Literaturgefluester

2017-10-24

Literarischer Heimatabend

Das Thema Heimat ist ja in Zeiten des Rechtsrucks und der schwarz-blauen Regierungsbildung besonders aktuell, beziehungsweise die Anti-Heimat, denn  das Wort“Heimat“ ist ja eher rechts besetzt und die sogenannten Linken sagen dann, sie hätten es nicht so mit dem Begriff oder definieren ihn für sich selber und ich, eine sehr politisch denkende Menschin habe mich in der letzten Zeit auch mit diesen Themen beschäftigt.

Das heißt mit der „Heimat“ ebenfalls eher nicht, aber ich habe im Sinne des österreichischen Debutpreises „Reibungsverluste“ gelesen und da geht es ja um den Unterschied zwischen Übersetzen und Dolmetschen und die Flüchtlingsfragen, beziehungsweise Eva Rossmanns „Patrioten“, die sich in einer Art Antikrimi mit den rechten Strömungen und Hasspostings im Internet beschäftigt.

Das Antikrimi bezieht sich darauf, daß nicht Mira Valenski die Ermittlerin ist, eine mir etwas haarsträubend erscheinende Krimihandlung gibt es aber schon.Ein Patriot wird an das Kreuz genagelt, obwohl Eva Rossmann im Interwiew erkärte, daß es eher keiner ist, sie hat eher verschiedene Personen sich mit diesem Thema beschäftigen lassen. Dadurch ist es meiner Meinung nach eher langweilig geworden, aber  was hat das mit Heimat zu tun?

Nichts natürlich, außer daß Sina und Rami ihre Heimat Syrien verlassen haben und Eva Rossmann von Günter Kaindlsdorfer im Interview gefragt wurde, was Heimat für sie bedeutet?

Ansonsten hat „Kremayr und Scheriau“, die ja eine sehr ambitionierte Literaturschiene haben, in denen sie meistens Debut verlegen, die dann auf den verschienenen Debutpreisliesten stehen, zu einem solchen kurz vor dem Nationalfeiertag in Weinhaus Sittl eingeladen, in das ich sonst ja eher nur zu den Lesetheateraufführungen gehe, aber es ist ein uriges Gasthaus noch im alten Stil, weil sie zwei Heimat beziehungsweise Anti-Heimatromane vorstellen wollten.

Denn da hat ja Petra Piuk, mit „Lucy fliegt“ die Debutantin vom letzten Jahr einen solchen geschrieben, wie sie schon in der „Alten Schmiede“ ankündigte.

„Toni und Moni“ liegt sein ein paar Wochen in meinem Badezimmer.Aber ich bin ja gerade erst mit dem dBp , dem Öst und der Debutliste fertig geworden und habe noch ein paar andere Bücher, die schon länger auf mich warten, die vom Gastland Frankreich der Frankfurter Buchmesse beispielsweise und dann gibt es noch einen jungen Salzburger Thomas Mulitzer der einen solchen namens „Tau“ geschrieben hat.

Das Extrastüberl im Weinhaus Sittl also vorwiegend von eher jungen Leuten bevölkert, Luis Stabauer, der vielleicht auch ein Buch dort verlegen will, war allerdings auch da und Stefanie Jaksch hat durch das Programm geführt.

Da war Schnaps angekündigt, so kreiste eine solche Flasche zwischen den Insidern. Musik nämlich die „Fairgeiger“ gab es auch und als es dann begonnen hat, haben sich Tanja Raich die Verlegerin und noch zwei Leute aufgestellt und zuerst die zehn Regeln der guten Tischsitten aus Petra Piuks Buch vorgetragen.

„Gruiss euch!“ war auch noch die Begrüßung und dann gab es einen Themaabend, bezeihungsweise ein Gespräch zur Heimat mit den verschiednen Leseproben.

Thomas Mulitzer kommt aus dem Pongau, aus dem Gebirgsort Weng, der offenbar etwas mit Thomas Bernhard zu tun hat, vielleicht spielt sein Anti-Heimatroman „Frost“ dort. Das habe ich nicht so genau verstanden und bin ja auch keine besondere Bernhard Kennerin. Thomas Mulitzers Großeltern haben aber offensichtlich dort ein Gasthaus gehabt und so hat er sein wahrscheinliches Debut dort angesiedelt.

Ein junger Mann kehrt dorthin zurück und geht ins Gasthaus, beziehungsweise aufs Margaretenfest, weil es dort ja kein Gasthaus mehr gibt. Es war aber eines der erwähnten Themen, ein anderes war Tiere und da gibt es in Weng einen Pfarrer, der immer von solchen predigt und daher „Schweinepfarrer“ genannt wird. Von Vögeln predigt er auch und das veranlaßt dann den Protagonisten an Sex zu denken. Das war schon wieder ein Thema und umd um den Heimatbegriff ist es natürlich auch gegangen.

Zwei Anti-Heimatromane, wie Stefanie Jaksch betonte und Petra Piuk hat den ihren zum Teil in Rom geschrieben, wo sie wahrscheinlich ein Stipendium hatte und er scheint eher ein Pamplet, als ein Roman zu sein, gibt es da ja nummerierte Kaptiel wie 6 a oder 6 b und dann wird doziert, wie es am Land eben zugeht, beziehungsweise will die „Frau Schriftstellerin“ einen schönen Heimatroman über das schöne Dorf Schöngraben an der Rauscha schreiben und es mischt sich auch immer wieder die Lektorin ein und gibt Ratschläge. Der Toni scheint ein Kind zu sein und beim Thema Tiere hat Petra Piuk eine Szene gelesen, wo er Katzen und Küken ermordet und dann mit einem selbstgemachten Kreuz begräbt.

Beim Thema Sex ist es um die Gewalt beziehungseise den Mißbrauch gegangen. Das war Petra Piuks Ausgangsthema, so schlägt der Vater der Mutter ein blaues Auge und eine Leserin beschwert sich dann darüber. Petra Piuk schreibt aber öfter über die „gesunde Watschn“, die man in dem schönen Dörfchen bei dem schönen Heimatroman eben öfter bekommt und hat während des Schreibens auch sehr viel Schlager gehört.

Dazwischen gab es immer Musikeinlagen und ich freue mich auf das Buch, beziehungsweise bin ich gespannt, obwohl ich es weder mit der Heimat noch mit der Antiheimat so sehr habe und eigentlich auch Verarschungen nicht so  mag, aber mal sehen, ich lasse mich überraschen.

2017-10-23

Die Außerirdischen

Buch sieben der österreichischen Buchpreisliste und eines, das es zum meinem Bedauern nicht auf die Shortlist brachte, denn ich habe mich, seit ich auf den „O-Töne“ davon hörte, in „Exlibris“ gab es auch einen Beitrag, darauf gefreut und mich gefragt, ob das jetzt ein Fantasy Roman ist und es diese Außerirdischen gibt oder nicht?

Der Alfred, der auch bei den  „O-Tönen“ war und „Exlibris“ hörte, vermutete es hätte mit der FPÖ und vielleicht auch mit dem Wahlkampf zu tun.

Das letztere sicher nicht, denn das ist für einen Roman sicherlich zu aktuell, um die Chance zu haben, in den Kanon aufzusteigen und der 1961 in Tel Avic geborene und schon lange in Wien lebende Doron Rabonovici, ist ein Profi.

Ich denke aber immer noch an das Symposium für Sprachkunst, wo die Frage diskutiert wurde, ob man in Leipzig oder auch in Wien das Schreiben von Fantasyromanen unterrichten solle, denn das ist es ja, was die Leser wollen und wenn ich mich so in der jungen Book Tuber-Szene umhöre, dann ist es ja genau das, was sie lesen und es auch unzäliche von Dystopien, Weltuntergangszenarien, ecetera gibt.

