Die erste Sommerfrischenhalbzeit ist beendet, es geht in die fünfte Sommerfrischennwoche, vier bleiben dann noch über, bis es wieder nach Wien und aufs Volksstimmefest geht, wo wir diesmal ohne Rolf Schwendter lesen müßen und ich, wenn ich es schaffe, noch einen kurzen Text „Lieber Rolf Schwendter“ dafür schreiben werde und Christoph Kepplinger uns schon seine Vorschläge für den heurigen Büchertisch schickt.
Da kann man wohl nur sagen, „Kauft Leute!“, ganz egal wo die Bücher aufliegen werden und Flohmarktbücherkisten gibt es am Volksstimmefest immer auch und da habe ich mir ja einmal meinen ersten Lidio Mosca-Bustamante herausgezogen, noch bevor ich ihm bei Hilde Schmölzers Sylvesterparty kennenlernte.
Wie es war? Eigentlich großartig und wundervoll. Vor allem schon das Wetter. Ein ganzer Juli fast ohne Regen und strahlend schöner Sommerhitze, in die Sommerlöcher bin ich nicht gefallen, obwohl ich ein wenig frustriert von Hans Raimunds Kommentar, daß ich uninteressant und desinteressiert schreibe, in die Sommerfrische hinausgezogen bin.
Das Desinteressiert stimmt sicher nicht, da würde ich bei nur halbwegs objektiven Richtern wahrscheinlich jeden Prozeß gewinnen, uninteressant scheints empfunden zu werden, das kann ich nicht leugnen, daß sich offenbar niemand, für die, die da so beharrlich vor sich hinschreibt, liest, zu Veranstaltungen geht interessiert und, daß sich die sogenannten Profis darüber ärgern, daß man jetzt so einfach seine Meinung im Internet äußern kann, ist auch zu verstehen. Ich bin allerdings auch GAV-Mitglied, habe, wenn auch nur einen Elternratgeber übers Stottern im Fischer TB, der dann auch noch gemeinsam mit einer Arbeitskreisfrau geschrieben wurde.
Aber das ist jetzt so, daß das Internet und auch Amazon scheinbar demokratische Meinungsforen bieten, die wahrscheinlich natürlich ihre Grenzen haben und die ich seit fünf Jahren genauso nütze, wie seit 2000 die Möglichkeiten des Digitaldrucks, lange bevor das Indie hieß und das bei Amazon jeder konnte, aber dann gibt es noch die Indie-Kleinverlage mit ihrer Indie Hot Lists als Konkurrenz zum dBp, der jetzt auch bald bekanntgeben wird.
Man sieht, das Bücherleben ist kompliziert und im Umbruch, was hat das aber mit meiner Schreibklausur und der Frage wie das erste Sommerfrischemonat geworden ist, zu tun?
Viel natürlich, denn ich bin ja nicht nur frustriert, sondern auch mit vielen Plänen und ein paar Artikeln im Voraus in die Sommerfrische aufgebrochen. Habe mir in der ersten Woche das „elitäre“ Bachmannpreislesen gegeben und am Schluß desselben erfahren, daß es das noch mindestens fünf Jahre weiter geben wird, habe mein „Literaturgeflüstertextebuch“ fertig korrigiert und dem Alfred übergeben, damit er es möglichst bis zu meinem sechzigsten literarischen Geburtstagsfest fertigmachen kann. Das war vor zwei Wochen und ich schließe jetzt auch ganz offiziell meine selbsterwähltes St. Pöltner Stadtschreibermonat ab, bei dem ich mein kleines Stadtschreibberbuch fertiggeschrieben habe, mich vom Bürgermeister durch St. Pölten führen ließ, die St. Pöltner Buchhandlungen, das heißt vorwiegend den „Tahlia“ besuchte und einen Lesemarathon entlang der Traisen machte. Denn ich habe ja schon mit meinem neuen Buchprojekt begonnen und begebe mich den Monat August in Schreibklausur und kann da meinen interessierten Lesern, die ich habe oder auch nicht, berichten, wie es mir damit gegangen ist.
Auf der einen Seite gut natürlich, denn ich bin ja eine fleißige disziplinierte Schreiberin, so habe ich vor zwei Wochen mein Konzept notiert, die zwölf Personen für meine dreizehn Kapitel aufgestellt und zu schreiben begonnen. Acht Kapitel habe ich jetzt, beziehungsweise vierundfünzig Rohseiten und einundzwanzigtausendachthunderzwanzig Worte, ein knapper halber Nanowrimo und nachdem mir zwei Personen abhanden gekommen sind, eigentlich nur mehr Ideen für zwei Kapiteln, eines mit dem Plagiatsautor und jetztigen Fried-Preisträger Jakob Pröchtl und dann noch eines mit dem Psychiater Stephan Horetzky, dessen Vater schon Ernst Schwarz betreute und dann gibt es noch die vage Idee für das Schlußkapitel, das wieder zur Laura Augustin und ihren Bücherbergen für zehn Jahre zurückgehen soll.
Das letzte Kapitel „Eine Schwester für Zoe-Philipa“ hat nur mehr vier Rohseiten, die anderen jeweils sechs, das heißt der Stoff geht mir aus und ich bin wieder einmal zu flüchtig und zu schnell beim Niederschreiben und das Feedback, bzw. jemand, der der mir sagt, wird schon, toll, aber da oder dort, solltest du dran bleiben, fehlt und ich gehe ja genausowenig zu einem privaten Lektor oder Schreibcoach, wie zu einem Zuschußverlag und auch da habe ich ich ja schon gehört, die Lektoren nehmen gar keine Indies, die Druckkostenzuschußverlage, glaube ich, schon, aber die wird es durch die Möglichkeit des Selberpublizierens bei Amazon ja vielleicht bald nicht mehr geben.
Also werde ich heute, wenn ich mit der „Sophie Kinsella“ gebadet habe und ein Stück die Traisen hinuntergeradelt bin, das Ganze durchkorrigieren, das ist auch schon so ein Ritual und hilft meistens und dann das große gelbe Buch bemühen und versuchen auf die Sprünge zu kommen, was ich in den dreizehn Kapiteln eigentlich aussagen wollte?
Ich wollte über eine Frau schreiben, die bald in Pension geht und eine Bücherliste bis 2023 hat und jetzt vor ihren Bücherbergen steht und die auflesen will, das ist bisher nur angedeutet, obwohl ich schon öfter versucht habe, darüber zu schreiben und dann über eine Bücherbloggerin, die schreibt und schreibt und keiner merkst und da ist auch die Idee, daß der Plagiatsautor, der jetzt rehabilitiert und erfolgreich ist, zu der Bloggerin geht, die auch Therapeutin ist und ihr davon erzählt. Da mich einige der Themen selbst betreffen, bin ich, wie meine Leser merken werden, in diesem Punkt vielleicht blockiert und sollte eine Wendung finden, diese Blockade zu lösen und das andere kann man sicher auch noch ausarbeiten und ergänzen, so daß es wirklich ein spannender Reigen wird, der ist mir in dem Rohentwurf vielleicht auch ein bißchen abhanden gekommen.
Da ist sehr viel angerissen und noch zu wenig ausgeführt, wofür man vielleicht eine zweite Kapitelrunde bräuchte und der Reigen wäre wieder weg.
Mal sehen, in zwei Wochen schreibt man wirklich keinen Roman, zumindestens die Profis, die dann auf den dBps stehen, tun das nicht, die lassen sich meistens zwei Jahre dafür Zeit, während die sogenannten Gebrauchsautoren mit den Pseudonymen und auch die, die ihre Sachen auf Amazon hochladen, viel schneller sind und ich bin auch eine Schnelle, obwohl ich, Kritiker herhören, einen literarischen Anspruch habe. Meine Hemmung scheint aber trotz fünf Jahre Literaturgeflüster, dreißig selbstgemachten Büchern und drei anderen, eins bei einem Kleinverlag, die zwei anderen bei großen, immer noch vorhanden zu sein und da ist es vielleicht wirklich eine Strukturhilfe mir die nächsten vier Wochen eine Schreibklausur zu verordnen, in dem ich das Rohkonzept aufpäppöe, bzw. es zum Wachsen und sich Entwickeln bringen kann.
Denn ich muß ja auch meine Potentiale haben, auch wenn ich immer von meinen Grenzen und dem, was ich noch nicht kann, schreibe, „Ich bin so schnell, ich bin so flüchtig…!“, natürlich ja, zuwenig abgehoben bin ich auch, das hat mir Karl Markus Gauß einmal gesagt und habe zu wenig „Ecken und Kanten“, wie Ju Sophie meinte.
Stimmt natürlich, aber ich habe viele Ideen und wenn ich dabei bleibe und vielleicht lerne wirklich zwei drei viermal oder wie oft auch immer zu überarbeiten, komme ich vielleicht weiter. Sich selbst an der Nase nehmen ist sicher gut, wenn ich schon die Verlagslektorin nicht habe, die das für mich tut und offenbar auch keine Blogleser mehr, die sich für meine Schreibberichte interessieren.
Also die nächsten vier Wochen am Rohkonzept bleiben, davor sitzen, wie vor dem weißen Blatt bei freewriting und nicht zu vorschnell als fertig erklären und dann wie der Sisyphos den Stein im nächsten Buch wieder nach oben rollen, der dann auch prompt hinunterfällt.
Eine gute Idee oder? Sicher, also heutem morgen übermorgen alles korrigieren und dann nochmals im Bett auf der Terrasse, an der Traisen, am See oder wo auch immer mein Konzept im gelben Buch durchgehen und erweitern, ob ich das jetzt drei Tage lang machen werde oder doch die zwei Kapiteln für die ich schon Ideen habe, schreiben werde, weiß ich noch nicht.
Die zwei Personen damit es dreizehn Kapiteln werden, sollte ich auch noch wiederfinden und die anderen Ideen, die in dem Rohentwurf enthalten sind herausnehmen und weiterschreiben, ist vielleicht auch ein konstruktiver Vorschlag.
