Bei Buch fünf der LL, ich danke dem „Wallstein-Verlag“ sehr für die beiden Rezensionsexemplare, geht es nach Italien und es geht, wie bei Kay Weyand wieder um Leben und Tod und natürlich auch noch um die Liebe, aber hat nicht schon MRR gesagt, daß das bei allen Büchern der Fall ist?
Ralph Dutlis „Die Liebenden von Mantua“ war wahrscheinlich das Buch, das mich, als ich es auf der LL sah, am wenigsten ansprach, denn wen interessiert schon ein Roman über zwei Skelette aus der Jungsteinzeit, habe ich gedacht und mich wieder mal geirrt und Ralph Dutli, bestsellerverdächtig, wie ich einem Radiobeitrag entnahm, den man über die dBp-Facebookseite nachhören kann, der 1954 geborene Schweizer Autor ist schon 2013 mit „Soutines letzte Fahrt“ auf der LL gestanden.
Damals habe ich mir das Longlistenlesen angesichts meiner überlangen Leseliste ja noch verkniffen, von Buch und Autor aber während meines 2013 Leizpiger Buchmessensurfings gehört, ich war damals, glaube ich nicht in Leipzig und als ich ein Jahr später vom Begräbnis der Friedl Hofbauer kam und noch rasch den Flohmarkt besuchen wollte, die die zweite zusperrende Buchhandlung auf der Wiedner Hauptstraße veranstalte, habe ich das Buch um drei Euro entdeckt, gekauft, aber noch nicht gelesen.
Das wird wohl noch eine Weile ungelesen in den Regalen meiner Bibliothek stehen bleiben und in Ralph Dutlis preisverdächtigen Roman, wo habe ich gelesen, daß er sicher auf die Shortlist kommt, geht es auch um eine Bibliothek und es geht, das kann ich eventuellen Unschlüßigen, die sich ebenfalls von zwei Skeletten abschrecken lassen, gleich verraten, um viel viel mehr als um das, eigentlich geht es gar nicht um die, obwohl die Frau, die in der Jungsteinzeit in die Arme eines Jünglings rutschte, wie an einer Stelle veraten wird, Barbarina heißen könnte.
Es geht natürlich um die Liebe und es geht um Italien, dieses herrliche Land, in dem man in den Straßencafes Espressi und Amaretti schlürfen, in den alten Palästen noch immer die Renausance erleben kann und in einem dieser Cafes in Mantua treffen sich zwei alte Freunde wieder, Raffa und Manu, die „el“ Silbe wurde bei beiden abgekappt und Raffa ist da, um über das Erdbeben zu forschen, das es im „verdammten Frühling“ von 2012 gab, Manu, um über die „Liebenden von Mantua“, zwei Skelette aus der Jungsteinzeit, die 2007 gefunden und verschwunden sind, zu schreiben.
Die zwei Freunde haben einander vieles zu erzählen, Raffa fragt den Schriftsteller Manu nach seiner Laure und erfährt widerwillig, daß sie ihn verlassen hat, dann verabreden sie sich für die nächsten Tage und Raffa wartet vergeblich auf den Freund, der nicht zu kommen scheint.
Er geht in sein Hotel, erfährt dort nicht viel vom Besitzer oder Rezeptionisten, denn man will sich in Zeiten des schwindenden Fremdenverkkehrs nicht mit Vermißtmeldungen und Polizeibesuchen aufhalten, eine junge Frau namens Lorena rennt ihm aber nach und erzählt ihm von einer merkwürdigen Entführung.
Manu sei in ein Auto gestoßen worden und wurde auf das Schloß eines merkwürdigen Comtes gebracht, sein Handy und seine Uhr wurden ihm abgenommen, dafür erhielt er einen Laptop ohne Internetzugang und der Comte lädt ihm am Abend zum Essen ein.
Er hat den besten Koch und noch zwei Leibwächter, die Manu fortan bewachen werden und der soll eine Theorie über die Liebe, als neue Religion schreiben, denn der Comte hat genug von der, die einen Gekreuzigten als Symbol erwähnt, auf diese Idee hat mich schon einmal meine alte Schriftstellerfreundin Elfriede Haslehner gebracht.
Der Comte hat aber nicht nur Manu, sonder auch die zwei Skelette entführen lassen, die ruhen nun in seinem Keller, er stellt Manu seine Bibliothek zur Verfügung, die aber auch etwas merkwürdig ist, verschwinden doch die Bücher und es geschehen überhaupt sehr seltsame Sachen in dem alten Palais.
So liegt einer der beiden Leibwächter einmal in einem rosa Schwanenseekostüm, ein andermal in einem weißen Meßdienerkleid erstochen auf dem Boden, Manu beobachtet eine badende Frau, schreibt Briefe, die er aus dem Fenster wirft, bekommt merkwürdige Säfte ins Zimmer gestellt, die ihn wohl ins Halluzinatorische abgleiten lassen sollen und derweil marschiert Raffa mit Laurena, die auch Archäologie studiert hat, aber nur den prekären Job einer Hotelhelferin bekommen hat, durch die Museen von Manuta.
Sie erzählt ihm von dem „Verlobungszimmer“ und überhaupt viel von der italienischen Renaissacegeschichte, geht mit ihm auch nach Verona zu einer „Romeo und Julia“ Aufführung und bevor Manu vollends verrückt wird, klopft eines Morgens die Polizei bei ihm und befreit ihm aus seinem Gefängnis.
Der Comte steht mit Handschellen in der Halle, die junge Badende, eine Cousine Laurenas, die ihm gerettet hat, wurde von des Comtes giftigen Pfeilspitzen, wie vielleicht auch die Liebenden getötet wurden, wenn es nicht doch die Tollkirschen waren, getroffen und als Manu zurückkommt, erwartet ihm ein Brief der Wissenschaft, der ihm erklärt, daß die Liebende vielleicht gar keine solche waren, sondern nur zufällig ineinander verrutschten.
Die bekommen dann auch einen Platz in einem Museum und die beiden Freunde können einander wieder treffen und ich habe eine sehr interessanten, wenn vielleicht manchmal ein wenig kitschig anmutenden Roman gelesen, der an vielen Stellen sehr erhöht war, das bewußte Radiointerview, nennt viele Genre, die in ihm enthalten sind: Reiseführer, Krimi, Liebesroman, Renaissancegeschichte etc, deshalb bestsellerverdächtig.
Er erspart wahrscheinlich eine Bildungsreise nach Italien und jetzt bin ich sehr gespannt, ob er auf die Shortlist kommt, mir ist aber höchstwahrscheinlich, der etwas ambivalente Realismus eines traumatisierten Bestattungshelfer und seine Leichenwäscherideen, in dem es ja auch um die Liebe und den Tod geht, lieber.
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