Es ist aber, nehme ich gleich vorweg und denke da an das diabolisch überlegene Lächeln, das Doron Rabiovici während der Lesung im Museumsquartier aufsetzte. Ein sehr politischer Roman, ein gesellschaftpoltisches Portrait, das da meisterhaft mit allen Regeln der Sprachkunst und des spannenden Romanschreiben, gezeichnet wird und es hat natürlich mit dem Holocaust zu tun, was ja auch Rabinovicis Biografie und sein Engegament gegen Waldheim mit der Gründung des republikanischen Clubs etcetera, vermuten läßt. Es wirft aber auch ganz alltägliche Fragen auf. Schließen essen wir ja alle wahrscheinlich Fleisch und es gibt die Tierfabriken und die Schlachthöfe und auch die Proteste dagegen. Den Holocaust hat es gegeben und die Kriege, die Außerirdiischen warhscheinlich nicht.

Aber die kommen in Rabinovics Roman auf die Erde,  nach Wien, wo der Protagonist Sol wahrscheinlich lebt, genau steht das, glaube ich nie geschrieben. Es wird nur das Morgenjournal erwähnt, das Sol, der Gastrokriiker eines Onlinejournals mit seiner Frau Astrid, einer Museumskuratorim, also bestes Bobo-Milieu, gebildete Mittelschicht, hört und da wird berichtet, die Außerirdischen sind, nicht nur in Wien, sondern überall auf der Welt gelandet, Panik bricht aus, obwohl Astrid das zuerst für einen Scherz oder die nochmalige Übertragung eines Hörspiels hält. Es geht aber der Strom aus. Der Nachbar und sein Kind bleiben im Lift stecken. Sol will hilfe holen und sieht, wie die Supermärkte geplündert werden und Jugendliche mit Stangen auf der Straße stehen. Das hat Rabinovici, glaube ich, nicht erfunden, sondern kann man wahrscheinlich im Fernsehen vom Realgeschehen in Südamerika oder sonstwo, recherchieren.

Die Lage beruhigt sich aber wieder, nach einigen Wochen oder Tagen, das blieb mir unklar, denn zuerst heißt es, die Banken werden geschlossen. Es gibt kein Geld und keine Versorgung, dann geht aber alles sehr bald wieder in geordneten Bahnen über und die Außerirdischen, die niemand gesehen hat, heißt es, wollen den Frieden bringen. So gibt es Friedendemostrationen und Aufmärsche und das Gastromagizin in dem Sol arbeitet und das ist, glaube ich, auch ein besonderer Clou des Autors, verwandelt sich in eine  Politshow die „Brandheiß“ heißt, den Namen hat Sol erfunden und es kommen auch Gerüchte auf, daß die Außerirdischen eine Wettkampfshow wollen, wo man sich freiwillig melden kann. Der Sieger bekommt viel Geld und außerirdische Exomobilien. Der Verlierer aber wird geschlachtet, weil die Außerirdischen gerne Menschen essen, also wieder ein Kannibalismus-Roman, das hatten wir ja schon auf der deutschen Liste und bei dem „O Tönen.“

Aber nein, bei Rabinovici geht es ja um Fiction und zuerst heißt es auch, daß sich kein Mensch da freiwillig melden wird. Dann kommen die aber natürlich, werden Märtyrer genannt, denn die Außerirdischen heißt es, können Krankheiten heilen und die Welt retten. Beweis gibt es dafür zwar keinen, aber das müße man halt, als das kleinere Übel hinnehmen.

Die Talkshow wird berühmt und ein anderer Nachbar  Sols, Elliot, ein Student der Luftfahrtstechnik meldet sich als Freiwilliger. Jetzt kommt es aber zu Protesten und Terroranschlägen gegen die Show und da tauchen dann auch die Sicherheitsleute in dem Haus auf, wo die Talkshow abgehalten wird.

Elliot und andere Champs, wie die Freiwilligen genannt werden, sollen dort auftreten und das Projekt verteidigen. Elliot tut es, bittet Sol dann aber, ihm zur flucht zu verhelfen, denn die Zustände in dem Vorbereitungscamp wären furchtbar und von Freiwilligkeit schon längst nicht mehr die Rede.

Sol tut es und Astrid verschwindet. Sie hat, wie wir erfahren, sich für Elliot geopfert, denn die Behörden haben gewußt, daß er nicht bei dem vorgetäuschten Brandt, ums Leben gekommen ist, sondern Sol ihm zur Flucht verholfen hat. Sol sucht Astrid und kommt jetzt selbst in das Lager und wird auf die Insel geschickt, die sich nicht so paradiesisch erweist, wie den Freiwilligen eingeredet wurde.Kein Luxus, sondern blanker Terror. Ein Konzentrationslager und, um die Schlachtung geht es eigentlich nicht mehr oder doch, um sie schon, es wird aber kein Fleisch verpackt und verarbeitet.

Sol trifft Elliot und Astrid wieder. Elliot wird vom Mitläufer zum Widerstandskämpfer und am Ende sind wir dort, wo wir nach 1945 und wahrscheinlich bis zur Waldheim-Affaire waren.

Sol und Astrid kommen zurück, gelten als Traumatisierte, werden interviewt, sollen aussagen, werden aber auch gefragt, wieso sie zurückkommen konnten und ob sie nicht vielleicht selbst an ihrem Unglück schuld waren?

Die Außeridischen, die ja immer noch niemand gesehen hat, sind abgezogen. Denn sie haben, hört man von den Zuständen auf der Insel nichts gewußt und wollen jetzt kein Menschenfleisch mehr. Elliot soll angeklagt werden, Astrid und Sol werden aber für ihn aussagen und das Leben geht weiter. Wieder hat niemand von etwas gewußt und wir wissen jetzt vielleicht noch immer nicht, ob wir einen Fantasyroman gelesen haben und ich könnte vermuten, daß manche jugendliche oder auch ältere Leser enttäuscht sein werden, wenn sie vielleicht unbedarft nach dem Buch griffen und etwas anderes, als erwartet zu lesen bekommen.

Und ich bin enttäuscht, daß Doron Rabinovice, der ausgefuchste, diabolische nicht auf die Longlist kam. Denn wer soll jetzt den Preis gewinnen?

Robert Menasse, der, wenn auch anders, einen ebenso politischen Roman geschrieben hat, meiner etwas naiven Mainstreamleserseele liegt aber Rabinovicis Art mehr, kommt nachdem schon deutscher Buchpreisträger, vielleicht doch nicht mehr in Frage, denn das wäre ja fad und wohl auch ungerecht, das Geld nur an einen, statt an zwei zu verteilen, Paulus Hochgatterer Geschichte ist mir zu wenig zu wenig neu, Olga Flors Roman zu kompliziert und mit der experimentellen Literatur haben es sowohl ich, als auch die meisten Bücherkäufer nicht so sehr. Da blieben nur noch Eva Menasses raffinierte Kurzgeschichten über, die ich eigentlich auch nicht so mag.

Aber ich weiß schon, der Lesergeschmack ist auch nicht der gesellschaftspolitische Fantasyroman, der keiner ist und so wird wahrscheinlich, vermute ich jetzt mal, Eva Menasse oder Paulus Hochgatterer den öStBp gewinnen und ich habe einen sehr  spannenden Roman gelesen, der uns zeigt, wie die Welt leider ist.

Die Menschen schlecht, Fleischfresser, politisch  unlorrekt, Hassposter und Dirty-Campainer, ecetera und was man dagegen machen kann, hat Doron Rabinovici uns auch nicht geseagt. Aber das weiß er wahrscheinlich ebensowenig, wie ich und es wäre auch  zu vermessen, das von einem Autor zu verlangen. Also ich habe einen sehr spannenden politischen Roman gelesen, der mit sehr gefallen hat und jetzt bin ich gespannt, wer den österreichischen Buchpreis gewinnen wird?

2017-10-22

Val di Non

Die österreichische Literatur hat den Ruf sehr experimentell zu sein und wenn man, wie ich regelmäßig in die „Alte Schmiede“ geht und vielleicht auch“Manuskripte“ und „Kolik“ liest, kommt auch, als realistisch schreibende Autorin, nicht um sie herum.

