Von der Weihnachtsdepression geht es gleich zu Punsch und Keksen in der „Gesellschaft für Literatur“, denn da findet ja zweimal im Jahr die sogenannte „Lese.Auslese“ statt. Immer am Ende der Saison, das heißt im Juni und kurz vor Weihnachten stellen Katja Gasser und Cornelius Hell ein paar ausgewählte Bücher vor, die man noch schnell unter den Christbaum legen oder in den Urlaubskoffer packen kann.
Jetzt bin ich ja keine so besondere Freundin der Lese.Auslesen, literarischen Quartetten und Soirees, denn Angesichts meiner überlange Leseliste, brauche ich keine Empfehlung, was ich lesen soll und so gehe ich jetzt kaum mehr zu solchen Veranstaltungen.
Bei der Lese.Auslese war ich vor einigen Jahren im Sommer, da bin ich, glaube ich, auch mit Katja Gasser ins Gespräch gekommen und sie hat sich ein Buch von mir geben lassen, mit Cornelius Hell habe ich auch einmal in der „Gesellschaft für Literatur“ gesprochen.
Diesmal steckte er im Stau und verkühlt war er auch, so bin ich mit einem Ehepaar ins Gespräch gekommen, daß mich von den literarischen Soireen kannte, bzw. gerne zu solchen geht und eine Liste der acht vorgestellten Bücher lag auch auf den Sitzen auf.
Davon kannte ich sieben Autoren, gelesen habe ich noch keines der Bücher, eines hätte ich mir beim „Freytag und Berndt“ fast ertauscht, wenn es dort aufgelegen wäre, von fünf anderen Autoren habe ich andere Bücher gelesen, bzw. noch auf meiner Leseliste stehen.
Manfred Müller leitete ein, erklärte, daß mit dem Saisonende und, daß die Beiden jetzt das elfte Mal zusammen moderieren, die Veranstaltung gibt es schon seit 1994.
Das erste Buch stach wie das letzte ein bißchen aus der Reihe der vorgestellten, handelte es sich doch um Judith Hermanns Kurzroman „Aller Liebe Anfang“, da habe ich „Sommerhaus später“ schon gelesen, „Nichts als Gespenster“ und „Alice“ noch auf meiner Liste und das Buch ist, wie Katja Gasser erklärte bei der Kritik nicht gut weggekommen. Weil es wahrscheinlich mehr eine Erzählung als ein Roman ist, denn Judith Hermann fängt mit wenigen Worten Stimmungen ein und es geht um eine Familie, einen Mann, eine Frau, ein Kind und einen Stalker, so die Kritik, Katja Gasser meinte aber, daß es um zerbrochene Idyllen gehen würde und räumte ein, keine besondere Hermann Freundin zu sein.
Dann ging es, was das Thema des Abends sein hätte können, in die Nachbarländer, in die Zweitsprachen, den zweiten Weltkrieg und in die Diktaturen, zuerst aber nur nach Kränten und zu Mayja Haderlaps Gedichtband „langer transit“, aus dem habe ich, glaube ich, bei der „Poliversale“ schon gehört.
Und aus Szillard Borbely „Die Mittelosen“ habe ich bei der „Buch-Wien“ und am Sonntag im „Ex-Libris“ was gehört. Und das ist auch das Buch, das ich mir fast eingetauscht und nach Ungarn mitgenommen hätte und es wurde von Cornelius Hell sehr gelobt, der bedauerte, daß sich die Rezensenten, nicht auf diesen tollen Roman stürzen, das das arme Leben im totalitären Ungarn nach 1945 schildert.
Dann gings zu Hertha Müller und nach Siebenbürgen, bzw. zu dem Gespräch mit Angelika Klammer „Mein Vaterland war ein Apfelkern“, daraus habe ich auch bei der „Buch-Wien“, bzw. der „Wiener Vorlesung“ im Rathaus gehört und Katja Gasser meinte, daß das ein Buch für Nichtleser wäre.
Das war wahrscheinlich eine Werbung und Empfehlung das Buch zu kaufen, auch wenn man nicht für die Poetik einer „Atemschaukel“ ist, ich mir aber nicht ganz vorstellen kann, daß ein Interviewband den Lesemuffel zum Leser machen kann.
Das nächste Buch war laut Cornelius Hell nicht so hochliterarisch wie Herta Müller und das mir unbekannte, nämlich von Dalila Grinkeviciute, 1927 in Kaunas geboren, dann in die Polarnacht verschleppt und dort schildert das junge Mädchen, den Hunger und das Elend, der nach Sibirien verbannten und lobt den „Aber der Himmel grandios“, sie schreibt ihre Erlebnisse auf, versteckt das Manuskript dann, ich glaube, vor den Russen, in einem Einweckglas und vergräbt es im Garten, findet es nicht mehr, schreibt also alles aus der Erinnerung nochmals auf, studiert Medizin, nach ihrem Tod 1987 wird das Glas dann gefunden und jetzt auf Deutsch veröffentlicht.
Es blieb dann gleich bei den baltischen Staaten und bei Sofi Oksanen, die in „Als die Tauben verschwanden“ ihren dritten Roman über das finnisch-estnische Verhältnis geschrieben hat.
„Stalins Kühe“ habe ich gelesen und von Marica Brodozic habe ich mir einmal „Tito ist tot“ um dreißg Cent in einem Antiquariat gekauft und noch immer nicht gelesen. jetzt wurde ihr Reisebericht „Mein weißer Frieden“, als Roman verkauft und von Katja Gasser vorgestellt, die schon einmal mit Marica Brodozic in ihre dalmatinische Heimat gefahren ist und einen Film von den Orten ihrer Kindheit drehte. Damals hat sie sich gewundert, daß sich die Autorin, wie auch Herta Müller nur mit dem Schönen beschäftigen wollten.
Bei ihrem jetzigen Reisebesicht über Ex-Jugoslawien hat sie sich auch auf den Krieg und die brüchigen Stellen eingelassen und das mit analytischen Blick beleuchtet, ist sie doch, was ich nicht wußte, mir aber Cornelius Hell erklärte, von Beruf Psychoanalytikerin.
Was noch fehlt ist das zweite „Außenseiterbuch“, das nicht von der SU, Jugoglawien, dem Krieg und den Partisanen, aber von Landschaft handelt, nämlich das Longlistenbuch von Esther Kinsky „Am Fluß“, eine Autorin, die ich von der Buchpreisdiskussion kenne, aber noch nichts von ihr gelesen habe.
Nachher gab es wie schon erwähnt den Punsch und die Kekse und wenn gewünscht Gespräche über die Bücher, Dine Petrik, Gabriele Petricek waren von der Autorenseite da und noch ein paar Fans der literarischen Soirees.