro beispielsweise. Ich habe aber nichts gekauft und der liebe Otto hatte seinen Kindle mit, auf dem er dreitausend Bücher speichern kann. Dann wurde das Wetter wieder besser. Es ging in die Klamm und die war ein Erlebnis, obwohl ich ja, beispielsweise in der hohen Tatra schon einige sehr schöne Wasserfallwege gegangen bin. Dann kam die Nacht vom Samstag auf den Sonntag in der ich nicht besonders gut geschlafen habe, so daß ich in mein neues großes gelbes Notizbuch, das ich vor kurzem begonnen habe, die weitere Handlung von „Kerstins Achterln“ aufnotiert habe und die habe ich jetzt schon ganz schön im Kopf. Daß ich meinen mindestens hundert Seiten Vorsatz schon erfüllt habe, habe ich ja schon in den „Plotproblemen“ beschrieben.
Genaugenommen halte ich jetzt bei 106 Seiten, 53 148 Worte und 47 Szenen, wobei ich die Szene 47 erst korrigieren muß, die habe ich am Freitagabend, als ich auf den Alfred wartete, auf der Terrasse konzipiert, in der Nacht von Samstag auf den Sonntag habe ich dann darüber nachgedacht, wie es weitergehen könnte. Es könnten 56 Szenen werden und das Ganze nach drei Wochen enden, am vierten Sonntag in Kalksburg. Ja, ich bin eine Schnelle, Ferdinand stirbt, Kerstin kommt darauf, sie kann alleine leben und hat ihr Trauma überwunden. Vorher besucht sie noch Franz Atelier, findet ihn aber nicht. Hektor fährt mit seinen Eltern ins Disnayland, Hans Richter kommt am vierten Sonntag nicht mehr und Kerstin hat ihren Entzug ganz alleine in drei Wochen geschafft und als sie dann mit ihrer Mutter spazierengehen will, sieht sie vielleicht Franz und Barbara in Kalksburg…
So weit, so what der Plan einer Schnellen für den leichten lockeren Roman eines Entzugs und dazu kommt dann noch der Plan, das jetzt wirklich sorgfältig auszuarbeiten und zu schauen, daß es an allen Ecken und Enden passt. Dazu habe ich den Sommer Zeit, denn demnächst beginnt ja die Sommerfrische und während Alfreds Wandergruppe am Sonntag mit und ohne Auto zum Hochkar fuhr, brachen wir in Richtung St. Pölten auf, um Alfreds Mutter abzuholen und mit ihr nach Waidhofen an der Ybbs zu fahren, um Alfreds Vater, er hatte einen leichten Schlaganfall, in der Rehab zu besuchen.
Zufällig liegen beiden Orte in der Nähe und im Kurpark war es auch sehr schön, dann sind wir noch einmal zum Gasthof Mandl gefahren und haben dort gegessen. Dann zurück nach Harland, wo ich lange Rad gefahren bin und jetzt sitze ich in Wien, habe Rudis Kommentar beantwortet und Thomas Wollinger einige geschickt, weil sich der, während ich mir überlegte, wie ich langsamer werde, Gedanken machte, wie er schneller werden kann. Ja, die Menschen und die Schreiber bzw. Schreiberinnen haben Probleme und während ich am Samstag die Stiegen der Wasserlochklamm hinaufgeklettert bin, habe ich gedacht, daß man das als meinen „Jakobsweg“ bezeichnen könnte und es war auch mein Wellnesswochenende und Literatur war auch dabei. Jetzt geht es ans Weiterschreiben oder Weiterlesen, während der Alfred in einem Gasthaus sitzt und sich das ansieht, was derzeit die Meisten interessiert, nämlich das Fußballspiel von gegen ich weiß nicht wem, denn ich interessiere mich ja nicht für Fußball. Wir befinden uns aber in der EM und auch da geht es langsam aufs Finale zu.