Ich lästere manchmal darüber, laße mich aber, glaube ich,  gern verführen und hinein- oder hinüberziehen und das Interessante am österreichischen Buchpreis ist, glaube ich, im Gegensatz zum deutschen, der sich ja auf den Roman beschränkt (und da sehr oft und sehr viel von den sprachgewaltigen Männern in der Midlifekrise auf ihren Listen hat), daß er sich auch mit der experimentellen Literatur beschäftigt  und bisher immer ein oder zwei  dieser „Minderheitenbücher“ nominierte  und so machte ich im vorigen Jahr in Peter Waterhouse „Auswandernden“ einem wirklich schönen und auch graphisch gestalteten Buch, eine  Entdeckung , die sonst wahrscheinlich an mir vorbeigegangen wäre.

Bei Oswald Egger, dem zweiten Experimentellen auf der heurigen Liste, ist das nicht ganz so, denn der 1963 geborenen Südtiroler, war mir nicht  unbekannt.

Bin ich doch 2003 auf ihn gestoßen, als er in Neuberg an der Mürz beim „Ernst Jandl-Preis“ las und in der „Alten Schmiede“ habe ich ihn gehört, als er dort,  „Die ganze Zeit“ vorstellte und im Vorjahr im Literaturhaus, als er den damailigen Preisträger der Literaturhäuser Ulf Stolterfoht bei seiner Tour durch diese, vorstellte.

Jetzt ist er auf der Longlist des öst Bp und „Val di non“, eine Mischung zwischen Prosa und gedichtartigen Texten mit vielen Zeichnungen ist ein wahrlich schönes Bilderbuch.

Ich habe es als PDF gelesen, was den Lesegenuß wahrscheinlich  erschwerte, ist es doch ohnehin nicht leicht, sich in die Bild- und Sprachwelt Oswald Eggers einzulassen und das Ganze dann noch auf einer Seite in eigene Worte zu fassen.

„In Oswald Eggers Val di Non wird man fabelhaft wandern oder einfach nur spazieren gehen“, schreibt „Suhrkamp“ in seinem Klappentext und Paul Jandl, der in der Zürcher Zeitung“ eine Rezension geschrieben hat und ein Egger Spezialist zu sein scheint, meint: „Val di non ist ein raffiniertes Verneinungsbuch, ein topographischen Experminent mit dem Sehen. Beim Durchwandern einer Landschaft zieht es uns in die Gesteinsmassive der Wörter und in eine  literarischeBotanik, die wirklicher sein kann und detailgetreuer, als die Wirklichkeit selbst.

Es ist das Sütdtiroler Nontal bei Lana, das im Buch durchstreift wird und das in einem Akt des Durchstreifens und der schreibenden Neuschöpfung zu irrealer Größe wächst.“

Das ist sehr wortgewaltig ausdrückt. Wenn man in das Buch hineinsieht, kommt man zuerst zu einem Zitat: „Ich singe, also bin ich, singe ich“, dann zu einer Geschichte von einer zweiköpfigen und fünffüßigen Eidechse, die auf der Aaler Alm elf Monate gelebt hat.

Das ist ein halbseitiger Prosatext, der  von einer Zeichnung, dem „Nonstaler Störungsbündel“ abegelöst wird.

So geht es durch die zweihundert Seiten.

Es kommt ein Prosatext, der sich oft, nicht immer, auf das Nontal beieht „Die Bergformen sind hier schiere, und wellig geschwungen mit einzelnen größeren Kuppeln“, beispielsweise.

Es kommen aber auch Pinien und Löwen vor, die die Realistin in mir, nicht im Nonntal zu finden glaubt und immer wird  es abgelöst von einem kurzen gedichtartigen Text, der sich oft mit der Tierwelt beschäftigt, mit dem Nonntal noch weniger zu tun hat und öfter für mich  nicht nachzuvollziehen war:

„Wie ein Hengst

der ein Elsternherz

verzehrt hat

mich verängstigt!“  oder

 

„Daß Bienen, die

der Frost oft

herabfallen ließ

Drohnen sind, stimmt?

Die von kleinen oder auch größeren meistens kopfüßerartigen Zeichnungen umgeben oder gefolgt  werden, die öfter auch eine ganze Seite ausmachen, bis dann wieder ein Landschaftstext in einer einer sehr komplizierten Sprache mit vielen Wortschöfungen, die das Lesen nicht sehr einfach machen, folgt.

Einer Bloggerin,  eine Germanistikstudentin, die das Buch zu meinem Erstaunen, auch schon besprochen hat, hat diese Textform wie sie schreibt „zunehmend verwirrend und anstrengend“, gefunden.

Da bin ich schon abgebrühter , habe mich aber auch eher rasch durch das Buch geblättert,  damit ein paar schöne Stunden verbracht und mich vielleicht nicht richtig in den Text eingelassen.

Ich habe das Lesen trotzdem genoßen, vielleicht nicht mit derselben Begeisterung, wie bei Peter Waterhouses Buch.

Dazu waren mir die Texte wohl zu abstrakt und zu verschieden in ihrer Sprachform. Wenn man aber ein paar Stunden in eine schöne Sprach- und Zeichenwelt hineinkippen will, vielleicht auch, um sich von der Alltagsrealistik, die  einen umgibt, zu erholen,  ist das wirklich schöne Longlistenbilderbuch zu empfehlen.

Da das zweite Experiment auf der Liste nicht zu mir gekommen ist und ich nur die Ausstellung von Brigitte Falkners „Strategien zur Wirtsfindung“ im Literaturhaus gesehen habe, kann ich die beiden Bücher nicht vergleichen, glaube aber fast, daß ich mir eher Oswald Egger auf die Shortlist gewünscht hätte und bin gespannt, was ich von Oswald Egger noch lesen oder hören werde.

Einen kleinen Einblick in das Buch gibt es auch hier.

2017-10-21

Nur den Samstag bei der GAV

Filed under: Literaturbetrieb — jancak @ 23:59
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Ich bin ja seit 1987, glaube ich, Mitglied bei der Grazer Autoren-Autorinnen Versammlung, der größten österreichischen Schriftstellervereinigung, die sich 1973 in Graz vom damals sehr konservativen PEN abgespaltent hat, daher der Name.

1986 habe ich, wie ich mich zu erinnern glaube, den ersten Antrag gestellt, 1987 wurde ich dann aufgenommen. Damals war, wenn ich mich nicht irre, Ernst Jandl der Präsident und Josef Haslinger der Generalsekretär und seither pendle ich Jahr für Jahr zu den Generalversammlungen und wenn mich jemand fragt, warum ich Mitglied bin oder warum die GAV mir wichtig ist, ist da die Antwort wahrscheinlich der Kontakt zu den anderen Schriftstellern und Autorenkollegen, während ich sonst  eigentlch immer ziemlich außerhalb und neben dem Literaturbetrieb stehe oder in der „Alten Schmiede“ und im Literaturhaus auf der Publikumsseite sitze.

Die Abgrenzung von der Hobby- zu der professionellen Autoren zum Beispiel, die mir mein Kritiker ja immer unterstellt, daß ich die bin, aber da sitze ich dann einen Tag unter Autoren und es wird ein Tag lang über das Schreiben, die geplanten Veranstaltungen, die Neuaufnahmen, etcetera gesprochen.

Seit ich in der GAV bin, hat sich einiges am Procedere verändert. So war ich, das muß dann 1988 gewesen sein, das erste Mal bei einer Vollversammlung, Joosef Haslinger hat mich und Ronald Pohl, der heute im „Standard“ schreibt, als neue Mitglieder vorgestellt und inzwischen gibt es die Vollversammlung, das Treffen im Frühjahr nicht mehr jährlich.

Die Generalsversammlungen waren damals im November und dauerten das gesamte Wochenende beziehungsweise auch den Sonntag Vormittag. In den letzten Jahren gab es am Freitag Nachmittagvor der GV einen sogenannten „Kulturpolitischen Arbeitskreis“, wo in kleiner Runde sogenannte gesellschaftspolitische Aspekte besprochen wurden.

Ruth Aspöck hat ihn moderiert beziehungsweise veranstaltet und am Abend gab es in den letzten Jahren in der Alten Schmiede immer die sogenannte Neuaufnahmelesung.

Da haben dann die Mitglieder die im letzten Jahr aufgenommen wurden, ein paar Minuten aus ihren Werken gelesen und ein Heftchen mit ihren Textproben gab oder gibt es immer auch.

