In der letzten Zeit habe ich mich viel mit den Selfpublishern beschäftigt. Wolfgang Tischer der ja einen diesbezüglichen Ratgeber geschrieben hat, berichtet in seinem Literaturcafe viel davon und hat erst jetzt wieder einen Jahresrückblick, in dem Xander Morus ein Horror und Thrillerschreiber von seinen monatlichen Verkäufen, den Fallen, Erfolgen und Schwierigkeiten des Kindle direkt publishings berichtet, das ja ein großer Hit sein soll.
Zumindest gibt es viele Autoren, die das jetzt machen. Die Krimiautorin Nika Lubitsch, von der ich noch nie etwas hörte, wird dabei genannt. Im Sommer hat Wolfgang Tischer von Martina Gercke, die mit ihrem „Holunderküßchen“ auf Platz eins gekommen ist, in einem Interview berichtet und im Dezember über ihren Plagiatsverdacht.
Petra van Cronenburg berichtet auf ihrer Seite von ihren Indie-Büchern und gibt ihren Blog als solche heraus und Bela Boltens bzw. Matthias Brömmelhaus Seite verfolge ich auch schon lange, denn die Selfpublischer verwenden bevorzugt Pseudonyme. Ich glaube, ich bin, vor einem Jahr durch Anni Bürkl auf seinen Blog gekommen.
„Schreibtäter“, heißt der, denn der 1957 im Münsterland geborene ist einer der bekanntesten Biografienschreiber, hat etwa fünfzig solche geschrieben und betreibt das autobiografe-service.de und den biografielotse.de.
Auf seinen Seiten kann man seine Projekte sehen und es gibt auch einen Film, wo er erklärt, warum Biografiearbeit wichtig ist und wenn man etwa fünfzig alte Leute über ihre Erfahrungen mit Krieg und Flucht befragte und auch noch Historiker ist, ist es kein Wunder, daß sich auch als Krimiautor mit dem zweiten Weltkrieg beschäftigt. Im Mai berichtete er auf seinen Blog unter „Work in Progress“ von seinen Kriminalromanen, die bei Verlagen liegen, die sie zwar für gut finden, aber nicht herausbringen wollen, weil sie schon einen historischen Autor haben, das niemanden interesiert, etc, zum Glück gibt es aber Kindle direkt publishing und so hat Matthias Brömmelhaus sich dafür entschieden und sich das Pseudonym Bela Bolten ausgewählt, um seine beiden Identitäten nicht zu vermischen.
Projekttitel und Name werden erst nach und nach bekannt gegeben. Bela Bolten macht es spannend, erzählt aber bald, wie man es mit der Vermarktung macht, Facebook, Twitter, eigenen Blog gibt es dann auch und im Juni wird „Codewort Rothenburg“ vorgestellt. Ein Krimi, der im Berlin 1941 spielt und den „Salon Kitty“, das berühmte Nazi Bordell, das es gegeben hat und auch verfilmt wurde, zum Inhalt hat.
Sehr langsam und bedächtig stellt Brömmelhaus-Bolten sein Projekt ab Mai vor, es gibt eine Leseprobe, Bela Bolten liest selbst das erste Kapitel vor, das Buch erscheint zuerst um 2.99 bei Amazon, jetzt kostet es, glaube ich, 4.99, wie das mit der Buchpreisbindung ist, habe ich nicht ganz verstanden, bzw. scheint das bei den E-Books nicht so klar zu sein. Es gibt auch eine Printausgabe um 9.95, die Bela Bolten selber machte und im August kündete er an, nach Plan zu bloggen.
Montag immer eine Leseprobe, am Mittwoch kann man in seine Werkstatt schauen, am Freitag gibts verschiedene Schmankerl, so einen Film über den Sommer 1939, am 9. 11 auch was zum „deutschen Schicksalstag“.
Ab Oktober wird angekündigt, daß man in das neue Projekt hineinschauen kann. Das hält er dann nicht ganz ein, beziehungsweise gibt es nach dem 9. 11. keine Blogartikel mehr und auch über das zweite Buch entdeckte ich widersprüchige Meldungen, wird da auf einer Stelle von einem Folgeprojekt mit Zarah Leander Filmen gesprochen, an anderer, daß das zweite Buch keine Fortsetzung des Axel Dauts, sondern in Rom spielen wird.