Mal sehen, es geht mir mit dem Schreiben eigentlich gut, und weil ich so viel schreibe und mich auch bei den anderen umsehe, bin ich auch ein Stückchen selbstsicherer geworden. Der Literaturbetrieb ist nur leider sehr sehr hierachisiert und die, die darinnen sind, alles Einzelkämpfer. Dem Buchhandel geht es sehr schlecht kann man jetzt überall lesen. Bei den Bloggern gibt es ganze Diskussionen darüber. „Steglitz meint“, hat da jetzt eine Serien, wo sie Buchhändler interviewt und die sagen alle „Kommt in die Buchhandlung Leute, wir beraten euch, wir wollen aber eigentlich keine E-Books und auch keine Selbstpublisher, weil die so viele Fehler haben und wir die Quualität nicht beurteilen können!“
Die kritischen Leser regen sich dann darüber auf, daß in den Buchhandlungen nur „Shades of Grey“ und Non Books liegen, also das, was die gestreßten Werktätigen oder auch Arbeitslosen im Urlaub gerne lesen, Jochen Jung hat einen Artikel über die Lesungen als Events geschrieben und Cornelia Travnicek ihren Autorenkollegen erklärt, daß ein Verlag vom Autor kein Geld nimmt und eine Agentur ebenfalls nicht, daß aber die, weil sie ja nur bei Erfolg verdient, sich die Leute und die Manuskripte die sie nimmt, sehr gut aussucht, womit sich die Katze wieder in dem Schwanz beißt. Was sollen die nun tun, die (noch) nicht genommen werden? Weiterschreiben natürlich und auf ihren Blog darüber berichten, statt eine Agentur bezahlen, die sich wahrscheinlich nicht sehr bemüht, sondern ein paar E-Mail aussendet oder wie man im „Wilden Rosenwuchs“ nachlesen kann, an einen Druckkostenzuschußverlag verweist, aber dafür braucht man nicht fünfzehn Prozent zahlen, den findet man schon alein und braucht ihn, seit es das Kindle Selbst Publishing gibt auch nicht mehr und da habe ich ja vorige Woche Martina Gerckes „Glücksstern mit Schwips“ gelesen, über die ich ja schon geschrieben habe, daß es mir sehr gefällt, daß sie nicht aufgibt sondern weiter macht und jetzt auf ihrer Facebookseite ein wunderschönes Bild mit drei Büchern auf einer Wäscheleine hat und dann noch ein viertes auf dem steht, daß es im Herbst erscheinen wird.
Es schreiben relativ viele Leute, dafür lesen immer weniger, die Verlage stöhnen und bekämpfen einander, die Autoren tun das vielleicht auch und dann gibt es, wie ich höre, sehr viele Blogger, die vielleicht auch ein bißchen Schrott aber auch sehr viel Interessantes zu bieten haben und eine davon betreibt das „Literaturgeflüster“ und wenn man wissen will, wie es einer vielleicht ein bißchen patscherten Schreibenden, die das schon seit über vierzig Jahren mit Herzblut, Sturheit und Engagement betreibt, geht, ist man bei mir richtig und kann sehen, wies mit dem Schreiben weitergeht.
Drei Tage bleiben mir in der zweiten Woche Schreibklausur dafür Zeit, weils am Wochenende wahrscheinlich sofern das Wetter mitspielt und wir einen Platz bekommen, auf den Hochschwab gehen werden.
Und Cornelius Hell macht sich diese Woche Gedanken über Sommergedichte und geht mit Bachmann, Mayröcker, Ringelnatz etc auf seinen Balkon und schaut den Grashüpfern beim Springen zu.
2013-07-31
Zweite Woche Schreibklausur
2013-07-29
Schreiben in der Sommerhitze
Mit meiner Schreibklausur bin ich eigentlich ganz gut vorangekommen, das heißt so hundert Prozent klappte die Konzentration darauf nicht, erstens war es dazu wahrscheinlich zu heiß, dann ist die Schwiegermutter am Dienstag in Ungarn gestürzt und hat sich die Nasenspitze gebrochen, Rolf Schwendter ist gestorben, das gab einen regen Mailverkehr und am Donnerstag war Bürgermeister-Stadtspaziergang, also eigentlich noch eine Stadtschreiberaktion, obwohl ich ja schon zum Schreiben hinüberschwenken wollte und das habe ich auch getan, Mittwoch-, Donnerstag- Freitag- Samstagnachmittag in Harland auf dem Balkon ist je ein Kapitel entstanden, jetzt habe ich schon sechs von den geplanten dreizehn und zwei Personen sind mir inzwischen auch abhanden gekommen. Kurz sind die Rohentwürfe auch, es bleibt bei den jeweils sechs Seiten und so bin ich am Freitagabend wieder sehr frustriert mit dem Gefühl „Du kannst es nicht und alle, die dir das ohnehin schon immer sagen, haben vollkommen recht!“, mit dem Rad zum Viehofnersee und zur Büchertelefonfzelle gefahren.
Damit gehe ich inzwischen auch schon lockerer um, denke mir, natürlich habe ich was zusammengebracht, aber dieser Kampf mit den Sätzen vor dem leeren Blatt oder auf dem Laptop, da ich seit dem ersten Nanowrimo nicht mehr händisch vorschreibe, denn gibt es immer noch. Da hat sich, glaube ich, nicht viel geändert. Obwohl ich wirklich schon viel lockerer und selbstbewußter, dank dem „Literaturgeflüster“ bin.
Wie gehe ich beim Schreiben vor? Da kommt einmal die erste Idee, das war bei den „Kapiteln“, irgendwann auf der letzten Buch-Wien im November, vielleicht, als ich bei der Donau-Lounge gesessen bin und einem Ungarn und Cornelius Hell oder so ähnlich zugehört habe.
Dann schreibe ich das auf und in diesem Fall habe ich die Idee besonders lang aufs Eis gelegt, weil es ja noch drei Sachen zum Fertigmachen gab.
In dieser Zeit sind Ideen gekommen und wieder vergessen worden. Einiges habe ich aufgeschrieben, einiges kann ich nicht mehr lesen. Zwischen Weihnachten und Sylvester bin ich mit dem Buch auch einmal nach St. Pölten gefahren.
Als ich vorigen Dienstag mit dem „Literaturgeflüsterbuch“ fertig geworden bin, hatte ich, glaube ich, die vage Idee mit der Laura Augustin und den Büchern bis 2025. Darüber will ich ja sehr gerne schreiben. Das erste Kapitel hat dann die schon erwähnten sechs Seiten bekommen und beim ersten Hinunterschreiben ein genauso großes Gefühl des Versagens und des Nichtschaffen in mir erregt, scheint es mir doch nicht zu gelingen, das so breit und barock hinzukriegen, wie ich es will. Beim Schreiben verflüchtigt es sich, könnte man es nennen. Dann habe ich aber das Gerüst darum konzipiert, die anderen Personen gefunden, zumindestens zehn. Das Schlußkapitel wollte ich wieder der Laura zehn Jahre später widmen. Ein zwölfter Handlungsträger tauchte kurzfristig auf, verschwand wieder bzw. wurde in einen anderen umgewandelt. Da gibt es ja die Idee mit den zwei Lesben, Ruth und Vera und die einer Bloggerin, dann habe ich die Vera dazu gemacht und der Corvin Seidelhofer scheint auch in den Jakob Pröchtl, dieser schöne Name mir erst am Dienstag im Auto eingefallen, überzugehen. Das erste Laura-Kapitel habe ich und das über den Ernst Schwarz, diesen Wiener Juden, den es wirklich gegeben hat und der das „Gesprengte Grab“ ein Buch, das ichm Bücherschrank gefunden habe herausgeab. Da habe ich mich gewundert, daß eine chinesische Anthologie einen deutschen Herausgeber hat, habe „die Ostdeutschen!“, nachgegooglet und mir gedacht, das ist interessant. Dann darauf vergessen und die Idee dann wieder in meinem gelben Buch gefunden. Das dritte Kapitel ist die Uschy Bischof, die Freundin mit dem blauen Bus, die fährt jetzt über die Türkei nach Teheran und dann irgendwann nach China und schon ist das Kapitel fertig. Weil ich diese zwölf kurz oder längeren Romane, die mir eigentlich vorschwebten, irgendwie nicht schaffe, dazu bin ich offenbar zu ungeduldig. Ich schreibe mir was auf, dann sechs Seiten hinunter und schon bin ich fertig, ich bin unzufrieden, denke mir niedergeschlagen „Ich kann es nicht!“ und fange beim nächsten Mal wieder damit an. Dann kam das Kapitel mit dem Laurenz Wolkner, dem ehemaligen Stadtrat mit dem Alzheimer, auch eine Idee, die man schon von mir kennt. Das sechste Kapitel war das mit der Vera Mosebach und ihrem Klienten Jakob Pröchtl, der den Ernst Fried-Preis bekommt. Etwas Ähnliches habe ich schon in der „Mimi“ und schon wars mit dem Aufdröseln schwer und der Frust war da. Am Samstag kam die „Frau am Fenster“, Mia Maschawilli aus Tiflis, die in einen Massagesalon geraten ist, die Ruth wird ein Kapitel haben und der Jakob Pröchtel, sowie der Stefan Horetzky der Psychiater, ein Bindeglied zwischen dem Laurenz Wolkner, dem Ernst Schwarz und der Ruth Horvath und der Reigen und der Reiz dieser dreizehn Kapitel ist ein bißchen verschwunden.
Zwei Personen habe ich nun zu suchen. Oder ich werde einen elf Kapitel-Roman mit sechzig oder siebzig Seiten haben. Macht zwar nichts, aber der Frust bleibt vielleicht da und das Gefühl, daß ich es nicht kann.