Inzwischen ist die GAV ja sehr gewachsen, hat, glaube ich, an die siebenhundert Mitglieder und im letzten Jahr wurden  soviele Leute aufgenommen, daß man zwei Lesungen machen hätte müßen, also ist die Lesung gestern ausgefallen.

Der kulturpolitische Arbeitskreis hat zum Thema „Entwicklung der GAV“ stattgefunden. Ilse Kilic hat ihn jetzt geleitet und ich habe nicht teilgenommen, weil es gleichzeitig in der Versicherung der Eisenbahner ein Treffen bezüglich des neuen elektronischen Überweisungssystem bei der Psychodiagnostik gegeben hat und so war ich am Abend in der Hauptbücherei und bin erst heute zur GV in die „Alte Schmiede“ gewandert.

Da gibt es dann immer ein striktes Programm, der Kassabericht wird besprochen. Vom gestrigen Arbeitskreis wurde berichtet und dann ging es zu den Neuaufnahmen, wo es diesma auch an die vierzig neue Mitglieder gibt. Die berühmtesten,  beziehungsweise mir bekannten sind Harald Darer, Livia Getreider, Rhea Krcmarova, Peter Krobath, Norbert Kröll, Lukas Meschik, Irtene Suchy, Otto Tremetzberger und Erwin Uhrmann.

Ich weiß jetzt nicht genau, wie alt die neu angenommenen Mitglieder im Durchschnitt sind. Es wurde aber bei der Versammlung deponiert, daß sich die GAV um die jungen Autorenschaft kümmern und neue Talente aufnehem soll und dann ging es am Nachmittag zu den Regionalberichten beziehungsweise zu den geplanten Veranstaltungen.

Die werden da ja immer durchbesprochen und genehmigt. Jedes Mitglied kann da eine Veranstaltung im Jahr organisieren und ein paar Kollegen dazu einladen.

Ich habe 2001 und dann von 2003 bis 2009 den „Tag der Freiheit des Wortes“ organiserit und dann einige Male eine Frauenlesung unter dem Titel die „Mittleren“

In den letzten Jahren organisiere ich nichts mehr, weil es sehr mühsam ist die Leute hinzubekommen, lasse mich aber gerne von anderen einladen und diesmal hat ja die Ruth mit der ich im Mai und Juni den öffentlichen Raum abgeklappert bin und circa fünfzehn Spontatnetexte zu der diesbezüglichen Kunst geschrieben habe, eine Veranstaltung eingereicht, wo wir erstmal nur an einem Nachmittag zu drei Orten führen und die entsprechenden Texte vorlesen werden.

Ein Höhepunt der Generalversammlung ist sicher das gemeinsame Abendessen und böse Stimmen behaupten, daß es Leute gäbe, die nur deshalb um Aufnahme ansuchen würden.Was natürlich ein Blödsinn ist, da man sich ja, um den jährlichen Mitgliedsbeitrag das Abendessen selber bezahlen könnte. Dann aber wahrscheinlich nicht in so illustrer Gesellschaft das Schnitzel oder den Tafelspitze und danach den Apfelstrudel oder die Paltaschinke verzehren würde.

Ich bin jedenfalls wieder mit dem Rudi, der Margot Koller, der Ruth,  Elisabeth Ernst, Hilde Schmölzer und einigen anderen an einem Tisch gesessen und habe, weil ich mir noch einen Schilchersturm bestellen wollte, versäumt, Doron Rabinovici der an mir vorbeigegangen ist, zu sagen, daß mir seine „Außerirdischen“ sehr gut gefallen haben und daß ich es sehr schade finde, daß sie nicht auf die Shortlist des ÖstBp gekommen sind.

2017-10-20

Babylonisches Niemandsland

Bei den österreichischen Debuts stehen zwei Migrantinnen auf der Liste und vor zwei Wochen war ich im Literaturhaus bei einer Veranstaltung der „Edition Exil“ wo es über das Schreiben zwischen den Kulturen beziehungsweise um Gespräche mit zugewanderten Schriftsteller gegangen ist.

Dieses Thema scheint in Zeiten wie diesen, mit den Flüchtlingskrisen und dem Aufchwung der rechten Parteien modern zu sein, beziehungsweise scheint es einige Arbeitskreise zu geben, wo sich Leute mit nicht deutscher Muttersprache treffen, um in Deutsch zu schreiben und im Amerlinghaus scheint es außer der „Editon Exil“ auch  noch ein „Literarisches Kollektiv in der Zweitsprache“ zu geben, das Tomer Gardi, den 1974 in einem Kibbuz geborenen israelischen Schriftsteller, der 2016 mit seinem „Broken German“ in Klagenfurt Aufsehen erregte, eingeladen hat und heute unter dem Titel „Im Niemandsland. Über das Baylonische in der Literatur“ in der Hauptbücherein, die wahrscheinlich auch ein sehr migrantisches Publikum hat, eine Lesung mit einer Diskussion veranstaltete.

Eine junge Frau leitete ein und moderierte, stellte aber die anderen Mitglieder des Kollektivs höchstens mit dem Vornamen vor und die Lesenden waren auch nicht im Programm angekündigt.

Es scheinen aber  professionelle Schriftsteller zu sein, die irgendwann nach Wien gekommen sind und dann in Deutsch zu schreiben angefangen haben. So hat ein Ungar namens Zoltan, der Gesichte gelesen hat, erzählt, daß er schon drei Bücher in Ungarn veröffentlicht hätte und Rubia Salgados Namen habe ich mir aufgeschrieben, weil sie eines ihrer Bücher aufgelegt hatte.

Sie scheint aus Bralilien zu kommen und in Linz zu leben. Dann war noch ein Argentinier am Podum und ein Rumäne, der seine Gedichte im Stehen gelesen hat und auch ein bißchen, was zum Schreibprozess erzählte. Nämlich, daß er in Bukarest Deutsch und in Wien Rumänisch schreiben würde und auch Schwierigkeiten hatte, sich der deutschen Sprache anhzunähern.

Tomer Gardi begann mit der Lesung und las das erste Kapitel aus  „Broken German“ und als er beim Bachmannpreis gelesen hat, haben mich die Kriterien der Teilnahme auch sehr  beschäftigt, denn ich dachte bei den „Tagen der deutschsprachigen Literatur“ muß man entweder in einem deutschsprachigen Land geboren sein oder dort leben.

Tomer Gardi lebt aber in Israel, inzwischen habe ich aber ergooglet und er hat es auch nach seiner Lesung heute erzählt, daß er als Kind einige Jahre in Wien gelebt hat. Dort allerdings eine amerikanische schule  besuchte. Er hat dann auch in Berlin gelebt und offensichtlich auch in Graz. Dort war er wahrscheinlich Stipendiat oder Stadtschreiber, so daß ihm Klaus Kastberger, der jetzt ja Professor und Literaturhausleiter dort ist, ihn nach Klagenfurt eingeleaden hat und „Broken German“ ist bei „Droschl“ erschienen.

Jetzt verstehe ich die Intention des Buches, die deutsche Sprache aufzusplittern, ein Tomer Deutsch, wie Tomer Gardi nach der Frage nach dem Lektorat, beantwortete, etwas besser und die Sprache verändert sich ja auch sehr.

Früher war das Deutsch sehr durch das Französische gepägt. Jetzt reden wir halb oder sogar schon zu dreiviertel Englisch und die Migranten verändert auch das Deutsch oder es verändert sich ihre Muttersprache. So hat Ilir Ferra ja einmal erzählt, daß er gar nicht mehr alle albanischen Wörter kenne und inzwischen vielleicht ein etwas antiquiertes Albanisch spricht und so ist vielleicht auch der Titel der Veranstaltung, die babylonische Sprachverwirrung und das Niemandsland in dem man sich neu orientieren  und sich vielleicht auch für eine neue Schreibsprache entscheiden muß, zu verstehen.

Es gab dann auch eine Diskussion mit Fragen aus dem Publkum. Eine Dame erwähnte die Wiener Gruppe und fragte nach dem Einfluß von Ernst Jandl, beziehungsweise meinte sie, daß die Leute mit nichtdeutscher Muttersprache ja auch sprachlich experimentiefren würden.

