Konstantin Kaiser hat mich zu der Verabsciedung von der Schriftstellerin Friedl Hofbauer eingeladen, die am 22. März gestorben ist und die am Dienstag um zwölf am Zentralfriedhof in einem Ehrengrab erfolgte.
Nun habe ich, die am 19 Jänner 1924 in Wien geborene Lyrikerin, Übersetzerin und Kinder und Jugendbuchautorin zwar nicht besonders gut gekannt, aber doch drei sehr beeindruckende Begegnungen mit ihr gehabt, so daß ich den klientenfreien Osterdienstag zu einem Spaziergang zum Zentralfriedhof nützte.
Ich habe Friedl Hofbauer, glaube ich, durch Valerie Szabo kennengelernt, beziehungsweise hat sie mich, als ich für meine Dissertation zur „Midlife Krise“ Testpersonen suchte.
So habe ich sie in dem schönen Gemeindebau in Grinzing aufgesucht und mir gleich einmal den Namen eingeprägt. Bekanntschaften mit Autoren haben mich ja schon immer sehr interessiert. Ihre Kinderbücher und Kinderlyrik sind ja eher an mir vorbeigegangen. Da gab es zwar die Bücher von der Vera Ferra Mikura immer unterm Weihnachtsbaum als Gaben von den Wiener Kinderfreunde für die Kinder der SPÖ-Mitglieder, aber von Friedl Hofbauer habe ich erst etwas gelesen, als ich sie, glaube ich, schon besucht hatte. Da habe ich mir einmal das Jugendbuch „Eine Liebe ohne Antwort“ gekauft, weil ich es in einer Abverkaufskiste fand, auf die ich ja immer schon scharf war. 1982 oder so hat dann das J u V Buch „Buben dürfen weinen, Mädchen dürfen pfeifen“, wo ich die „Güler-Geschichte“ drinnen hatte, einen Teil des Kinderbuchpreises der Stadt Wien bekommen, den zweiten Teil gabs für Christine Nöstlingers „Austauschkind“.
Da fand die Preisverleihung im Künstlerhaus statt und da war irgendeine Ausstellung, die ich mir anschaute, nachdem mir ein Vertreter von Stadtrat Zilk den Blumenstrauß und die Urkunde überreicht hatte, das Buch war ja eine Anthologie und so gab es, glaube ich, fünfzehn Preisträger mit Ausnahme der deutschen Gewinnerin, die nicht dabei berücksichtig war.
Mira Lobe, die Georg Bydlinsky oder war es Erich Hackl bei den Verabschiedungsreden erwähnte, war auch im Buch und bei der Ausstellung durch die ich mit dem Blumenstrauß und der Urkunde spazierte, war auch Friedl Hofbauer, die mich fragend anschaute, ich habe mich aber, glaube ich, nicht getraut sie anzusprechen und sie an meinen Besuch bei ihr bezüglich meiner Dissertation zu erinnern.
Das tat ich erst 2007 wahrscheinlich, als sie eine der Jurorinnen des „Ohrenschmaus“ war, zweimal war sie dabei, dann hat sie diese Funktion, vielleicht aus gesundheitlichen Gründen zurückgelegt und ich habe nichts mehr von ihr gehört, bis ihr Sohn Alexander Melach in der „Alten Schmiede“ bei einer von Konstantin Kaisers Veranstaltungen las und in seinem „Zwischenwelt-Text“ an seine Mutter erinnerte.
Richtig, ich habe noch ein anderes Hofbauer-Buch auf meiner Leseliste, das ich erst lesen muß, nämlich „Examen im Schützengraben“ über die Schulzeit im Krieg und jetzt weiß ich auch ein bißchen etwas über ihre Gedichte, bzw. habe ich Gelegenheit sie zu lesen, denn es gibt ja ein Podium-Bändchen, das freundlicherweise ausgeteilt wurde und Georg Bydlinsky, ebenfalls ein Kinderbuchautor, hat in seinem Nachruf mit ihren Gedichten begonnen „Hoch tief auf und nieder hoch tief immer wieder“.
Ich habe mich bemüht möglichst rechtzeitig am Zentralfriedhof zu sein, wußte ich ja schon von den Begräbnissen der Valerie und der Heidi Pataki, daß man da unter Umständen sehr lange zu der Halle marschieren muß, bei Elfriede Gerstl war es wieder anders, da war die Halle gleich beim Eingang und ich zu früh dran, aber diesmal sah ich gleich die Gestalten mit den Blumen die Allee entlang marschieren, so daß ich langsam nachgehen konnte.
