Am Donnerstag habe ich eine Karte bekommen „63.69“, steht darauf und auf der Rückseite, „daß die durchschnittliche Lebenserwartung der österreichischen Autoren und Autorinnen im Augenblick bei 63,69 Jahren, also deutlich unter jeder der Gesamtbevölkerung liegt, die bei Männern 75,5, bei Frauen 81,5 Jahre beträgt…“
Bei Christiane Zintzen hatte ich beim Surfen, vorher schon gefunden, das der 1953 geborene experimentelle Autor Bernhard Kathan, von dem ich, glaube ich, schon etwas gehört oder gelesen habe, diese provozierende Ziffer zur Diskussion stellt.
Da denkt man natürlich sogleich an die IG Autoren und an diversen Studien zur sozialen Situation der Autoren, die ja nicht sehr gut ist. In diesem Falle scheint es sich aber mehr um eine Kunstauktion zu handeln und wenn man auf die angegebene Webadresse geht, ein Stückchen weiter oben ist übrigens die Nummer 140 oder 240 neben der Zahl tausend angegeben, offensichtlich haben soviele Leute, diese Karte bekommen, kommt man auf das „Hiddenmuseum“, das Bernhard Kathan seit 1990 als Direktor und Kurator betreibt und da kann man lesen, das er, die Liste der verstorbenen Mitglieder der GAV hergenommen hat und damit zu dieser Zahl gekommen ist, was ich sehr interessant finde, denn dann wäre es bei mir und Bernhard Kathan schon in vier Jahren soweit und ich wäre mit meiner Leseliste, bei der ich gerade über die Beschränkung nachdenke, schon darüber.
Interessant ist auch, daß ich, als ich meinen dreiunddreißigsten Geburtstag hatte, mir vorgestellt habe, daß ich sechsundsechzig, also noch einmal so alt werden könnte oder wollte. Inzwischen habe ich mich auch mit den durchschnittlichen Lebenserwartungszahlen beschäftigt und da bin ich von einer, die bei dreiundachtzig liegt, ausgegangen und mich an dieser orientiert.
Die durchschnittliche Lebenserwartung der österreichischen Autoren liegt aber nach Bernhard Kathan darunter. Das allgemeine Klischee oder das Vorurteil, das man dabei hat, ist wohl, daß Autoren im allgemeinen vielleicht nicht sehr gut mit sich umgehen, also sich vielleicht öfter als die Normalbevölkerung umbringt oder sich zu Tode sauft.
Der Krebs ist auch eine Krankheit an der man früher als der Durchschnitt sterben kann und das ist glaube ich in den letzten Jahren auch Heidi Pataki und Gerhard Kofler so passiert. Franz Hütterer ist an einer Lungenentzündung gestorben und war jünger als ich und meine Schulfreundin Edith Brocza, die nicht geschrieben hat, an einem Hirntumor.
Bernhard Kathan findet diese Zahlen auch in seinen Berechnungen wieder, spricht davon, daß man „die Todesfälle gehäuft zwischen vierzig und fünfundvierzig findet“, da wären vielleicht die Selbstmorde dabei und Herta Kräftner, die kein GAV Mitglied war, hat sich mit dreiundzwanzig umgebracht, Paula Köhlmeier, deren Buch ich demnächst lesen werde, verunglückte mit Einundzwanzig bei einem Spaziergang oder Bergtour tödlich, waren also noch viel jünger.
Dann spricht Kathan von einer Häufung zwischen „56 und 67“, da würde ich die Krebsfälle vermuten und dem „76 und 85 Lebensjahr“, da wären wir schon bei der Allgemeinstatistik bzw. bei den normalen Todesfällen.
„Wer es bis zum 67. LA geschafft hat gute Chancen zehn oder noch mehr Jahre zu leben“, schreibt Bernhard Kathan weiter und da gibt es auch sehr viele Autoren, bzw. werden ja auch heuer runde Geburtstage gefeiert.
Josef Winkler wurde sechzig, liegt also unter Kathans provokanter Ziffer. Bodo Hell feierte am fünfzehnten März seinen siebzigsten Geburtstag. Julian Schutting war im Oktober 75, Friederike Mayröcker und Ilse Aichinger sind noch viel älter.
Man kann also, wie man sieht auch die Autoren nicht auf einen Haufen schmeissen, obwohl es wahrscheinlich stimmt, daß sie riskanter leben, sich mehr verausgaben, vielleicht nicht so gut auf sich schauen und die sozialen Bedingungen, da wären wir wieder bei den IG Autoren und den Sozialstudien, die es ja ebenfalls gibt, sind auch nicht sehr gut. Da lebt der Durchschnittsautor wahrscheinlich unter und am Existenzminimum oder mit der Hand in den Mund.
Bernhard Kathan, der offensichtlich öfter solche provokante Aktionen macht, kommt dann noch zur Pensionsversicherung und meint vielleicht ein bißchen zynisch „liegt die durchschnittliche Lebenserwartung wie in unserem Beispiel unter dem gesetzlichen festgelegten Pensionsantritt von 65 Jahren, dann kann die Finanzierung der Pension kein großes Problem sein.“
Dabei hat er wahrscheinlich vergessen, daß der durchschnittliche Autor ja ohnehin Schwierigkeiten mit der Künstlersozialversicherung hat und wenn überhaupt eher eine Mindestpension bekommt, bzw. von der Literarmechana unterstützt wird.
Möglicherweise provoziert, verärgert, ect eine Aktion, wie diese manche, ich finde, da ich mich schon sehr lange sowohl von meiner psychologischen Seite in Sterbeseminaren, Supervisionen oder Krisensitzungen, als auch in meinem Schreiben mit dem Sterben und Älterwerden beschäftige, interessant, werde mich jetzt noch mehr bemühen meine Leselisten einzudämmen, so daß ich spätestens 2023 oder leicht darüber auf Gleichstand bin und natürlich auch auf meine Lebensqualität schauen, was ich aber ohnehin, trotz des Grundfrustes literarisch nicht so aufzufallen, wie ich es gerne täte, schon tue und wenn man von der Situation der Autoren auf das allgemeine Sozialbarometer schaut, so ist das in Krisenzeiten, wie diesen auch nicht gerade rosig, wenn man hört, daß in Spanien, Griechenland, Portugal etc, schon jeder zweite, dritte oder vierte Jugendliche ohne Arbeit ist und in Zypern die Banken von der Polizei geschützt werden, damit sie nicht von denen, die sich ihr Geld abholen wollen, gestürmt werden.
Die neue und die alte Armut ist in aller Munde,die Hilfsorganisationen erzählen auf ihren Bittbriefen Geschichten, von denen, die sich nur mehr pro Tag ein Salzstangerl leisten können und die Sozialversicherung plante in Linz die guten Hüftprotesen nur mehr an fünf Prozent der Bevölkerung auszugeben, was einen Proteststurm auslöste und schließlich zu Dementi führte, aber zeigt, daß die Zeiten in denen wir leben, trotz allgemeinen Wohlstands nicht sehr rosig sind, so daß es sich vielleicht lohnt, über Aktionen, wie diese nachzudenken, auch wenn ich in der glücklichen Lage bin, das anhand meiner Bücherliste zu tun.
Über Helmut Eisendle, der auch recht jung gestorben bin, habe ich für einen der Osterspaziergänge eine Text geschrieben und auf dem Kofler Begräbnis, auf dem der Heidi Pataki, der Elfriede Gerstl und dem von Andreas Okopenko bin ich gewesen, da entscheide ich ziemlich spontan, wie persönlich meine Beziehung zu dem Verstorbenen war, zu Andreas Okopenko, bin ich, glaube ich, gegangen, weil ich mir den Tag für einen Wien Spaziergang reserviert hatte, ein persönliche Beziehung hatte ich zu ihm nicht.
2013-03-31
63,69
2013-03-30
Osterspaziergang in der Kälte
Der Schnee ist dann so ziemlich verschwunden, so daß es sich schon am Karfreitag ganz gut Radfahren ließ und ich dann noch auf die Ochsenburg hinaufgegangen bin, am Abend sind wir zur Kartause Mauerbach gefahren, wo ich ja bezüglich Italia mia Karten gewonnen habe und wir vorher eine Führung durch die Unterkirche machten.
Es war ein wirklich schönes Konzert mit Monteverdi und anderen Stücken aus dem Sechszehntenjahrhundert zu den drei heiligen Tagen, Gründonnerstag, Karfreitag und Ostersamstag, das Bernhard Trebuch liebevoll moderierte, nur in der Kirche war es entsetzlich kalt.
Die Sänger sind in Stiefel, Mantel, Schal aufgetreten, die Besucher haben sich in bereitliegende Decken eingewickelt. Ich hörte eine Dame sagen „Zu Weihnachten war es nicht so kalt!“ und ich habe mich gewundert, daß die Besucher das ausgehalten haben und sich nicht darüber beschwerten.
Ich bin ja eine, die da ziemlich hart im Nehmen ist und die Sommerabende oft im Regen am Rathausplatz beim Musikfestival verbringt, den Leuten hat es aber gefallen und nachher gab es auch eine warme wirklich gute Kräutersuppe, Gebück und ein Glas Wein und heute ist es mit der Kälte und mit dem Osterspaziergang der LitGes um den Viehofenersee, weitergegangen. Seit 2009 findet der, glaube ich, dort statt, vorher war ich einmal im Kaiserwald und einmal, noch viel früher ists an der Traisen entlanggegangen.
Beim Wegfahren habe ich mir noch gedacht, daß ich mich erinnern kann, da schon einmal beim Picknick mit Sonnenbrillen gesessen sein.
Diesmal war es nichts mit einer Sommerbrille, ich bin ähnlich eingemummt, wie gestern mit dem Rad und dem Alfred abgefahren und es war diesmal auch eine eher kleine Gruppe, die sich vor der Seedose traf.