Eine andere Frage war, ob man dann nicht versuchen würde, besser Deutsch als die Einheimischen zu sprechen? Da gab es ja in Frankfurt auch ein Buch einer Polin „Wir Mustermigranten“ zu diesem Thema.

Die Moderatorin verneinte das zwar sehr entschieden und meinte, sie würde gerne Jandl lesen. Ich glaube aber schon, daß ein solcher Sprachdruck da sein kann,  keine Fehler zu machen und habe, obwohl ich ja muttersprachlich schreibe, auch das Problem, ob man Fehler machen darf?

Ja denke ich immer wieder, stoße dann aber an die Grenzen der Akzeptanz und interessiere mich daher auch sehr dafür, wie sich  Sprache im Laufe der Zeit verändert und ich interessiere mich ja auch jenseits des Tellerandes für alle Arten von Literatur und so war das babylonische Niemandsland sehr interessant und „Broken German“ ist auch ein spannendes Buch und ich denke man sollte überhaupt lockerer und toleranter mit der Sprache und dem Schreiben umgehen und habe wieder sehr viel Neues für mich gelernt.

2017-10-19

Short List Debut Lesung

Beim österreichischen Buchpreis, den es ja seit einem Jahr gibt, gibt es neben der Longlist der nomierten Größen, auch  eine Shortlist mit drei Debuttitel und die werden dann in der AK-Bibliothek bei einer Lesung vorgestellt.

Im Vorjahr war die Veranstaltungt gleichzeitig mit der „Veza-Canetti–Preisverleihung“ an ilse Kilic im MUSA, so daß ich sie versäumte, aber ich habe alle drei Bücher gelesen und eines davon war ja auch beim „Alpha“ nominiert und auf der Blogger Debut Shortlist, hat aber nichts davon gewonnen.

Heuer wurde der „Veza Canetti-Preis“ an an Lydia Mischkulnig schon vor zwei Wochen vergeben, so daß nichts dagegen stand zu der Lesung in die Prinz Eugen Straße zu gehen und ich erinnere:

Mascha Dabic  stand mit „Reibungsverlusten“

Irene Diwiak mit „Liebwies“ und

Nava Ebrahimi mit „Sechzehn Wörter“ auf der Liste.

Deie ersten beiden Bücher wurden auch bei den O-Tönen vorgestellt und ich habe bei beiden das PDF bekommen und bin gerade mittendrin beim Lesen von „Liebwies“, das mir sehr gefällt und ich die junge Autorin auch für sehr begabt halte, auch wenn es manchmal haarscharf am Kitsch vorbeischrammt ist es dann mit seiner Absurdität wieder sehr originell und einzigartig, was es in der österreichischen Literatur abseits von allen Sprachkunstbemühungen doch zu geben scheint.

Die Veranstaltung in Lesesaal in der AK-Bibliothek auch sehr voll, in der zweiten Reihe aber Platz, denn seltsamerweise sind die Lesenden weiter hinten gesessen. So habe ich den Literaturhausleiter Robert Huez begrüßt und mit einer Stammbesucherin über die Störaktionen der rechten Verlagen in Frankfurt diskutiert. Dann habe ich Eva Rossmanns „Patrioten“ zum Thema passend herausgezogen, denn „Liebwies“, wo ich  den dritten Teil noch lesen muß, ist als PDF zu mir gekommen und ich habe den Laptop nicht mitgenommen und der E Book Reader liegt ohne die aktuellen Bücher in Harland auf dem Küchenschreibtisch.

Dann kam Ute Weiner, die Bibliotheksleiterin und hielt ein Plädoyer fürs Lesen und für die Debuts, die noch nicht so bekannte Literatur und interviewte die 1981 in Sarjewo geborene Mascha Dabic, die seit 1992 in Wien lebt und hier auch als Dolmetscherin und Übersetzerin tätig ist. Sie dolmetscht bei PTSD-Therapien und „Reibungsluste“ handelt auch davon, beziehungsweise von der Übersetzerin Nora, die schlecht sieht und dann Probleme damit hat, wie sie die Traumatisierung der tschetschenischen Klientin bei der Therapeutin Roswitha übersetzen soll.

Übersetzungsprobleme hat es auch in der AK-Bibliothek gegeben, denn da fielen plötzlich die Mikrophone aus und Masche Dabic  mußte noch einmal von vor anfangen, beziehungsweise nützte der AK-Direktor die Gelegenheit zu betonen, wie wichtig es ist, daß die AK nicht, wie es blau schwarz vielleicht will, finaziell ausgehungert wird, denn man braucht eine gute Infrostruktur.

Dann kam Irene Diwak eine sehr große, sehr junge Frau, die mit ihrem Buch,  das damals noch einen anderen Titel hatte, schon den „Körner-Preis“ bekommen hat und sie las den Anfang vor, den ich schon gelesen habe und dann kam die für mich unbekannte, 1978 in Teheratn geborene, in Köln aufgewachsene und jetzt in Graz lebende, Nava Ebrahimi, von der ich noch nicht viel gehört habe und deren bei Btb erschienenes Buch „Sechzehn Wörter“ auch nicht zu mir gekommen ist.

Alle drei Bücher stehen aber auch auf der Longlist des Boogger Debut-Peises“, beziehungsweise, die ersten zwei.

Nava Ebrahimi habe ich vorgeschlagen und wird vielleicht noch kommen und das Buch hat eine ähnliche Thematik, wie „Nachts ist es leise in Teheran„, das voriges Jahr den „Blogger Debutpreis“ bekommen hat.

Da gibt es ja noch keine Shortlist und jetzt können wir wieder raten, wer in zwei Wochen den Debutpreis bekommen wird?

Wahrscheinlich Irene Diwiak deren Buch sicher das literarischte ist, vielleicht auch das der Mascha Dabic wegen des aktuellen Bezugs  der Flüchtlingsfrage. Aber den Preis vergibt die offizielle >Jury und nicht die AK, da habe ich mich bei Ute Weiner erkundigt und ich werde jetzt „Liebwies“ zu Ende lesen, dann die „Reibungsverluste“ und danach Eva Rossmanns „Patrioten“ was ja zum Thema passt und falls das hier jemand lesen sollte und ein Leseexemplar von „Sechszehn Wörter“ hat, das er gerne mit mir tauschen möchte, ich bin bereit und würde mich sehr freuen. Sonst macht es aber auch die Lücke und nachher gab es wieder Wein und Brötchen und interessante Gespräche über den Debutpreis und die Buch-Wien, die ja bald kommt.

2017-10-18

Feministische oder auch unfeministische Schreibgespräche

Wieder einmal „Reden vom Schreiben“ im Literaturmuseum. Das ist die Veranstaltungsreihe, die die GAV bekommen hat, damit sie dem Literaturmuseum wohl gesinnt ist, als es vor der Gründung Proteste dagegen gegeben hat, könnte man flapsig  meinen und  ein paar Mal im Jahr ein schon ältereres mit einem jüngeren Mitglied interviewt und vorgestellt wird.

Die jüngeren sind dann die aufstrebenden Stars, die älteren sind das schon länger und Leute wie ich bleiben über, unke oder jammere ich weiter und ich war auch ein paarmal bei den Gesprächen.

Bei der Ersten mit Robert Schindel und Anna Weidenholzer auf jedenfall, da hat auch Renata Schmidtkunz interviewt und weshalb sich ein Herr im Publkum beschwerte, keine Fragen zugelassen.

Bei der zweiten, wo Marie Therese Kerschbaumer dran war, war ich mit dem Alfred in Deutschland und als ich zurückkam, hatte ich eine Suchanfrage auf meinen Blog, die sich nach der Veranstaltung erkundigte.

Heute waren Gertraud Klemm und Margit Schreiner dran und ich bin seit langem wieder einmal ins Literaturmuseum gekommen und auch noch ziemlich spät, denn wieder, was ich jetzt öfter habe, eine sechs Uhr Stunde.

