Everything In Its Right Place

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Formschön, anschauungsgesättigt und geschmackvoll: Peter Neumanns Gedichte gleichen fein gemeißeltem Marmor. Um den Band geheuer, der jetzt erschienen ist, wirklich interessant zu machen, fehlt zwar einerseits der Bruch, wie die Gesamtschau zeigt. Zu schnell zur Seite legen sollte man das Buch aber auch nicht. Eine Spurensuche.

Manieristische Spielereien hat er gar nicht nötig, um sein sprachliches Talent zu beweisen. Das besitzt Peter Neumann zweifelsohne. Die Gedichte, die er nach dem Debüt Schonung, das 2009 als Jahresgabe der Literarischen Gesellschaft Thüringen erschien, nun unter dem Titel geheuer in der Dresdner Edition Azur vorlegt, sind nüchtern, durchdacht und haben oft etwas leicht altmodisch Versunkenes an sich; sie kommen daher als fein geschliffene Kleinode, bei denen kein Wort zuviel ist. Geduldige Anschauung, behutsam hervorgehobene Details, die versuchen, mehr zu sein als sie scheinen, konkret durchgespielt an polnischen Stillleben, italienischen Urlaubsbilder und natürlich, immer wieder, der melancholischen Meeresbetrachtung (die sanften Wellen auf dem Umschlag erinnern nicht von ungefähr an Ron Winklers herrliche Ostsee-Anthologie aus der Connewitzer Verlagsbuchhandlung), so stellt sich diese Gedichtsammlung dem Leser dar.

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Geschichten aus dem deformierten Schreiben

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„Fuck Leipzig!“ Wenn eine Podiumsdiskussion im ehrwürdigen Roten Salon der Berliner Volksbühne Teilnehmern solche Statements entlocken konnte, war sie vielleicht doch nicht ganz überflüssig.

Zum Thema „Ästhetik 2.014“ lud Conférencière Christiane Frohmann zur neuesten Ausgabe des Katersalons, einer Veranstaltungsreihe, in der bereits über die Themenkomplexe Berlin Unschick, Cat Content und die neue Twitter-Literatur gesprochen und performt wurde. Diesmal sollte es um die Gegenwartsliteratur gehen, der mal Langeweile, mangelnde Introspektion, Erfahrungsarmut oder fehlende Ernsthaftigkeit bescheinigt wird. Diese Diskussion, die gerade im Frühjahr anhand des vielzitierten ZEIT-Artikels von Hildesheim-Absolvent Florian Kessler wieder entbrannt, aber keineswegs neu ist, sollte nun noch einmal auf den Prüfstand gestellt werden – erklärtes Ziel von Christiane Frohmann, die selbst auch E-Book-Verlegerin ist, war zudem die Frage zu klären, ob im Internet, bei Twitter und auf Facebook nicht mittlerweile eine neue Literatur stattfinde, die jenseits von Feuilletondiskussionen schon ein reges Eigenleben führt.

Diese Frage blieb freilich weitgehend als These im Raum, denn das ordentlich gefüllte Podium (zwei Verleger, drei Journalisten, drei Autoren, eine Kulturwissenschaftlerin) hatte sich auch so schon viel zu sagen. Da ging es um den Wunsch nach der „drängenden Erfahrung“, den Michael Angele (der Freitag) und Jörg Sundermeier (Verbrecher Verlag) nahezu unisono formulierten; hinzu kam von Seiten Angeles noch eine dezidierte Kritik an ironielastigem, zu sehr ins Witzelnde geratendem Schreiben, das eine Pose zeige, aber keine Inhalte – die Popliteratur sei da ein gutes, weil abschreckendes Beispiel. Passen dazu würde ein immer oberflächlicherer Journalismus, ergänzte Jörg Sundermeier weiter, der – aufgrund von massivem Einsparzwang und immer weniger Rückgriff auf freie Schreiber – bereits einen Großteil seines Niveaus eingebüßt habe und nur noch „Homestorys“ zu fabrizieren imstande sei.

