Literaturgefluester

2014-10-02

Röslein rot

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:23

Ein Krimi in Pastellfarben und dem Buch ist ein Folder mit zwanzig Quarellen beigefügt, die in den zwanzig Kapitel eine Rolle spielen, denn Annerose ist eine frustrierte Hausfrau mit abgebrochenen Studium und Architektengatten in einem kitschigen Bauernhäuschen, wie die meisten Heldinnen von Ingrid Noll, der Arztgattin und Mutter, die erst spät zu schreiben angefangen hat und dann mit ihrer ab- und hintergründigen Bosheit aufgefallen ist, obwohl in den Krimis, zumindestens in diesen, eigentlich gar nicht so viel kriminelles passiert, eigentlich nur ein Alibimord, denn das gehört ja zu einem Krimi hat Michaela Muschitz ja am vorletzten Samstag im Writersstudio behauptet und ein Mordanschlag, der mißlingt und der Leser mit seinen Spannungsabsichten ein bißchen in die irre führt.
Das ganz normale kleinbürgerliche Leben halt mit allen seinen Abgründen und da Ingrid Noll eine Bestsellerautorin ist, findet man im Schrank auch ihre Bücher, so habe ich schon „Die Apothekerin“ und „Der Hahn ist tot“ gefunden und „Kuckuckskind“ kommt demnächst zum Lesen dran.
Da ist also Annerose, knapp vierzig, die von ihrem Leben erzählt und in jeden Kapitel ein Bild beschreibt, denn sie hat ein paar Kunstkataloge zu Hause und schon viel von den ganz normalen Abgründen erlebt.
So hat sie ihren Vater sehr früh verloren, der war schon alt und hatte eine erste Ehe und eine Tochter namens Ellen, dann heiratete er eine jüngere Krankenschwester, bekam von ihr ein Söhnchen, das er überfuhr, dann legte er sich ins Bett, wurde fünfzehn Jahre von seiner Frau gepflegt und als er starb, mußte Annerose in das Bett der Mutter und die Kindheit war dahin.
Stoff schon für mindestens fünf Romane, die sich alle im Writerstudio entwickeln lassen oder schon von Ingrid Noll und anderen geschrieben wurden.
Die Tochter büchst nach der Matura aus, läßt sich von der Mutter ein Studium bezahlen, das sie nicht zu Ende führt, dann liebt sie ihren kleinbürerlichen Architekten am Baugerüst, bekommt von ihm zwei Kinder, die inzwischen acht und zehn Jahre sind, hat zwei Freundinnen und Kontakt mit ihrer Halbschwester aufgenommen, beginnt für den Architekten Sekretärin zu spielen und ist frustriert, etc, so weit so what und die Handlung beginnt. Denn da taucht eines Tages eine Rose auf dem Auto auf, hat Reinhard eine Rosenkavalierin? Annerose ist eifersüchtig, der Gatte sagt „Du spnnst!“, legt sich dann aber doch auf die Lauer und erwischt eine junges Mädchen namens Imke, eine Diätassistentin und Stalkerin, die sich in harmloser Naivität in ihn verliebte und ihn nun mit ihrer Liebe verfolgt, das schmeichelt natürlich das Männerherz. Die Frau glüht vor Eifersucht, was ihr nichts nützt, denn Reinhard läßt sich in Zukunft mit Briefen und Bienenstick verwöhnen, die sie ihm wegen Annerose, die die Briefe zurückbrachte, ins Büro bringt, das versteht er als Aufforderung sie zu vergewaltigen. Sie flüchtet aufs Klo, schlitzt sich die Hände auf, kommt in die Psychiatrie und das Leben geht im Hause des Architekten weiter. Annerose hat jetzt mit der Hinterglasmalerei angefangen, bei einem Streit zerstört er ihr Bild, triff eine Studienkollegin wieder, die jetzt die Sekretariatsarbeit für ihn übernimmt, Annerose ist wieder eifersüchtig und sinnt mit einer Schneekugel auf Rache, wird von ihrer Schwester mit ihren Kindern zu einer Italienreise eingeladen, dort soll oder will sie ihn betrügen, was der braven Hausfrau aber mißlingt. Reinhard treibt es inzwischen mit ihrer Freundin Silvia, denn die hat einen Lustmolch als Mann und der hat in seinen Kalender geschrieben, daß er es mit Anne trieb, das erzählt sie nun allen und Udo wird tot in seinem Bett aufgefunden.
Ein Flasche vergifteter Grapefruitsaft findet sich im Mülleimer, Anne will die Polizei holen, aber ein Erpressungsversuch ist besser.
So kommt es zu einem Wohnungstausch, Anne zieht in das schöne Haus der Freundin, nimmt sich auch die kleine Imke zu sich, die zur Aufklärung des Falles beitrug und beginnt möglicherweise eine Karriere als Malerin, Reinhard bleibt in seinem Bauernhäuschen und nimmt sich eine neue Frau, die auch die Sekretariatsarbeiten übernimmt.
Ist so das bürgerliche Leben? Bis auf den Mord bestimmt. Der findet in der Realität meist nur in den Krimis statt. Die werden dann Bestseller und ich finde sie in den Bücherkästen und lese sie begierig obwohl ich selber keinen solchen schreiben kann, weil es mich vor den Morden scheut.

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