Dafür einen Platz in der ersten Reihe und diesmal hat nicht Bernhard Fetz, der gar nicht da war, sondern eine junge Dame vorgestellt und ich habe auch niemaneden von der GAV gesehen, am Anfang war, glaube ich, Petra Ganglbauer da und wurde begrüßt jetzt wurde nicht einmal erwähnt, daß es eine GAV-Veranstaltung war.

Renata Schmidtkunz stellte die Autorinnen vor und erwähnte vorher, daß sie einmal einen Preis bekommen hat, weil sie sich für die Bordelleklame am Flughafen beschwert hat.

Man sieht, es wird schon irgendwie feministisch oder frauenbewegt, was ja heute schon fast ein Schimpfwort sein könnte, Ronja von Rönne hat sich einmal dagegen empört und bei den Identitären  gibt es, glaube ich, auch schon Frauen mit antifeministischen Seiten, die sich Mann und viele Kinder wünschen.

Es waren aber, ob zufällig oder geplant, zwei sehr feministisch oder als feministisch geltende Autorinnen oder was vielleicht auch ein Zufall ist oder nicht, welche die autobiografisch oder  von Hausfrauen. und  Mütterthemen schreiben.

„Hausfrauensex“ heißt, glaube ich, das Buch mit dem die 1953 in Linz geborene Margit Schreier berühmt geworden ist. Ein böser  Monolog eines Mannes, der von seiner Frau verlassen wurde.

Ihr letztes Buch heißt „Das menschliche Gleichgewicht“. Daraus hat sie eine Stelle gelesen und zwar eine, die eher essaystsch  anmutete, nämlich eine Beschwerde über die über Sechzigjähreigen, denen man nicht recht machen könnte.

„Ich bin über sechzig!“, sagte sie am Schluß und erzählte ein bißchen über den Schreibprozeß. Sie wollte über die Insel auf der sie öfter ist, schreiben und über eine Freundin die von ihrem Sohn ermordet worden ist.

Und die 1971 geborene Gertraud Klemm hat auch ein neues Buch.

„Erbsen zählen“ heißt es und ich habe es an dem Tag an dem ich mit der Ruth wegen unseres Schreibprojektes bei Julia Danilcyck im Kuöturamt der Stadt Wien war, in ihrem Büro liegen gesehen und dann noch in der Auslage von Anna Jeller und es scheint wieder den typischen Klemmschen Sound zu haben, nämlich eine Frau, Annika 29, hat sie Gertraud Klemm vor ihrer Lesung vorgestellt, besucht eine Veranstaltung in einem Vereinshaus, wo offenbar eine Psychologin über das Glück oder über Gefühle doziert und beobachtet die Mittelschichtmütter, die im Publikum sitzen und lästert über sie, die ihr Leben ihren Kindern widmen, sie füttern, waschen und ihnen Allergien anzüchten und die Psychologin am Podium rührt eine Seelensuppe an, in die sie ein paar Tennisbälle mischt, wo einer dann in Annikas Schoß landet.

Alles sehr sehr flapsig erzäht und ein Sound, den ich vielleicht nicht so mag, weshalb ich auch mit Gertraud Klemm vielleicht Schwierigkeiten habe. So hat mir ihr „Aberland“ mit dem sie ja beim „Bachmannpreis“ Fuore machte und dann auch auf der dBp Longlist stand, nicht so gefallen, weil es mir zu larmojant war.

Interessant war aber, daß Gertraud Klemm im Gespräch erzählte, daß sie das Gefühl hatte, daß sie damit in Klagenfurt nicht so angekommen sei und die männlichen Juroren ihren Ton nicht ausgehalten hätten, weil ich das anders in Erinnerung habe.

Da dachte ich und habe mich darüber gewundert, jetzt ist der große Star geboren, erlebte aber bei der Preisverleihung, wie sie von einer Runde zu der anderen rückte, bis es dann endlich was beim Publikumspreis geworden ist.

Es gab sich dann ein Gespräch über Feminismus oder Nichtfeminismus. Hat Gertraud Klemm ein feministisches Buch geschrieben? Und sie sagte, man würde ihr Antifeminismus vorwerfen und die Männer würden das nicht so gerne lesen, während die Frauen wieder und da waren wir ja schon beim Thema, das mich in der letzten Zeit etwas beschäftigt hat. Und wieder interessant, Gertraud Klemm war auch in der Veranstaltung im Cafe Siebenstern und sie meinte, was ich eigentlich nicht so nachvollziehen kann, daß Frauen weniger  ehrlich schreiben sondern Schreibwerkstattprosa produzieren, was fast ein wenig verächtlich klang.

Renata Schmidtkunz fragte auch nach, was Schreibwerkstattprosa ist, zu glatt,zu einheitlich gebügelt, was wieder interssant ist, weil Gertrud Klemm selber von einer Schreibwerkstatt kommt und dort, glaube ich,  auch Pädagogin war und ich denke auch nicht, daß Frauen so uninteressant schreiben.

Ganz im Gegenteil habe ich mich jetzt ja beim dBp durch einige mir eher glattgebügelt erscheinende männliche MidlifekriseRomane gequält, während eine Frau eine Parodie darüber geschrieben hat, die dann aber leider nicht gewonnen hat und jetzt habe ich gerade Doris Knechts Geschichte über den sich durchvögelnden Viktor beendet, die mir glaube ich, genauso wenig gefällt, wie die, wo Frauen über die Kinder anderer Frauen schimpfen oder sich über die Mütter aufregen, die vielleicht welche wollen.

Es wurden dann noch die ersten feministischen Schreiberinnen der Siebzigerjahre Karin Struck und Brigitte Schweiger erwähnt, die sich nicht durchsetzen konnte und Margit Schreiner meinte, sie wären selber schuld gewesen, weil sie subjektiv gejammert hätten, als ihr Leid zu objektivieren.

Das mußt man wohl, wenn man autobiografisch schreibt, das ganze etwas literarisieren und ich habe auch interessant gefunden, daß das autobiografische Schreiben hier so positive gesehen wurden, meint man sonst ja öfter, daß man das nicht darf und nicht soll, weil das nicht wirklich literarisch ist. Aber das ist wohl auch das was Gertraud Klemm bedauerte, daß sie dadurch von den Männern in eine Schublade gesteckt werden würden und daß Männer keine Frauenliteratur lesen würden, die Frauen aber schon.

Margit Schreiner meinte noch, daß Thomas Bernhard, der ja auch  jammert oder eher schimpft, „weiblich“ schreiben würde und ihr „Hausfrauensex“ ist ja, glaube ich, in seinem Stil. Dann ging es ins Publkum das diesmal ein paar Fragen stellen durfte und sich dabei  auch mit dem Feminismus beschäftigte

Eine interessante Veranstaltung mit zwei wichtigen literarischen Stimmen, obwohl ich glaube, daß die österreichische und auch die andere Gegenwartsliteratur noch viele andere hat, was ich sehr gut finde und auch immer aufrufe über den Tellerrand zu schauen. Schreibschulen sind wichtig, das“Institut für Sprachkunst“ auch.Das sozialkritische Schreiben ebenso, wie das experimentelle.

Derzeit  lese ich ja sehr viel, so daß ich fast mit dem eigenen Schreiben ein wenig stocke, das heißt damit  nicht wirklich weiter komme, auch glaube, daß die zehntausend Worte, die ich schon habe nicht gelungen sind. Aber es kommt ja bald der November und damit der „Nanowrimo“ und diesmal der Schreibmarathon des Writersstudio,wo ich  mitmachen will.

2017-10-17

Miniaturen und eine kurze Erzählung

In der „Alten Schmiede“ gab es heute wieder ein Doppelprogramm und ich habe die Hälfte versäumt, weil eine sechs Uhr Stunde. Aber dann kam der 1977 in Wien geborene Xaver Bayer, „Priessnitz-Preisträger“, von dem ich schon einige seiner bei „Jung und Jung“ erschienenen Bücher gelesen habe und in einem hat mich, glaube ich, eine Stelle, wo eine Schulklasse in Mauthausen  beim MC Donald`s sitzt und sich über den Schrecken des KZs hinweglacht, sehr beeindruckt.