Harter Tobak für die anwesenden Vertreter der jungen Autorengeneration, allesamt mit Schreibschulhintergrund Hildesheim: Stefan Mesch etwa machte in einem eindrücklichen Statement klar, wie schwer es überhaupt sei, so weit zu kommen und sich selbst zuzutrauen, den Stoff, den man für sich irgendwann einmal gefunden habe, auch ernst zu nehmen und weiterzuverfolgen – selbst wenn es nicht um die großen, existenziellen Themen, sondern um Liebeskummer in der Kleinstadt und Einsamkeit an der Bushaltestelle gehe. Das Argument der „Deformation“ war von Jan Fischers Seite noch eine willkommene Ergänzung, die das oft monierte Gleichförmige der Schreibschul-Prosa versuchte, zu entkräften: Gerade wenn man merke, dass alle im Seminar dasselbe Handwerkszeug erlernen, um ihre Geschichte zu bauen, sei es wichtig, einen Weg zu finden, wie man sich wiederum absetzen, aber trotzdem interessant bleiben könne. Martin Spieß, der als unangekündigter Gast den Schreibschüler-Block erweiterte, hatte noch anzumerken, dass er harte, B-Movie- oder Breaking-Bad-artige Geschichten „von unten“ vermisse, und man konnte heraushören, dass er damit auch seine eigene Situation beschrieb, die ganz offenbar von einer gewissen Frustration geprägt war, mit diesen Stories nicht das große Publikum erreichen zu können – und das eigene Schreiben stattdessen einem Brotjob, in diesem Fall als Comedian, zu opfern.

Jörg Sundermeier, der die Diskussion mit scharfen, aber auch unterhaltsamen Wortbeiträgen gehörig würzte, konnte damit wenig anfangen: Fernsehserien wie Breaking Bad seien doch schon längst im Feuilleton angekommen, die gar zu inbrünstige Klage darüber, dass man nicht vom Schreiben leben könne, verstehe er nicht – habe doch nicht einmal Kafka seine Literatur in bare Münze verwandeln können, die prekäre Schriftsteller-Existenz sei also nichts Neues.

Lösungsvorschläge für die zahlreich angesprochenen Dilemmata und Problematiken mit dem Journalismus, dem Leben als Schriftsteller und der Situation der nach wie vor stark bürgerlich geprägten Gegenwartsliteratur konnten an diesem Abend nicht geliefert werden. In manchen Momenten wurde auch deutlich, warum: Diese Fragestellungen, die auch aufgrund der teils hitzigen Wortgefechte immer nur fragmentarisch angerissen werden konnten, müssten zusammengenommen eigentlich aufs gesamte Gesellschaftssystem bezogen werden – und dafür war der Rote Salon an diesem Abend dann doch nicht der richtige Ort.

Leseempfehlung: Die von Jan Fischer herausgegebene Anthologie „Irgendwas mit Schreiben – Diplomautoren im Beruf“, erschienen als E-Book bei mikrotext (ca. 350 Seiten, 1,99 €)

Wenn wir plötzlich Orangensaft trinken, zusammenhanglos

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Farhad Showghi erlebt man bei Lesungen höchst konzentriert, ruhig, „bei sich“. Sein neuer, bei kookbooks erschienener Gedichtband In verbrachter Zeit bestätigt diesen Eindruck – wirft aber auch einige neue Fragen zu Ordnung, Komposition und Ausgestaltung von Lyrik auf.

Nach jüngsten Einzelveröffentlichungen in den Zeitschriften STILL und Edit reüssiert Showghi, dessen Gedichte bereits in so unterschiedlichen Häusern wie Urs Engeler, Wallstein und dem Hamburger Rospo Verlag erschienen, nun bei kookbooks. Das ist ein schönes Zusammentreffen, gibt sich doch Gestalter Andreas Töpfer seit einiger Zeit die besondere Mühe, die von Daniela Seel herausgegebenen Bände mit passenden großformatigen Postern auszustatten, die gefaltet gleichzeitig die Funktion des Buchumschlag übernehmen. Schön deshalb, weil Töpfer sich für die Poster-/Umschlaggestaltung von In verbrachter Zeit mit mehreckigen Fliesen, den so genannten Girih-Kacheln, beschäftigt hat, die im islamischen Kulturkreis Bauwerke und Gärten zieren. Jetzt zieren sie also auch Farhard Showghis Buch – und das darf keineswegs als ein vorgreifender Orientalismus verstanden werden, denn gleich im ersten Kapitel von In verbrachter Zeit geht es genau dorthin, wo die Girih-Kacheln Alltag sind: Nach Mahmoudabad, nach Meybod, durch Straßen, die nach Dr. Hossein Fatemi benannt sind, und wo Honigtöpfe, Nüsse, Waben und Granatapfelbäume zu finden sind.