2012-06-23
Plotprobleme oder eine Handlung finden
Der spannende oder realistische Roman wird ja manchmal etwas schief angesehen, da konne man von den großen österreichischen Autoren, wie beispielsweise Gerstl, Jelinek, aber auch von der Frau Mayröcker hören „Handlung interessiert und nicht, wir plotten nicht, nur die Sprache ist wichtig oder auch das experimentelle Wort!“, wie beispielsweise auf der Gedichtekonferenz am Dienstag oder bei der Lesung am offenen Bücherschrank am Samstag zog Helge Streit beispielsweise auch ein bißchen darüber her, obwohl das was er vortrug, durchaus realistisch war und zumindestens Bezug auf den Brunnenmarkt, den offenen Bücherschränken und einem türkischen Reisebüro, das es dort gibt, hatte.
Bei allem bekam oder bekomme ich immer leicht ein kleines Schuldgefühl und denke und „Du tust das, also ist das, was du schreibst nicht gut, so darf man nicht schreiben!“
Auf der anderen Seite wird meinem Schreiben auch immer die mangelnde Erhöhung vorgeworfen „Da passiert ja nichts!“ oder es wurde absolute Detailgetreu verlangt, wie ich beispielsweise einmal über die Ringelspielbesitzer im Wiener Prater schrieb, wurde mir vorgeworfen, daß ich da was erfunden hätte, weil die wahren Besitzverhältnisse andere sind.
Als ich aber einmal einmal bei einem Fest für Rühm in Mürzuschlag war, wurde von einem Kritiker des Jandl- Mayröcker Kreises wieder über den modernen Roman geschimpft, den alle angeblich so schnell schreiben und der nichts wert sein soll und das stimmt ja, als die Frau Mayröcker einmal auf der Shortlist des dBPs stand, hatte sie nur Außenseiterchancen, weil dort meistens die jungen Deutschen mit sehr wohl realistischen handlungsaffinen Romanen gewinnen und wenn man sich ein wenig auf den Schreiberseiten des Internets umsieht, kriegt man auch als erstes zu hören „Show not tell!“ und es wird empfohlen sich sofort nach der ersten Idee ein Schreibcoaching zu holen, damit man weiß, ob der Leser das Geplante auch goutiert und man nicht in leere Kilometer investiert.
Man sieht, es ist also sehr widersprüchlich und man weiß nicht recht, wie man nun wirklich schreiben soll?
„Gut!“, kann man überall hören, „Gut muß es sein!“, denn sonst schmeißen es die Leser weg und die Kritiker wollen es nicht haben. Aber was ist schon gut? Und wo will ich hin mit dieser Einleitung, werden nun meine Leser vielleicht fragen?
Richtig, ich bin am Plotten von „Kerstins Achterl“, will zu einer spannenden Handlung, damit mich vielleicht Resistenz, Arovell, Kitab, etc doch einmal nehmen, aber ich will ja kein Jahr warten und kann mir meine Bücher auch selber machen, aber da waren ja zwei Krisen, die ich bei den letzten beiden Büchern „Der Wiedergeborenen“ und der „Paula Nebel“, nach ungefähr jeweils vierzig Seiten hatte, wo ich dachte „Ich kann es nicht!“ und inzwischen glaube, daß es weniger das Ausgeschrieben sein war, was mich da störte, sondern mehr das Gefühl „Da habe ich jetzt schon wieder ein Buch, das neunundzwanzigste oder dreißigste und keiner nimmt es wahr, bemerkt es, es kommt kein Feedback zurück!“
Ein sehr blödes Gefühl, kann ich vermelden, ich kann es aber nicht verändern, bin aus meinen Krisen, dem unbemerkt Vormichhinjammern auch jeweils hinausgekommen, habe mir ein Literaturgeflüster-Texte-Buch-Konzipiert und weitergeschrieben. Lange vor dem Nanorimo, wie eigentlich geplant, ein neues Projekt begonnen, das jetzt „Kerstins Achterl“ statt „Ein Glas zuviel heißen wird“ und da bin ich jetzt schon weit über den verflixten vierzig Seiten, war am Dienstag, als ich zu Schreiben aufhörte, bei 45 981 Worten, 91 Seiten und 39 Szenen angelangt.