Wie gehe ich weiter vor? Jetzt erstmal die drei ausständigen Kapitel schreiben. Dazwischen fahre ich nach Wien und drucke mir das alles aus und nächste oder übernächste Woche, wenn ich damit fertig bin, kann ich damit mit dem Rad an die Traisen oder wohin auch immer fahren und versuchen aufzudröseln, das Ganze als erste Materialsammlung verstehen und neu und umzuschreiben, weil der erste Entwurf ja noch sehr lange kein Roman ist, was mir zwar einleuchtet, aber bisher nicht wirklich gelingt.
Was mache ich damit? Wieder in eine Krise geraten, wie im letzten Jahr und wie gehabt, ein paar Sätze ändern, etwas einfügen, glätten, korrigieren und Buch 32 wird „Elf- oder Dreizehn Kapitel“ heißen, nicht besonders lang und auch nicht besonders neu und anders sein, schnell dahingeschrieben und höchstwahrscheinch wieder nicht besonders auffallen.
Anni Bürkl bietet ja ein sehr detailliertes Schreibcoaching an und bis zum 30. Juli siebzig Seiten sogar zum Preis für fünfzig.
Soviele Seiten bekomme ich vielleicht gar nicht hin und habe auch nicht wirklich vor mir ein Textcoaching geben, obwohl Anni Bürkl ja „Verlagsreife“ verspricht und natürlich etwas dran ist, von anderen zu hören, wo es noch nicht sitzt, was man verändern muß, um weiter zu kommen und ich meine Potentiale eigentlich gar nicht wirklich kenne, sondern insgeheim vielleicht glaube, ich hätte keine und schreibe wirklich am allerschlechtesten von allen auf dieser Welt und das ist auch der Sinn meiner Schreibberichte, wer hat eine Idee für mich?
Soll ich versuchen das Ganze noch einmal zu schreiben und wie schaffe ich das? Wahrscheinlich wirklich nur mit Feedback, weil man selber seine blinden Flecken hat und in der eigenen Suppe schwimmt und die heißt bei mir ja auch „Hat eh keinen Sinn, du hast ja schon soviel geschrieben und zurück kommt auch nicht viel, außer Schweigen oder der Satz mit dem „Das ist das Allerschlechteste, was ich..“
Die Zwischentöne fehlen und die bekommt man vielleicht wirklich bei seinem Lektor, wenn man einen hat, oder bei einem neoliberalen Coaching für viel Geld, das ich mir nicht leisten will.
Das „Literaturgeflüster“ ist vielleicht so ein Zwischending und deshalb schreibe ich auch so genau, wie es mir beim Schreiben geht, bevor ich mich dann wieder vor den Text setze und Kapitel acht „Eine Schwester für Zoe-Filipa“, schreiben und mit dem Ergebnis auf Überarbeitung gehen werde und bis dahin schon sehr gespannt und neugierig bin, wie es mir damit geht?
Denn natürlich ist es ja nicht ganz so düster. Ich habe schon viel geschrieben, habe auch viele Ideen, aber auch meine Schwachstellen, wie zum Beispiel meine Ungeduld und Schnelligkeit und keinen, der mich wirklich an der Hand nimmt und mir weiterhilft, wenn ich es bräuchte. Wie ich mich kenne, werde ich das auch diesmal selber tun, es sei denn, es ist vielleicht einer oder eine so lieb und gibt mir Feedback…
2013-07-28
Erstes Allgemeines Nicht-Reise-Buch
Ich bin ja im Gegensatz zum Alfred eher ein Reisemuffel und so hat mir der einmal vor längerer Zeit, das „Erste Allgemeine Nicht-Reise-Buch“ zu Weihnachten geschenkt und ich habs lange nicht gelesen, weil ich Geschichtenansammlungen nicht so mag, aber jetzt wo die Zeit kommt, wo wir überlicherweise auf unsere Urlaubsreisen gegangen wären, habe ich es herausgepackt und zu den Sommerbüchern getan.
Es ist ein dtv Taschenbuch von 1990. Am Titelbild liegt einer auf deinem Bett mit einem Globusüberzug und liest ein Buch und ein Vorwort über den Reisezwang, das allgemeine Muß, wo die Intellektuellen in die Toskna, die anderen ans Meer reisen und darüber schreiben oder schimpfen, wenn sie im Stau stecken oder die Strände verschmutzt sind, gibt es auch. Die erste Geschichte, die sich darüber lustig macht, des 1804 in Heilbronn geborenen Wilhelm Waiblinger „Picknick in der Peterskuppel“ führt dann nach Rom, dorthin bricht nämlich eine englische Gesellschaft mit Lord, Lady, Kapitän und Mädchen mit rosigen Bäckchen auf. Will in der Kuppel oben natürlich englischen Tee trinken, scheitert an den vielen Kustoden, die allen einen Skudo oder mehr verlangen und mit denen man handeln muß. Der Tee wird dann vergessen, das Wasser gibt es nicht und ein Gewitter zieht auch noch auf.
Theodor Fontane, 1819-1898, plaudert über das „Moderne Reisen“ „Zu den Eigentümlickeiten unserer Zeit gehört das Massenreisen. Sonst reisten bevorzugt Individuen, jetzt reist jeder und jede.“ von Kyffäusern bis Reinhardsbrunn beispielsweise.
Und Ludwig Thoma hat einen Dialog „O Natur“, da stehen zwei im Wald, wo die Christbäume wachsen und sind überwältigen, sie würden ja noch gerne länger bleiben, können aber nicht, denn Morgen muß sie ja zur Schneiderin und Abends in den Rosenkavalier“ und der Holzknecht, den sie fragen, ob er für immer hier lebt, antwortet mürrisch, ja „Am…..“, ja so sind sie Proleten!
Kurt Tucholsky 1890 bis 1935 mokiert sich über „Die Kunst, falsch zu reisen“ und gibt Ratschläge dafür „Verlange alles, vorn die Ostsee und hinten die Leipziger Straße. Ist das nicht vorhanden, dann schimpfe.“ und der „Kleine Prinz“, will vom Weichensteller wissen, was er so mache, während Heinrich Böll von einem erzählt, dessen Aufgabe es wohl ist „Hier ist Tibten! Reisende, die das Grab des Tiburtius besuchen wollen, müssen hier aussteigen…“ im Zug zu sagen.
Dann gehts mit Doris Lessing beziehungsweise einem älteren englischen Ehepaar nach Südfrankreich, denn dort waren sie schon auf Hochzeitsreise und auch sonst ein paar Mal und jetzt, nachdem die Tochter groß ist will es Mary noch einmal versuchen. Es wird ein Flop, der gewohnte Hotelportier nicht mehr im Dienst, die Zimmer zu teuer und einen Sonnenbrand holen sie sich auch, dann geht der Ehemann tauchen, sie lernen ein jüngeres englisches Ehepaar kennen und zerstreiten sich mit ihm beim Abendessen.
Karl Magnus Enzensbergers „Theorie des Tourismus“ klingt sehr kompliziert und Umberto Ecco stellt eine Theorie über das Disneyland auf, bevor und Erich Loest etwas über die Reise, die sein Landsmann Karl May mit Achtundfünfzig 1900/1901 in den Orient unternahm und Andre Heller erinnert alle Reise un-oder auch lustigen, daß die wahren Abenteuer selbstverständlich nur im Kopf stattfinden würden und sonst nirgendswo.
Emma Bombeck „Nur der Pudding hört mein Seufzen“, gibt köstliche Ratschläge, was man machen muß, wenn man eigentlich nach New York, der beste aller Ehemänner aber Campingurlaub machen will und es ständig regnet „Lassen Sie (die Kinder) Spiele spielen, beispielsweise „Papi suchen oder Motorrad begraben (am besten das Motorrad, das die ganze Nach auf dem Campingplatz im Kreis herumfährt.)
Und Hermann Peter Piwitt war in „San Teodoro“, Sizilien auf Urlaub und gibt genauso köstliche Einblicke in die sizilianischen Touristenfallen, währed Hermann Kant, der Ex-Präsident des Ex-DDR- Schriftstellerverbandes, das Buch ist 1990 erschienen, wieder einmal mit seinen Zynismus aufwartet und Einblicke in die schreckliche Nacht eines Messevertreters aus der Freiberger Mulde, der an der Rhone etwas zu vertreten hatte, gibt, der in seinem billig Hotelbett liegt und in der Nacht nicht schlafen kann, weil aus dem Kleiderschrank die Bums-Geräusche des Zimmers drüben dringen.
Jost Krippendorf gibt einen soziologischen Essay „Über die Ferienmenschen“, während Fay Weldon in gewohnt teuflicher Manier eine Gattin von einer Reise mit Mister Pears erzählt, die dann für sie im Rollstuhl endet.
Joseph von Westphalen verrät uns „Warum ich nicht nach Amerika fahre“ und trotzdem über die Schlaglöcher und die Frühstückseier dort Bescheid weiß und in Peter Schmidts Geschichte fährt ein Manager von „Globeair“ mit einem Billigflieger zu einer Billigcharterreise seiner Firma und erfährt auf dieser alles, was er vorher noch nicht wußte. Tama Janowitz lästert in „Sonnenstich“ ähnlich über die Pauschal und Billigreisen, wo man keinen Hummer bekommt und die Oberkellner nicht Französisch verstehen, während die Hütten in den Haiter-Hotelanlagen, alle wie ein Schweizer Chalet a la Heidi aussehen. Karl Heinz Seidl sinniert über den „Urlaub“ und fragt sich warum wir reisen. Könnte man doch „beispielsweise banz bequem zu Hause bleiben, Bücher lesen, Freunde treffen, in schattigen Biergärten Brotzeit machen, spazieren oder in sich gehen-“
Ich denke, daß man es doch der Bildung wegen macht, um hinauszukommen, etwas anderes zu sehen und, daß es auch nicht stimmt, wie Nestroy seinen übersättigten Herrrn von Lips sagen läßt, daß alles überall gleich aussieht, auch wenn natürlich nicht jeder der „als Goethe nach Italien fährtmals Klassiker wieder zurückkommt…“
Auch Sybil Gräfin Schönfeldt meint „Reisen muß verboten werden“ und sehnt sich nach der Sommerfrische, dazu denke ich, daß man, wie ich es tat, beispielsweise in Amerika, Japan, Italien und wo auch immer gewesen sein sollte, um den Wert des eigenen Balkons zu erkennen und, daß ich die Sommerfrische bevorzugt, um zu schreiben nütze, was auch nicht jeder will oder kann, während der 1944 in Dresden geborene Ingomar von Kiseritzky wieder litarischer wird wenn er von den „Unnahmlichkeiten der Reise mit Brant“ erzählt.