Angelika Kaufmann habe ich gesehen, Renate Welsch, die Riege der Kinderbuchautorinnen, die in ihre Fußstapfen traten, wie Erich Hackl, glaube ich, erwähnte. Ich bin in der letzten Reihe neben glaube ich, Martha Keil vom Instiut für jüdische Geschichte gesessen, Konstantin Kaiser ist später gekommen. Heinz Janisch auch ein „Ohrenschmaus Jurymitglied“, der sich immer um sie gekümmert hat, habe ich auch noch gesehen.
Es gab Musik und dann die Reden von Georg Bydlinski und Erich Hackl, die an ihre Gedichte und ihre Begegnungen mit der Autorin erinnerten. Georg Bydlinski schlug einige Preise vor, die sie auch noch gewinnen hätte können: „Anerkennungspreis für improvisierte Gastfreundschaft, den „Würdigungspreis fürs Nicht-Verzweifeln widriger Umstände“, die „Freundschaftsplakette für uneigennützige Manuskriptberatung“, die „Goldene Wippschaukel für das beste Wippschaukelgedicht aller Zeiten“- Das ist mir, wie erwähnt, bisher entgangen, in Georg Bydlinkis Nachruf kann ichs aber nachlesen und die Enkelkinder, glaube ich, waren es, teilten dann am Grab auch noch das kleine blaue Podiumbändchen aus.
Friedl Hofbauer habe ich durch die Redner erfahren, hat nicht nur für Kinder, sondern auch für Erwachsene geschrieben, in dem Bändchen werden wahrscheinlich eher die Erwachsenenentexte drinnen sein. Einen Pfarrer gab es dann auch noch, der am Grab das „Vater unser“ betete, eine Schweigeminute für die, die vielleicht in dieser Zeit umkommen hielt und erwähnte, daß Friedl Hofbauer nicht an ihren Tod glaubte.
Ich warf Erde in das Grab und sah mich nach den anderen Ehrengräbern um, in die ich schon Erde geworfen habe. Valerie, die im Ehrengrab ihres Mannes Wilhelm Szabo liegt, bei dessen Begräbnis war ich nicht und das Ganze noch neben Hermann Schürrer, das von Elfriede Gerstl und gleich daneben, das der Heidi Pataki, die ich nicht gleich fand, obwohl ich mich am Falco-Grab orientierte, aber das der Heidi Pataki zierte eine Venusfigur und das Elfriede Gerstls ist ein weißer Block und man muß die Namen erst suchen.
Jetzt weiß ich sie aber und kann bei jeden weiteren Begräbnis eine Ehrenrunde machen und an die Valerie, die Heidi Pataki, an Elfriede Gerstl denken…
Dann gabs noch eine Einladung in ein Gasthaus zu einem Buffet, so daß ich noch ein bißchen bei den Erinnerungen bleiben und sie austauschen konnte. Wie beschrieben, es waren sehr beeindruckende Begegnungen, die ich mit ihr hatte und die beiden Bücher werde ich demnächst lesen und apropos Bücher, da gibt es ja Morgen den Welttag des Buches und am Vortag veranstaltet die Buchhandlung Malota einen Flohmarkt, weil sie Ende März schloß. Die Buchhandlung „Reichmann“, die sich daneben befand, ist ja schon geschlossen und bei beiden gab es vor ein paar Jahren noch das Geschenkbuch zum 23. April zu holen.
Jetzt wurde abverkauft, beziehungsweise war das schon sehr geschehen, als ich um halb sechs die Buchhandlung betrat, aber Ralph Dutlis „Soutines letzte Fahrt“, ein Longlist oder sogar Shortlistbuch des Herbstes und dann Aravino Adiga „Letzter Mann im Turm“ um je drei Euro und dann noch einen Karl-Markus-Gauß-TB um eins fünfzig.
Blöd natürlich, wenn die Buchhandlung wegen mangelnden Umsatz schließen muß und ich sollte mich, da ich ja keine zwanzig Euro Bücher kaufe, an die Nase nehmen, habe aber jetzt wieder drei schöne Schmankerl und eine eindrucksvolle Erinnerung an eine Kinder- und Jugendbuchautorin, deren Kinderbücher mir bisher leider entgangen sind, so werde ich die erwachsene Frau und die sehr bemühte „Ohrenschmaus-Jurorin“ in Erinnerung behalten, von ihr kam ja, glaube ich, auch die Idee von der Ehrenliste.
2014-04-22
Zum Begräbnis von Friedl Hofbauer
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