Sehr gut, ich schreibe aber gleich dazu, daß das eigentlich nichts Besonderes ist, denn die „Radiosonate“ an der ich schrieb, als ich mit dem Bloggen begonnen habe, hat 327(Buch)Seiten, die „Absturzgefahr“ vor zwei Jahren begonnen, 59590 Worte und hundertsiebzehn Seiten. Dazwschen kamen immer wieder kürzere Texte „Das Haus“ nach der „Radiosonate“ ist eher kurz geworden, wie zuletzt, die „Paula Nebel“, das ist es nicht, sondern eher das Problem, das ich so bin, wie ich bin und schreibe wie es kann, also mehr an der Realität interessiert, vielleicht auch mit einer eher einfachen Sprache, vielleicht auch an meine Grenzen stoße und dann höre ich nicht mehr als „Schon wieder nichts“ oder „Interessiert uns nichts“
Da fällt mir keine Alternative ein, als aufzuhören. Will ich nicht, natürlich klar und selbstverständlich! Ich schreibe weiter, merke auch, daß ich besser werde, schon alleine durch die ständige Refelexion im Literaturgeflüster. Es wird flüßiger auf der einen Seite, auf der anderen Seite, bleibt es natürlich Eva Jancak, soll das auch und Feedback kommt trotz Literaturgeflüster auch keines dazu.
Was macht man da? Weitermachen und selbstbewußter werden, habe ich mir nach meiner zweiten Krise vorgenommen und das auch zäh und beharrlich, wie ich bin getan und da der Alfred momentan in Streß wegen der Pflegebedürftigkeit seines Vaters ist und nicht dazu kommt, meine unfertigen Bücher weiterzumachen, so daß ich die korrigieren könnte, bleibt mir gar nicht viel anderes über, als Weiterzuschreiben am Entzug der Kerstin Wieland und tue das auch.
Wieder bin ich sehr schnell mit einer oder zwei Ideen losgezogen und weil ich schon aus Fehlern zu lernen versuche, habe ich mir gedacht, das soll mir kein drittes Mal passieren. Ich brauche eine Struktur und habe die bald mit den sechs Wochen, die ein Entzug benötigt, gefunden. Ich habe bei meinen Sachen ja öfter, drei vier Personen mit denen ich dann die Handlung vorwärts treibe, da wirds auch länger. Jetzt habe ich eigentlich nur die Kerstin, die hantelt sich von Woche zu Woche nach vor, auch ein wenig schwierig. Am Freitag von Woche zwei bin ich jetzt schon, habe also immer noch die Chance auf zweihundertfünfzig Rohseiten zu kommen. Realistisch würde ich von hundertzwanzig bis hundertfünfzig Seiten ausgehen. Glaube mich auch im zweiten Handlungsdrittel zu befinden und die Handlung zeichnet sich langsam ab, da ist nach einem Stillstand am Wochenende, Montag, Dienstag viel weitergegangen. Kerstin hat Franz hinausgeworfen, will ihn wieder zurück und trinkt eigentlich aus Verzweiflung ihr tägliches Achterl. In der ersten Woche ist der kleine Hektor aufgetaucht, Mäxchen, Barbara ruft täglich an. Hans Richter und die Pfarrunde waren schon früher da, in der zweiten, hat der Ferdl sie auf einen Tafelspitz eingeladen und sie ist mit den Kindern auf eine Kanalführung und in den Prater gegangen und dann habe ich davon unabhängig, ein literarisches Event beschrieben, nämlich eines, das dem Literaturpreis Alpha, bei dem ich das letzte Mal nicht hineinkam, ziemlich ähnlich ist. Das, denke ich, habe ich mir gegeben und dann ging ich, als ich damit fertig war am Dienstag in die Alte Schmiede und habe während der Präsentation der experimentellen Lyrik dort, meine Handlung weitergeplottet. Allmählich bekomme ich eine Ahnung, wie es werden könnte? Ja, in so ein Nobelsanatorium, wo man um neuntausend Euro, drei Wochen eine Selbstzahlerkur machen kann, habe ich mich auch hineingegooglet und weil ich auf dem Fest der Iris, eine der jungen Frauen dort, erzählen hörte, daß sie sich ihre Therapie durch Pullover an die Therapeutin erstrickt, habe ich das auch hineingenommen. Die Barbara hat ja der Kerstin einen Auftrag zu einer Vernissage