Literaturgefluester

2013-06-16

Vom Wahn zur Tat

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:08

Soviele Krimis, wie ich sie in der letzten Zeit gelesen habe, bedürfen wohl einer wissenschaftlichen Untermauerung und so kommt das bei „Residenz“ erschienenen Buch des forensischen Psychiaters Thomas Stompe, den ich, glaube ich, bei den psychiatrischen Mittagen im AKH regelmäßig sehe, das von Jürgen Hatzenbichler wahrscheinlich ghostgewritet wurde, gerade richtig und ich habe meine ohnehin schon immens lange und wahrscheinlich von einigen als „irr“ bezeichnete Leseliste ignoriert und das Buch angefragt.
„Residenz“ machte möglich, daß ich es bekommen habe und auf die forenische Psychiatrie, die mich ja eigentlich gar nicht so besonders interessiert, wurde ich im April bei einem der Vorträge beim klinischen Mittag aufmerksam, die ich regelmäßig besuche, um meine Fortbildungsstunden zusammenzubringen, zu denen ich durch das Psychologen- und Psychotherapiegesetz verpflichtet bin.
Da hat Adelheid Kastner am 18. 4. über „Persönlichkeitsstörungen in der forensischen Psychiatrie“ gesprochen und der kleine Hörsaa II war so voll, wie ich ihn noch selten gesehen habe und wenn ich mich nicht irre, hat Psychiater Stompe auch den Namen Andreas Behring Breivig erwähnt, der uns ja seit demm 22. Juli 2011 sehr interessiert.
Der wird in dem Buch auch ausgeschrieben, wahrscheinlich weil er ohnehin in den Medien herumroutiert und Adehlheid Kastner, eine führende forensische Gutacherin, hielt auch die Einführung zu der Buchpräsentation am Mittwoch im „Thalia“. Da war ich in der „Gesellschaft für Literatur“, so habe ich das Buch gelesen, denn ich denke, es schadet ja nicht, sein Wissen über die Psychologie von forensischen oder auch anderen Straftätern aufzufrischen, wenn man gelegentlich gerne Krimis liest.
Ich gehe ja schon sehr lange zu den psychiatrischen Mittagen in die Klinik und da gab es vor einigen Jahren eine Antistigmatisierungskampagne, die ja sehr gut und sehr wichtig ist und da kann ich mich an einem Vortrag von Professor Katschnig erinnern, der beweisen wollte, das Schizophrene nicht gewalttätig und auch nicht gefährlich seien. Da war ich mir Angesichts des Falles von Franz F., der im schizophrenen Wahn, seiner Mutter den Kopf abschnitt und ihn am Sonntag in die Auslage ihres Geschäftes in der Währingerstraße oder Gentzgasse stellte, zwar nicht so sicher und Psychiater Stompe nimmt sich dieses Themas meiner Meinung nach auch sehr genau und gewissenhaft an und sagt zu diesem, vielleicht ambivalenten Themas, das, was dazu zu sagen ist.
Vorher gibt er nach einer allgemeinen Einführung, eine in die über „Schizoprhenie- oder wie es ist, aus der Welt zu fallen“, zitiert da Krapelin und Kurt Schneider, kommt zum ICD-10 und DSM-IV, das, was man so hört, wenn man zu den psychiatrischen Mittagen geht, gibt eine Einfürung in die positven Symptome, wie Wahnvorstellungen, Denk- und Affektstörungen und kommt im zweiten Kapitel zu den „rechtlichen Rahmenbedingungen des österreichischen Massnahmenvollzuges“.
Da wird ja sehr oft kritisiert, daß jemand, der als unzurechnungsfähig beurteilt wird, in den Sondermaßnahmen Jahre-bis lebenslang angehalten und zwangsmedikamentiert werden kann und, daß das vielleicht noch einer Veränderung oder besonderen Beachtung bedarf.
Das sind jetzt meine Gedanken und steht nicht so in dem Buch., Psychiater Stompe führt aber Zahlen an, daß etwa ein Prozent der Bevölkerung von Schizophrenie betroffen ist und, daß davon wieder nur drei Prozent straffällig werden, daß also der Prozentzahl der Personen, die ihren Müttern im schizophrenen Schub, die Köpfe abschneiden und in die Auslagen legen, viel viel kleiner, als die Zahl der Straftaten ist, die von den sogenannten Gesunden verübt wird und die Anzahl der Personen, die darüber Krimis schreiben, ist noch viel viel höher, das führe jetzt wieder ich hinzu.