Einen Text über die Staus vor dem Gotthardtunnel gibt es auch Paula Almquist gibt eine Auzählung über die Typen, die das Reisen so unvergeßlich machen, während Elfriede Hammerl in „Ein Mann für Manhattan“ vom Kosmopoliten Peter erzählt, der in Rosenheimj, wo er lebt eigentlich stinklangweilig ist, in Manhatan aber, wo er neulich wieder war, offenbar unwiderstehlich und ein Draufgänger erster Sorte.
Andre Heller hält dann noch eine „Rede auf einem Forum für Touristen, während Rober Jungk zum Schluß des Buches den sanften Tourismus will.
Eine Fülle von unterschiedlichen Essays, Texten, Gedichten für und wider das Reisen, die einer, die diesen wunderschönen Sommer fünf Tage auf der Harlander Terrasse, mit dem Fahrrad an der Traisen, schreibend und mit ihren Sommerbüchern verbringt, einen Einblick auf das wie es einmal war und was man wahrscheinlich nicht versäumt gibt.
Der wohlverdiente Urlaub sei jeden gegönnt, eine Sommerreise durch ein Reisebüro gebucht, die einen dann in einen Ferienclub all inclusive bringt, wo draußen die Wächter stehen und die Einheimischen abhält einen anzubetteln oder eine Reise wo man nichts als den Tourismus sieht und pro Nach hundert oder mehr Euro für sein Zimmer zahlen muß, ist aber auch nicht nach meinem Geschmack. Sommerbücher, die auch Reisen schildern aber schon, deshalb habe ich noch einen kleinen Link.
2013-07-27
Glücksstern mit Schwips
Nachdem mir Martina Gercke freundlicherweise ihr neues Buch „Glücksstern mit Schwips“, zur Verfügung stellte, hatte ich Gelegenheit mich in ihren „Gute- Laune- Roman über die Liebe und wie das Schicksal manchmal seine eigenen Wege geht“, einzulesen und mir Bild über ihren Schreibstil zu machen.
Sarasati Sandana Elisabeth Wegner ist neunundzwanzig, Graphikerin in einer Werbeagentur und weil ihre Hippiemutter, die außerdem noch Sexualtherapeutin ist, ein so chaotisches Leben führt, daß sie sich noch mit Sechzig Cannbisrauchend in ein Gewächshaus setzt, obwohl das doch in Deutschland verboten ist, wünscht sie sich ein stinknormales Leben mit dem Rechtsanwalt Florian, „den ordentlichsten Menschen auf der Welt“, den sie auch gerne heiraten würde, wenn das nur in seinen Karriereplänen vorgesehen wäre.
Trotzdem erwacht sie des Morgens aus wunderschönen Träumen mit Florian David Fitz. Mit Brad Pitt hat sie in ihren Phantasien auch schon geschlafen und muß in ihre Werbeagentur, die nur einen Haken hat, daß sie ihre Erzfeindin Susanne Walter, die sie schon in der Schule nicht leiden konnte, zur Chefin hat, die sie zur Schnecke macht und „Brillenschlange“ nennt.
Am Abend hat Sara ihren „Mädelabend“, wo sie sich zuerst in der „Bullerei“ treffen, dann im „Goldfischglas“ etwas trinken und schließlich in „Hassans Dönerbude“ landen, der serviert den Mädels zum Abschluß einen roten Likör namens „Ask Iksiri“ und Sara hat eine seltsame Begegnung mit einer alten Frau, vergißt schließlich noch ihre Handtasche, wird mit einem dunkelhaarigen Typ in ein Taxi gesetzt und am nächsten Morgen wacht sie in ihrer Wohnung auf und vor ihr steht ein wunderschöner halbnackter Mann, nennt sie „Meisterin“ und erzählt ihr, er wäre ein Dschinn aus einer zerbrochenen Flasche und muß nun ewig bei ihr bleiben….
In diesem Moment erscheint Florian, so daß Sara nichts anderes überbleibt, als ihn als ihren schwulen Mitbewohner Jim vorzustellen und fortan sind alle Frauen, denen Jim begegnet, ihm verfallen und die Hormone beginnen zu rotieren.
Jim hat aber nur Augen für Sara und erfüllt ihr alle Wünsche. So gewinnt sie eine teure Kaffeemaschine und Susanne Walter ihre unmögliche Chefin, die Saras tolles Konzept für die „Frostbeule“ unterschlagen hat, bekommt die Beulenpest und Florian, das hat wahrscheinlich nichts mit dem Dschinn zu tun, muß plötzlich nach London fliegen, so daß Sara ihm, der sie beharrlich „Meisterin“, nennt Hamburg zeigen kann.
Er trinkt im Gegensatz zu ihr und ihren Mädels keinen Alkohol, kocht wunderbar Honiglamm, serviert italienisches Eis und küßt auch großartig, aber nur wenn sich das Sara wirklich wünscht.
Es kommt, wie es kommen muß, während Susanne Walter auf die Isolierstation evakuiert wird, wünscht sich der „Frostbeulenchef“ doch ein anderes Konzept, so daß Sara und ihre Freundin Melanie, dieses aus Susannes Schreibtisch holen und alle sind begeistert von dem fangfrischen Fisch mit der Seejungfrau und dem Piraten und diesen muß natürlich Jim spielen und für Melanies Hochzeit sucht er für sie ein wunderschönes rotes Kleid aus, das so teuer ist, daß es sich Sara niemals leisten kann.
Es kommt auch zum Sex zwischen den beiden, als Sara aber dem moralischen Dschinn, der ihr niemals etwas Bösen will, gesteht, daß sie Florian heiraten wird, verschwindet er und jetzt hilft das Wünschen vorerst nichts.
Obwohl Sara zu Florian geht, um ihre Beziehung aufzulösen und der das dann noch vor ihr tun und ihr auch ihren Zyklusplan, den er für alle Fälle aufgezeichnet hat, zurückgibt.
Am Ende beginnt Sara mit ihrer Freundin Anna, einer Chirurgin, die immer Pech mit den Männern hat, nach Jim zu suchen, der ihr noch mit seinen besten Wünschen das rote Kleid zustellen ließ.
Daß sie sich ihn nur wünschen muß, hat sie vergessen. So bricht sie verzweifelt in Hassas Dönerbude ein, der ihr zuerst nur mitteilt, daß der Likör leider ausverkauft ist, dann aber doch mit einem alten Fläschchen seiner Mutter kommt.
Sara löst den Stöpsel und der Dschinn hat seinen „Glücksstern“ wieder….
Ein, wie Sven Schroder feststellen konnte, garantiert plagiatfreies „Gute-Laune-Buch“, das vielleicht an manchen Stellen ein bißchen langatmig und unlogisch ist, so besteht Saras Frauenrunde, wenn ich mich nicht verrechnet habe, aus drei Mädels Anna, Leonie und Claudia, warum serviert ihnen Hassan dann fünf Schnäpse, bzw. der Kellner der „Bullerei“ sechs, als dort noch Annas schwuler Chirurgenkollegen abgeschleppt werden soll?
Ein paar allgemeine Weisheitssätze zuviel, Wie „Das Leben ist kein Ponyhof“ oder „einmal ist einmal zuviel“, befinden sich meiner Meinung nach auch darin, aber auch der Satz „Jeder Mensch hat eine zweite Chance verdient“ und dann gibt es auch ein paar schöne Stimmungsbilder, die auf Hamburg und sein Feeling neugierig machen.
Ein Roman für den Sommer, wie die die Autorin und die Mädels, die ihn bei der Lovelybook-Leserunde gewinnen wollen, schreiben.
Es gibt auch schon ein paar Rezensionen, die von spannender Unterhaltungsliteratur ohne allzu große literarischen Ansprüche, schreiben und Sven Schroder hat auch noch herausgefunden, daß das Buch inzwischen auf Platz 690 des Amazon Bestseller Rankings liegt.
Spannend, die weitere Entwicklung zu verfolgen und wer jetzt neugierig ist, auf einige Entwicklungen und Handlungsstränge bin ich gar nicht eingegangen, bei Lovelybook kann man das Buch noch bis Ende des Monats gewinnen und ein Gewinnspiel auf Martina Gerckes Facebookseite gibt es auch.
2013-07-26
Sommertöchter
Jetzt kommt ein Sommerbuch, das ich mir halbgelesen von Wien nach Harland mitgenommen habe, nämlich den Debutroman „Sommertöchter“, 2012 bei Dumont, der 1985 geborenen Lisa-Maria Seydlitz, den Buzzaldrin, glaube ich, im Februar auf ihren Blog besprochen habe, im März oder so, kurz nachdem ich mir „geschworen“ habe mir nie wieder ein Buch zu kaufen, auch wenn es nur einen Euro kostet und ich meine „Bücherbeschränkungspläne“ auf meinen Blog bekanntgegeben habe, habe ich es dann in der kleinen Buchhandlung auf der Lerchenfelderstraße um einen Euro liegen sehen, die verkaufen, glaube ich gelegentlich Rezensionsexemplare, habe meine Schwur gebrochen und es auf die Leseliste gesetzt und weil ein Buch namens „Sommertöchter“ in den Sommer passt habe ich das Lesen vorgezogen.