gegeben, dafür fotografiert Kerstin schon, sie nimmt das Mäxchen in die Pfarrrunde mit und überlegt, wenn jetzt bald die drei Wochen um sind und Franz zurückkommt, daß sie ihn in seinen Atelier finden wird. Hans Richter hat sie ja auf ein Achterl eingeladen, wenn sie nicht auf seine Vernissage geht. Er könnte aber doch in Kalksburg gewesen sein und das ganze nur eine Finte von Hans und Barbara, um Kerstin abzulenken. Das Franz Krebs haben könnte, daran habe ich auch schon gedacht. Jetzt denke ich, der Ferdl bekommt einen Schlaganfall und die Hellingers könnten sich scheiden lassen…
Das treibt meine Handlung in die dritte und vierte Woche und wenn ich doch unverbesserlich sein sollte, könnte der Clou, den ich jetzt noch nicht ganz durchschaue, vielleicht in der vierten Woche kommen, denke ich und werde demnächst weiterschreiben. Mittwoch war ja eine Pause, weil ich auf einer Tagung in der WGKK gewesen bin, am Donnerstag bin ich erst am zum Schreiben gekommen, weil ich zum Friseur gegangen bin, was auch nötig war und halte jetzt als letzten Stand bei über 103 Seiten, 46 Szenen und 52 156 Worten, der Nanowrimo ist geknackt und ein Monat habe ich eigentlich nicht dazu gebraucht.
Ich mißtraue mir dann immer gleich und fürchte, daß ich nie wieder etwas schreiben werde. Stimmt ja nicht, ich bin eine Vielschreiberin und jetzt habe ich auch schon eine gewissen Sicherheit und kann meine Qualität ein wenig einschätzen und das, was ich am Montag über den Roman von Georgy Dalos hörte, würde ich auch gern für mich gelten lassen, ein leichter lockerer Schelmenroman. Ich weiß nun nicht so genau, ob man einen Entzug, als ein Schelmenstück bezeichnen kann und soll. Die Arbeitslosigkeit des Gabor Kolozs ist das aber ebenfalls nicht. Und leicht und locker klingt besser, als „Du schreibst zu wenig abgehoben und märchenhaft!“, wie der Patrick einmal die „Viertagebuchfrau oder die „Dora Faust“ nannte und ich war beleidigt. Ich schreibe, wie ich es kann und, wie es will und wenn ich mit „Kerstins Achterln“ zufrieden bin, passt es. Denn ich schicke das sicher nicht mehr zweiundvierzig Mal von Fischer über Rowohlt, Residenz bis zu Kitab, sondern berichte im Liteaturgeflüster und denke, ich bin zu finden und wenn man das nicht tut, nun ja, den Rat, es nur für mich zu probieren, habe ich schon vor dreißig Jahren bekommen. Damals war ich empört, heute passts auch nicht ganz, was soll ich aber machen und das Literaturgeflüster ist ein wahrer Segen und die Möglichkeit der Indie-Bücher, die jetzt, wie die berühmten Schwammerln spriessen, sind das ebenfalls, auch wenn sich das noch nicht zu Wikipedia durchgesprochen haben sollte. Ich schreibe und plotte also weiter, so realistisch, wie ich es kann und will, mit meiner Sprache, die glaube ich, ein bißchen flüßiger geworden ist, versuche dem Entzug eine leicht locker abgehobene Handlung zu geben und hantle mich von Szene zu Szene ohne großes Expose, sondern in sich selbst entstehend, voran, werde damit gleich weiter machen und hoffe nur, der Schreibfluß hält noch eine Weile an.
2012-06-22
Auf dem Jakobsweg
Jetzt kommt das Buch zur Reisezeit, nämlich Paulo Coelhos „Auf dem Jakobsweg“ oder auch nicht, geht es ja darin, um eine Pilgerreise und der brasilianische Erfolgsautor, von dem ich schon einiges gelesen habe, findet man ja viel von ihm in den Schränken, hat diesen Weg aus anderen Gründen begangen. Aber ganz zufällig, obwohl ich ja nicht esoterisch veranlagt bin, als ich am Samstag die Iris traf, hat sie mir, die ja bei der Erzdiözese arbeitet, erzählt, daß sie in diesem Sommer mit ihrer Firma Urlaub in Spanien macht, nämlich mit einem Bus den Jakobsweg entlangfährt, täglich zwei Sunden wandert und sonst viel Kultur sehen wird.