Beim letzten Mal hat es geregnet, da hat der Spaziergang bzw. die Lesung überhaupt nur im Lokal stattgefunden. Diesmal sind wir ein Stück gegangen und haben auch an drei Stationen halt gemacht, es ist aber immer kälter und kälter geworden. Eva Riebler, die Obfrau der Liges war da, Ingrid Reichel, Herr Mayer-König der Ehrenobmann, Frau Wimmer, dann ein paar Leute, die ich nicht kannte und Manfred Lagler-Regall, der mich schon einmal am Blog besuchte, hat mich auch gleich angesprochen.
Ich habe gleich auf der ersten Station gelesen und zwar einen Text, der wieder eine Themenverfehlung war, nämlich „Sommer am Wasser“, den ich anläßlich des gleichnamigen Jugendwettbewerbs geschrieben habe, bei dem Emily Walton in die Endauswahl gekommen ist und man für sie stimmen konnte.
Da hat zwar nicht die Jahreszeit, wohl aber das Wetter und die Gegend gepasst, denn der Text spielt genau am und um die Viehofenerseen. Vorher hat ein Mann einen Text über den St. Pöltner Bahnhof und das Warten auf den Zug bzw. auf Godot etc gelesen, zu dem ihm, glaube ich, ein Theaterstück inspiriert hat.
Rosalia Wimmer hat einen Text auf der nächsten Station vorgetragen, zu dem sie in der Schreibwerkstatt nach einem Mayröcker-Zitat inspiriert wurde und dann eine Geschichte von einer Braut im blauen Kleid und vorstehenden Zähnen, die sie am Standesamt trifft und die auf ihren mit ebensolchen Zähnen ausgestatteten Bräutigam wartet, den ich, glaube ich, schon gehört habe und dann noch ein paar Limericks.
Dann gings zu einer anderen Bank, da lasen dann Ingrid Reichel und Eva Riebler frauenspezifische Texte. Ingrid Reichel ein Interview mit einer bildenden Künstlerin, die erst mit Siebzig im Museum for modern Art ausgestellt wurde, während ihre männliche Kollegen das natürlich schon viel früher schafften und Eva Riebler hatte einen Text aus einem Indien-Buch von Maria E. Brunner, in dem es darum ging, daß eine Frau mit entstellten Gesicht studieren durfte, wahrscheinlich weil sie keinen Mann bekommen hätte.
Dann ging es zum Aufwärmen in die Seedose, das Picknick bzw. Eierpecken wurde wieder etwas sparsam ausgeführt, das heißt es gab die Eier, Brot und Salz und dann noch Merci-Schokolade und ich erkundigte mich ein bißchen nach denen, die fehlten. So kommt Alois Eder ja schon länger nicht und auch der Herr Professor, der sonst immer da war, fehlte und Robert Eglhofer ist auch aus der LitGes ausgetreten bzw. sich mit ihr überworfen.
Dafür habe ich gleich die beiden Bücher, die ich immer in der Handtasche hatte, verkauft und in der Seedose, die heute den ersten Tag geöffnet hatte, gab es auch eine Broschüre über das Mahnmal Viehofen. Dann ging es zurück und wir sind gerade noch vor dem Dunkelwerden nach Harland gekommen.
2013-03-29
Ostern im Schnee
Ich bin ja keine, die über das Wetter jammert, obwohl ich im Wiener Stadtroman einen „Wetternörgler“, erfunden habe, sondern es relativ gelassen hinnimmt, wie es kommt, aber diesmal ist es wirklich ein bißchen extrem.
Schnee liegt in der Karwoche und Ende März Zentimeter dick auf der Terrasse und auf der Autobahn gab es am Dienstag eine Massenkarambolage mit einigen Verletzten und Toten ausgelöst durch schlechtes Fahren und sogenannten Blitzeis und in der Karwoche mache ich auch gern in Harland Osterferien und komme, wenn es geht am Dienstag, Mittwoch oder spätestens am Gründonnerstag dort hinaus.
Manchmal hindern Termine das frühzeitige Kommen, so war ich, glaube ich, wegen der Radtour 2007, die halbe Karwoche in Wien, habe Aussendungen gemacht und bin am Abend in die Alte Schmiede zu einem sehr schönen Musikprogramm gegangen, einmal war ich im Republikanischen Club bei einer Geburtstagsveranstaltung von Edith West und als ich von meiner Radtour zurückgekommen bin, habe ich auf Christiane Zinzens Blog von Elfriede Gerstls Tod erfahren und voriges Jahr hatte ich am Mittwoch meine Lesung im El Speta und bin daher erst sehr spät nach Harland gefahren, um dort meinen Bärlauch zu suchen und Rad zu fahren und heuer ist es deto.
War ich ja im vorigen Mai seit langem wieder einmal im Klub der logischen Denker, weil dessen Geschichte von Herrn Doktor Mold dargestellt wurde und habe dann mit dem jetzigen Obmann einen Termin für ein Referat ausgemacht.
Auf „Die neuesten Entwicklungen in Psychologie und Psychotherapie“, wo ich ein bißchen die Psychologiegesetzentwicklungen mit meiner Clubgeschichte verbunden habe, haben wir uns geeinigt, weil ich ihm entweder etwas aus der Psychologie oder was Literarisches angeboten habe und er hat mir einen Termin im März gegeben. Früher hatte er nichts mehr frei und ich habe nur geschaut, daß es sich nicht im Leipzig überschneidet, obwohl wir heuer ohnehin nicht dort waren.
Es hat sich mit der Karwoche überschnitten, aber das habe ich erst gemerkt, als ich Herrn Doktor Mold wieder einmal in der Alten Schmiede traf und er mir sagte, daß er dann vielleicht auf Urlaub sei.
Ich habe Montag, Dienstag, Mittwoch aber ohnehin genug in meiner Praxis zu tun gehabt, es war auch noch die Abrechnung zu machen, so daß wir wieder sehr spät nach Harland gekommen sind und der Unterschied zum Vorjahr ist nur der Schnee. So viel Schnee auf der Traisen, daß es sich nur schwer Radfahren läßt.
Auch nicht wirklich schlimm, denn das passiert zu Weihnachten in der Winterfrische öfter und ich habe auch diesmal genug zu tun, ist ja das „Literaturgeflüster-Texte-Buch“, zu korrigieren, damit habe ich übrigens auch in den Weihnachtsferien begonnen, dann aber mit dem „Nanowrimo-Novel“ und mit „Kerstins Achterln“, weitergemacht.
Das ist jetzt in der Druckerei, nach Ostern soll das Dummie kommen, dann gibts bald Digi-Buch Nummer neunundzwanzig und ich werde in Harland mit dem „Literaturgeflüster-Texte-Buch“, beschäftigt sein, so daß es gar nichts macht, wenn ich nicht Radfahren kann, obwohl ich die Osterferien eigentlich mit Pinzen, Bärlauch und einer Radtour nach Herzogen- bzw. Wilhelmsburg verbinde.
Aber macht ja nichts und ist nicht so wichtig. Ein Osterprogramm gibt es auf jeden Fall, vorigen Karfreitag war ich mit dem Alfred im Cinea Paradiso beim Karfreits-Slam, diesmal habe ich ein Konzert im Rahmen von Italia Mia in der Kartause Mauerbach gewonnen und am Karsamstag gibt es wieder den inzwischen schon üblichen Osterspaziergang der Litges, um den Viehofener See soll es gehen. Ob das die Wetterbedingungen zulassen werden?
Das letzte Mal hat es, glaube ich, geregnet, da haben wir in der „Seedose“ die Eier gepeckt. Diesmal ist es auch die Frage, wie ich zum Viehofner See komme, aber vielleicht taut es noch inzwischen, aber Ostern in Weiß ist auch ganz lustig und mich tangiert es nicht so sehr, weil ich keine Eier verstecke.
Die Osterdekorationen für die Krongasse habe ich schon vor zwei Wochen herausgesucht, da gab es ja auch einen Leiner-Gutschein, wo ich mir ein paar Ostereierkerzen und zwei Packungen Osterservietten holte. Erika Brunngraber hat mir schon lange einen dieser tollen Schokoosterhasen aus der Kurkonditorei Oberlaa geschenkt, der Alfred einen Lindt-Hasen und ein Klient ein kleines Fläschen Magenbitter in einem Osterkörbchen zusammen mit einem Überraschungsei.
Das alles liegt in Wien und wird ab Ostermontag aufgegessen werden, den Magenbitter laße ich aus, weil ich keine Schnapstrinkerin bin und in Harland wurden die Dekorationen, die ich auch ein bißchen sammle, am Gründonnerstag herausgeholt.
Genauso sammle, wie die Bücher und da habe ich in meine Bücherbeschränkungspläne , als ich an inzwischen drei Schränken vorbei ins Cafe Benno in die Alserstraße gegangen bin, nicht ganz eingehalten. Der Vorsatz war zwar da und das Regal wieder auf das noch zu Lesende durchgeräumt, aber wenn in den Schränken Daniel Kehlmanns „Vermessung der Welt“, Köhlmeiers „Idylle mit Hund“ und Andrea Grills New York-Geschichten liegen, tue ich mir schwer. Die „Naschmarktmorde“ habe ich aber liegen lassen und in Harland ist Stendhals „Rot und schwarz“ als Monsterprojekt aufzulesen. In Wien habe ich inzwischen Zdenka Beckers „Der größte Fall meines Vaters“, bekommen und werde es nach Ostern lesen. Vielleicht treffe ich Zdenka Becker wieder am Markt oder auch nicht, wenn ich wetterbedingt dort nicht hinkomme und am Osterspaziergang nimmt sie, glaube ich, nicht teil.
Und Christl Greller hat mir jetzt den Termin für die geplante Lesung „Die Zeit und wir“, bekanntgegeben, den Ort hat sie noch für sich behalten.
