Buchaffine Blogbetreiber, die sich jeweils in Kurz-Interviews präsentieren, sprechen Blogempfehlungen aus, deren Betreiber wiederum eingeladen werden, sich den Fragen zu stellen. Das ist Ziel der losen Interview-Reihe „Steglitz stellt bibliophile Blogger vor“, deren Intentionen ich anderenorts detaillierter erläutert habe.
Heute stellt sich Buechermaniac mit der lesewelle vor. Der Vorschlag stammt von Manuela Hofstätter, die lesefieber.ch pflegt. Die Beiden verbindet nicht nur das Bloggen, sondern auch ein gemeinsames Waschküchenerlebnis.
Dein Steckbrief in Stichworten …
Buechermaniac von der „lesewelle“ ist weiblich und wenn sie nicht im Büro sitzt, zählt sie Kochen, Reisen, Film, Fotografie und Sprachen zu ihren Leidenschaften. Und: Sie ist absolut Buchverrückt. Ursprünglicher Berufswunsch: Buchhändlerin, fiel der damaligen Rezession zum Opfer. Und – unglaublich aber wahr – es gab zu jener Zeit Absagen mit der Begründung „Mädchen bilden wir lieber nicht aus, die heiraten sowieso.“
Seit wann, warum und wo bloggst du?
Ich bin erst seit Juli 2011 mit der „lesewelle“ im Netz. Oft kann ich Bücher im Bekanntenkreis und in unserem Lesezirkel, der seit zehn Jahren besteht, empfehlen, die gerne gelesen werden. Da hat es mich gereizt, mich mit einem Literaturblog zu versuchen. Wenigstens als Hobby wollte ich etwas mit Büchern machen und es macht mir riesigen Spaß. Nach nervigen Versuchen bei Jimdo und Blogspot, habe ich mich für WordPress entschieden. Für Laien ist diese Plattform relativ einfach zu bedienen und viele Blogs, die ich sonst noch mag, sind auch hier vertreten. Und nur noch dies, ich finde es sehr amüsant, dass Manu Hofstätter, die lesefieber.ch betreibt, und lesewelle im gleichen Haus wohnen.
Deine Themenschwerpunkte …
Buchbesprechungen, hauptsächlich Belletristik, aus aller Herren Länder. Gerne stelle ich Gedichte mit einem passenden Foto ein, denn Lyrik kommt im Literaturbetrieb häufig zu kurz. Ich berichte von Lesungen und Themen rund ums Buch. Zwischendurch gesellen sich auch Fotos dazu, die mir gefallen. Im Gegensatz zu Manu mag ich den „Freitags-Füller“. Er stellt immer wieder eine Herausforderung an meine Hirnzellen dar, denn ich muss mir überlegen wie ich die Lücken zu den vorgegebenen Worten fülle. Ich sehe das auch als eine Art Schreibübung.
Was treibt dich in der Literaturszene, dem Literaturbetrieb derzeit besonders um?
Nicht nur derzeit, ganz allgemein finde ich es immer wieder erschreckend, wenn eine weitere Buchhandlung für immer die Türen schliesst. Da staune ich echt über die Tatsache, dass ausgerechnet in unserer Gemeinde, mit über 40% Ausländeranteil, gleich zwei Buchhandlungen, in unmittelbarer Nähe, seit Jahrzehnten bestehen. Ich persönlich berücksichtige beide Läden, weil ich beide sehr mag und sich immer wieder schöne und interessante Gespräche ergeben, die ich schätze und die beim Onlineanbieter und in der Großbuchhandlung nicht stattfinden.
Wie machst du dein Blog und deine Beiträge bekannt?
Zurzeit bin ich weder auf Facebook noch auf Twitter, weil ich mich dort nicht sehr gerne aufhalte, aber vielleicht überleg ich es mir ja noch. Gerne kommentiere ich auf anderen Blogs, wenn ich etwas zur Diskussion beitragen möchte und wenn es passt, erwähne ich mein Blog in Gesprächen unterwegs.
Was sollte ein Blogger besser sein lassen?
Werbung passt nicht, da klicke ich persönlich ziemlich schnell weiter. Überladene Seiten, wo man vor lauter Geblinke das Wesentliche aus den Augen verliert und immer wieder den Hinweis auf den amerikanischen Versandhandel findet, schätze ich auch nicht besonders.