Jetzt habe ich schon länger nichts mehr von dem Autor gelesen und gehört. Das heißt, das stimmt nicht ganz. Im Vorjahr hat er mit Hanno Millesi, dem heurigen „Priessnitzpreisträger“ eine Ausstellung im Literaturhaus über Literaturzeitschriften der Siebzigerjahre kuratiert und ein entsprechendes Buch herausgegegen und diesmal war die „Alte Schmiede“, als ich sie eine Viertelstunde früher betreten habe, sehr leer.

Das  stimmt auch nicht ganz, Gerhard Jaschke, Alice Harmer, Thomas Northoff habe ich später gesehen und Markus Köhle, der ja auch zu Zeitschriften forscht, hat eingeleitet und erklärt, daß Xaver Bayer, der sich seit ich ihm das letzte Mal gesehen habe, optisch sehr verändert hat, aus zwei Büchern lesen würde.

Nämlich aus dem Miniaturband,“Geheimnisvolles Knistern aus dem Zauberreich“, das sind Alltagserlebnisse und Alltagsbeobachtungen, erzählt in schöner Sprache und dann aus der bei „Haymon“ erschienenen Erzählung „Atlas“.

Das ist ein sehr dünnes Bändchen, so an die zwanzig Seiten, die machen das, glaube ich, manchmal und Markus Köhle erzählte noch etwas, daß da einer sich auf einem Atlas Phantasien herbeizaubern würde und es um Flucht ginge.

Das stimmte dann gar nicht, es geht eher, um Religion erläutete der Autor und las dann fünf Miniaturen vor, die damit in Zusammenhang stünden und dann eine sehr skurille, phantastische, märchenhafte Geschichte, von einem Mann , einem Obdachlosen, der sich in eine verfallene Kirche im Wald zurückgezogen hat, dort den Altar mit einem mumizifierten Reh und einem Sack Spielzeuge, die er aus einer Mülldeponie gezogen hat, schmückte. Denn er war vorher Innenraumaustatter und eines Tages komt ein Mann in die derart geschmückte Kirche, setzt sich vor dem Beichtstuhl und erzählt eine ähnlich verworrene Geschichte, wie er einen Kunden besuchen wollte, aber weil sein Auto kaputt war mit einer Kutsche fuhr, wo das Pony hinten angehängt war, er bei einer Rastätte halt machte, die auch schon ziemlich verfallen war, es kam auch niemand, um ihn zu bedienen und auf einmal zog ein Zug vorbei und alles war weg und lag in Trümmern.

An dieser Stelle hat Xaver Bayer zu lesen aufgehört. Man kann das ja selber nachlesen, wie das immer so schön heißt. Es gab dan auch ein Gespräch, wo sich keiner mit Fragen meldete.

Dabei hättte ich wahrscheinlich viele gehabt, aber die fallen einer erst später ein. So las Markus Köhle nur noch einen Satz, aus den Minaturen, glaube ich  vor, daß das Publkum keine Fragen hätte oder so und schloß die Veranstaltung  und ich habe mich noch ein bißchen am Büchertisch umgeblickt. Beziehungsweise versucht, die paar fehlenden Seiten noch weiterzulesen. Hatte dann aber auch keine rechte Lust dazu und Gerhard Jaschke hat mir das „Feribord 29″, Gedichte von Sophie Reyer gegeben und die habe ich ja erst kürzlich in der „Alten Schmiede“ gehört.

Mein Notizbuch, in dem ich ja immer alles mitchreibe, habe ich diesmal zum Mitnehmen vergessen, so habe ich mir die Noizen diesmal auf einem der bunten Kärtchen, wo sich Herbert J. Wimmer ja immer Gedanken über das Gegenwartsgeschehen, nämlich der „Gegenwartskarte“- „dezent rezent rezent dezent“ gemacht.

2017-10-16

Zeitschriftenpräsentation: Idiome

Filed under: Veranstaltungen — jancak @ 23:59
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In der „Alten Schmiede“ wurde heute eine weitere Literaturzeitschrift vorgestellt. Da gibt es ja eine eigene Reihe „Literatur als Zeit- Schrift“, die von Daniel Terkl, Lena Brandhauer und Paul Dvorak kuratiert werden und heute waren die „Idiome“ dran.

Das ist eine bei „Klever“, von Florian Neuner herausgegebene Zeitschrift oder eher eine Anthologie, die einmal im Jahr erscheint, hundert Seiten hat, die heute präsentierte Jubiläumsnummer „Idiome X“ hat hundertachtzig und Florian Neuner, Lisa Spalt war auch Gründungsmitglied und eine Zeitlang Mitherausgeberin, erklärte, daß die Zeitschrift entstanden ist, weil man der reflexiven Prosa neben der Lyrik und dem Roman einen Platz einräumen wollte und der Anspruch ist, wie man schon wahrscheinlich merkt, ein experimenteller.

Das war auch im Publikum zu merken Liesl Ujvary, Michaela Hinterleitner, Fritz Widhalm, Ilse Klilc, Karin Spielhofer, Angelika Kaufmann und und und…

Und der Roman, der zum Beispiel, der  in Hauptstadt der EU spielt, wo die schweine herumlaufen, wie Florian Neuner erklärte und alle kicherten, kam schlecht weg, denn die „reflexive Prosa“ hat ja ihren eigenen Anspruch und in den „Idiomen“ einen eigenen Raum und ich glaube an dem Tag, wo Anne Cotten, die mit dem Versepos, die im Vorjahr auf der Longlist des östBp stand, im MUSA präsentiert wurde und ich wegen der Muttertagveranstaltung früher dran war, bin ich am Büchertisch gestanden und habe die „Idiome“ durchblättert und dabei mit Ralph Klever geplaudert. Jetzt war der, glaube ich, nicht da, dafür Wolfgang Helmhart, Hermann J. Hendrich und Walter Pilar, die in der Sondernummer Texte hatten, die sie präsentierten.

Aber erst stellte Florian Neuner die  Zeitschrift vor und erklärte, daß es zum Jubiläum eine eigene Schiene gegebenen hatte, es wurden da nämlich je ein experimenteller Autor, andere dürfen, glaube ich, dort nicht verlegen, mit einem bildenden Künstler usammengespannt durften sich ein Wort ziehen und dazu arbeiten.

Wolfgag Helmhart, den ich ja auch immer im MUSAsehe und den ich wieder zu meinem literarischen Geburtstagsfest eingeladen habe, der Rudi und Margit Heumann, die da lesen werden, waren übrigens auch im Publikum  und  Waldemar Franz Rösch wählten das thema „Unterfütterung“ und Wolfgang Helmhart trat dazu in seinem, wie er sagte, letzten Hemd, beziehungsweise barfuß in einem weißen Malerkittel, den er „Elfriede Aufzeichnungssysteme“ abgekauft hat und las seine Texte vor. An der Wand wurden dazu die entsprechende Bilder präsentiert und den Briefwechsel des Malers an den „Sehr geehrten Herrn Helmhart!“, gab es auch dazu.

Dann kam der 1934  Heinrich J. Hendrich, der mit dem experimentellen Filmemacher Marc Adrian befreundet war und las einen theoretischen Text über ihn und der letzte war der 1948 in Ebensee geborene Walter Pilar, den ich immer bei den GAV Veranstaltungen sehe.

Der hat ein Lebenswertk in mittlerweile drei Bände „Lebensee“ heißt es und ein Teil davon scheint in den „Iodmen X “ abgebildet zu sein. Reflexive Prosa in oberösterreichischer Mundart und der Inhalt der Lebenswerke scheint zu sein, daß der Autor in Ebensee, eine Gegend, wo wir mit Alfreds Wandergruppe auch schon waren, wandert geht und dazu mit seinen Gesprächspartner philosophiert oder seine Lebensansichten austauscht.

Spannend, spannend, dann gabs noch eine Diskussion mit vielen Fragen. Wer finanziert die Zeitschrift, Honorar gibt es keinen. Die Druckkosten sind subventionert und das Heft hat eine ISBN-Nummer und man kann sie sogar im Buchhandel kaufen.