2013-03-28
Bücherbeschränkung
In den letzten Tagen habe ich meine Bücherlisten aufgefüllt und festgestellt, das Bücherregal, das ich mir 2011 kaufte, ist schon fast voll, die Leselisten reichen bis 2017 und in den Regalen liegt immer noch einiges Ungelesene, was ich endlich lesen sollte, einen Malaparte zum Beispiel oder auch Judith Hermanns „Nichts, als Gespenster“, das ich mir 2000 um einen Luitpold Stern Preis-Gutschein kaufte und dann erschrekt feststellte, daß ich keine Kurzgeschichten lese.
Wenn ich also meinen SUB halbwegs auflesen will und nicht demnächst bei Bücherlisten, bis 2050 oder so landen will, muß ich etwas tun, komme ich ja sehr oft und begeistert an den Bücherschränken vorbei und das mit den ein bis zwei Büchern pro Woche, wo ich eines auf die Jahresliste und das andere auf die jeweils letzte stelle, klappt auch nicht immer und in der letzten Zeit habe ich auch die Bücherabverkaufskisten sehr regelmäßig frequentiert und dort einiges gekauft, was nicht wirklich notwendig war.
Aber was ist schon notwendig? Ich bin eine Büchersammlerin und war das schon immer und habe mir früher darüber, ob ich das alles wirklich lesen kann auch keine so großen Gedanken gemacht, jetzt wo ich im November sechzig werde, mache ich mir sie schon, denn 1918 bin ich fünfundsechzig und da ich ja eigentlich wirklich alles lesen will, muß ich etwas tun und wer weiß, ob ich das mit Siebzig noch kann?
Ich glaube zwar, daß es dann wahrscheinlich keine Bücherschränke mehr geben wird, weil alle dann schon das E-Book haben, aberm ich glaubw, mit dem, was ich habe, komme ich locker aus, aber jetzt packt mich der Ehrgeiz das Vorhandenene möglichst zu lesen, es gibt ja so viele Gustostückerln und es wäre schade, wenn…, ich muß also etwas tun, aber wie macht man das?
Vorige Woche war ich mit dem Alfred im Thalia bei der Zdenka Becker Lesung, da habe ich mir dann von ihm den neuen Schindel und den neuen Köhlmeier schenken lassen, denn diese Bücher sind sicher interessant und sollte man haben, dann habe ich aber reuig auf die Rechnung, über fünfzig Euro geschaut und mir geschworen, ich kaufe mir nie mehr ein Buch, auch wenn es nur einen Euro kostet und das auch gleich auf ein paar Blogs gepostet.
Am Samstag kam dann dieser Indiebookday, diese Aktion der unabhängigen Verlage, die die Leute zum Kaufen von solcher Bücher aufforderte und als ich mir die 2entsprechende Facebookseite angesehen habe, habe ich mit Erstaunen festgestellt, daß eigentlich sehr bekannte Bücher, wie „Ich nannte ihn Krawatte“, von Milena Michiko Flasar oder „Nachhinein“, von Lisa Kränzler, das auf der Leipziger Buchpreisliste stand, genannt wurden.
Dagegen ist nichts zusagen, außer, daß es stimmt, daß es sehr viele Bücher gibt und das man nicht alle lesen kann und ich habe noch hinzugefügt, daß ich die meinen, bevor ich siebzig werde, gerne alle auflesen möchte, aber wie machte ich das?
Das hat mich dann so beschäftigt, daß ich einige Ideen geboren habe. Die erste und wahrscheinlich am leichtesten durchaltbare ist, die an den Bücherabverkaufskisten in Hinkunft vorbei zu gehen.
Zu Weihnachten und zum Geburtstag kann ich mir ja etwas wünschen, weil ich sonst nur vielleicht etwas, was ich nicht so will, bekommen, aber das mit dem zwei, höchstens drei Büchern pro Woche, wenn es wirklich ganz besondere Schmankerl gibt, müßte ich noch schaffen.
Da muß ich natürlich einiges liegenlassen, was man vielleicht wirklich nicht lesen muß, aber nur so kann ich meine Bücherlisten, sagen wir bis 2023, um es mir nicht zu schwer zu machen, abbauen und bis dahin, vielleicht auf die 2018 Liste, die Judith Hermann, den Malaparte und was es sonst noch so auf den Regalen gibt und nicht vergessen werden sollte, stellen. Luxusprobleme? Ich weiß und ich schwelge auch genüßlich darin und wenn ich so auf meine Leseliste schaue, denke ich, daß ich bei einigen Schriftstellern ja wirklich schon eine Expertin bin und fast alles gelesen habe, von Evelyn Grill zum Beispiel, von Donna Leon haben sich auch einige Krimis angesammelt und die lese ich ja gerne und auch zwei Kinsella-Bücher und die sind ja derzeit in aller Munde und die „Schnäppchenjägerin“, das habe ich schon geschrieben, halte ich für die großartigste Beschreibung einer Kaufsucht, die ich je gelesen habe. Durch die Bücherschränke und die Flohmarktkäufe, kann man auch seine Bildungslücken schließen und das auflesen, was sonst an einem vorbeigegangen wäre.
„Im Westen nichts Neues“, „Lolita“, „Gebürtig“, den „Radetzkymarsch“ und und und, beispielsweise und das halte ich für sehr wichtig.
Aber inzwischen will ich nichts ungelesen lassen und nehme mir ernsthaft vor meine Zugänge zu beschränken und 2023 keine Vorausleselisten mehr zu haben. Meine Leser werden sehen, ob ich das schaffe, ich nehme es mir jedenfalls ernsthaft vor, bin aber schon zufrieden, wenn es zu achtzig Prozent geht.
Mal sehen, wie es geht und welche Schätze sich noch in den Regalen verbergen, aber ich habe auch einige Vicki Baums und Pearl S. Bucks aufgeschrieben, die ich in den nächsten Jahren auflesen will und dann gibt es natürlich noch Bücher, die ich gerne finde würde, den neuen Gustav Ernst zum Beispiel, oder Cornelia Travnices „Chucks“, die Anni Bürkl Krimis und und und….
Mal sehen ob sie zu mir kommen und auch, ob mir das Auflesen der alten Schätze, so halbwegs gelingt, dazu müßte ich es bei den hundertfünfzig gelesenen Jahresbüchern belassen, bin da aber derzeit ein bißchen langsam, weil ich im Augenblick wirklich dicke Wälzer lese, mit denen ich nicht so gut weiterkomme, aber vierzig Büchjer habe ich in diesem Jahr schon gelesen und das ist eigentlich ein guter Schnitt, also auf mit den guten Vorsätzen und sehen, wie die Bücherbeschränkung gelingt?
2013-03-27
Gebürtig
Jetzt kommt wieder ein Gustostückerl aud dem Bücherschrank und das Schließen einer Bildungslücke, ziemlich zeitgleich mit Robert Schindels neuen Roman „Der Kalte“, den ich auf der Leseliste habe, den ich aber, weil kein Rezensionsexemplar, erst lesen werde, wenn er beim linearen Herunterlesen an die Reihe gekommt, im September oder Oktober vielleicht, wenn er dann schon auf der Longlist zum deutschen Buchpreis steht?
Und „Gebürtig“, 1992 erschienen, ist wahrlich ein Kanonbuch, der neueren österreichischen Literatur und das, weil ich mir um diese Zeit ja keine Bücher mehr kaufte, an mir vorbeigegangen ist. Obwohl ich natürlich ehrfurchtsvoll von diesem wichtigen Roman gehört habe, als ich 1996 in Klagenfurt zuschauen war, kann ich mich erinnern, daß ich bevor ich zu den Lesungen ging, den Fernseher im Hotelzimmer aufgedreht habe, da saß dann Robert Schindel in der 3 Sat-Sendung und wurde wahrscheinlich zu „Gebürtig“, interviewt, dann bin ich in die Sponheimerstraße gegangen und habe Robert Schindel in der Kantine getroffen, ein paar Jahre später war er dann Bachmann-Juror.
Kennengelernt habe ich ihn, ich weiß nicht wo, kann mich aber an ein Poetenfestival in Hainburg erinnern, wo ich mit der kleinen Anna hingefahren bin und dort habe ich ihn auch in einer Kantine getroffen und er hat mir dann die Hand gegeben. Als er den von Günter Nenning initierten Österreich-Koffer gerettet hat und ich zur Präsentation in den Volksgarten gegangen bin, habe ich ihn, glaube ich, eines meiner Bücher gezeigt, das ich, seit 2002 immer in der Handtasche mit mir herumtrage.
„Schön!“, hat er wahrscheinlich gesagt oder „Ist das selbstgemacht?“
Er war auch einige Zeit Juror bei dem Siemens Technik Preis, wo ich immer hinschickte, aber nie etwas gewonnen habe, dann Juror beim Priessnitzpreis, Professor und Initiator des Hochschulstudiums für Sprachkunst und und und, eine literarische Institution Wiens, und wie ich behauptet, mit Gustav Ernst das, was Hans Weigel und Hermann Hakel in den Fünfzigerjahren für die Nachwuchsautoren waren und er hat „Gebürtig“ geschrieben und das ist an mir, obwohl ich mich ja sehr für Holocaustromane interessiere, an mir vorbeigegangen, ich weiß auch nicht, wie das passieren konnte, einen Gedichtband habe ich aber, glaube ich, mich zu erinnern, einmal aus einer Abverkaufskiste gezogen, ob ich ihn gelesen habe, weiß ich nicht.
Nun denn, dank der Bücherschränke und der bibliophilen Margaretens oder von wem auch immer „Gebürtig“ gelesen, den Nachkriegsroman über den Holocaust oder über die erste Generation danach, die Opfer oder Täterkinder, die Achtundsechziger, das Buch spielt in den frühen Achtzigerjahren, als man schon alles und dann offensichtlich wieder noch nicht soviel wußte, den wahrscheinlich nur Robert Schindel schreiben konnte und der eine Farce aus diesem Thema macht, mit der Sprache spielt, sie neu erfindet und in wahrer Nestroyscher Manier „Die ganze Welt ist ein Fußboden!,, ist ein mir unbekanntes Nestroy Zitat, das dem Buch vorangestellt ist und das schon viel über dieses gigantische Weltgebilde, des Wiens der Neunzehnachtzigerjahre aussagt.
