Am 20. und am 27. Juni gibt es sogenannte offenen Lesungen beim offenen Bücherschrank in der Grundsteingasse.
„Jede-r kann eigene Text vorlesen, Prosa, Lyrik oder Kochrezepte – hier geht alles“, steht im Programm angekündigt. Das Publikum wählt aus, wer am 30. Juni Zeit bekommt eigene Texte vorzutragen und sehr viele haben sich unter http://www.offener-buecherschrank.at angemeldet. Von Leuten, die zum ersten Mal ihre Texte vortrugen, bis zu Wolfgang Millendorfer, Rudi Lasselsberger, Dagmar Fischer und Emily Walton, die ja schon mehr oder weniger etablierte Autoren sind.
Frank Gassner hat auf seiner Seite die Angemeldeten dann angeführt. Gelesen haben am 20. neun Autoren, drei Männer und sechs Frauen von denen ich Wolfgang Millendorfer und Dagmar Fischer schon kannte. Dagmar Fischer vom Lesetheater und der Poet Night, ich war bei ihrer Lesung bei den Wilden Worten, sie ist jetzt auch GAV Mitglied und ich treffe sie auch manchmal auf der Straße, außerdem war sie einmal Annas Turnlehrerin. Wolfgang Millendorfer, der bei lex liszt 12 verlegt, habe ich auf dem Verlagsfest vor ein paar Jahren im Literaturhaus kennengelernt, die anderen Autoren waren mir unbekannt und ich finde es sehr spannend, wer sich aller für eine fünf Minuten Lesungen interessiert und eine Einzellesung gewinnen will.
Weil ich am Nachmittag auf einem Adipositas Seminar in der Wiener Gebietskrankenkasse war, wo ich im Einkaufszentrum nebenan, die sogenannte „Twin Tower Bücherei“ entdeckte, in dem man sich ein Buch ausborgen, später zurückgeben oder ein anderes hineinstellen kann, die Kästen spriessen wirklich, wie die Schwammerln aus dem Boden, bin ich ein bißchen zu spät gekommen.
Es war aber sehr voll um den Schrank, Doris Nussbaumer war da, Margit Heumann hat mich später angesprochen und Frank Gassner stellte gerade den ersten Leser vor. Gregor Ulrich, einen Lehrer, der eine Semmering-Trilogie geschrieben hat und von seiner Sommerfrische dort las. Das alte Schwimmbad hinter dem Hotel Panhans kam dabei vor. Er erzählte aber auch, daß Peter Altenberg, Stefan Zweig und Arthur Schnitzer dort Urlaub machte und hatte auf dem Büchertisch auch ein Semmering-Buch liegen. Der nächste Autor hatte seine Bücher, glaube ich, im eigenen Koffer zum Verkauf bereit. Robert Huebner aus Wien und Hollabrunn, er las Mundartgedichte, beispielsweise eines, das das mit „Es gibt Leut, die“, begann und mit „I mag die Leut nicht“ endete.
Wolfgang Millendorfer aus dem Burgenland hatte einige Bücher zum Beispiel „Stammgäste“ und „Doppelgänger“ aus der Edition lexliszt12 auf dem Büchertisch liegen und las einen kurzen Text, der mir als der literarischste erschien. Dann kam Dagmar Fischer mit ihren Gedichten, die ich zum Teil schon kannte. Sie hat fünf Gedichtbände und ich habe ich das erste Mal glaube ich bei einer der Poet-Nights gehört, wo sie mich sehr beeindruckte.
„Losgesagt“ aus dem sie unter anderen gelesen hat, hat ihr der Alfred abgekauft, „Lyreley“ haben wir schon.
Dann kam Jennifer Golemis, die sagte, daß sie zum ersten Mal öffentlich las, mit einem sehr persönlichen Text, der sie auch sehr berührte. „ich habe dir alles von mir gegeben, was ich nicht sein könnte“.
Sascha Wittmann, ist offenbar beim Lehrgang literarischen Schreiben beteiligt, zumindest lag ein solches, von Marlen Schachinger herausgegebenes Buch, am Bücherschrift auf und ist auch in einem diesbezüglichen Blog im Netz zu finden. Gelesen hat sie einen Auszug aus einem Roman über eine alte Frau, die sich über die Veränderungen des Lebens wundert und nicht sicher ist, an welchen Tag sie zum Friseur gehen soll. Dann folgte Monika Kupka, die von sich selbst sagte, daß sie 67 ist, noch nichts veröffentlicht hat, aber Umweltgeschichten für ihre Enkelkinder geschrieben hat. „Aus dem Rat der Kinder“ hat sie vorgetragen. Da ging es um zerbrochene Spielsachen, die man reparieren kann. Monika Steiner bezeichnete sich als Hobbyautorin und las einen Text, im dem sie sich Gedanken über das Leben macht.
„Frühlingserwachen einer Primel“, hat er, glaube ich, geheißen. Zuletzt folgte Petra Seidl, eine Deutsche, die der Liebe wegen nach Wien gekommen ist, sich in ihren Gedichten vorstellte und mit einer Liebeserklärung auf Wien endete.
Nachher sollte das Publikum, wie gesagt entscheiden. Dafür wurden Kärtchen verteilt, wo man seinen Favoriten eintragen konnte. Da habe ich mir wieder schwer getan. Der literarischte Text war meiner Meinung nach der von Wolfgang Millendorfer. Aber Geschichten über alte Frauen und Auszüge aus Romane interessieren mich natürlich auch. Eigentlich wollte, sollte ich für Dagmar Fischer stimmen und das Umweltmärchen von Monika Kupka war auch sehr interessant, wie vielleicht auch die Mundartgedichte des Leutehassers Robert Huebner….
Ich hab mich dann für den Romanausschnitt entschieden. Bin mir aber nicht ganz sicher, ob ich mich nicht am Ende bei den Namen irrte und einen anderen hingeschrieben habe. Ja, wer die Wahl hat, hat die Qual und eigentlich sollte man sich gar nicht entscheiden, weil ja jeder Text wichtig ist und vielleicht mit Herzblut geschrieben wurde, aber in der GAV-Jury ist es mir ähnlich gegangen und beim Ohrenschmaus habe ich auch immer mehrere Kandidaten.
Während der Lesung, die äußerst diszipliniert fünfzig Minuten gedauert hat, dazwischen hat es ein bißchen zu Regnen angefangen und es war nicht ganz sicher, ob das nicht stärker werden würde, beobachtete ich eine junge Frau, die einige Kisten Bücher einzuräumen hatte und als ich nachschaute, fand ich Walter Buchebners „Die weiße Wildnis“, der ja jetzt neuaufgelegt wurde.
Es gibt tolle Sachen in den Bücherschränken, man muß nur Glück haben und genau schauen, dann kann man wahre Gustostückerl entdecken, aber ich habe auch einen breiten Literaturbegriff, interessiere mich sehr für Literatur und finde es faszinierend, wer, was, wie schreibt.
Die weiteren Lesungen werde ich allerdings per facebook und Video erleben, da es nächste Woche in der Alten Schmiede um das Thema Reisen geht und ich mich am 30., wenn man dann erfahren kann, wen das Publikum für die Einzellesung wählte, schon in der Harlander Sommerfrische befinde. Aber Frank Gassner stellt ja alles sehr genau hinein, so daß man auch meine Lesung schon nachhören kann.
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