Welche Hürden muss ein Blogger nehmen?
Jeder sollte sich im Klaren sein, dass ziemlich viel Zeit investiert werden muss, um einen Blog seriös zu betreiben. Diesen Anspruch habe ich vor allem aber an mich selbst. 100% berufstätig sein, Haushalt erledigen, Lesen, mit Leidenschaft bloggen und dabei die Partnerschaft nicht zu kurz kommen zu lassen, ist eine große Herausforderung, die es zu bewältigen gilt. Wenn ich Rezensionen schreibe, tue ich mich manchmal noch schwer, die passenden Worte zu finden. Wenn ich bei Bloggern reinschaue, die beruflich im Buchhandel tätig sind oder Literaturwissenschaften studieren oder studiert haben, komme ich mir mit meinem Stil eher stümperhaft vor. Bis meine Beiträge aufgeschaltet werden korrigiere ich sie noch x Mal und schreibe alles um, bis sie meinem eigenen Urteil standhalten. Trotz allem bereitet mir die Arbeit, die der Blog mit sich bringt, Freude. Es ist für mich wie beim Aufstieg auf den Berg: umkehren oder aufgeben gilt nicht. Das lässt mein Dickschädel niemals zu.
Dein schönstes Erlebnis als Blogger …
Als erste Bloggerinnen, die in der Literaturszene schon längst einen Namen haben, bei mir kommentierten und mich bei sich verlinkten, hat mich das riesig gefreut. Dass sie weiterhin bei mir lesen und sich zu Wort melden, freut mich noch mehr. Ganz generell finde ich es toll, wenn sich eine Diskussion zu einem Beitrag entwickelt, manchmal geschieht das noch viel zu wenig. Als sich ein Verlag, aufgrund einer Rezension, bei mir bedankte und mir ein Bücherpaket zustellte, weil ihn meine Meinung zu den Romanen interessiert, war ich platt. Das sind die Momente, die mich beflügeln, antreiben, denn manchmal bin ich unsicher, ob das, was und wie ich es mache, anderen gefällt, denn ehrlich gesagt, fände ich es ziemlich öde, wenn ich meine einzige Leserin wäre.
Wie gehst du damit um, wenn dir Verlage, Agenturen oder Autoren Rezensionsexemplare anbieten?
Das ist zwar erst zweimal vorgekommen. Beide Male musste ich aus Zeitmangel ablehnen. Ich möchte mich nicht unnötig unter Druck setzen und Bücher lesen müssen, damit bald eine Rezension im Netz steht. Lieber wähle ich meine Lektüre deshalb selber aus. Über ein Buch zu sprechen, das nicht ich ausgewählt habe, ist nicht unbedingt mein Ding. Es gibt so viele fantastische, literarische Werke, die ich noch lesen möchte, da bleibt einfach keine Zeit für Uninteressantes.
Wie hältst du es mit dem eBook?
Ich schaue hin und wieder einem eBook-Benutzer über die Schultern, kann mich aber noch nicht begeistern. Ich mag das gebundene Buch und wenn es eine bibliophile Ausgabe ist, halte ich es erst recht gern in Händen. Um Platz zu sparen und auf Reisen mag das eBook ein Argument sein, aber vorläufig will ich mich nicht mit weiterer Elektronik herumschlagen, da bin ich zu altmodisch.
Welche anderen Blogs empfiehlst du (max. 5). Und welcher bibliophile Blogger sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?
Oh je, es gibt so viele Blogs, die ich sehr schätze und auf denen ich gerne regelmäßig eintauche. Einige von ihnen haben sich hier bereits vorgestellt, deshalb nenne ich sie jetzt nicht nochmals, sondern möchte andere Blogs berücksichtigen. Die nicht genannten mögen mir verzeihen.
Bücherwurmloch von Mariki und Klappentexterin begeistern mich beide gleichermaßen. DruckSchrift finde ich sehr schön, da findet man Neues und Altes über Buchkunst, Druck, Papier etc., was mich sehr interessiert. Die vier Autorinnen von Die Seitenspinnerinnen sind mir sehr ans Herz gewachsen und ich möchte sie nicht mehr missen. Dann ist da noch die Bücherliebhaberin von glasperlenspiel13, mit der ich unter anderem die Leidenschaft für Irène Némirovskys Werk teile.