Lisa-Maria Seydlitz war 2008 Stipendiatin beim Klagenfurter Literaturkurs, hat in Hildesheim das kreative Schreiben studiert und hat natürlich eine entsprechend kunstvolle, Sprache mit der sie ihre Debutgeschichte über das „Alleinesein“, wie im Klappentext steht, erzählt.
Kurze Abschnitte sind es, in denen die Ich-Erzählerin Juno, eine junge Frau, wahrscheinlich so alt, wie die Autorin, von ihrer Kindheit mit dem Vater und der Mutter, die nie sehr viel zusammen waren und die Tochter offenbar getrennt aufzogen, die Mutter hat eine Buchhandlung in der sie für ihre Kunden kocht, der Vater geht inzwischen mit Juno spazieren, erzählt. Der Vater ist auch viel weg, obwohl Juno nicht genau weiß welchen Beruf er hat, es gibt einen Urlaub in Frankreich, der von seinen Reisen dort auch Marmeladen, Fische und andere Souveniers mitbringt.
Dann wird der Vater krank, schließlich stirbt er, die Mutter zieht mit Juno aus dem Haus aus, geht später wieder eine Beziehung ein, bekommt die Tochter Anna.
In kleinen sorgfältig erzählten Abschnitten entwirft Lisa-Maria Seydlitz diesen Handlungsstrang, dann gibt es noch einen zweiten, der mit den Kindheitserinnerungen abgewechselt wird.
Jetzt ist Juno erwachsen und bekommt eines Tages einen Brief aus Frankfurt mit einem Polaroidfoto von einem Haus und der Aufforderung, daß sie sich darum kümmern soll.
Juno fährt mit dem Fahrrad zu der Mutter, die verhält sich eher abweisend, gibt Juno aber doch einen Schlüssel und so fährt sie in die Bretagne. Hält dort bei einem Cafe um „Moules frites“ zu essen, dann kommt sie zu dem Haus und sieht, es ist bewohnt. Sachen liegen drin herum und es gibt sogar einen Fisch in der Pfanne. Dann kommt Julie, das ist die Studentin, die Juno schon als Kellnerin in dem Cafe, wo sie die Fritten aß, kennenlernte.
Die sagt, sie wäre in das Haus eingestiegen, weil man das so macht und hat schon mehrere Sommer hier verbracht. Später stellt sich heraus, sie hat auch einen Schlüßel. Und im Nachbarhaus lebt ein Architekt namens Jan, der offenbar einmal ein Verhältnis zu Julie hatte und jetzt eines mit Juno beginnt. Die Besitzerin von dem Cafe, Camille taucht auf und nach und nach stellt sich heraus, Julie ist Junos Schwester, der Vater hatte bevor er krank geworden ist, eine Beziehung in Frankreich und den Brief hat Camille Juno geschickt. Und Julie bzw. deren Mutter, hat ihren Schlüßel von Junos Mutter nach dem Tod des Vaters geschickt bekommen. Die drei Jan, Julie, Juno verbringen den Sommer in dem Haus und feiern Sommerfeste. Im nächsten Frühling kehren sie dann zurück, um das Haus zu renovieren und werden dort wohl eine Weile zusammenbleiben…
Der Roman wurde von der Kritik wegen seiner schönen Sprache, glaube ich, sehr gelobt, mir war er vielleicht ein wenig zu abgehackt und wohl auch zu künstlich schön konstruiert. Die Sprache Hildesheim ist zu spüren, würde ich sagen und deshalb bin ich vielleicht nicht so richtig warm damit geworden, obwohl es schöne Bilder darin gibt und das mit der musikalischen Sprache wahrscheinlich auch stimmt.
Mal sehen, ob ich von der jungen Autorin noch einmal etwas höre, ob sie in Klagenfurt lesen oder weitere Bücher veröffentlichen und auf diversen Buchpreislisten stehen wird….
2013-07-25
Bürgermeister-Spezialführung
Zum Abschluß meines selbsterwählten Stadtschreibermonats gab es ein ganz besonderes Schmankerl, auf das mich der Alfred aufmerksam gemacht hat, nämlich eine Spezial-Bürgermeisterführung vom Rathaus durch die barocke Innenstadt zu den Ausgrabungen am Domplatz, ist Matthias Stadler ja Historiker und das habe ich mir trotz Schreibklausur, die ja auch ganz gut vorangeht, nicht entgehen lassen. Also vor sechs vor dem Rathaus eingetroffen, als ich bei meinem ersten Stadtschreibertag vor einer Woche am Rathaus vorbeigegangen bin, standen dort die Neos und riefen zur Unterstützungserklärung auf, gibt es im Herst ja Wahl, jetzt standen da schon einige Leute und eine blonde Dame in einem Sommerkleid begrüßte freundlich. Kurz nach sechs kam der Bürgermeister im blauen Anzug und gestreiften hellblauen Hemd mit der Bürgermeisterkette um den Hals, die eigentlich ins Stastmuseum gehörte und führte in das Rathaus und das Bürgermeisterzimmer. Im Rathaus bin ich ja schon einmal bei dem Höfefest gewesen, als dort die Dusl las und Anfang Jänner, als mein Schwiegervater begraben wurde, habe ich für die Kommunisten unterschrieben, weil man das in NÖ ja auch mit einem Nebenwohnsitz kann und Stadtführungen habe ich auch schon zwei gemacht.
Ist Robert Eglhofer ja auch Stadtführer und führte uns einmal mit der Ruth, als sie bei uns Sylvester feierten durch die Stadt und durch den Dom und eine Spezialführung mit Ruths Freundinnen gab, wo wir mit dieser kleinen Bahn gefahren sind und in einer Konditorei Kakao getrunken haben, gab es auch einmal. Jetzt ging es aber in das Bürgermeisterzimmer und dort stand Wasser und Wein, zwar ein Weißer, aber einer namens „Puppenfee“, wie der Bürgermeister erklärte, weil das ein Ballett ist, das in Viehofen geschrieben oder zumindest aufgeführt wurde und Bürgermeister Stadler scheint ein wirklich kompetenter und beinahe manisch übersprudelnder Mann, der erzählte und erzählte, daß das barocke Rathaus, wann immer Geld dafür vorhanden war, aus den gotischen und romanischen Frühformen hochgezogen und daher sehr stilreich sei. An der Decken gab es Fresken von Bramdtauer oder Daniel Gran, so genau habe ich es nicht verstanden, aber wunderschöne Deckenbilder mit dem Adler als Symbol der Macht und dann noch Frauengestalte,n die die verschiedensten Tugenden, wie Glaube, Liebe, Hoffnung und dann noch Weisheit, Beständigkeit und Gerechtigkeit darstellen.
Nur mit der Gerechtigkeit hapert es ein wenig, denn 1945 kamen ja die Russen, besetzen das Rathaus und nahmen die Waage mit und eine alte Uhr gibt es auch, die eine Dame, die im Bürgerspital gut behandelt wurde, der Stadt hinterlassen hat und natürlich auch die Bildnisse der Bürgermeister, nicht alle, nur einige davon, Mathias Stadler ist der einundundreißigste und der sechste der demokratisch gewählt wurde und die früheren Bürgermeister hatten auch noch Gerichtsbarkeit zu vertreten. Einige der Bürgermeister kannte ich, auf jeden Fall den vorletzten Willi Gruber und dann natürlich Irene Wondratsch Großvater Hubert Schnofl, die ja ein Buch darüber geschrieben hat. Es gab aber auch einen Heinrich Raab und einen Otto Eybner, die berühmte Verwandte haben.
Dann ging es weiter in einen Saal, wo man die alten Mauern sehen konnte, durch den Sitzungssaal hinunter, wo es ein paar römische Funde und Urkunden zu bewundern gab, in einen Kellersaal, bevor es auf die Straße ging und der Bürgermeister den Rathausplatz erklärte. Das gibt es auch sehr viel Barockes und Barock bei den englischen Fräulein und den Karmeliterklöstern, die Joseph der II, aufgelassen hat. Der Bürgermeister sprach und sprach, die blonde Dame vom Tourismusbüro rief verzweifelt „Matthias, der Dompfarrer wartet um sieben!“
Der Bürgermeister hob die Hand, rief siegessicher „Das schaff ich schon!“ und rannte fort in die andere Richtung. Erklärte das Gasthaus zu den „Drei Kronen“ und die Poststationen, schlug ein Buch auf, um einen Brief Mozarts vorzulesen, der drei Tage lang mit der Kutsche von Salzburg nach Wien gefahren ist und in St. Pölten Station machte. Da gab es ja zwei Hauptstraßen, die Wiener- und die Linzerstraße, die den Hauptverkehr bildeten, bis in die Dreißigerjahre ist man am scharfen Eck vorbei von Linz nach Wien oder in die andere Richtung gefahren.
Erst als der Bahnhof gebaut wurde, haben die Straßen mit der Kremsergasse, die heutige Hauptstraße, Konkurrenz bekommen und ein Wiener und ein Linzertor hat es auch gegeben.
Dann gingen wir durch die Herrengasse, wo der Büregermeister ebenfalls die verschiednen Häuser erklärte und vorher hat er noch das Bildnis des Herrn gezeigt, der vor hundertzehn Jahren die Elektrizität nach St. Pölten brachte.
Dann erreichten wir den Dom, der Dompfarrer sagte „Grüß Gott!“ und die Dame vom Diözesanmuseum, wo es derzeit eine Sonderausstellung namens „Credo“ gibt, wartete, um uns die Bibliothek zu zeigen. Der Bürgermeister führte durch den Dom, in dem wir schon mit dem Robert waren und als die Gabriele, Alfreds Cousine, heiratete, sind wir auch dort gewesen. Erzählte uns vom Domprobst Führer, der in Konkurs gegangen ist, so daß der Dom von außen ziemlich bescheiden wirkt, während er innen das herrlichste Barock enthält, das aber auch auf die gotischen und romanischen Formen aufgebaut wurde. Dann wollte der Bürgermeister noch in die Rosenkranzkapelle.