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Prosanova-Prequel 3: Literaturfetisch

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Am 29. Mai beginnt in Hildesheim zum vierten Mal das deutschlandweit größte Festival für junge Literatur: PROSANOVA 2014. Zur Einstimmung erscheinen an dieser Stelle in den kommenden Wochen, willkürlich, ungeordnet und streng subjektiv, Fundstücke und Eindrücke aus den vergangenen Jahren.

Wie man aus Literatur einen regelrechten Fetisch machen kann, hat die zum Prosanova-Festival 2011 erschienene 30. Ausgabe der BELLA triste gezeigt: Ein Zauberkasten, eine Wundertüte, groß wie eine Cornflakes-Packung, dem die Bezeichnung „Zeitschrift“ kaum noch gerecht wurde. Mit Fraktur von Judith Schalansky, Soundchip aus China und einem kleinen Beutel, in dem sich – übrigens nach drei Jahren kein bisschen gealtert – ein Stück Baumrinde versteckte. Die obligatorische Bildergalerie:

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BELLA triste – Zeitschrift für neue Literatur

Die Würstchen der Wahrheit

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Es gibt gewiss einige, vielleicht sogar viele Dinge, die Wolfram Lotz nicht kann. Über mangelnde Produktivität muss man sich bei ihm jedenfalls nicht beschweren. Jetzt liegt sein erstes Buch vor, und es passt sich, obwohl klein und unscheinbar, in das schon respektabel angewachsene Gesamtwerk dieses jungen Autors ein.

Verfolgt man Wolfram Lotz’ literarische Spuren der letzten Jahre zurück, fällt zuerst eine Tatsache ins Auge: Dieser Autor versteht es, völlig ungezwungen zwischen den Disziplinen hin- und herzuspringen. Eine Erzählung hier, ein Hörspiel da, dann eine Theateraufführung in Leipzig und mehrere – sämtlich aus dem Theaterbereich stammende – Preise und Stipendien. Anders gesagt: Wolfram Lotz ist ein gutes Beispiel dafür, wie ein junger Autor produktiv und originell arbeiten kann, und dabei die festgefügten Konventionen des Literaturbetriebs weitestgehend links liegen lässt. Lotz schreibt, und das offenbar ohne Pause, Theaterstücke, Erzählungen, Listenpoesie, Hörspiele; ein ausklappbares, höchst heikles Bildertableau über die Verkettung wichtiger Persönlichkeiten des Kulturbetriebs, eingeheftet in die BELLA triste 31 und gestaltet von Frank Höhne (Titel: „Großer Gesang“) war wohl der bisherige Höhepunkt der Gattungs-Ausflüge. Verstreut finden sich weitere kurze Veröffentlichungen in Zeitungen oder Kleinstverlagen wie der Kölner parasitenpresse. Offenbar konnte Wolfram Lotz sich bislang erfolgreich dem Drang entziehen, einen Roman oder Erzählband zu liefern, qua natura im Reigen des Literaturbetriebs die Eintrittsbilletts in den exquisiten Club der jungen Gegenwartsliteratur. Sein erstes Buch ist stattdessen im Leipziger Kunst-, Architektur- und Theorieverlag Spector Books erschienen, hat Westentaschenformat und versammelt fünf, an verschiedenen Orten inszenierte, Monologe, also Theaterstücke für eine Person.