Bevor ich mit dem Lesen angefangen habe, habe ich gegooglet und bin da auf ein Einstimmungsvideo „Mit Paul Coelho auf dem Jakobsweg“ gestoßen, das mich sehr beeindruckt hat. Ist mir darin der Erfolgsautor, von dem ich auch schon Kritisches hörte und der nicht alle begeistert, sehr sympathisch schien. Schöne Aufnahmen von dem Weg werden gezeigt und Coelho erklärte, der wieder damit begann, daß ihn seine Eltern, die mit ihm in seinen wilden Jahren nicht anders mit ihm zurechtkamen, ihn auf die Psychiatrie brachten, daß er durch den Jakobsweg zum Schriftsteller geworden ist. Er sagte dann noch etwas, daß man nur den ersten Schritt tuen muß, alles andere kommt von selber, eine Erfahrungen, die ich nicht unbedingt bestätigen kann, aber ich bin ja nicht sehr esoterisch und erzählte dann die schöne Geschichte, wie wenig man zum Leben braucht. Er hat ein schwarzes T-Shirt an, das einen Euro kostete, aber auf dem Pilgerweg ließ er es jeden Abend im Hotel um fünf Euro waschen. Jetzt stecken schon fünfzig Euro darin. Da würde ich mir ein zweites kaufen und das jeweils verschwitzte am Abend selber waschen.
Dann habe ich zu lesen angefangen und es wurde es schwieriger, wahrscheinlich wieder, weil ich nicht esoterisch bin.
Es beginnt mit einer Vorbemerkung, Coelho, der einer Bruderschaft angehört, soll zum Meister werden und dazu muß er, so will es offenbar das Ritual, ein Schwert vergraben, um ein neues zu finden. Das wird ihm aber von seinem Meister verwehrt, weil er noch zu hochmütig ist, das habe ich auch nicht ganz verstanden. Coelho bekommt aber die Aufgabe es wiederzubekommen, in dem er sich auf dem Jakobsweg begibt. Dazu ist er zwar nicht ganz bereit, denn zu viel zu tun, die weltlichen Geschäfte halten einen ja zurück. Seine Frau organisiert es für ihn und er soll sich in der Ausgangsstadt Saint-Jean-Pied-de-Port, erfreulicherweise ist dem Buch ein Lageplan beigegeben, bei einer Madame Savin melden, die ihm alles weitere erklärt. Zu der kommt er fast nicht, obwohl die Eingagstüre ohnehin offen ist, sehr symbolisch, die drückt ihm ein Heftchen mit Quartieradressen in die Hand, erst als er ihr sagt, daß er Pilger ist, hüllt sie ihn in das traditionellen Pilgergewand und erklärt, der Führer Pedro werde ihn erwarten, dem er überall in allem gehorchen muß, auch wenn er ihm den Tod befieht. Da würde ich jetzt auch sagen, das ist Unsinn. Aber ich habe auch die „Zauberflöste“ gesehen und mich über die Freimaurerriten dort schon sehr geärgert und Lehrer Sladky hat etwas Ähnliches, von seinen Schülern auch verlangt.
Der ungeduldige Coelho verpasst auch fast den Führer, wird von diesen oder von sich selbst dann auch in die Irre geführt, bzw. geht er, der keine Augen für den Weg hat und sich noch sehr ablenken läßt, im Kreis herum, aber das gehört auch zu den Ritualen und muß so sein.
Die Muschel das Symbol der Pilger hat Coelho sich auch besorgt und die Aufgabe des Führers scheint es zu sein, die Schüler in die Rituale oder Exerzitien einzuführen, die dann auch in dem Buch angegeben sind. Einige, wie die Atemübung oder alles langsamer zu machen, sogar die, sich das eigene Begräbnis vorzustellen, erscheinen der Verhaltenstherapeutin auch sehr sinnvoll und werden auch schon angewendet. Mit anderen tue ich mir schwer, wahrscheinlich weil mir das religiöse Verständnis fehlt. Es beginnt jedenfalls mit der Übung vom Samenkorn. Die Übung des Schmerzes verlangt, daß man seinen Fingernagel in die Daumenmulde drückt. So rennt Coelho mit wunden Händen durch die Gegend. Es kommt aber noch viel schlimmer, muß er ja auch seinen Dämon besiegen, mit einem Hund kämpfen, der ihn sosehr verletzt, daß der Militärarzt in der Herberge, das Gerücht der Tollwut ausstreut. Er muß einen Wasserfall hinaufklettern und das Kreuz auf seinen Schultern tragen.