„Matthias!“, rief die Dame vom Tourismusbüro noch einmal verzweifelt, „die Frau vom Museum will nach Haus!“
„Das mache ich schon!“, war die Antwort mit erhobener Hand und wir stapften in den Keller, weil die Rosenkranzkapelle ein Ort ist, den nur wenige Leute kennen, wie auch die Klimt-Fresken am Sparkassahaus.
Nach der Führung durch die Stiftbibliothek und durch den Kreuzgang, mit dem wir schon mit Robert Eglhofer gewesen waren, ging es zu den Ausgrabungen am Domplatz, denn da war ja einmal ein römisches Bad, dann ein Friedhof und eine Kirche, die von den Protestanten, oder war es umgekehrt, eingestampft wurde.
Der Bürgermeister ließ sich zwei Pläne reichen und erzählte von den 800.000 Knochen, die inzwischen schon gefunden wurden und gab einen Einblick in das mittelalterliche Leben ohne Wasser, Strom und Kanalisation dann ging es zurück zum Rathaus bzw. nebenan, dem im Haus Rathausplatz Nummer zwei hat Franz Schubert einmal gewohnt, an der Oper Alfonso und Estrella komponiert und eine Schubertiade aufgeführt.
Da ist mir eingefallen, daß es da vor Jahren eine Führung mit Alois Eder gegeben hat, von der ich allerdings zu spät erfuhr und um Schubert und St. Pölten gibt es die verschiedensten Legenden und es gibt auch das Schubertbründl bei der Ochsenburg und das Gerücht, daß er dort, „Am Brunnen vor dem Tore“ komponiert hätte, was wie Mathias Stadler erklärte, nicht stimmt. Der Bischof hätte aber Schubert und seinen Freund Schober, die es in St. Pölten sehr lustig hatten und verschiedene Panscherln begannen auf die Ochsenburg verbannt und so sitze ich dort manchmal beim Bankerl vor dem Brunnen, lese oder schreibe eine Stadtschreibergeschichte.
Im Schubertzimmer gab es ein echtes Hammerklavier, auf dem Schubert spielte und der Bürgermeister wußte auch über ihm viel zu erzählen. Am Ende gab es noch die Ouvertüre aus der Oper und einen Katalog einer Ausstellung zu „Biedermeier und Vormärz“, wo es auch Bilder von Schubert zu sehen gibt, die 1982 in Pottenbrunn stattfand, konnte man sich auch mitnehmen.
Dann sind wir noch ein bißchen auf den Rathausplatz gegangen, haben Chili con carne gegessen und Wein bzw. Bier getrunken. Den Film am Rathausplatz haben wir ausgelassen. Es war trotzdem ein wunderschöner Abend und jetzt geht es weiter mit der Schreibklausur.
Es gibt wie ich dem aufliegenden Prospekt entnehme Stadtspaziergänge zum Thema Barock, Jugenstil, Frauem etc für die man sich im Tourismusbüro anmelden kann. Wenn man St. Pölten literarisch will, wird man im Literaturgeflüster einiges finden. Die Osterspaziergänge der LiGes gibt es auch.
Schreibklausur
Mit meinen Sommerfrischen-Stadtschreiberplänen bin ich jetzt etwas durcheinandergekommen bzw. habe ich sie abgeändert, denn ich bin ja eine Schnelle und schon fest an der Romanarbeit, so daß ein Spaziergang durch die Stadt bishin zum Residenz-Verlag nicht ganz passte und es mich eher in Richtung Schreibklausur drängte. Zwar habe ich darauf fast ein dreiviertel Jahr gewartet, aber jetzt habe ich mit dem „13-Kapitel-Projekt“ begonnen und es geht rasant dahin.
Ein bißchen habe ich schon darüber berichtet, daß mich das die vierte Woche begleiten wird und jetzt denke ich, es ist besser zu schreiben und zu schreiben und dazwischen eine eher kurze Runde Rad zu fahren, bzw. in der Früh und am Abend jeweils eine Stunde meine Sommerbücher lesen. Wie gehabt also und die drei Wochen Stadtschreiberzeit, die ich mir gegeben habe, sind auch recht intensiv gewesen, so hat sich mein Stadtschreiberalphabet gefüllt und zu einer kleinen Stadtschreibergeschichte wurde ich am Samstag am Markt bzw. in der Eduscho-afebar auch inspiriert, ich bin in den St. Pöltner Buchhandlungen gewesen, habe mich ein bißchen in meine St. Pöltner Literaturgeschichte vertieft, aber jetzt brennt es weiter zu schreiben, das zweiunddreißigste Indie-Buch, das ich dann ja auch einmal probeweise bei Amazon einstellen kann, um nicht restlos jenseitig und weg vom Fenster zu sein.
Denn ich schreibe und schreibe und eigentlich geht das ja ganz gut. Sehr gut geht das soar. Bis jetzt habe ich, vier Kapitelentwürfe, siebenundzwanzig Seiten und zehntausendneunhunderteinundsiebzig Wörter und den Handlungsrahmen eigentlich auch ganz gut skizziert. So habe ich, glaube ich, auch die zwölf Protagonisten oder Handlungsträger und einen ungefähren Plan wohin das Ganze gehen soll. Ein Problem, wenn man so will, könnte darin bestehen, daß ich wieder sehr schnell bin bzw. wieder kürzer als geplant werde. Die dreizehn Kapitel werden kürzere Geschichten und nicht wie geplant Kurzromane werden. Das ist wohl mein Problem, bzw. meine Eigenschaft und Stärke, um nicht so negativ zu formulieren. Man könnte ja auch sagen, daß das Ganze damit dichter ist. Zwar ist zu befürchten, daß ich mit dem Rohentwurf vielleicht schon Ende der Sommerfrische fertig bin, aber na und und macht ja nicht, weil es außer mir erstens sowieso niemanden zu interessieren scheint und vielleicht auch weil es mein Stil sein könnte. Und ich glaube, es ist, dichter, flüßiger und fließt auch mehr oder weniger problemlos aus mir heraus. Natürlich denkt es manchmal immer noch, das ist nicht gut genug! Das muß auch so sein, wenn ich mir die mangelnden Reaktionen um mich herum, bzw. das ist das schlechteste, was ich je gelesen habe, so ansehe, aber dann denke ich, daß ich natürlich schreiben kann und das auch sehr flott und intensiv betreibe und vielleicht hilft mir auch die Schreibklausur, wo ich mich mich möglichst nicht verzettle, dichter zu werden. Denn man kann ja auch die Sommerfrische zu einem Nanowrimo machen und dadurch weiterkommen. Dann müßte mir noch gelingen, daß das auch die anderen bemerken, aber das ist eine andere Geschichte und kann ich im Augenblick nur durch meine Schreiberichte zu beeinflußen suchen.
Also vier Kapiteln habe ich schon. Vorige Woche habe ich den Beginn, die erste Szene mit der Laura Augustin geschrieben und mehrmals umgearbeitet, bis ich damit zufrieden war. Am Montag folgte das Ernst Schwarz Kapitel, die Geschichte jenes Sinologen, der das „Gesprengte Grab“ herausgegeben hat. Dann habe ich mich am Dienstag mit der Uschy Bischof nach Teheran begeben und am Mittwoch die Weihnachtsfrau Nika Horvath vorgestellt, die werde ich vielleicht auch im Dezember für einen eventuellen Adventkalender verwenden.
Wies weitergeht weiß ich wieder nicht so ganz genau, habe aber einiges aufgeschrieben, da gibt es ja das lesbische Paar Ruth Horvath und Vera Mosebach, deren Klienten Jakob Pröchtl, einem ehemaligen Plagiatsautor der jetzt den Erich Fried-Preis bekommt und seine Geschichte der Bloggerin Vera erzählt, die darunter leidet, daß sich niemand für ihren Blog interessiert, den Alzheimerpatienten Laurenz Wolkner und dessen Psychiater Stephan Horetzky u.u.u.
Ein wenig krankt es noch daran, daß ich mir ein bißchen schwer tue, an die Ernsthaftigkeit eines Romans zu glauben, irgendwie bin ich ja immer noch zu schnell unterwegs, obwohl ich andererseits konzentriert arbeite und auch damit zufrieden bin. Daß ich schreiben kann, glaube ich inzwischen und ich vergleiche mich ja auch permanent mit dem was ich lese und da habe ich vorhin die „Sommertöchter“ der jungen Autorin Lisa-Maria Seydlitz durchgearbeitet und war gar nicht so begeistert, obwohl die Sprache natürlich viel dichter ist und die ein Hochschulstudium in Hildesheim hinter sich hat und als nächstes kommt Martina Gerckes neues Buch „Glücksstern mit Schwips“ an die Reihe, also werde ich wiedermal ein E-Book und ein Chicklit lesen. Davor habe ich ja, glaube ich, auch immer ein bißchen Angst, daß ich dahin abgleiten könnte. Aber ich schreibe psychologisch realistisch und habe da auch einige interessante Themen, wie man meinen könnte und aus Wien habe ich mir einen Stapel Sommerbücher mitgebracht, zwei Krimis, die Sophie Kinsella und ein Buch über die Welt der „Lisbeth Salander“ aber bevorzugt will ich ja schreiben und erst wieder nach Herzogenburg oder woanders hinfahren, wenn ich mit dem Rohentwurf fertig bin.
Stimmt nicht ganz, am Samstag geht es auf den Markt, um den Alfred dort zu treffen und am Donnerstagabend gibt es auch einen Sonderthemenspaziergang mit dem Bürgermeister zu dem ich mich angemeldet habe. Da soll es erst durch das barocke St. Pölten und dann zu den Ausgrabungen am Domplatz gehen und dann mit dem Alfred auf den Rathausplatz zum Filmfestival und am Sonntag fahren wir zum Martin nach Pernitz. Aber dazwischen schreiben und das ist spannend und interessant und es tut sich auch sonst ein bißchen, die tote Sommerhosenzeit scheint derzeit vorbei zu sein, so laufen seit dem Tod von Rolf Schwendter beim Alfred die Anfragen nach Fotos an, weil offenbar nur wir die aktuellen haben und das ist ja interessant für die, die immer auf mein Bloggen schimpfen. Einen kleinen Text für das Volksstimmefest bezüglich Rolf Schwendter könnte ich auch noch schreiben. Der „Maimißbrauch“ ist ohnehin sehr kurz. Und Petra Ganglbauer hat eine Rezension der „Paula Nebel“ geschrieben.