Es gibt einen Prolog, einen Epilog und sieben Kapitel, die Titel, wie „Enge“, „Weite“, „Hitze“ aber auch „Gebürtig“ tagen und, wie im Beschreibungstext steht, ein „kunstvoll breites episches Personengeflecht voll stiller Dramatik und bezwingender Dialogdramaturgie ist, dem Melancholie, sarkastischer Schmäh und Gedankenschärfe den unverkennbaren Sprachstil verleiht!“
Da gibt es ein Zwillingspaar, die Brüder Sascha und Danny Demant, der eine Lektor, der andere, ich weiß nicht was, zeitweilig ist er der allwissende Erzähler, der in das Hirnkasterl der anderen hinsieht, dann übernimmt wieder Danny diese Rolle, die beiden haben Freundinnen, Sascha eine Mascha Singer, eine Soziologin, die sich irgendwie hinunterhungert, Danny die Ärztin Christiane Kalteisen, die zwei kleine Kinder hat, aber Danny hat zu Beginn auch eine Freundin, namens Wilma, mit der er und seinen Freunden Weihnachten feiert, sie schmiert die Brote und will mit ihm nach Venedig fahren. Sie tun das auch, es wird aber nichts rechts daraus, spukt dem Danny doch schon die Christiane im Kopf herum, so fährt er zurück und dann nach Lilienfeld an der Traisen, von dort ist die Christiane her. Er flüchtet aber auch vor ihr, bzw. hält er ihre Kinder nicht aus und als Lektor betreut der den Dichter Emmanuel Katz, bzw. dessen Manuskript. Dann gibt es einen Konrad Sachs und das ist eine tragische Figur, ein Journalist und ein Täterkind, sein Vater war der Generalgouverneur von Polen und hat den Kleinen, den er in die „Kazetts“ mitnahm, „Prinz“ genannt und das spukt ihm nun im Kopf herum, windet sich in Schuldgefühlen, verläßt deshalb seine Frau, die Else und geht zu einer Hure ins Buff beichten, die aber entsetzt vor seiner Geschichte flieht, dann bietet er Katz zweitausend Mark an, wenn er ihm die Absolution erteilt. Der schickt ihm Danny und Christiane gibt sie ihm dann, in dem sie rät, doch ein Buch darüber zu schreiben. So wird er seinen Komplex los und dann gibt es Hermann Gebirtig, den Titelhelden, einen berühmten Dichter, Thomas Bernhard nicht ganz unähnlich, in Wien geboren, ein paar Jahre Häftling in Ebensee, dann nach New York emigriert, wo er die deutsche Sprache ablehnte, ein berühmter Dichter wurde und sich schwur, nie mehr nach Wien zurückzukommen. Es gibt aber auch einen ehemaligen Nazi, der den Häftlingen die Schädel blutig schlug und einen ehemaligen Schutzbündler, das scheint überhaupt Robert Schindels Spezialität zu sein, konnte ich doch am blauen Sofa hören, daß es eine solche Konstellation auch im neuen Buch geben wird, der Schutzbündler geht mit seiner Tochter auf die Rax, sieht dort den ehemaligen KZ-Aufseher und erleidet einen Schlaganfall. Vorher holt er noch die Polizei, damit Alois Egger aber verurteilt werden kann, braucht es einen Zeugen und der kann nur Hermann Gebirtig sein. So fliegt seine Tochter nach Amerika, um ihn zu holen. Er kommt schließlich auch und dann passiert wieder ein Schelmenstück, das, wie ich der Lesung im Literaturhaus entnommen habe, so ähnlich auch im „Kalten“ vorkommen könnte, vielleicht trägt der Bürgermeister sogar den selben Namen. Gebirtig will kein Aufsehen, der Kulturreferent redet dem Bürgermeister aber eine Ehrenfeier ein und hetzt die Journalisten auf ihn, der sich in kleinen Hotels versteckt. Dann fährt er mit der Straßenbahn, verliebt sich in das moderen Wien, läßt sich ehren, sucht sein Geburtshaus auf, geht in die Traffik, wo sein Vater früher seine „Doanu“, kaufte und will sogar bleiben, als Alois Egger aber freigesprochen wird, überlegt er es sich wieder und reist nach New York und in die Arme seiner Geliebten zurück und Danny Demant fährt mit einem Bus und mit neununddreißig anderen Juden, in ein slowenisches Dorf, wo Theresienstadt nachgebildet und ein Film darüber gedreht werden soll.
Eine Farce und ein sehr beeindruckender Holocaustroman in beeindruckenster wienerischer Manier und ich kann nur wiederholen, es ist sehr gut, daß es die offenen Bücherkästen gibt, so konnte ich diese Bildungslücke schließen und der „Kalte“, auf den ich mich sehr freue, ist ohnehin schon zu mir gekommen..
Robert Schindel wurde 1944 in Bad Hall als Kind jüdischer Kommunisten geboren, aber das steht in Wikipedia und läßt sich dort nachlesen.
Und weil ich bei der Lesung im Sommer dachte, so politisch realistisch wie Schindel könnte ich auch schreiben, muß ich jetzt revidieren, so, wie in „Gebürtig“, kann ich es nicht. Jetzt bin ich nur gespannt, ob der „Kalte“ auch so einschlägt und ein ebenso erfolgreicher Roman werden wird.
2013-03-26
Ortstermin:Schauplatz
In der Alten Schmiede gab es wieder einmal Textvorstellungen und Friedrich Hahn präsentierte zwei Autoren und eine Autorin, deren Texte er an Orten verknüpft sah, obwohl das eigentlich nur für zwei Autoren bzw. zwei Romane galt und den ersten hatte ich schon einmal in den „Beispielen“, am Freitag in Ö1 gehört.
„Teta Jelka überführt ein Hendl“, von der 1971 in Deutschkreuz geborenen Michaela Frühstück, die Kulturjournalistin im Radio Burgenland ist und deren Debutroman in den Fünfzigerjahren in einem Dorf an der burgenländisch ungarischen Grenze spielt und die Jelka überfährt ein Huhn, wie es Hochdeutsch heißt, aber das ist im Cover durchgestrichen und durch das „Hendl“, ersetzt, damit es auch die Deutschen oder andere Leser verstehen, das Buch ist in der edition lex liszt erschienen und Michaela Frühstück hat offenbar, dieselben Stellen, wie im ORF gelesen.
In den Fünfzigerjahren, wo sich noch die Russen im Dorf befinden, fährt Jelka mit dem Fahrrad über das Huhn Viktorija, das dem Pfarrer gehört, sie fährt ihm zwei Zehen, bzw. wahrscheinlich Krallen, ab, fängt es ein und bringt es nach Hause, bzw. zu ihrer Freundin Margit, die nebenan wohnt, besäuft es mit Schnaps, die Freundinnen saufen auch, dann geht sie in der Nacht zum Pfarrer und beschließt es ihm abzukaufen und ewig, bzw. bis der Koch Jacov es später mal zur Suppe mit Paprika machen wird, bei sich zu behalten.
Dann kommen noch ein paar Stellen in die Kindheit der beiden Freundinnen und ins Jahr 1937, wo sie bei ihren Großeltern aufwachsen, weil sich die Eltern mit den Brüdern nach Amerika aufmachen und dort irgendwie verschwinden, der Großvater versucht einen Sockel blauzustreichen und stirbt daran und Margit bekommt von der Lehrerin eine alte Schreibmaschine geschenkt, der ein „S“ fehlt und beschließt alles aufzuschreiben, weil man sich ja seine Geschichten selber macht.
„Skurril!“, befand Friedrich Hahn in der Diskussion und das galt auch für den Stadt- oder Dorfroman „Felden“, des steirischen Autors Wolfgang Pollanz, in der edition keuper erschienen, der sich offenbar eine ganze Stadt erfunden hat, das Dorf von Michaela Mondschein gibt es ja, bei Felden könnte man aber an Leibnitz oder auch an Klagenfurt denken und dort passieren skurrile Dinge mit den vier Hauptpersonen, die nur der Autor, der das Ganze streng konzipiert hat oder nicht einmal er, selber weiß.
Jedenfalls rennt ein nackter Mann durch den Ort, der aus dem psychiatrischen Krankenhaus entsprungen sein könnte und jeder will ihn gesehen haben, die Lehrerin, die mit den Kindern durch die Fauna geht, ein Liedchen summt und Kaulquappen fängt, der Briefträger, der Schnapsexperte ist und sich durch alle Schnäpse säuft und die Musik scheint in dem Buch auch noch eine Rolle zu spielen, jedenfalls ist eine CD beigelegt und der 1954 geborene Wolfgang Pollanz, der schon viele Bücher geschrieben hat, ist auch Musiker.
Danach kam der Nichtroman, nämlich Philipp Weiss Miniaturen, ein kleines Bändchen in der Edition Atelier erschienen, das man quer oder auch von hinten nach vorne lesen kann, in dem es keinen Schnaps und kein Hendl, aber einen nackten Mann, gibt, wie der Autor launig einleitete und der 1982 in Wien geborene Philipp Weiss ist auch der, der in Klagenfurt 2009 seinen Text verspeist hat, ein eher sprachexeperimenteller Autor also und seine Miniaturen, die er, wie er betonte, schon länger geschrieben hat, waren das auch.
Im Beschreibungstext steht noch etwas von einem Stotterer und einer Herculine und das ist offenbar die Erzählerin, die von ihrem verschwundenen oder verstorenen Mann namens „Tataglia“, erzählt, was auch der Titel der Miniaturen ist.