Dann gibt es Fallbeispiele aus der Praxis von Professor Stompe, der Facharzt für Psychiatrie und Neuologie an der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie in Wien und in der Justizanstallt Göllersdorf, sowie Leiter des Wiener Zirkels für Psychopathologie und Präsient der deutschprachigen Gesellschaft für Kunst und Psychopathologie des Ausdrucks, ist.
Das erste diesbezügliche Kapitel betrifft die „Wahnmotivierten Tötungen und Mordversuche“.
Da wird der Fall von Wolfgang S. der sich von Zeitungskolporteuren verfolgt sah und dann einen solchen am Bahnsteig der Schnellbahn ohne „Tötungsabsichten, mit drei Schüßen sofort niederstreckte“.
Walter M. hat seine Schwester mit dem Messer bedroht, seine Mutter damit getötet und sich selbst, nachdem er aus der Maßnahme, entlassen wurde, umgebracht, was, wie Professor Stompe erwähnt, auch öfter passiert.
Den Fall von Franz F. habe ich schon zitiert und kann mich erinnern, daß mir der Alfred an dem Freitag, bevor die Tat passierte, von der wir im Radio hörten, von auffälligen Mails erzählte, die in der WU einer der Studenten herumschickte. Franz. F. ist aus der Maßnahme, er war, glaube ich auf einer forensischen Station am Steinhof entlassen worden, nach Ungarn gegangen und dort in einem Hotel wieder auffällig geworden, was zeigt, das die forensische Psychiatrie doch nicht so einfach ist.
Es folgen noch zwei weitere Kapitel mit Fallberichten und ausdifferenzierteren Delikten wie, Körperverletzungen, Nötigung, Brandstiftung, Diestahl, Sexualdelikte und gefährliche Drohung, wobei Thomas Stompe meint, daß Schizoprene eher „keine kaltblütigen Mord“ begehen und es auch Tatbestände gibt, die nichts mit der psychiatrischen Grunderkrankung zu tun haben, bzw. infolge Drogengebrauchs geschehen.
Ein Kapitel ist der Behandlung schizophrener Rechtsbrecher gewidmet, was für Krimileser glaube ich, auch sehr interessant ist, zu erfahren, was mit den Tätern nach der Tat passiert, wo die spannenden Geschichten ja meistens enden.
Ein Glossar in dem man nachlesen kann, was unter Affektverflachung, Antrieb, Dopamin etc zu verstehen ist gibt es auch, so daß man sein psychiatrischen Wissen erweitern und auffrischen kann.
Ein Buch also, das nicht nur für Krimileser sehr wichtig ist, da es Informationen geben und hoffentlich Vorurteile auflösen kann.
So habe ich jedenfalls die Intention der Autoren verstanden, ich nehme an Jürgen Hatzenbichler hat das Buch geschrieben, Thomas Stompe seine Fälle und das psychiatriesche Wissen beigesteuert, so habe ich es jedenfalls mit dem Elternratgeber „Laß dir Zeit Stottern will verlernt sein“, das ich gemeinsam mit der Arbeitskreisfrau Edith Thabet herausgegeben habe, gemacht.
Was mir nicht so gefällt sind die graphischen Ausschmückungen, so sind den Kapiteln Fingerabdrücke beigesteuert, wohl um die Aufmerksamkeit und sie Sensationslust zu steigern, Thomas Stompe schreibt in seiner Einleitung aber ausführlich, daß das nicht seine Absicht sei.
Vielleicht die Absicht des Verlags, um die Aufmerksamkeit auf das Buch zu steigern, die aber, glaube ich, wie ich es am 18. April in der Klinik erlebte, ohnehin vorhanden ist und ich habe am vorigen Freitag im Bücherschrank ein weiteres interessantes Buch, nämlich „Die Welt der Lisbeth Salander – Die Millenium-Trilogie entschlüßelt“ gefunden, das ich mir natürlich nehmen und auf meine ohnehin schon volle Leseliste setzen mußte.

2 Kommentare »

  1. Es ist inzwischen ganz und gar nicht leicht den Ansprüchen der Tätigkeitswelt recht
    zu werden. Es wird erklecklich angeordnet und man ist disponibel massenweise
    zu reichen. Dies dann und wann zum Kehrseite der Gesundheit.
    falls der Punkt erreicht ist, an dem man leicht rappelig ist, unbegründet mit düsterem Blick und keinen Sinn in der Beruf sieht, sollte man zu einem Arzt
    gehen. Dies sind die ersten Vorbote für
    einen Abgeschlagenheit (schweiz.). Hinzu kommen die
    Unzufriedenheit mit der eigenen Maloche und mickerig Entzückung im Intimsphäre, z.B.
    mit den Kindern oder dem Partner.

    Kommentar von Facharzt für Neurologie Berlin — 2018-09-21 @ 13:41 | Antworten


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