Sonst steht die Longlist des Fm4 Preises fest, da ist Katharina Tiwald dabei, die es ja immer wieder schafft literarisch aufzufallen und sich offenbar auch unermüdlich durch den hierarchisierten Literaturdschungel kämpft. Ihre „Messe für eine“ habe ich auch auf der Leseliste, aber das wird noch etwas dauern bis ich dahin komme, derzeit bin ich ja bei den Sommerbüchern und bei meinem „13-Kapitel-Roman“, solang oder so kurz der auch werden wird.
2013-07-24
Wiedermal ein Schreibbericht
Die hat es ja seit November nicht sehr oft gegeben, weil ich seit damals hauptsächlich korrigierte, über Veranstaltungen und Bücher schrieb oder allgemeine Betrachtungen abgab. Aber eigentlich bin ich ja eine Schreiberin, so hat es in den Fingern und unter den Nägeln gebrannt, obwohl die Korrigierpause vielleicht ganz gut war, denn irgendwie war ich ja mit meinen dreißig hintereinandergeschriebenen Büchern auf die auch noch keine Resonanz gekomenn ist, ausgeschrieben und die Hemmung, „Du kannst es nicht, du kannst es nicht!“, war ja auch sehr stark da. So dachte ich, daß die Idee mit dem Literaturgeflüsterbuch vielleicht eine gute ist, um wieder schöpferische Kraft zu sammeln und dann, wie das Kind nach den Masern einen großen Entwicklungsfortschritt zu machen und meine Schwächen, daß ich so schnell drauf losschreibe, vieles halbfertig stehen lassen, mich permanent wiederhole, etc müssen ja auch noch überwunden werden.
Ohne wirkliches Feedback ist das gar nicht so leicht, nicht im eigenen Saft mit den eigenen blinden Flecken zu schmorren, etc. Trotzdem habe ich mich schon sehr darauf gefreut fertig zu werden und das war letzten Dienstag der Fall. Das habe ich auch in einem euphorischen Artikel beschrieben, darauf gleich meine Sommerfrischen-Stadtschreiber–Lesemarathonpläne gemacht und bin mit dem gelben Notizbuch am Mittwoch nach St. Pölten gefahren, schauen, wie es mit den Notizen der dreizehn Kapitel, die es ja schon gab, steht. Das Resultat habe ich schon berichtet. Es war mager und auch sehr heiß, ich habe außer dem Namen der Hauptfigur, Laura Augustin, den ich schon hatte nicht viel gefunden. Donnerstagnacht ist dann das Expose, das heißt die zwölf Personen für die Kapiteln, die Laura wird ja zwei bekommen, also den Anfang und das Ende bilden, gefunden. Sehr gut toll, ausgezeichnet, also geht es doch und am Freitag zum Schreiben angefangen.
Das erste Kapitel mit der Laura Augustin, die bald sechzig wird und ihre ungelesenen Bücher auflesen will. Wenn ich einen Roman aus dreizehn Kapitel machen will, sollte eines ungefähr zwanzig bis dreißig Seiten haben, mir sind am Freitag aber, glaube ich, nur sechs eingefallen und da dachte es dauernd in mir, „So geht das nicht, das hast du doch schon einmal gehabt!“, etc und mir meine Kritiker vorgestellt, die mahnen, warum immer nur von Büchern und von alten Leuten schreiben.
Ich habe tief durchgeatmet, gedacht, macht ja nichts und bin mit der „Heimsuchung“ und den „Zwillingswelten“ in die Badewanne gestiegen, denn manchmal hilft es ja, das Eigene zu lesen. Aber das Gefühl, daß ich über meine Hemmungen und meine Schwächen nicht hinwegkomme und, daß das Ganze mir auch keine große Lust sondern eher einen Zwang bereitet, war trotzdem da.
Am Samstag habe ich im Badezimmer dann gedacht, daß mir das Schreiben Spaß machen sollte und, daß eine die das seit vierzig Jahren kontinuierlich macht, die in dreißig Minuten einen Text in einer Schreibwerkstatt oder für das Stadtschreiberbuch und in knapp vierzehn Tagen einen Nanowrimo-Rohtext zusammenbringt,schon dreiunddreißig Bücher und viele Texte in Anthologien hat, doch nicht so schlecht sein kann.
Und das Expose ist wieder angewachsen. Das erste Kapitel habe ich jetzt zweimal korrigiert, ergänzt und abgeändert. Es hat sieben Seiten und 3128 Wörter, für den Anfang also schon etwas, denn kein großer Roman entsteht in einem Tag und darin liegt vielleicht meine feedbacklose Schwierigkeit, daß ich Angst vor dem ersten Satz, der ersten Seite habe, die mir ohnehin schon oft schwer genug fällt und wenn dann nichts zurückkommt und ich das Gefühl habe, daß nichts weiter geht, wird es schwierig.
Ich habe in den sieben Seiten aber Anspielungen auf drei oder vier Personen, die in den anderen Kapiteln vorkommen. Da geht die Laura zum Beispiel mit dem Buch von dem Ernst Schwarz in die Badewanne. Aber wie mache ich da weiter ohne allzuviel zu recherchieren? Ist einfach, der Ernst Schwarz ist ein Traum, bzw eine Biografie von fünf Seiten, die die Laura im Kapitel drei der Uschy Bischof erzählt, die sich gerade ein Kopftuch aufsetzt und durch Teheran spaziert.
Aber es müßen nicht alle Personen von der Laura getragen werden, dann wäre es kein Reigen. Und wenn mir das ganze Spaß machen soll, es ohnehin niemanden außer mir interessiert, kann ich mich darin auch austoben, also ohne Rücksicht auf Verluste, die Themen anschneiden, die mich immer schon interessierten und damit vielleicht über meine Schwächen hinwegkommen.
Also wird es eine Bloggerin geben, Vera Mosebach und das ist die Freundin von Nikas Schwester, die ist Psychotherapeutin und der Plagiatsautor kommt zu ihr, ich weiß sowas ähnliches hatte ich auch schon einmal, aber man schreibt vielleicht immer denselben Roman, die anderen tun das auch und das ist vielleicht die eigene Stimme und wird diesmal auch ganz anders sein.
Denn da gibt es ja den ehemaligen Politiker Laurenz Wolkner mit Alzheimer in einer Seniorenresidenz, der hat einen Freund und der ist Psychiater und Corvin Richter ist ausgepowerter Kulturkritiker, liest Veras Blog und gibt ihr am Ende den Bloggerpreis.
Die Frau am Fenster, Mia aus Georgien gibt es auch, die habe ich schon erwähnt und dann sind zehn Jahre vergangen, Laura ist siebzig, hat ihre Bücher gelesen, aber auch schon neue auf ihrer Liste, Uschy ist in China, Vera ausgezogen und Laurenz Wolkner hat gerade sein Begräbnis gehabt.
So könnte es gehen und wenn ich nicht jedes Kapitel in einem Tag hinbekomme, ist das genau das, was ich eigentlich will, also Zeitlassen und die Stellen, wo man sich vielleicht an die Wand geschrieben hat auflösen und zurück an den Start und wenn jedes Kapitel sieben Seiten hat, habe ich auch schon neunzig und vielleicht bekomme ich bei einigen auch mehr zusammen. Und das Neue ist, daß sich die Handlung jeweils von einem Protagonisten zum nächsten hinüberzieht, das könnte ganz spannend sein und wenn ich das durchalte, was mir bis jetzt vorschwebt, wird es auch zumindest teilweise was Neues. Daniel Kehlmann hat ja ein „Ruhm“ einen Roman aus verschiedenen Kapiteln geschrieben und vielleicht auch Anna Weidenholzer im „Platz des Hundes“.
Bei mir ist es ein Experiment, so habe ich noch nie einen Roman geschrieben und auch eine Idee, vielleicht mit dieser Form von dem Gefühl des Ausgeschriebenseins wegzukommen. Aber das ist jetzt gar nicht mehr so mein Problem, denn meine Leser können es an der Fülle meiner Blogartikel, die mir derzeit so einfach aus den Fingern flutschen sehen, daß ich im Moment sehr produktiv zu sein scheine.
Und dann gibt es noch die Idee, das ganze doch bei Amazon einzustellen, um zu sehen was da passiert, ob sich da die Leser darum reißen, die bei meinen Gewinnspielen gähnen und mir sonst sagen, dafür haben wir keine Zeit.
Irgendwie denke ich auch, daß mir das ein bißchen helfen könnte, weil ich ja sehr darunter leide, zu schreiben und zu schreiben und immer daneben zu stehen. Mit dem Selbstgemachten ohne ISBN Nummer habe ich mich da ja selber sehr in die Nesseln gesetzt und wenn das Kindle self publishing weniger ehrenrührig ist und man damit sogar einen Leipziger Messepreis gewinnen kann…
Mal sehen wie es wird, denn nur schreiben ist vielleicht wirklich zu wenig, man braucht schon hin und wieder jemanden, der es bemerkt und auch ein bißchen anerkennt.
2013-07-23
Nachruf auf Rolf Schwendter
Der Montag war wieder so etwas wie ein literarischer Tag, manchmal fühle ich mich zwischen den Veranstaltungsbesuchen, den Bücherbergen und dem Bloglesen bzw. kommentieren, weit weg davon, am Vormittag hat aber Ruth Aspöck angerufen und mir von den „Literatur und Text Tagen“ erzählt, die inzwischen in Strobl am Wolfgangssee stattfinden und an denen sie teilgenommen hat, dann meldete sich Doris Nussbauer vom „Werkl“ mit der Mitteilung, daß sie die von der Verramschung bedrohte erste Lise Meitner Anthologie aufgekauft hat und eine Lesung im Herbst oder am Frauentag machen will. Ein Portrait will sie auch von mir bringen.