Ich wünsche mir deshalb, dass glasperlenspiel13 in dieser Interviewreihe zu Wort kommt und wir mehr über sie erfahren dürften.
Vielen Dank Buechermaniac. Dann haben wir ja jetzt mit dir, Manus lesefieber.ch sowie den Blogs „Denkzeiten“ und „Bücherwelten“ von Sandra hier eine feine „Triplette Suisse“ beieinander.
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Zuletzt stellte sich Harald Sack mit Biblionomicon vor. Seine Wunsch-Interviewpartnerinnen waren die beiden Betreiberinnen von leselink.de. – Eine Übersicht, wer bereits alles Rede und Antwort stand, findet sich hier
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so, wie schön, zum blauen ava gibt´s jetzt auch einen hintergrund…. interessant ist für mich immer wieder die unterschiedliche herangehensweise beim schreiben. wenn du z.b. schreibst, du würdest deinen beitrag x-mal umarbeiten, bis er steht… das kostet mich zuviel zeit, ich schreibe und so bleibt es meist auch. ich formuliere natürlich schon viel vorher im kopf, was ich dann nur noch abschreibe… apropos stümperhaft: wem es nicht gefällt, der soll wo anders hingehen… soviel selbstbewusstsein muss sein! 🙂
Lieber Flattersatz
Das ist schön, wenn du damit zufrieden bist, wie du etwas das erste Mal niederschreibst. So sind wir alle verschieden und packen das Bloggen anders an. Aber die Hauptsache ist, es macht immer wieder Spass 🙂
Liebe Grüsse
buechermaniac
Schön, Dich hier ein wenig näher kennen zu lernen.
Besonders Deine Fotografien bieten mir schöne Erholungspausen zwischen der täglichen Leserei, auch Deine Buchbindekunst hat mir imponiert. So etwas gelingt mir als DAB nicht, aber ich habe die Anleitung schon weiter gereicht.
Sehr gerne denke ich an unsere Kommentar-Diskussionen zu Bärbel Reetz‘ Buch über Hesses Frauen und zur unsäglichen Hesse-ARD-Jubiläumsverhunzung, zu der Du eine aufschlussreiche Rezension der Vorlage nachgereicht hast.
Liebe atalante
Was bitte schön ist eine DAB? Ich hoffe, die Anleitung kann man gebrauchen, zum Bücher binden.
Das finde ich absolut auch toll, wenn sich zu irgendeinem Thema Diskussionen ergeben. Und wenn man sich auch noch daran erinnert – umso besser.
danke buechermaniac. mach ruhig weiter mit dem freitagsfüller, auch wenn ich nicht fan davon bin, hilft es mir ungemein bei der entscheidung, ob ich freitagabends die wäsche wegräumen soll oder eben doch nicht. bis bald, dieses wochenende verbringen wir im raum basel. bücher vorstellen in oberwil. du wirst die fotos davon dann mögen. versprochen. lg, manu
Dann liest du wenigstens meinen Freitags-Füller, der noch dazu etwas Positives für dich hat. Viel Freude in Oberwil und auf die Fotos bin ich schon jetzt gespannt.
Herzlich
buechermaniac
Ein schönes Interview! Buechermaniacs Sorge, ihre Antworten (und ihre Blogbeiträge) könnten stümperhaft sein, ist völlig unbegründet, ich besuche den Blog seit einiger Zeit regelmäßig und überaus gerne.
In einer Aussage habe ich mich übrigens 1:1 wiedererkannt: buechermaniacs Angewohnheit, jede Rezension x-mal durchzusehen und umzuschreiben, bevor sie online geht. Einer der Interviewten sagte neulich, man müsse ins Bloggen viel Zeit investieren, er bräuchte 1-2 Stunden konzentrierter Arbeit, um eine Rezension zu verfassen. Da dachte ich mir: Wow, so schnell würde ich gerne schreiben! Stattdessen bin ich wie buechermaniac sehr selbstkritisch und vielleicht auch ein bisschen perfektionistisch…
Liebe Grüße an dich, Gesine, und dich, buechermaniac.
caterina
danke für deine Grüße! Und dann verrate ich doch sogleich, wer sich am Montag hier vorstellen wird: Caterina!
