Gelesen
Mein Februar war lesetechnisch nur wenig erfolgreich, „Licht über dem Wedding“ von Nicola Karlsson konnte mich nicht wirklich überzeugen, „Die Verschwundenen“ von Antonio Ortuño, dessen beiden vorherigen Romane ich gerne gelesen habe, fand ich sogar richtig schlecht. Zum Glück war das nicht alles, „Damals“ von Siri Hustvedt (die ich bald live erleben werde, ich freue mich sehr darauf!) und „Stille Zeile Sechs“ von Monika Maron, das ich für die Arbeit lesen musste, waren zwei nachdenkliche, tiefgründige Romane, die über die Innenwelt ihrer Protagonistinnen funktionieren und die ich mit Gewinn gelesen habe.
Gesehen
Die Serie „Sex Education“ auf Netflix ist großartig, nicht nur, weil sie mit ihrem feinen britischen Humor und ihrem nerdigen, etwas altklugen, aber sympathischen Protagonisten und der Mutter-Sohn-Beziehung überzeugt, sondern auch, weil die Familien- und Freundschaftskonstellationen sehr divers sind, das aber nicht näher thematisiert wird, sondern vollkommen normal ist. Endlich. Ebenfalls gut gefallen hat mir „Russian Doll“ (ebenfalls auf Netflix, und nein, ich bekomme kein Geld von denen) mit einer fantastischen Natasha Lyonne, die den Tag, an dem sie stirbt, immer wieder resetet bekommt und erneut versuchen muss, dem Tod zu entgehen. Außerdem habe ich zum ersten Mal seit wahrscheinlich zehn Jahren „Trainspotting“ gesehen und erleichtert festgestellt, dass der Film nach wie vor sehr gut ist. Nicht überzeugen konnte mich der Nicole-Kidman-Thriller „Destroyer“, der, abgesehen von einer weiblichen Hauptfigur, weder innovativ noch interessant ist.
Geklickt
Warum Dinge viral gehen, ist nicht immer ersichtlich – so zum Beispiel dieses alte Lied von Dinosaur Jr., das aus dem Nichts plötzlich in Japan erfolgreich war. Und wo wir gerade bei Musik wären: Beim australischen Pub Choir singen Tausende zusammen ein Lied, wie „I Want It That Way“ von den Backstreet Boys. Sollte hierzulande auch organisiert werden, ich wäre dabei! Große Freude, weil von J.D. Salinger irgendwann in nicht allzu ferner Zukunft neue Texte publiziert werden. Außerdem gelernt: There’s no such thing as true love. Nach fast 100 Jahren Beziehung ist es aus mit der Liebe dieser zwei Schildkröten – und keiner weiß, warum. Und richtig begeistert hat mich dieses Smokingkleid von Billy Porter bei den Oscars. Mega!
Gearbeitet
Für einen Artikel im Stuttgartmagazin LIFT habe ich mich mit Hate Speech beschäftigt und dafür mit Betroffenen gesprochen, unter anderem mit Cem Özdemir, außerdem schrieb ich in der taz über die neue Paul-Auster-Dokumentation auf ARTE. Dann war ich zwei Wochen in Spanien unterwegs (weswegen dieser Rückblick auch dermaßen spät kommt), um an fünf Universitäten über deutschsprachige Literatur, den Buchmarkt, Buchblogs und den Deutschen Buchpreis zu sprechen; den Auftakt bildete Vitoria-Gasteiz. Zuletzt durfte ich Jonathan Lethem für den Blog des Tropen Verlags interviewen (noch nicht online), war wirklich cool war.
Gereist
Einen kurzen Abstecher machte ich nach Stettin in Polen (die erste Reihe), eine perfekt geeignete Stadt für einen Tagestrip – es gibt ein paar Sachen zu sehen und nette Straßen zu spazieren, aber auch nicht so viel, dass man länger bleiben müsste. Und ich war, wie gehabt, in Vitoria-Gasteiz (zweite Reihe), der Hauptstadt des Baskenlands. Das hat mich besonders gefreut, da ich vor geraumer Zeit zwar ein Jahr lang in San Sebastián gelebt, Vitoria aber noch nicht besucht hatte, und so endlich wieder ein paar baskische „Vibes“ bekam. Sollte jemand von euch allerdings zwischen Vitoria und San Sebastián schwanken: Geht unbedingt nach San Sebastián und Gipuzkoa, die Region ist ungleich spannender.
Hallo Isabella,
ein voller Monat!
In Monika Marons „Stille Zeile Sechs“ hatte ich damals ein paar Stellen angestrichen und finde beim Nachblättern etwa diese:
„Bestimmte Ereignisse in meinem Leben, sagte ich, haben mich davon überzeugt, daß es eine Schande ist, für Geld zu denken, und in einem höheren Sinne ist es sogar verboten.“ (Seite 19)
Frohes Schaffen und viele Grüße
Bernd
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Hi Bernd,
die Stelle, die ich beim Vortrag in Spanien zitierte, lautet:
„Trotzdem, würde ich zu ihm sagen, muß ich Ihren Tod wünschen, weil Sie jedes Haus, jedes Stück Papier, jede Straße, jeden Gedanken, weil Sie alles, was ich zum Leben brauche, gestohlen haben und nicht wieder rausrücken. Sie zwingen mich, das Abscheulichste zu tun, was ich mir denken kann: jemandes Tod wünschen. Wie könnte ich wollen, daß Sie weiterleben.“
Aber generell habe ich wirklich viele Zitate notiert, ein wirklich tolles Buch! (Schade, dass die Autorin so nach rechts gerutscht ist)
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Danke für Dein Zitat. Letzteres war mir nicht bekannt.
Friedliche Grüße, Bernd
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Von Siri Hustvedts „Damals“ bin ich richtig begeistert. Bin im letzten Drittel und wünschte, es wäre länger.
Viele Grüße!
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Ich habe es auch sehr gerne gelesen :-)
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