Philip Weiss habe ich ja vor kurzem auch bei der Kolikvorstellung zum Thema Geld gehört und im Gespräch erzählte er Friedrich Hahn, daß er jetzt an einem Roman, aber auch viel fürs Theater schreibe und seine Texte jetzt eher politischer und nicht mehr so sprachexperimentell wären.
2013-03-25
Weiterkommen
Am Samstagmittag habe ich dem Alfred das fertige Manuskript von „Kerstins Achterln“ auf den Schreibtisch gelegt, das somit an den digiataldruck.at gehen kann, um mein neunundzwanzigstes selbstherausgegebenes Buch zu werden, gibt es da ja die fünf Digi-Melzer Bücher „Wiener Verhältnisse“, „Schreibweisen“, Lore und Lena“, „Mutter möchte zwanzig Kinder“ und die „Viertagebuchfrau“, dann die zwölf bei „Novum“ herausgebrachten „Das Glück in der Nische“, „Die begrenzte Frau“, „Besessen oder das literarische Leben der Dora Faust“, „Tauben Füttern“, „M.M. oder die Liebe zu Germanistik, „Die Zusteigerin oder die Reise nach Odessa“,„Best of I“ und „Best of II“ – die Eva Jancak-Lesebücher, „Die Stimmungen der Karoline Wagner oder Fluchtbewegungen“, „Wie süß schmeckt Schokolade, ein Wiener Stadtroman“,„Wilder Rosenwuchs“ und „Und trotzdem“ und dann die bis jetzt elf beim Digitaldruck herausgebrachten, „Novembernebel“, „Die Radiosonate oder das einsame Jahr“, „Das Haus“, „Sophie Hungers Krisenwelt“, „Heimsuchung oder halb eins“, „Mimis Bücher“,„Absturzgefahr“, „Zwillingswelten“,„Die Frau auf der Bank oder dreimal S“,„Die Wiedergeborene“ und „Paula Nebel“, dazu kommen dann noch, die 1990 bei der Edition Wortbrücke herausgebrachten „Hierarchien oder Kampf der Geräusche“ und die beiden Fach- bzw. Sachbücher über Stottern, „Laß dir Zeit, Stottern will verlernt sein, gemeinsam mit Edith Thabet, die sozusagen meine Ghostwriterin war, beim Fischer TB-Verlag herausgebracht und „Verhaltenstherapie beim erwachsenenen Stotterer“ bei Orac erschienen.
Eine stattliche Anzahl von unbeachtet gebliebenen Büchern, die da seit 1990, bzw. seit 2000, seit dem ich es mir selber mache, erschienen sind. Bin ich ja eine schnelle Schreiberin, obwohl so viel ist das bei vierzig Jahren schreiben auch wieder nicht und in der letzten Zeit geht ohnehin nicht sehr viel weiter und das Jahr 2013 wird, so fürchte ich, hauptsächlich ein Korrigierjahr werden.
Weil ich mein literarisches Leben ja immer gern zusammenfasse, im letzten bzw. vorletzten Jahr bin ich ja bei der „Wiedergeborenen“ bzw. bei der „Paula Nebel“ in je eine Krise gekommen, weil ich bei beiden nach ungefähr vierzig Rohseiten nicht weitergekommen bin.
Bei der „Wiedergeborenen“, habe ich zwei Tage geglaubt, ich schmeiße es weg, dann habe ich alles korrigiert und weitergeschrieben.
Die „Paula Nebel“, ist sehr kurz geblieben inzwischen bin ich daraufgekommen, daß meine damaligen Resignationsartikel hauptsächlich mit der mangelnden Reaktion zu tun hatten. Da schreibe ich und schreibe ich und wenn ich fertig bin und dann Resultat herzeige, bekomme ich ein müdes „Sehr schön, bei welchen Verlag ist es denn erschienen?“, zu hören, diejenigen, denen ich es zur Rezension gebe, melden sich nicht mehr oder schreiben etwas, von „idealistisch naiver Erzählung, bei der das moderne realistische Erzählen nach Flaubert“ noch aussteht, Wikipedia streicht mir meine Digitaldruckbücher aus dem Eintrag und wenn ich begeistert von Franz Blahas schönen Ankündigungen bei den Schreibinteressen blogge, schreibt mir eine Leserin fröhlich „Das ist das Schlechteste, was ich je gelesen habe“, das war diesen Februar, aus der Krise bin ich aber schon vorigen April herausgekommen, als ich dachte, daß ich nach achtundzwanzig kontinuierlich hintereinandergeschrieben Büchern wahrscheinlich etwas ausgebrannt bin und etwas Kürzereres machen soll und auf die Idee des sogenannten Literaturgeflüster-Texte-Buchs mit dem best off der bisherigen Artikeln bzw. einer Auswahl der literarischen Miniaturen, Reiseberichte, ect, die es darin gibt, gekommen.
Gesagt getan und im Juni schon das mögliche Inhaltsverzeichnis gepostet. Im Mai ist ja der Alfred nach Australien gefahren und hat mir die Artikel nicht als Text zum Korrigieren herrichten können, so daß ich mit „Kerstins Achterln“ zu dem ich schon ein paar Ideen hatte, begonnen habe und als ich Ende Oktober damit fertig wurde, mich entschlossen habe, mit „Zum Sterben sollte man zu Hause“ sein, beim Nanowrimo mitzumachen. Da habe ich dann sehr schnell und begeistert und ohne Krise in vierzehn Tagen das Rohkonzept geschrieben.
Bei „Kerstins Achterln“, gab es auch keine Krise, nur als ich bei meinem Geburtstagsfest, die Szene, wo der kleine Hektor mit der Kerstin und der Susa Dworak eisessen geht“, vorgelesen habe, habe ich prompt einen Fehler gefunden, was ja nichts machte, weil ich es nach dem Alfred ohnehin noch einmal bekomme und diesen Fehler hatte der Alfred ohnehin beseitigt. Aber ich merke, daß ich immer anspruchsvoller werde oder auch schlampiger, was im Klartext heißt, ich werde nicht fertig und so war es auch beim Nanowrimonovel, das habe ich bis vor zwei Wochen korrigiert, dann glaubte ich, ich bin fertig und der Alfred kann es druckereifertig machen, da mußte ich aber noch den Text zusammenstellen, den ich schon auf meiner Nanowrimoseite hatte und von dort übertragen und da hat schon wieder ein „s“ gefehlt.
Nun gut, der Alfred wird es finden und mir mir das PDF machen, damit das Nanowrimonovel, mein dreißigstes Indie-Buch werden kann.
Da brauchen wir noch das Cover und weil ich keine Seniorenresidenz zum Ablichten kenne, zumindest keine, die ich beschrieben habe, wird es ein Bild vom Margaretenplatz, wo ja die Protagonisten wohnen, werden.
In den letzten Wochen habe ich mir „Kerstins Achterln“, durchgeschaut und auch gedacht, ich werde und werde nicht fertig, dabei habe ich mir schon die drei Fragen ausgedacht, die ich meinen Lesern stellen werde, wenn es das Bild mit dem fertigen Buch geben wird und beim Dreißigsten gibt es ein Gewinnspiel mit dreißig Fragen zu meinen dreißig Büchern.
Ich weiß schon, ich werde keine dreißig Antworten bekommen, aber vielleicht ist es doch ganz gut, sich einmal mit dem Inhalt meiner dreißig Bücher zu beschäftigen.
Dazwischen habe ich dann auch das Literaturgeflüster-Texte-Buch immer wieder erweitert und noch einige Artikel angefügt, die seit Juni erschienen sind und das wird jetzt eine ziemliche Korrigierarbeit werden, vor der ich mich auch ein bißchen fürchte. Zweihundertzweiundvierzig Rohseiten sind es jetzt und ich habe mich am Freitag auch mit Gustav Ernst im Literaturhaus darüber unterhalten, daß es vielleicht nicht ganz einfach werden wird, das Tagesaktuelle zu etwas allgemein literarisch Gültigen zu machen, obwohl ich hauptsächlich solche Artikel ausgewählt habe, aber auch tagesaktuelle Politsplitter und Essays übers Lesen, Indie-Bücher und übers Schreiben, so daß ich jetzt gar nicht sicher bin, ob sich nicht auch „Weiterkommen“ darin finden wird.
Das heißt aber, das zweihundertvierzig noch sehr unkorrigierte Rohseiten, an denen noch sehr viel zu glätten ist, sehr viel Arbeit sein werden, die auch vielleicht nicht immer spannend ist und da ich ja außer mir niemanden habe, der mich motiviert, bin ich vielleicht auch ein bißchen versucht zu trödeln, obwohl ich ja eine sehr disziplinierte Arbeiterin bin und mich auch schon auf meinen „Dreizehn Kapitel“- Roman freue, den ich dann wahrscheinlich erst im Winter oder nächstes Jahr frisch motiviert beginnen werde.
Also denn, „Kerstins Achterl“ kann an die Druckerei gehen, Alfred wird mit dem Nanowrimonovel hoffentlich bald fertig , so daß es sich vielleicht mit dem Fünfjahrjubiläum ausgeht, beides zeitgleich vorzustellen.
Die „Dreizehn Kapitel“, werden dann wahrscheinlich kein Nanowrimo werden und ich werde stattdessen wahrscheinlich am Literaturgeflüster-Texte-Buch korrigieren, das, wenn es nicht so viel Arbeit wäre, sicher eine tolle Idee ist, das Literaturgeflüster in handlicher Printform vorzustellen und auf mein Literaturarchiv aufmerksam zu machen.