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Eilmeldung: Jörg Albrecht verhaftet in Abu Dhabi

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Screenshot vom Jörg Albrechts Homepage fotofixautomat.de

Während der Buchmesse in Abu Dhabi, zu der er als offizieller Gast eingeladen war, wurde Autor Jörg Albrecht drei Tage in Haft genommen. Grund sei das Fotografieren einer Straße gewesen. Gegen Zahlung einer Kaution ist er inzwischen wieder auf freiem Fuß. Das Land durfte er noch nicht verlassen.

Das ist an sich schon skandalös genug, würde da nicht noch eine völlige Unklarheit über Albrechts Verbleib hinzukommen:

Thorsten Ahrend, der bei Wallstein das belletristische Programm verantwortet, erhielt widersprüchliche und nebulöse Auskünfte über den Verbleib seines Autors. Über 24 Stunden vergingen in Ungewissheit und Sorge, bis die deutsche Botschaft herausfand, dass das Central Investigation Department, eine Abteilung des Geheimdienstes, Jörg Albrecht inhaftiert hatte.

Soweit die NZZ. Auf nachtkritik.de meldete sich Jörg Albrecht heute selbst per Kommentarfunktion:

(…) ich bin immer noch in Abu Dhabi und darf das Land nicht verlassen. Zum Glück ist mein Schweizer Kollege Jonas Lüscher noch hier, um mich zu stützen. Ich schlafe dennoch vor Angst kaum, da hier seit einer Woche keine neuen Informationen zu bekommen sind. Ich hoffe, diese Nachricht kommt überhaupt durch, da ich noch immer unter Beobachtung des Geheimdienstes stehe. So oder so möchte ich, daß diejenigen, die mich kennen, wissen, daß ich noch nicht in Sicherheit bin. Ich bange jede Minute um die Ausreisegenehmigung.

Darüber hinaus ist noch völlig offen „ob ich nochmal in Haft muß, ob eine Geldstrafe ansteht, oder ob ich einfach ausreisen kann“, wie auf standard.at zu lesen ist.

Dass sich weder die Abu Dhabi International Book Fair noch die Regierungsorganisation Kalima an der Suche nach Jörg Albrecht beteiligt haben (so heute auch bei ZEIT ONLINE zu lesen), kann da schlechterdings nur als der Gipfel dieses Schauerstücks politischer Willkür bezeichnet werden.

Update (11.5.2014): Thorsten Ahrend vom Wallstein Verlag gibt in einem Interview mit WDR 3 an, dass Jörg Albrecht bereits seit elf (!) Tagen in Abu Dhabi festsitzt und immer noch völlig unklar ist, was ihm vorgeworfen wird. „Auswärtiges Amt, PEN und Writers in Prison sind informiert.“ Der Berliner Morgenpost gegenüber bestätigte ein Sprecher des Auswärtigen Amts: „Die deutsche Botschaft in Abu Dhabi ist eingeschaltet und steht in ständigem Kontakt mit den örtlichen Behörden und allen weiteren Beteiligten.“

Petition auf change.org
Petition auf change.org

Update (12.5.2014): Das PEN-Zentrum Deutschland hat sich nun auch öffentlich eingeschaltet. Auf Facebook ist außerdem zu lesen: „Bitte fordern Sie bei der Botschaft der Vereinigten Arabischen Emirate in Berlin, dass Albrecht unverzüglich nach Hause reisen darf: Botschaft der Vereinigten Arabischen Emirate, Hiroshimastrasse 18-20, 10785 Berlin, Tel.: 0049-30-516 51-6, Fax: 0049-30-516 51-900.“

Hier geht es zu einer Pressemeldung, die der Wallstein Verlag heute herausgegeben hat:

Jörg Albrecht ist in Besitz seines Passes, darf aber das Land nicht verlassen, da das Verfahren gegen ihn nicht abgeschlossen ist. Zur Zeit hält er sich in einem Hotel auf und hat zuletzt die Auskunft bekommen, dass es noch bis zur kommenden Woche dauern wird, bis die Staatsanwaltschaft die Sache aufnimmt. Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung und das PEN-Zentrum Deutschland haben inzwischen bei offiziellen Stellen protestiert.

