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Mit dem Verhältnis
zwischen Deutschland und Israel stellt Grosser ein schwieriges, aber auch ein
eng verflochtenes in den Mittelpunkt seines Buches. Die Geschichte Israels und
Deutschlands, ja Europas ist fest miteinander verwoben. Israel gäbe es nicht
ohne den europäischen Antisemitismus des späten 19. Jahrhunderts. In dieser Zeit
begründete Theodor Hertzl den politischen Zionismus. Anlass war die
Dreyfus-Affäre, die Herzl als Korrespondent der Wiener „Neuen Freien Presse“ in
Paris erlebte.
Israel gäbe es aber vor
allem nicht ohne die Shoa, diesen Zivilisationsbruch in der deutschen
Geschichte, wie es einmal der Historiker Dan Diner nannte. Dieser
Zivilisationsbruch liegt schwer auf der Identität der in Deutschland lebenden
Menschen. Seiner Verantwortung müssen wir uns politisch wie moralisch stellen.
Auch 65 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs. Diese Verantwortung umfasst die
Maxime deutscher Politik, dass „Israel in internationalen Grenzen und frei von
Angst und Terror leben kann“, wie es Bundespräsident Horst Köhler im Februar
2005 vor der Knesset formuliert hat.
Leider verrennt sich
Alfred Grosser in diesem Punkt. Und nicht nur in diesem. Generell wirft er
deutschen Politikern und nicht nur dem Bundespräsidenten vor, zu verhalten mit
der Politik Israels umzugehen. Für ihn gibt es ein Tabu in der deutschen
Politik, Israel zu kritisieren. Dies ist natürlich falsch. Die Politik der
israelischen Regierung wird auch von Deutschen kritisiert. So auch vor kurzem,
als der israelische Premierminister den Bau neuer Siedlungen im arabischen Teil
Jerusalems ankündigte. Dazu einige Beispiele. In den Westfälischen Nachrichten
aus Münster heißt es am 11. März: Die Süddeutsche Zeitung von jenem Tag kritisiert nicht weniger stark: „Das ist Provokation, ja es zeugt von Hybris – der kleine Partner führt den großen vor. Für Präsident Obama sollte dies der Anlass sein, Premierminister Netanjahu druckvoll klarzumachen, dass auch die besondere Freundschaft zwischen den beiden Staaten Grenzen kennt. Die rote Linie verläuft dort, wo Israel Amerikas Autorität untergräbt.“ Die Kritik an israelischer Politik in deutschen Zeitungen ist profund. Die vieler deutscher Politiker ebenfalls, manchmal gibt es unter ihnen jedoch sehr beschränkte Kritik, angereichert mit Vorurteilen jeglicher Art. Israel zu kritisieren ist in Deutschland kein politisches Tabu. Man sollte sich vor denen in Deutschland in Acht nehmen, die verkünden, sie würden ein Tabu brechen. Der selbsternannte Tabubrecher Jürgen Möllemann war einer von ihnen. Dass die klugen Köpfe in Deutschland Israel klar in der Sache, aber zurückhaltend in der Wortwahl kritisieren, hängt mit unserer Geschichte zusammen. Das sollte Grosser, der den Franzosen ja so profund und klar die Deutschen erklären konnte, wissen. Die Entsetzen des Dritten Reiches lassen sich nicht zur Seite schieben. Die Verantwortung, die daraus erwachsen ist, ebenso wenig. Letztlich wird Alfred Grosser seiner impliziten Fragestellung, welche Verantwortung und welche Verantwortung für wen wir aus der deutschen Geschichte ziehen, nicht gerecht. Die Lehre, stets nur auf Seiten der Opfer zu stehen, kann es nicht sein. Genauso wenig, zynischer Realpolitik zu folgen und dem Stärkeren kein Paroli zu bieten. Unabdingbar ist, Anspruch von Wirklichkeit, Rhetorik von Handeln und Interessen von Ideologie zu trennen. Und schließlich politische Hebel zu nutzen. Es gibt sie, auch im israelisch-palästinensischen Konflikt.
Dennoch lohnt sich dieses Buch, allein
schon deswegen, weil es so elegant geschrieben ist. Und weil es so provokativ
ist. Grosser wird wissen, wie Provokationen wirken. Sie fördern das Nachdenken. |
Alfred Grosser |
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