Da werde ich auch eine etwas größere Aussendung machen und versuchen vielleicht doch ein paar Medienleute dafür zu interessieren und so gesehen, bin ich bezüglich Selbstbewußtsein auch ein Stückchen weitergekommen. Ich promote meine dreißig Bücher und versuche sie ein bißchen selbstbewußter zu präsentieren. Die Kehrtwende, die es da beim Selbstpublishing gibt, hat mir da sehr geholfen, obwohl ich sie nicht beim Amazon einstelle, weil ich glaube, daß ich, wenn sich beim Blog niemand meldet, auch dort keine Leser finde, aber das Image, ist dank Amazon, Wolfgang Tischer und den andern Selbstpulishern die es ja gibt, nicht mehr so furchtbar schlecht, wie es einmal war, obwohl ich bei den Bücherbloggern immer noch höre „Keine Zeit uns damit zu beschäftigen, da halten wir uns lieber an das schon vom Verlag vorausgesuchte!“
Nun gut, es ist wie es ist, ich kann es nicht verändern und denke, daß die Verlage, die meine Freundinnen finden, auch nicht sehr viel mehr an Aufmerksamkeit und Erfolg bringen. Ich tue was ich kann und blogge im Verborgenen, daß ich es kann, ist aber schon sehr schön und die 1370 Artikel, die ich inzwischen geschrieben habe, sind eigentlich ein enormes Archiv, das mir erst einmal einer oder eine nachmachen muß.
Daneben gibt es noch die Veranstaltungen über die ich auch sehr ausführlich berichte und das Lesen als weitere Schiene und da haben mir die offenen Bücherschränke ja eine enorme Leseliste beschert und sich mein 2011 gekauftes Bücherregal inzwischen schon gefüllt hat und die Leseliste schon bis 2017 reicht, muß ich mir da auch etwas ausdenken, wie ich mich da beschränke, um es vielleicht doch einmal zu schaffen mit zwei neuen Büchern pro Woche auszukommen.
Es ist aber sehr schön im Vollen zu wühlen und da mich ja sehr viel interessiert, auch das Selbstgemachte, da habe ich keine Vorurteile, gelingt es mir manchmal nicht und es kann schon sein, daß ich mir 2013 noch eine Leseliste für 2018 oder 2019 zulege, obwohl ich ja nicht wirklich soweit hinausplanen sollte, denn wer weiß, ob ich so lange noch lesen kann?
Und damit habe ich in den letzten Wochen ohnehin etwas nachgelassen. Habe sehr lang an Orhan Pamuks „Schnee“ gelesen und auch in Harland mit Stendhals „Rot und Schwarz“, einen Wälzer liegen, für den ich wohl die ganzen Osterferien brauche werde. Also aufpassen, die hundertfünfzig Jahresbücher, die ich eigentlich plante, zu schaffen, weil ich sonst die Liste früher schließen müßte. Es ist aber schön, daß mich soviel interessiert und auch, daß ich so viel und so schnell schreibe und schade, daß das außer mir niemanden interessiert, was ich aber nicht verändern kann.
2013-03-24
Mord in Oberösterreich
Sieben Kapitalverbrechen. Der Kehrwasserverlag hat mir im letzten Jahr ja drei Krimis geschickt, ein oberösterreichischer Verlag, den ich bis dahin nicht kannte, der sich mit oberösterreichischen Autoren zu beschäftigen scheint und sich jetzt auch in OberöstterreichVerlag umgenannt hat, bzw. mit dieser Schiene eine oberösterreichische Krimianthologie herausgegeben hat.
„Tatort-Wien“, gibt es ja schon und da ist mir auch das Milieu bekannt, bei Oberösterreich ist das anders, das hat Linz, die Donau an der man ein Stück entlangfährt, wenn man von Traismauer nach Passau oder vielleicht sogar nach Bamberg will und das Salzkammergut, das kenne ich schon weniger und wenn dann auch durch Krimis, hat der Haymon Verlag da ja einen oder ein paar herausgegeben, Anni Bürkl beschäftigt sich in ihrer Serie damit und Krimi Anthologien gehen wahrscheinlich immer und wenn man dadurch gleich ein ganzes Bundesland kennenlernt, ist es wahrscheinlich auch für den Tourismus sehr geeigent.
Der Kehrwasser-Oberösterreichverlag hat dazu aber noch das who is who der oberösterreichischen Autorenschaft aufgeboten und man sieht, das Land hat außer schöner Landschaft auch noch sehr viel Literatur zu bieten, die nicht nur Krimikenner entzücken werden, so sind doch Beate Maxian, Kurt Palm, Gabi Kresslehner, Ernst Schmid, Franzobel, Rudolf Habringer und Erich Weidinger darin vertreten und es geht auch gleich los mit Beate Maxian, die sonst eher Wien Krimis zu schreiben scheint, leuchtet einem doch gleich der Stephansdom entgegen, wenn man auf ihre Website geht, die geborene Müncherin lebt aber in OÖ und da geht es gleich in den „Dirndlkrieg“ und nach Bad Goisern und zu Nora Furtner aus einer bekannten Trachtenmodendynastie, sie trägt das traditionelle knöchellange grüne Alltagsdirndl und ärgert sich über eine Münchnerin, die nach Bad Goisern kommt und dort das sogenante Wiesndirndl mit kurzen Röckchen, tiefen Ausschnitt zu dem man natürlich High heels statt der tradionellen Trachtenschuhe trägt, einführen will. Dazu kommt noch eine gehörige Portion Sex und Crime und so haben wir am Ende eine abgebrannte Boutique, eine solche Scheune in der drei Leichen liegen und am Ende eine neue Dynastie, die das Traditionelle mit dem Modernen vereinigt.
Kurt Palm kenne ich noch besser, habe ich doch nicht nur sein letztes Buch gelesen, sondern war mit ihm auch lange in einer Jury, er wurde 1955 in Völklabruck geboren und dort bzw. am Attersee, spielt auch „Der Tote im Attersee“, denn dort wird der erfolgreiche Rechtsanwalt Roitner aus Vöcklabruck aus dem Wasser gezogen, der in den letzten Jahren alle Fischereirechte aufgekauft hat, schon um vier Uhr früh mit dem Boot über den See düst, alle aufweckt und denen, die nicht verkaufen wollen, wahrscheinlich ganz legal sehr zusetzt, so hat er auch Hechtbisse am Hals, obwohl er erwürgt wurde und einen toten Taucher gibt es auch. Ermittelt wird von einer Frau Kommissarin, die den Fall in ein paar Stunden aufklärt, sich aber trotzdem unbedarft von Polizeiinspektor Gruber in die Ussancen der Fisch- und Geschäftswelt am Attersee einführen läßt und wir haben viel gelernt am Schluß, wie beispielsweise, daß die Reinanken in einem Restaurant am See bis zu siebzehn Euro kosten können.
Die 1965 geborene und in Ottensheim lebende Gabi Kreslehner, mit der ich schon einmal in der Alten Schmiede gelesen habe, macht es dagegen viel poetischer in „Ach … Hyazintha..“, sie geht vom Krimi Klischee, könnte man so sagen, weit weg und erzählt trotzdem eindrucksvoll und vielleicht ganz leicht zu verstehen, das Leid einer jungen schönen Köchin in einem Donaurestaurant, vielleicht bei Ottensheim, erzählt von Fliegen, der Küche, vom „Klumpen Fleisch, das kein Mensch mehr ist“ und von einer Marianne und einem Georg, die Marianne hat in dem Wirthaus gekocht und ist in den Pausen baden gegangen, der Georg hat gekellnert, sie haben es zu Wohlstand gebracht, dann kam der Selbstmordversuch und die jungen Frauen. Georg schickte Marianne in die Stadtwohnung nach Linz, wenn die jungen Dinger kamen und einmal kam sie zu früh zurück und eine Hyazintha, bat um Hilfe und sagte, daß sie nicht freiwillig gekommen ist, am Ende gibts das gute Frühstück, denn das kann nur die Marianne dem Georg kochen, nur sie weiß, wie kross der Speck zu den Eiern sein darf und den guten Kaffee, in dem sie ihm aus einem kleinen Fläöschchen etwas gießt. Dann kommen die Fliegen und Marianne legt sich in die Badewanne, um dort auf die „Polizisten, die Spurensicherer, die Totengräber“ zu warten.
Dann kommt Ernst Schmid, der einem meiner Leser ja nicht gefallen hat und beweist mit seiner „Familienangelegenheit“, wie man Krimis schreiben kann, bzw., wie ich sie mir vorstelle.
Da verschwinden in einem Kaff an der deutschen Grenze zwei kleine Mädchen. Die Ermittler fahren mit dem Auto die Gegend entlang und denken, die ist für eine Entführung, wie geschaffen, obwohl man ja weiß, daß die meisten Gewalttaten in der Familie passieren. So fahren sie zu dem Vater Marias, Sabrina, die bei ihr übernachtet hat, ist die Nichte eines der Ermittler. Der Vater ist seltsam, die Mutter beim kranken Vater in Graz, die Zimmer unaufgeräumt und es gibt eine Zeichnung mit einem riesigen schwarzen Mann, der auf das kleine Mädchen losgeht.
Mißbrauch, man weiß, das bemerkte auch die junge schöne Lehrerin und hat im Gespräch mit der Frau Direktor beschlossen, die vorpubertäre Phase der Achtjähjrigen, die nichts mehr aß und schon ihre Idole im Zimmer hängen hatte, ist das nicht vielleicht doch ein bißchen früh?, zu beobachten. Dem Hauptermittler fällt inzwischen ein, daß er ein rotes Geschirrtuch im Müll gesehen hat, nichts wie hin, die Müllabfuhr ist gerade dabei auszuräumen und der Vater gräbt ein Grab, darin ist aber nur ein toter Hund und die Mutter war auch nicht beim kranken Vater, der gar keinen Schlaganfall erlitten hat, sondern hat den arbeitslosen Mann verlassen, der aber dennoch, um im Dorf nicht aufzufallen, jeden Tag zur Arbeit ging. Windtner wird verhaftet, dann aber wegen mangelnder Beweise freigelassen und als er nach Hause kommt, ist groß „Kinderschänder“, auf dem Haus gemalt. Frau Windtner kommt zurück und erzählt den Polizisten von einer Hütte, dort liegen keine Leichen, sondern die zwei Mädchen, die weggelaufen sind, um dem Vater einen Denkzettel zu verpassen, weil er den Hund erschlagen hat und sich dann nicht mehr nach Hause trauten.