Nachdem in der Folge auch SPIEGEL ONLINE berichtete und Florian Kessler für zeit.de ein Interview mit dem in Abu Dhabi festsitzenden Jörg Albrecht führen konnte („Das ist nicht nur kulturpolitisch fragwürdig. Es macht Angst.“), hat der „Fall“ Jörg Albrecht eine große Aufmerksamkeit erreicht. Eine von Holger Bergmann und Thorsten Ahrend angestrengte Petition bei change.org verzeichnet zur Stunde 2.052 4.202 5.072 Unterstützer, die sich für eine sofortige Freilassung und Ausreise Jörg Albrechts aussprechen.

Heute wurde mir von einem Sekretär bei Gericht zu verstehen gegeben, dass ich noch eine Woche Geduld haben muss, mindestens. Meine Geduld ist aber langsam am Ende. Ich fürchte, dass ich bald psychisch richtig einbreche, da ich hier nun erst mal auf mich gestellt bin – in einem Land, in dem ich nicht mal die Sprache spreche, in der die wichtigen Dinge verhandelt werden.

Update (13.5.2014): Der Wallstein Verlag meldet per Tweet um 15:39 Uhr, dass einer Ausreise nichts mehr im Weg stehe und Jörg Albrecht auf dem Weg zum Flughafen sei – damit sollte der Spuk nun aller Voraussicht nach ein Ende haben.

Call for Submissions: New German Fiction

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Der Verlag Readux Books und die Literaturzeitschrift Edit haben einen Literaturwettbewerb für junge deutschsprachige Prosa ausgeschrieben. Mitmachen kann jeder unter dreißig, es winkt ein Preisgeld und Veröffentlichung. Einsendeschluss ist der 31. Mai.

Initiatorin Amanda DeMarco kommentiert dazu per Mail:

„Well, Readux ended up translating one of the winners of Edit’s 2012 essay prize (Francis Nenik) in the first round of books we published, and through that we all just figured out that we had similar interests, so hence the collaboration between Readux and Edit. I think one of the exciting things about Readux being based here is that we can have this really direct and natural connection with what we’re translating, and I’m motivated to find acquisition methods that take advantage of that and build an unmediated relationship with German writing.“

Also greift zur Feder, schreibende Jungautoren!

Prosanova-Prequel 2: On Photography

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Am 29. Mai beginnt in Hildesheim zum vierten Mal das deutschlandweit größte Festival für junge Literatur: PROSANOVA 2014. Zur Einstimmung erscheinen an dieser Stelle in den kommenden Wochen, willkürlich, ungeordnet und streng subjektiv, Fundstücke und Eindrücke aus den vergangenen Jahren.

Juliane Henrich hat das Bild der jungen Gegenwartsliteratur entscheidend mitgeprägt: ihre Autorenfotos von Katharina Hartwell, Thomas Pletzinger, Kevin Vennemann und zahllosen anderen sind auf Buchumschlägen und in Zeitungsporträts verewigt, die jeder schon einmal in der Hand gehabt haben müsste. In den Jahren 2008 und 2011 war Juliane Henrich auch auf dem Prosanova-Festival in Hildesheim und hat festgehalten, was sie gesehen hat. Und das ist, gerade im Rückblick, großartig anzuschauen: Die Bilder von 2008, die mit ihrem leichten Gelbstich locker noch einmal zehn Jahre älter aussehen; wie ein blutjunger Finn-Ole Heinrich seinen Teller leerschaufelt, Mara Genschel über einen winzigen Lautsprecher aus ihrem Debüt Tonbrand Schlaf liest und Ann Cotten abenteuerlustig in die Ferne schaut; und auch die Wiese in der Mackensen-Kaserne 2011, die Schreibmaschinen und die Kühlschrankpoesie scheinen auf einmal ziemlich weit weg zu sein, aufgehoben in einem fernen, guten Traum.

Mehr Literaturfotografie auf Juliane Henrichs Portfolio-Seite litpic.net

Prosanova 2011
Prosanova 2011 © Juliane Henrich