Dann bekam ich noch einen Kommentar bezüglich meines St. Pöltner Buchhandlungstag mit ein paar Mitteilungen zu Milena Michiko Flasars „Ich nannte ihn Krawatte“, ich schrieb mein zweites Kapitel mit einem Nachruf oder Lebenslauf auf den in Wien geborenen Sinologen Ernst Schwarz, den die Nazis nach Schanghai brachten und der dann in der DDR spionierte, bevor er wieder nach Österreich kam und in Münichsreith 2003 verstarb. Dann schickte mir Alfred die Nachricht des Tages, Rolf Schwendter ist am Sonntag In Kassel verstorben und ich war sehr betroffen, obwohl Rolf Schwendter ja sehr krank gewesen ist. Um Weihnachten lag er auf der Intensivstation, dann schien es ihm kurzfristig besser zu gehen und ich habe nachgedacht, ich habe ihm nicht am „Tag der Freiheit des Wortes“ das letzte Mal gesehen, sondern wahrscheinlich bei Ruth Aspöcks Lesetheateraufführung von Elisabeth Freundlichs „Im Steingebierg“.
Am Abend habe ich mich am Abend mit der Ruth und dem Alfred am Rathausplatz getroffen, die es auch schon wußte, jetzt braucht die GAV einen neuen Präsidenten und das Volksstimmefest, dessen Programm Christoph Kepplinger, dann am Abend schickte, hat einen Leser weniger und die Ballade zum Thema „Ausverkauf“ wird uns auch abgehen.
Als Arthur West 2000 im August gestorben ist, hat Helmuth Rizy vorgeschlagen, daß jeder der Lesenden vor oder nachher sein Lieblingsgedicht bringt, das wäre auch eine Idee, obwohl der 1939 in der Wiener Hasnerstraße geborene, wie ich in den Nachrufen las, eine große Menge Texte und noch viel mehr Unveröffentlichtes hinterlassen hat. Die Ruth hat mir von kleinen Heften, die sich sich stoßweise in seiner Wohnung befinden sollen, erzählt und die schwer zu transkribieren wären, denn Rolf Schwendeter war ja einer, der alles mit der Hand geschrieben hat, Telefon und seine Nachfolgermedien ablehnte und einer der gescheitesten Menschen, die mir je begegnet sind.
Ich habe ihn, den GAV-Präsidenten wahrscheinlich in der GAV kennengelernt und bin ihm immer wieder begegnet, hat er ja nicht nur erste Wiener Lesetheater gegründet, den Tag der Lyrik organisiert, die Poet-Night und und und.
Die Poet-Night wird es vielleicht nicht mehr geben, ist mir am Abend eingefallen, wieder eine Veranstaltung weniger, bei der ich dann nicht lesen kann und ich habe Rolf Schwendter, den ich auch beim „Tag der Freiheit des Wortes“ immer wieder getroffen habe, auch immer wieder erzählt, wie sehr ich darunter leide, daß ich von diesem Literaturbetrieb noch nicht entdeckt wurde. Er hat es, glaube ich, verstanden und mich 2009 als der Osterspaziergang durch Margareten ging, sehr viel lesen lassen, über Paul Wimmer, Jeannie Ebner, Jura Soyfer und und und…
Ja, richtig den Osterspaziergang wird es vielleicht auch nicht mehr geben und die handgeschriebenen Schnipsel bei den Lesetheateraussendungen. Denn wer bitte schreibt heute noch mit der Hand und ist telefonisch nur nach Mitternacht bis zwei Uhr früh zu erreichen, wenn man etwas für das Lesetheater organisieren will.
Der Rolf war auch ein Katzenfan und dreifacher Doktor, ein Herr Professor, obwohl er nicht so ausgesehen hat, einer der alternativsten und intellektuellsten Menschen, der von Wien nach Kassel und zurück hin und hergependelt ist. Devianzforscher und Autor von Kochbüchern „Arme essen – Reiche speisen“,“Psalter“, die Katertotenlieder“ „Von der Unmöglichkeit zu Telefonieren“, sind einige seiner gedruckten Werke, wie schon erwähnt, das meiste soll unveröffentlicht sein.
Ruth Aspöck hat ein Buch über das Lesetheater herausgebracht und bei ihr in ihrem Haus im Mühlviertel, gab es auch eine Lesung, an die ich mich erinnern kann, weil ein Foto davon, das Cover des Buches bildet. Feste hat es gegeben um sechzigsten, fünfundsechzigsten, siebzigsten Geburtstag und viele viele Veranstaltungen. Beim Alltäglichen Leben zu der mich Ilse Kilic mit dem Literaturgeflüster eingeladen hat, haben wir zusammengelesen. 2002 hat er den Tag der Freiheit des Wortes organisert und immer ein Gedicht dafür geschrieben.
Den Katzenfasching hat Susanne Schneider, glaube ich, für ihn organisiert.
Er ist sehr krank gewesen und hat seiner alternativen Lebensform wohl auch nicht sehr auf sich geschaut, so habe ich es in einem der Nachrufe gelesen, er hat aber zu trinken aufgehört, zu rauchen und auch sehr viel zu essen. Früher war er, glaube ich, dafür bekannt, daß er zwei oder drei Hauptspeisen hintereinander verzehren konnte und wenn es Streit gab, ist er immer vermittelnd und ausgleichend aufgetreten.
Jetzt braucht die GAV einen neuen Präsidenten mit der Ruth Aspöck habe ich mich ein bißchen darüber unterhalten, wer das werden könnte? Die Petra Ganglbauer oder die Erika Kronabittner vielleicht, denn Präsidentinnen braucht das Land. Ein berühmter Name, wie Robert Schindel wäre aber auch ganz gut, aber erst einmal wird er uns sehr fehlen.
Wer bitte wird beim Volksstimmefest den Abschluß machen, wiegend und singend oder vielleicht die Maultrommel spielend uns vom Ausverkauf in diesem Land erzählen?
Und hier ein Nachruf von der Wiener Zeitung mit einem Bild, das der Alfred am letzten Volksstimmefest gemacht hat.
Ein Stadtschreibertext
Xenia hatte das Handy in der Hand und blickte Hubert an, ihren Mann, ihren Gatten, ihren Liebsten, angetraut seit fast fünfzig Jahren und sie würde in drei Monaten ihren Siebziger feiern. Ja, damals heiratete man noch so jung. Damals vor fünfzig Jahren, als sie gerade zwanzig und mit dem College fertig war. Da war sie ein bißchen in die Welt gereist. Das heißt nach Capri an den Strand gefahren, wie man das in den Sechzigerjahren so machte und dort Hubert kennengelernt, der aus Wagram stammte. Sie kam aus Spratzern und wohnte noch bei ihren Eltern. Jetzt besaßen sie ein Haus am Mühlenweg und Hubert hatte Krebs diagnostiziert bekommen.
Dabei sah man ihm das gar nicht an, wie er so da saß in seinem dunkelbrauen Hemd, die weiße Baseball Kappe auf den kurzen Haaren und seiner tief gebräunten Haut. Fast strahlend sah er sie an, daß sie es gar nicht glauben konnte und hoffte Norbert hätte sich geirrt. Aber Norbert, ihr ältester, der auch schon bald fünfzig wurde, genaugenommen in einem knappen Jahr, irrte sich nie und galt als anerkannter Onkologe und ausgezeichneter Diagnostiker im Landeskrankenhaus. Also würde es schon stimmen und das trieb ihr die Tränen in die Augen, während Hubert, sie tapfer anzulächeln versuchte, obwohl es ihm bestimmt genauso beschißen ging. Was sollte sie ohne ihn beginnen? Also tapfer zurücklächeln. Theaterspielen und nach dem Handy greifen.
„Hallo, Mony, bist du dran?“, rief sie die Freundin an.
„Kommst du auf den Rathausplatz? Ich sitze mit dem Hubert noch in der Cafebar am Markt, aber nachher kommen wir dorthin auf ein paar Scampi und ein Eis und treffen dort die Ilona. Der Norbert ist noch im Krankenhaus und wir waren einkaufen!“, rief sie scheinbar munter und spürte Tränen aufsteigen.
Hubert lächelte sie beruhigend an.
„Du bist so schön, Xenia!“, behauptete er. Sie nickte und glaubte es ihm nicht.
„Der Strohhut steht dir ausgezeichnet. Da schaust du jung und frisch aus, wie du es damals am Strand von Capri, am Mittelmeer in bella Italia warst, erinnerst du dich noch?“
„Oder wie damals in der Manhattenbar!“, setzte sie in dem Versuch tapfer zu sein, hinzu.
„Komm trink den Caffe Latte aus. Wir sollten gehen. Ich muß meine Medikamente nehmen!“, sagte er und sie nickte erneut.
Der Knödel war wieder da, würgte im Hals und überhaupt und ließ sich nicht vertreiben.
„Geht es dir gut?“, fragte er, der sie kannte. Sie nickte wieder und wußte, daß die Ilona und die Mony auf sie warten mußten, denn sie würden in das Haus am Mühlweg gehen, wo Hubert seine Infusion und Tabletten brauchte.
„Du bist schön, wie ein junges Mädchen, Xenia, weißt du das?“, wiederholte er fast drängend und sie nickte erneut und schmiegte sich an ihm. Das war jetzt schon ehrlicher und es war ihr auch egal, was die Leute denken würden.
Ihre Apothekerin fuhr mit dem Fahrrad an Ihnen vorüber und grüßte freundlich.
„Geht es Ihnen gut, Frau Richter?“, rief sie fröhlich und radelte weiter. Wieder hatte sie genickt und das Handy in ihre Tasche vergraben. Ilona und Mony konnten warten.