Frau Windtner beschließt den Mann mit Maria zu verlassen und der fragt, ob er in der Hütte bleiben kann?
„Sie sind ein freier Mann und können tun und lassen, was Sie wollen!“, sagt darauf der Ermittler und ich dachte, „Uje, das war nicht gut, lernt man das denn nicht in der Polizeischulung?“
In den Spitälern tut man es, glaube ich und lese eine halbe Seite weiter unten, daß sich der Mann erhängte, der Ermittler fährt nach Haus „hatte er doch keine Lust mehr, sich durch diese Familienangelegenheiten den Tag verderben zu lassen“, und hat noch Windtners Worte im Ohr „Wenn du hier die Wahrheit sagst, kannst du dich gleich erschießen!“
Nein, Herr Parzer, da muß ich Ihnen widersprechen, Ernst Schmid ist ein guter Autor und schrieb diesen Krimi so, wie ich sie gerne schreiben möchte und dann wird es trotzdem wieder literarischer, geht es doch zum Bachmannpreisträger von 1995, dem Sprachgewaltigen, der uns mit seinen „Biertod“, wieder zeigt, das Krimis noch einmal ganz anders gehen können.
Wie stellt man sich nämlich den Übergang vom Leben in den Tod vor? Gehts da zur „Himmelspforte, wo einem Petrus mit einem Blumenkranz begrüßt, oder ist der Übergang eher eine leicht muffige Umkleidekabine eines Fitnesscenters?“
Der mittelmäßige Schriftsteller John Hart alias Michael Kerbelmeier hats erlebt, als er am ersten Mai zu einer Schullesung in ein oberösterreichisches kleines Dörfchen kam, zuerst gar nicht zum Maifest wollte, sich dann von einem sprechenden Mistkübel zu einem Bier und einer Bratwurst verleiten ließ, mit der hiesigen Intelligenzia ins Gespräch kam, auf die Tombola warten mußte, in der Nacht Blut spukte und am nächsten Morgen mit einem riesigen Geschenkkorb ins Frühstückszimmer wankte, obwohl er sich an den Gewinn gar nicht mehr erinnern kann.
Stefan Griebl, der Autor wird es wissen und hat ähnliches, bei seinen Lesungen vielleicht auch schon erlebt, kommt er ja immer mit einer Flasche oder Dose Bier auf die Bühne, die er sich bei seinen Lesungen aus dem Rucksack zieht.
Der 1960 in Schwanenstadt geborene Rudolf Habringer, mit dem ich auch schon mal in der Alten Schmiede gelesen habe und von dem ich kürzlich ein Buch im Schrank gefunden habe, erzählt in „Man muß spüren, wie das ist“, von den Initionsriten arbeitsloser Jugendlicher, die zwischen Linz und Ottensheim hin und herpendeln und der mir bisher unbekannte Erich Weidinger, 1964 geboren, der in Seewalchen am Attersee lebt, schildert in seinen „Sauna Impressionen“, die seltsamen Passionen eines frühjpensionierten Berufsschullehrers. Er findet Briefe auf der Straße, öffnet sie über Dampf, findet in ihnen Saunagutscheine, schaut dort dann zwei Lokalpolitikern beim Unfallen zu, vorher hat er ein Buch von Erwin Einziger an sich bringen wollen, nachher läßt er sich statt des Verstorbenen massieren und danach ruft er noch den anderen an, um sich von von ihn auf die Seychellen einladen zu lassen.
Seltsam, seltsam und auch sehr interessant und ungewöhnlich, diese sieben sehr verschiedenen oberösterreichischen Krimis, vom üblichen Regionalkrimi, bis zur großen Kunst und Realsatire ist alles drinnen, man hat sieben Schriftsteller und innen kennengelernt und auch eine Tour durch das schöne Oberöstterreich gemacht. Sowohl für die Radtour als auch die traditionelle Sommerfrische in Bad Ischl, falls es die noch gibt, sehr zu empfehlen.
2013-03-23
Neues von der Tippgemeinschaft
Das Literaturhaus in dem es jetzt ja weniger Veranstaltungen gibt, so daß ich schon länger nicht dort war, hat wieder einen Schwerpunkt zum Thema Schreiben bzw. Schreibschulen und stellt an zwei Abenden die literarischen Erzeugnissen von Leipzig, Hildesheim und Wien vor.
In Leipzig gibts die Tippgemeinschaft, das ist eine von den Studenten selbstverwaltete Anthologie in der jährlich einmal die Texte der Studierenden, Absolventen, etc des DLL vorgestellt werden. Vor Jahren bin ich einmal durch die Literaturinstitutsseite darauf gekommen und 2008 wurde die Tippgemeinschaft auch in der Hauptbücher präsentiert, da bin ich zu spät gekommen, weil vorher ein Infoabend im Writersstudio war, habe Constantin Göttfert kennengelernt und Marlene Schachinger mit einem Mikro dort gesehen und mich darüber gewundert, inzwischen weiß ich, daß sie jetzt selbst Schreibschulen leitet und das Literaturinstitut Leipzig fast vergessen. Das heißt Constantin Göttfert habe ich in einer von Angelika Reitzer modertieren Textvorstellung in der Alten Schmiede erlebt, von Sandra Gugic erfahren, daß sie inzwischen in Leipzig studiert und habe mich inzwischen auch ein bißchen für den Hochschullehrgang für Sprachkunst den es in Wien an der Angewandten gibt, interessiert, war einmal dort am Tag der offenen Tür, dann beim Symposium und bei zwei Studentenlesungen. Jetzt scheint es das nicht mehr zugeben, dafür war die Tippgemeinschaft in Wien und das Literaturhaus voll von jungen Leuten, die sich umarmten und küßten und die ich vorher noch nicht gesehen habe, ob es Studenten aus Leipzig oder der Sprachkunst waren, habe ich nicht so ganz herausbekommen.
Sandra Gugic, die letzte Open Mike Gewinnerin, deren Veranstaltung, ich glaube im November ich leider versäumte, hat jedenfalls gelesen und dann noch vier junge Leute, die ich nicht gekannt habe.
Der alte Herr der sich immer bei Veranstaltungen meldet und ich glaube, Grillparzer und Goethe einfordert und dadurch einmal Emmi Werner sehr erzürnte, saß vor mir, ist aber nach dem zweiten Leser gegangen, vielleicht haben ihm die vielen jungen Leute abgeschreckt, ich bin da abgebrühter, eine ältere Dame habe ich auch noch gesehen, die mich nach der Veranstaltung angesprochen hat.
Barbara Zwiefelhofer hat eingeleitet und die Lesenden vorgestellt. Robert Huez scheint nicht mehr zu den Veranstaltungen zu kommen und begonnen hat Micul Dejun, alias Paul Leute, 1981 in Dresden geboren, seit 2011 am DLL, der jetzt, wie er später in der Diskussion sagte, an seinem Master schreibt, da sitzen vier bis fünf Leute zusammen und diskutieren den Roman, den sie schreiben sollen.
Jetzt las der Miniaturen, das heißt Momentaufnahmen, die in Leipzig entstanden ist, von einem Buch beispielsweise, das ihm die deutsche Post zustellte und. daß der Invalidenweg in den Veteranenweg mündet oder umgekehrt, je nachdem von welcher Seite man es betrachtet.
Der 1990 in Herrenburg geborene Lyriker Manuel Stallbaumer folgte, er ist seit 2009 am DLL und hat schon ein Gedichtbändchen und in Kolik etwas veröffentlicht, richtig Gustav Ernst war auch da und ist hinter mir gesessen.
Dann kam eine Österreicherin, nämlich Magdalena Schrefel, die eine glänzend blaue Jacke anhatte und seit 2011 am DLL ist, wie Micul Dejun ist sie auch Stipendiatin im Künstlerdorf Schöppingen, keine Ahnung wo das ist, sie hat ihren Text, in dem es sehr viel um Lebensläufe und um Musik ging, auch gemeinsam mit Micul Dejun gelesen, das heißt, er las die Namen der drei Protagonisten, sie den Titel und das Drumherum.
Dann folgte eine Pause, in der ich mich sehr intensiv mit Gustav Ernst unterhielt, ihn fragte, ob die jungen Leute aus Leipzig oder Wien wären und keine klare Antwort bekam und ihm von Ronald Greinl erzählte, der mir ja einmal ein Mail schickte und jetzt in Hildesheim studierte. Gustav Ernst meinte, das wäre das Erasmus Studium und die Auslandssemester, die offenbar viele Studenten machen. Ich fragte ihn dann auch nach Anna Weidenholzer, ob die vielleicht die nächste Priessnitz-Preisträgerin wäre, was er mir natürlich nicht verriet und nach seinem neuen Roman „Grundlsee“, von dem ich leider kein Rezensionsexemplar bekommen habe, der aber am 30. 4. vorgestellt wird und dann ging es weiter mit Christian Hoffmann, geboren 1986 in Magdeburg, seit 2011 am DLL, der hatte einen sehr starken Text namens „Teetrinken“, eine Erzählung, wo zwei Leute in einer Wohnung sitzen und Konserven essen, der Mann ist nicht geduscht und erzählt von den Schlaganfällen seiner Mutter, die Frau hat überall Narben am Körper und erzählt nicht woher sie stammen. Dann folgte Sandra Gugic, mit ihrer wie Barbara Zwiefelhofer berechnete, vierten Lesung im Literaturhaus, die Studentenlesung, der Open Mike und dann noch einmal, was ich offenbar vergessen habe, ich habe sie aber auch einmal beim Kolik Slam in der Gesellschaft für Literatur und bei Angelika Reitzer in der Alten Schmiede gehört.