Das kennen wir, die wir in katholischen Traditionen leben, denn das Abbild eines Gekreuzigten gilt ja als das höchste Symbol. Der gute Pedro erscheint auch oft sehr undurchsichtig und verlangt Sachen von seinem Schüler, die nicht so leicht zu verstehen sind, er betrinkt sich aber auch und reagiert unfreundlich, als ihm ein Kellner Kaffee auf seine Hose schüttet. Aber das gehört offenbar auch zu den Ritualen. Er trennt sich am Ende des Weges von seinem Schüler und läßt den alleine weitergehen, das hat Coelho aber schon im Vorwort so beschrieben und gemeint, daß das deshalb war, weil er sich, um die Reise amüsanter zu gestallten, sich vorstellte Pedro zu einer Figur aus dem berühmten „Castaneder“ zu machen, den ich auch nicht gelesen habe. Er hat, schreibt Coelho weiter, seinen Führer nie mehr gesehen, ist ihm aber trotzdem dankbar und widmet ihm das Buch. Es kommt, wie es kommen muß. Coelho geht alleine weiter, bekommt noch einige Heiligtümer gezeigt und trifft am Ende seinen Meister, der ihm das Schwert übergibt.
Wieso man ein solches im Leben braucht und alle seine Feine besiegen muß, hat die gewaltfreie Eva auch nicht ganz verstanden, es sei, denn als Symbol nicht aufzugeben und seine Schwierigkeiten zu überwinden, aber das könnte man auch anders nennen und während der Vorbereitungen auf das Buch ist mir noch eingefallen, daß ich einmal in Leipzig eine Leseprobe von einer anderen Jakobsweg Pilgerfahrt bekommen habe, nämlich Felix Bernhard „Dem eigenen Leben auf der Spur“.
Als ich mir vorige Woche die Bücher für den eigenen Urlaub heraussuchte, ist sie mir in die Hände gefallen und so habe ich die dreißig Seiten jetzt auch gelesen. Felix Bernhard ist ein Frankfurter Banker, der durch einen Motorradunfall querschnittgelähmt ist, so ist er 1200 Kilometer des Jakobswegs alleine mit dem Rollstuhl in drei Etappen gefahren. Er schildert in dem Buch seine Motivation, er ist aus der Kirche ausgetreten, aber doch gläubig, eine Freundin hat ihm einmal in Frankfurt die Tafel gezeigt, die darauf hinweist, das hier der Jakobsweg beginnt, die habe ich, als wir 2002 dort waren auch gesehen und mich gewundert, bzw., den Wunsch geäußert, auch einmal den Jakobsweg zu gehen. Aber ich bin nicht esoterisch veranlagt und habe kein Schwert zu suchen, gehe allerdings gern und viel und bin auch schon zweimal mit dem Alfred nach Mariazell gewandert, einmal von Harland, das zweite Mal ab St. Ägyd. Felix Bernhard hat Coelhos Buch auch gelesen, hat schöne Fotos in dem Buch bzw. Leseprobe und berichtet von der Hilfsbereitschaft, die ihm dort begegnet ist und während Coelho mit wunden Händen vom Nägel hineindrücken durch die Gegend stolperte, hatte Bernhard Blasen, weil die falschen Handschue und den Rollstuhl muß man ja auch anschieben. Auf der letzten Seite meiner Probe, berichtet er von einem Glücksbringer einer nicht esoterischen Freundin, die ihn von den Blasen befreite.
