Zu dieser Ausgabe

"Der Kritiker ist ein Stratege im Literaturkampf", weiß Walter Benjamin in seinen dreizehn Thesen zur "Technik des Kritikers". Das klingt martialisch, meinen Sie? Dabei ist das noch lange nicht alles. Benjamin schreibt außerdem in These IX., nur wer zu vernichten wisse, könne auch kritisieren. Und, in der ganz wunderbaren These Nr. X.: "Echte Polemik nimmt sich ein Buch so liebevoll vor, wie ein Kannibale sich einen Säugling zurüstet."

Eine Zeitschrift wie literaturkritik.de würde ihren Namen nicht verdienen, würde sie einen solchen Großahnen ihrer Zunft nicht regelmäßig mit Rezensionen und Beiträgen ehren, die sich mit seinen Texten und ihrer kontinuierlichen literaturwissenschaftlichen Erforschung beschäftigen. Diesen Monat freuen wir uns nun besonders darüber, dass das Zentrum für Literatur- und Kulturforschung (ZfL) die Präsentation des Benjamin-Schwerpunkts in der aktuellen Ausgabe übernommen hat. Daniel Weidner und Christina Pareigis vom ZfL haben dafür die AutorInnenkontakte vermittelt, die veröffentlichten Essays und Rezensionen vorredigiert und zusammengestellt. Für ihre effektive und termingerechte Koordination des Schwerpunkts sei ihnen an dieser Stelle noch einmal recht herzlich gedankt.

Die Aufregung um Günter Grass' SS-Geständnis hat uns darüber hinaus dazu bewogen, eine kleine Rubrik rund um seine Autobiografie "Beim Häuten der Zwiebel" einzurichten. Was es sonst an Rezensionen, Nachrufen und Hinweisen zu entdecken gibt, sprengt wie so oft den Rahmen dieses Editorials - lesen Sie selbst!

Herzliche Grüße aus der Redaktion sendet Ihnen

Ihr

Jan Süselbeck