Wahrscheinlich erhöht das die Spannung und ich habe mich auch sehr begeistert durch die Leseproben des „Codewort Rotheburgs“ gelesen, da geht es um einen U- Bahnmörder, den es wirklich gegeben hat und um Frauenleichen, die sich 1941 dort finden ließen. Kommissar Daut, der im World War I, eine Hand verloren hat, ermittelt, der hat eine Frau namens Luise und drei Kinder, bzw. wird das dritte in Fall eins, gerade geboren und während Daut, eine SS-Uniform trägt und sich beim Ermitteln beeilen muß, damit er nicht an die Front versetzt wird, gerät seine Frau in den Widerstand und verteilt Flugblätter, während Axel die Nobelprostiuierten recht brutal verhört. So weit die Erkenntnisse der Leseproben. Der World War II ist auch etwas, das mich sehr interessiert und Bolten macht es noch viel spannender, als er den 99 Seiten Test praktiziert und auch immer wieder Leseproben zu interessanten Themen bringt und all die historischen Figuren, die es zu den fiktionalen gibt, genau erklärt.
Im November endet, wie erwähnt, das Bloggen nach Plan, schade eigentlich, aber ich habe mir schon gedacht, wenn er das so weiter macht, hat er bald den ganzen Roman veröffentlicht und die Selbstpublischer wollen ja verdienen. Es gab auch diese Gratisaktion, wo man sich das Buch ein oder zwei Tage umsonst herunterladen kann, geht aber, glaube ich nur, wenn man einen Kindle hat, bzw. nicht auf meinen Computer und außerdem war ich zu dieser Zeit auch auf Urlaub.
Bolten bzw Brömmelhaus berichtete aber auch genau über seine Verkaufsstatistik. Dann gab es eine Pause und vor Weihnachten erschien „Luises Schweigen“, die Fortsetzung der Serie, die ohnehin schon angekündigt war, als Weihnachtsbuch, um 0.99 zu erhalten, bzw. wieder gratis.
Wie lange die Geschichte ist, konnte ich der Leseprobe nicht entnehmen, sie spielt jedenfalls zwischen dem ersten und dem zweiten Teil. Daut wurde wahrscheinlich in Folge des ersten Falls zum Wachmeister degradiert, Luise aufs Land verbannt, dort feiern beide auf dem Bauernhof seiner Eltern Weihnachten und eine Leiche wird auch gefunden und vor Weihnachten erschien auch noch Fall zwei, „Der Aufbewarier“ der leider nicht ab Oktober, wie versprochen vorgestellt wurde. Dafür gibt es aber eine treue Leser Aktion und man kann einen Amazon Gutschein gewinnen, wenn man eine Kundenrezension schreibt, bzw. ein Bild vom dreizehnten Kaptiel mit dem Zusatz „Ich lese Bela Bolten“, auf seinen Blog verlinkt.
Die Geschichte spielt in Berlin 1943, World War II hat zugenommen, die Bomben fliegen, die letzten Juden werden deportiert und eine kleine UFA Schauspielerin hat den ihren noch in der Küche, Zarah Leander kommt natürlich vor.
Leserrezensionen gibt es auch, das habe ich noch vergessen und die Leser hatten ein bißchen Schwierigkeiten, weil es den einen zu historisch, den anderen zu wenig spannend war und diese Erfahrung habe ich, als ich mit Major Bronstein durch Wien gewandert bin, auch gemacht. Da erfuhr man zwar alles über die Kälte des Nachkriegswinters, die Krimihandlung war aber eher banal, während jemanden, der eine spannende Handlung haben will, der Film über die Ermordung der Juden vielleicht nicht so sehr interessiert. Trotzdem finde ich es eine wichtige Verbindung und es ist interessant, wie gekonnt die Indie-Autoren zu erzählen wissen, hört man doch immer noch, sie können nicht schreiben.
Sie können es natürlich, sehr viele jedenfalls und, daß das von den Feuilletons und den Verlagen ignoriert wird, kann man auch bei Bela Bolten bzw. Matthias Brömmelhaus lesen. So werde ich die Entwicklung der Indies auch 2013 verfolgen und ich bin sehr neugierig, was ich noch alles berichten kann.
2013-01-02
Bela Boltens Indie-Krimis
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