Tadaaaa 😀
Liebe Caterina
Deine Rezensionen sind vom feinsten, ganz ehrlich. Ich schüttle sie auch nicht aus dem Ärmel. 1 – 2 Stunden, da müsste ich dann sehr gut drauf sein, aber ich bezweifle, dass ich dieses Limit je schaffen werde.
Dann freue ich mich auf nächste Woche, wenn du hier vorgestellt wirst.
Liebe Grüsse
buechermaniac
Danke, liebe buechermaniac!
Ein interessantes Interview! Ich habe es mit Interesse gelesen.
Schade, dass du so heftige Absagen für deine Lieblingsausbildung erhalten hast! Das tut mir leid.
Ich werde nun einmal in deine vorgeschlagenen Blogs stöbern,
Grüße von Susanne
Das war damals tatsächlich eine herbe Enttäuschung. Selbst meine Lehrerin für Französisch und Geschichte hat noch mitgeholfen zu suchen. Es war für uns unverständlich.
Viel Spass ausserdem beim Stöbern auf den vorgeschlagenen Blogs 🙂
Ich habe schon hier und dort geschaut, ach hätte der Tag doch hunderte von Stunden!
Liebe buechermaniac,
ich habe dein Interview sehr gerne und mit viel Interesse gelesen. Ich fühle mich mit meinem Blog und meinen Besprechungen auch häufig stümperhaft und frage mich, wer diese langen Ergüsse denn eigentlich liest. 😉 Um so mehr freue ich mich über Rückmeldungen und Diskussionen. Deinen Hinweis darauf, dass es für einen Blogger manchmal schwierig ist, Blog und restliches Leben unter einen Hut zu bekommen, kann ich auch nachvollziehen … da jongliere ich auch manchmal.
Liebe Grüße
Mara
Das wundert mich jetzt aber sehr, liebe Mara. Deine Besprechungen sind überhaupt nicht stümperhaft und deine langen Ergüsse lese ich sehr gerne, ist doch dein Buchgeschmack genau meine Wellenlänge.
Das kann ich so unterschreiben: auch dein Geschmack trifft meine Wellenlänge und ich freue mich immer darauf, deine Beiträge zu lesen. Ich hätte nicht gedacht, dass du das Gefühl hast, dass deine Einträge stümperhaft sein könnten, da ich dich immer gerne lese und sich – wie ich finde – immer schöne und interessante Diskussionen auf deinem Blog entwickeln. 🙂 Genauso freue ich mich auch immer über deine Kommentare bei mir.
Ach ja, das mit der Selbstwahrnehmung ist ja immer so eine Sache, ich freue mich auf jeden Fall, dass du das was ich schreibe gerne liest. Es verhält sich genauso auch umgekehrt. 😉
Liebe Grüße
Mara
Liebe buechermaniac,
schön, dass ich dich hier finde. Ich verfolge diese Reihe von Anfang an und es ist interessant endlich ein bisschen mehr über die einzelnen BloggerInnen zu erfahren.
Tja und was soll ich sagen, ich freue mich natürlich sehr, dass du mich als nächstes vorgeschlagen hast und bin gespannt, was mir so alles einfallen wird.
Mit dem „Triplette Suisse“ klappt es trotzdem nicht 😉 Das muss ich gleich mal Gesine schreiben.
Vielen Dank für die Einblicke & liebe Grüße
Die Bücherliebahberin
Liebe Bücherliebhaberin
Ich habe Gesine bereits geschrieben, dass das nicht stimmen kann. Ich weiss leider nicht, wie sie darauf komm…
Liebe Grüsse
buechermaniac
das kann ich euch erklären: Ein ch hinter blogspot führte mich in die Irre. Zudem ging mir auf, dass wir mit Sandra die „Triplette Suisse“ ja längstens beieinander haben. Das werde ich sogleich korrigieren. Sorry für den Fauxpas
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Liebe Gesine
Ich glaube, so viel ich weiss, ist „glasperlenspiel13“ in Deutschland domiziliert ….
Und ich dachte, ich wäre mit diesem Gefühl alleine. Ich komme mir ständig stümperhaft vor.
Dann sind wir mindestens schon zu zweit, liebe nomadenseele.
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