Dürfen auch Frauen verlegen?, fragte Michala Hinterleitner und Florian Neuner merkte nochmals das Auswahlsystem „Literatur als sprachkunst“ eben, keine narrative Romane, wo die Außerirdischen erscheinen, die Schweine herumrennen oder, wie das ja bei mir öfter der Fall ist, die alten Frauen sterben und die jüngeren depressiv sind.

Die Hefte konnte man sich dann am Büchertisch auch kaufen und ich habe mich mit  Margit Heumann noch ein bißchen über die Frankfurter Buchmesse und die Störungen, die es dort gab, ungterhalten.

Klartraum

Jetzt kommt Buch fünf der österreichischen Buchpreisliste, das vierte und das letzte, das ich habe, der kurzen, beim östBp verhält es sich umgekehrt wie beim deutschen, denn da hatte ich am Tag der Shortlistverkündigung noch keines der Bücher gelesen, beim Öst waren es drei und das vierte „Klartraum“ ist jetzt gefolgt.

Daß es sich bei der 1968 in Wien geborenen und in Graz lebenden „Veza-Canetti-Preisträgerin“Olga Flor, um eine komplizierte Autorin, beziehungsweise um ein kompliziertes Buch handeln könnte, habe ich schon geahnt oder gewußt, schließlich hat sie  auch Physik studiert.

Ich habe die Diskussion bei ihrer GAV-Aufnahme verfolgt, sie dann das erste Mal, glaube ich, 2003 gesehen, als es da beim steirischen Fest am Rathausplatz eine Lesung mit steirischen Autoren gab, eine Lesung aus „Die Königin ist tot“, habe ich in der Hauptbücherei verfolgt,den sogeannten Bloggerroman „Ich in Gelb“ gelesen und im Sommer war ich auch bei den O-Tönen, wo ihr neues Buch „Klartraum“ vorgestellt wurde und da erklärte, die Moderatorin, ich glaube, es war Daniela Strigl, es handle sich, um einen Liebesroman. Dann hat Olga Flor sehr schnell und hastig höchstkomplizierte Passagen von Gott und die Welt könnte man so sagen und ich habe nichts verstanden.

Es sind auch, glaube ich, ein paar Leute gegangen und ein paar werden sich vielleicht gedacht haben, daß das Buch der Debutantin, die ja auch auf der Öst steht und die ich erst lesen muß, verständlicher war.

Jetzt steht „Klartraum“ auf der Shortlist, was mich nicht wundert, denn Olga Flor gilt ja als hochlititerarisch:

„Olga Flor gehört zum Besten, was die österreichische Literratur zur Zeit hat“, schreibt auch Helmut Gollner im „Falter“, bzw, am Buchrücken und ihr „Kollateralschaden“ ist auch, 2009 glaube ich, auf der deutschen Longlist gestanden.

Wenn man die Qualität der Literatur an der Sprache, den komplizierten Sätzen, Wenungen und Wortschöpfungen mißt, stimmt das bestimmt, was das Lesevergnügen und die Verständlichkeit, ein Anspruch, den ich vor allem beim zweiteren hätte, wäre ich mir nicht sicher oder würde mich fragen, wer außer Kritikern das Buch zu Ende gelesen hat?

Ich vermute nicht sehr viel und meine Schwiegermutter, eine passionierte Krimileserin würde es wahrscheinlich nicht verstehen und ich eigentlich auch nicht, obwohl mich ja irgednetwas immer wieder zu den Worträuschen einer Andrea Winkler und eines Richard Obermayr zieht.

Olga Flor würde ich auch dazuzählen und sie in eine Reihe mit Lydia Mischkulnig, der neuen „Canetti- Preis Trägerin“ stellen, aber nein, Olga Flor ist ernsthafter, distanzierter und das Buch, wo ich, ich wiederhole es, nicht so ganz verstanden habe, warum es hier eigentlich geht, hat mich mehrmals an die Jelinek und in besonderen an deren „Liebhaberinnen“ erinnert.

Ich glaube, es ist derselbe Grundton oder dieselbe Absicht, die dahintersteckt und wenn ich mich nicht irre hat Olga Flor auch an einer Diskussion zum siebzigsten  Geburtstag der Nobeltreigträgerin mitgewirkt und hier beklagt, daß ihr die Kritiker immer Distanziertheit vorwerfen.

Ich tue das jetzt auch und begründe es damit, daß die Protagonisten in dem Buch keine Nnamen haben sondern A, C, G und vorwiegend P heißen.

Das ist die Frau, die durch das Buch hastet, das in Kapitel, wie „Verlust 1“, „Glück  7“,  „Komik 1“ bis zu „Lust 12“ haben und wenn mich jetzt jemand fragt, was mir ja immer sehr wichtig ist, zu spoilern, was hier eigentlich passiert?

So habe ich verstanden, P hat sich von ihrem Geliebten oder Exgeliebten getrennt, kommt nicht von ihm los, schreibt ihm Abschiedsbriefe, liegt dazwischen in einer Wohnung auf dem Boden oder unterhält sich mit einer Nachbarin darüber, wie teuer Kinder kommen oder ob es peinlich ist, wenn man bei der Elternvertretung um Unterstürzung für den Schikurs ansucht?

Man sieht, Olga Flor ist auch hoch politisch und P denkt, während sie sich die Frage stellt, wo jetzt die Liebe im Zeiten des Neoliberalismus bleibt, sich auch mit der Flüchtlingsfrage beschäftigt, beziehungsweise sich als ehrenamtliche Helferin betätigt, wird wie schon geschrieben, über Gott und die Welt, die Wirtschaft und deren Korrumpierung und noch vieles andere nach.

P dürfte, mit dem Spilern ist es hier wirklich schwer, weil die Handlung fortwährend von einem Thema zum anderen springt, man sich mal in Berlin, dann wieder in Wien oder auf einer Reise mit A., dem Exgeliebten befindet, den P offenbar, während des Studiums kennenlernte.

Beide haben Beziehungen so gibt eine C und, glaube ich, einen T Ob P Kinder hat, wurde mir nicht ganz klar. A. aber schon und P wollte das wohl auch, unabhängig bleiben. A scheint, wie das so ist, höher gestellt als P zu sein, die in prekären Verhältnissen leben dürfte und dann gibt es noch „Möglichkeit“ genannte Kapitel, wo eine G, eine Paketzustellerin, auftrittt, die offenbar ein Verhältnis mit A eingehen könnte. Es gibt auch  einen Fahrradboten, der eigentlich Islamforscher ist und einen Unfall hat und mit dem haben vielleicht P und G zu tun.

Sehr kompliziert für die Spoilerin, die vielleicht in dem Versuch Struktur in dem Buch zu finden, das Eigentlich übersehen hat. Aber ja, da gibt es noch eine Geschichte, wo sich OlgaFlor über den Literaturbetrieb, beziehungsweise über die E- Bookleser und die Fantasyschreiber lustig macht, beziehungsweise ihnen genaue Anweisungen gibt, wie man eine solche Handlung kostruieren muß, damit die Bankdaten am Ende stimmen.

Am Ende löst sich, glaube ich, A von p und C, As Gattin hat ein Problem mit ihrem Computer, geht daher in den ihres Göttergatten , findet die Mails, schickt sie an sich selbst und beschließt genüßlich sich von ihm, nachdem er sich endlich von P getrennt hat,  zu trennen und eine Quellenangabe gibt es in dem Buch auch.

„Die Pallindrome auf Seite 251 stammen von Brigitta Falkner“, die ja mit ihrem neuesten Buch ebenfalls auf der Shortlist steht.

Man sieht, Olga Flor ist tatsächlich kompliziert und experimentell und wenn ich jetzt raten soll, ob sie den Öst gewinnen wird, würde ich aus den schonzitierten Gründen „Nein!“, vermuten. Denn das würden die Buchhändler vermutlich aufschreien und stöhnen „Nicht schon wieder so ein kompliziertes Buch mit Minderheitengeschmack, den unsere Käufer nicht wollen!“ und auf die sicher leichter zu lesende kryptische PTSD-Geschichte von Paulus <Hochgatterer hinweisen.

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