So weit mein Einblick in den Jakobsweg kurz vor Beginn der Sommerzeit. Daß der Jakobsweg sehr touristisch ist und viele Leute wahrscheinlich ihr Geld mit dem Verkauf von Souveniers und Rosenkränzen verdienen, ist in dem Video angedeutet und das haben wir auch gesehen, als wir auf unserer Polenreise im letzten Jahr nach Tschenstochau kamen, es sei den Spaniern, die ja das nächste Opfer der Wirtschaftskrise sind, vergönnt und Detail am Rande, als wir im vorigen Jahr nach Polen, aufbrachte, hörte ich im Radio, die Besprechung von Thomas Glavinics „Unterwegs im Namen des Herrn“, der eine andere Pilgerreise sehr kritisch schildert. Dieses Buch habe ich noch nicht gefunden, aber vor ein paar Tagen bei Morawa eine Leseprobe eines aktuellen Bestsellers mit dem Titel „Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry“, der zu einem Briefkasten will und dann tausend Kilometer von Südengland bis zur schottischen Grenze läuft, das auch ganz gut zu diesem Thema passt. Und von Paulo Coelho hätte ich noch „Der Dämon und Fräulein Prym“ auf meine Leseliste zu stellen.
2012-06-21
Offene Lesung beim offenen Bücherschrank
Am 20. und am 27. Juni gibt es sogenannte offenen Lesungen beim offenen Bücherschrank in der Grundsteingasse.
„Jede-r kann eigene Text vorlesen, Prosa, Lyrik oder Kochrezepte – hier geht alles“, steht im Programm angekündigt. Das Publikum wählt aus, wer am 30. Juni Zeit bekommt eigene Texte vorzutragen und sehr viele haben sich unter http://www.offener-buecherschrank.at angemeldet. Von Leuten, die zum ersten Mal ihre Texte vortrugen, bis zu Wolfgang Millendorfer, Rudi Lasselsberger, Dagmar Fischer und Emily Walton, die ja schon mehr oder weniger etablierte Autoren sind.
Frank Gassner hat auf seiner Seite die Angemeldeten dann angeführt. Gelesen haben am 20. neun Autoren, drei Männer und sechs Frauen von denen ich Wolfgang Millendorfer und Dagmar Fischer schon kannte. Dagmar Fischer vom Lesetheater und der Poet Night, ich war bei ihrer Lesung bei den Wilden Worten, sie ist jetzt auch GAV Mitglied und ich treffe sie auch manchmal auf der Straße, außerdem war sie einmal Annas Turnlehrerin. Wolfgang Millendorfer, der bei lex liszt 12 verlegt, habe ich auf dem Verlagsfest vor ein paar Jahren im Literaturhaus kennengelernt, die anderen Autoren waren mir unbekannt und ich finde es sehr spannend, wer sich aller für eine fünf Minuten Lesungen interessiert und eine Einzellesung gewinnen will.
Weil ich am Nachmittag auf einem Adipositas Seminar in der Wiener Gebietskrankenkasse war, wo ich im Einkaufszentrum nebenan, die sogenannte „Twin Tower Bücherei“ entdeckte, in dem man sich ein Buch ausborgen, später zurückgeben oder ein anderes hineinstellen kann, die Kästen spriessen wirklich, wie die Schwammerln aus dem Boden, bin ich ein bißchen zu spät gekommen.
Es war aber sehr voll um den Schrank, Doris Nussbaumer war da, Margit Heumann hat mich später angesprochen und Frank Gassner stellte gerade den ersten Leser vor. Gregor Ulrich, einen Lehrer, der eine Semmering-Trilogie geschrieben hat und von seiner Sommerfrische dort las. Das alte Schwimmbad hinter dem Hotel Panhans kam dabei vor. Er erzählte aber auch, daß Peter Altenberg, Stefan Zweig und Arthur Schnitzer dort Urlaub machte und hatte auf dem Büchertisch auch ein Semmering-Buch liegen. Der nächste Autor hatte seine Bücher, glaube ich, im eigenen Koffer zum Verkauf bereit. Robert Huebner aus Wien und Hollabrunn, er las Mundartgedichte, beispielsweise eines, das das mit „Es gibt Leut, die“, begann und mit „I mag die Leut nicht“ endete.
Wolfgang Millendorfer aus dem Burgenland hatte einige Bücher zum Beispiel „Stammgäste“ und „Doppelgänger“ aus der Edition lexliszt12 auf dem Büchertisch liegen und las einen kurzen Text, der mir als der literarischste erschien. Dann kam Dagmar Fischer mit ihren Gedichten, die ich zum Teil schon kannte. Sie hat fünf Gedichtbände und ich habe ich das erste Mal glaube ich bei einer der Poet-Nights gehört, wo sie mich sehr beeindruckte.