Ihre Erzählung war auch sehr beeindruckend und anspruchsvoll, mit Fröschen in denen Ts hineingeschnitten wurden, fing es an, dann ließ sie sich per GPS in die Mensa leiten, wo sie einen großen Cappucino bestellte und dann gab es, glaube ich, auch noch eine Katastrophe und im Literaturhaus gab es eine Diskussion über das DLL, Sandra Gugic und Christian Hoffmann erzählten etwas über die Tippgemeinschaft, wie sie das Geld für die achthundert Exemplare auftrieben und wie der Auswahlprozeß gewesen wäre. Clemens Meyer, der ja auch einmal dort studierte, hat das Vorwort geschrieben und dann gings um das Studium im Institut und eine junge Frau im Publikum fragte, ob man auch über Inhalte diskutieren und sagen würde, wenn einem einmal ein Text nicht gefällt?
Dann gabs wieder Wein und ich habe mich mit der zweiten einsamen älteren Frau unterhalten, die mich fragte, ob ich auch schreibe, so daß ich ihr meine Bücher zeigte und in den Bücherschränken habe ich wieder soviel gefunden, so daß ich meine Vorsätze bezüglich Leseliste, das heißt, diese wenn möglich nicht auf 2050 zu erweitern, nicht so leicht einhalten werde können und wenn am 11. 4. der Wien-Hildesheim Abend ist, werde ich in Krems bei der Literatur und Wein sein und vom zweiten Teil der Schreibeschulen nichts mitbekommen
Und anläßlich des heutigen „Indiebookday“ erlaube ich mir wieder auf meine fast dreißig Indie–Bücher hinzuweisen, vielleicht will mich wer verlinken.
2013-03-22
Ein Mann wird älter
„Senilita“, „Emilios Karneval“ oder eben „Ein Mann wird älter“, drei Titel für ein Buch, das 1898, wenn ich es richtig verstanden habe, auf eigene Kosten oder in Fortsetzungen in einer Zeitschrift erschienen und kein Erfolg geworden ist. Der Autor war Hector Aron Schmitz, genannt Ettore oder auch Italo Svevo, wie wir ihn wahrscheinlich besser kennen, 1861 – 1928, ein Kaufmann, der später die Fabrik der Schwiegereltern übernommen hat und geschrieben hat er natürlich auch, einige Romane, bis er in Triest lebend und Triest zu der literarischen Stadt, die wir heute kennen, machte, um Englisch zu lernen in die Berlitz School ging und James Joyce zumm Lehrer bekam, der den Schüler entsprechend zu fördern wußte, so daß das Buch, sprachlich überarbeitet, 1927, kurz vor Svevos Tod noch einmal herauskam und Italo Svevo inzwischen als der führende italienische Romanautor des zwanzigsten Jahrhunderts gilt.
Eine wahrhaft spannende Erfolgsgeschichte, die mir natürlich gefallen muß, so daß ich nach dem nächsten Sprachlehrer suchen, bzw. in dem Wissen, daß das im frühen einundzwanzigsten Jahrhundert nichts bringt, nicht suchen werde, mich stattdessen lieber dem Roman widmen und das ist es mit dem Blick des einundzwanzigsten Jahrhundert und dem Wissen, wieviele Romane es schon gibt, daß jemand ein Buch Senilität nennt, wenn der Held, ein Taugenichts, Stritzi, Träumer, Bürger, etc im jugendlichen Alter von fünfunddreißig Jahren ist.
Aber älter wird der Emilio Brentani natürlich auch, so stimmt der Titel und Svevo hats ja auch „Emilios Karnveal“, nennen wollen, was ich deshalb weiß, weil dem rororo Taschenbuch, das ich in einem der Schränke gefunden habe, einige Nachworte, Erklärungen, Anhänge und Erläuterungen, darunter Svevos Vorwort zur zweiten Auflage, beigegeben sind, was ich auch ein bißchen erstaunlich finde, denn eigentlich ist es nicht so schwer zu verstehen, viel einfacher als Joyce zu lesen, würde ich einmal schätzen. Die Nichtliteraturwissenschaftlerin erkennt den Expressionismus im Stil und an Ulrich und Agathe würde ich bei Emilio und Amalia auch denken.
Von den Literaturwissenschaftlern wird das Buch natürlich mit James Joyce, Musil, den Buddenbrooks verglichen und Freud und seine Psychoanalyse wird auch öfter erwähnt, obwohl sich Svevo, glaube ich, davon distanhzierte und sagte, daß dessen Schriften, als er das Buch geschrieben hat, noch nicht erschienen waren.
Irgendwer vergleicht die Angiolina auch mit Arthur Schnitzerls süßem Mädeln. Da würde ich im Stil schon sehr große Unterschiede sehen und hätte mir den Inhalt auch ganz anders interpretiert.
Auch das Psychologische fällt mir nicht so sehr auf, vielleicht ist das der Blick der seit dreißig Jahren tätigen Verhaltenstherapeutin, die fast täglich mit den derzeit real existierenden Schwierigkeiten der Menschen konfrontiert ist, die Emilios Träume realistischer sieht und, um nicht mißverstanden zu werden, das Buch hat mir sehr gut gefallen und ich habe, als ich es in die Hände nahm, zwar den Namen Svevo gekannt, sonst hätte ich es nicht genommen, daß er aber schon 1928 gestorben ist, hatte ich, ich gebe es, zu keine Ahnung.
Nun denn, es gibt vier Hauptpersonen, ein Quartett in dem Städtchen an der Adria, in dem ich mit meiner Familie einmal zu Ostern auch ein paar Tage war, den fünfunddreißigjährigen Emilio, der einen Roman geschrieben hat und in einer Versicherungsgesellschaft, (wie weiland Frantisek Kafka?“) tätig war, aber sehr viel Zeit zu haben scheint. So flaniert er über den Corso, geht am Strand spazieren und verliebt sich unsterblich in die schöne Angiolina, in deren Gesicht es in allen Farben spielt. Er ist ein Bürger, sie könnte man sagen, ein Flittchen, ein leichtes Mädchen, eine Angehörige der bildungsferneren Schichten, eine Proleatrierin, aber sehr schön und leichtsinnig, eine die, wenn man Svevo glauben mag, ihren Körper sehr gern verkauft, mit den Männern spielt und im schönen Seidenkleidchen, HUt und Schirmchen, ect, die Promenaden entlangspaziert, obwohl sie und ihre Familie sehr ärmlich ist.
Es kommt auch gleich zu heißen Küßen zwischen ihr und Emilio, er besucht sie in ihrer ärmlichen Behausung, die Mutter, der Vater und die Schwester sind irgendwo immer da, bringt ihr Kuchen zum Frühstück, etc, aber heiraten kann er sie nicht. Das ist im strengen italienischen Ständestaat natürlich ausgeschlossen, so erfindet sie, die schon früher in Häusern von anderen Männern, als Verlobte oder Geliebte, sei dahingestellt, lebte, einen Ausweg, in dem sie sich mit einem Schneidermeister verlobt, was Emilio natürlich eifersüchtig macht.
Der dritte im Bunde ist der Maler Stefano Balli, ein ziemlich beherrschender Typ, der will Angiolina kennenlernen, geht daher mit ihr Emilio und noch einem anderen Mädchen essen, zwingt sie zu einem „Kälbermahl“, was zur Folge hat, daß Angiolina nun auch Balli hörig ist und Emilios Schwester, das häßliche, ältere Mädchen Amalia, das vorzüglich kocht, dem Bruder den Haushalt führt, ansonsten aber nur mit grauen Kleidern, wenn der Bruder sie mitnimmt, auf den Korso darf, sich auch in den schönen Mann verliebt, von ihm und ihrer Hochzeit träumt, etc.
Der Ton in dem das geschrieben ist, hat seinen Ruf verdient, ist unverwechselbar, amüsant und traurig, antiquiert und sozialkritisch, realistsch unrealistisch, alles zusammen und noch viel mehr.
Eine „Walküren“- Uraufführung kommt vor, die Svevo, wie ich den Anmerkungen entnehme, wirklich gesehen hat und auch Svevos Einstellung zum Sozialismus, die habe ich nicht ganz verstanden, ist mir aber auch eigentlich egal.
Emilio will Angiolina erziehen, kommt nicht von ihr los, mietet ihr ein Zimmer mit einem großen Bett und Schirmchen, wo sie sich vergnügen können, beschimpft sie ständig ob ihrer moralischen Verwerflichkeit, bietet sie Stefano als Modell an und erleidet Qualen der Eifersucht, als er sie mit einem Schirmhändler spazierengehen sieht.
Und das alles ist so grandios naiv, expressionistisch, symbolhaft oder wie auch immer geschildert, daß es einer Feministin gefällt, der dann der naiv träumende Emilio gar nicht so unsympathisch ist, wie er vielleicht sollte, der Stefano ist wahrscheinlich ein „Oarsch“ oder ein überheblicher Künstlertyp, wie ich ihn wahrscheinlich in Robert Schindels „Kalten“ ebenfalls finden werde, er verbringt aber die Nacht bei der sich in Fieberdelirien windenden Amalia, während Emilio zu seiner Angiolina geht, um sie zu verlassen und die arme Schwester, die der Bruder ständig heilen will und sich darüber aufregt, wenn sie mal in einem blauen, statt einem grauen Kleid auf den Korso geht, ist eine sehr beeindruckende Frau. Ich könnte mir vorstellen, daß die Italienerinnen zu Ende des vorvorigen Jahrhunderts wirklich solchen moralischen Erwartungsdruck ausgesetzt waren und die Angelina ist mir ebenfalls sehr sympahtisch, obwohl sie, sie geht am Ende des Buchs nach Wien, wahrscheinlich an einer Geschlechtskrankheit versterben wird, ein armer Teufel und sicher auch sehr ausgefuchst hinter den Ohren ist.
Ein interessantes Buch, des großen Italo Svevo, das ich eigentlich sehr einfach und verständlich fand und toll, daß es die Bücherkästen gibt, wo man seine literarischen Lücken auffüllen und immer wieder solche Schätze finden kann.