„Losgesagt“ aus dem sie unter anderen gelesen hat, hat ihr der Alfred abgekauft, „Lyreley“ haben wir schon.
Dann kam Jennifer Golemis, die sagte, daß sie zum ersten Mal öffentlich las, mit einem sehr persönlichen Text, der sie auch sehr berührte. „ich habe dir alles von mir gegeben, was ich nicht sein könnte“.
Sascha Wittmann, ist offenbar beim Lehrgang literarischen Schreiben beteiligt, zumindest lag ein solches, von Marlen Schachinger herausgegebenes Buch, am Bücherschrift auf und ist auch in einem diesbezüglichen Blog im Netz zu finden. Gelesen hat sie einen Auszug aus einem Roman über eine alte Frau, die sich über die Veränderungen des Lebens wundert und nicht sicher ist, an welchen Tag sie zum Friseur gehen soll. Dann folgte Monika Kupka, die von sich selbst sagte, daß sie 67 ist, noch nichts veröffentlicht hat, aber Umweltgeschichten für ihre Enkelkinder geschrieben hat. „Aus dem Rat der Kinder“ hat sie vorgetragen. Da ging es um zerbrochene Spielsachen, die man reparieren kann. Monika Steiner bezeichnete sich als Hobbyautorin und las einen Text, im dem sie sich Gedanken über das Leben macht.
„Frühlingserwachen einer Primel“, hat er, glaube ich, geheißen. Zuletzt folgte Petra Seidl, eine Deutsche, die der Liebe wegen nach Wien gekommen ist, sich in ihren Gedichten vorstellte und mit einer Liebeserklärung auf Wien endete.
Nachher sollte das Publikum, wie gesagt entscheiden. Dafür wurden Kärtchen verteilt, wo man seinen Favoriten eintragen konnte. Da habe ich mir wieder schwer getan. Der literarischte Text war meiner Meinung nach der von Wolfgang Millendorfer. Aber Geschichten über alte Frauen und Auszüge aus Romane interessieren mich natürlich auch. Eigentlich wollte, sollte ich für Dagmar Fischer stimmen und das Umweltmärchen von Monika Kupka war auch sehr interessant, wie vielleicht auch die Mundartgedichte des Leutehassers Robert Huebner….
Ich hab mich dann für den Romanausschnitt entschieden. Bin mir aber nicht ganz sicher, ob ich mich nicht am Ende bei den Namen irrte und einen anderen hingeschrieben habe. Ja, wer die Wahl hat, hat die Qual und eigentlich sollte man sich gar nicht entscheiden, weil ja jeder Text wichtig ist und vielleicht mit Herzblut geschrieben wurde, aber in der GAV-Jury ist es mir ähnlich gegangen und beim Ohrenschmaus habe ich auch immer mehrere Kandidaten.
Während der Lesung, die äußerst diszipliniert fünfzig Minuten gedauert hat, dazwischen hat es ein bißchen zu Regnen angefangen und es war nicht ganz sicher, ob das nicht stärker werden würde, beobachtete ich eine junge Frau, die einige Kisten Bücher einzuräumen hatte und als ich nachschaute, fand ich Walter Buchebners „Die weiße Wildnis“, der ja jetzt neuaufgelegt wurde.
Es gibt tolle Sachen in den Bücherschränken, man muß nur Glück haben und genau schauen, dann kann man wahre Gustostückerl entdecken, aber ich habe auch einen breiten Literaturbegriff, interessiere mich sehr für Literatur und finde es faszinierend, wer, was, wie schreibt.
Die weiteren Lesungen werde ich allerdings per facebook und Video erleben, da es nächste Woche in der Alten Schmiede um das Thema Reisen geht und ich mich am 30., wenn man dann erfahren kann, wen das Publikum für die Einzellesung wählte, schon in der Harlander Sommerfrische befinde. Aber Frank Gassner stellt ja alles sehr genau hinein, so daß man auch meine Lesung schon nachhören kann.