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Katholisch & kriminell
Im Mittelpunkt des Enthüllungsbuches „Vatikan AG“ des italienischen Journalisten Gianluigi Nuzzi steht das päpstliche Institut für die religiösen Werke (Istituto per le Opere di Religione, IOR), besser bekannt als Vatikanbank. Wie aus Nuzzis Recherchen hervorgeht, ist die IOR als offizielles Geldinstitut des Vatikanstaates in zahlreiche nationale und internationale Finanz- und Politskandale verwickelt, die bis heute – insbesondere in Italien – nachwirken. Seit den 1970er Jahren sind laut Nuzzis Ausführungen Schmiergelder in Millionenhöhe von Politikern, Unternehmern und Mafiabossen wissentlich und systematisch in der Vatikanbank gewaschen worden. Dies ist insofern nicht verwunderlich, als dass laut IOR-Statut und den Vereinbarungen mit dem italienischen Staat „die Kontrollbestimmungen zwischen Banken und internationale Vereinbarungen zum Schutz gegen Geldwäsche [für die Vatikanbank] keine Geltung haben“. Wer mitten in Rom halbseidene bis illegale Finanztransaktionen tätigen will, eröffnet daher ein Konto im Vatikan. Einzige Bedingung: Die eingezahlten Gelder müssen formal religiösen oder karitativen Zwecken gewidmet sein. Die Finanzaktivitäten des Heiligen Stuhls sind daher bis heute eines der bestgehüteten Geheimnisse der Welt. Das Interesse am Verbergen ist am Offshore-Finanzplatz Vatikan größer, als das Bedürfnis nach Transparenz. Wer „Vatikan AG“ liest, erfährt auch warum. Seit den siebziger Jahren gibt es kaum einen italienischen Polit- und Finanzskandal, in den der Vatikan nicht verwickelt ist. Detailliert weist Nuzzi in seinem Buch u.a. die Geldbewegungen nach, die im Rahmen der Korruptions- und Schmiergeldaffäre Mani Pulite und des Bestechungsskandals um das Wirtschaftsunternehmen Enimont Anfang und Mitte der 90er Jahre zum Zusammenbruch der Ersten Italienischen Republik geführt haben. Die dabei geflossenen Gelder lagerten, wie Nuzzi nun erstmals nachweist, zu weiten Teilen auf IOR-Konten. Um die IOR-Vorgaben zur Gemeinnützigkeit einzuhalten, wurden unzählige Scheinstiftungen gegründet, auf die Millionen Schmier- und Bestechungsgelder eingezahlt wurden. Zwischen diesen Stiftungen haben die hochrangigen Mitwisser im Vatikan die Gelder „so lange hin und her transferiert, bis sich die Spur zur ursprünglichen Straftat verliert“. Dieses System, dessen sich Politiker, Unternehmer und Mafiosi in Absprache mit namentlich bekannten Kardinälen und hohen Funktionären der Vatikanbank bedient haben, war so simpel wie effizient. Später haben die Verantwortlichen hinter den Leonidischen Mauern die Aufklärung dieser Straftaten massiv behindert. Um einen möglichen Imageschaden vom Finanzinstitut des Vatikans abzuwenden, wurde inszeniert, intrigiert und taktiert, wie Nuzzi deutlich macht. Daß die Verwicklungen des Vatikans unter Angabe einzelner Täter nun endlich aufgedeckt wurden, ist diesem Buch zu verdanken. In Italien wurde „Vatikan AG“ zum meistverkauften Sachbuch 2009. Und als der Vatikan im vergangenen Herbst den seit 1989 amtierenden Präsidenten der Vatikanbank Angelo Caloia überraschend vorzeitig aus seinem Amt entließ, führten dies viele auf Nuzzis Buch zurück. Kein Wunder, denn in „Vatikan AG“ ist Caloia eine der meistgenannten Personen. Der italienische Enthüllungsjournalist verdankt seine Erkenntnisse hauptsächlich den mehr als 4.000 Dokumenten (interne Berichte und Schreiben, Sitzungsprotokolle, Kontoauszüge, Überweisungen), die der ehemalige Berater des vatikanischen Staatssekretariats Renato Dardozzi nach seinem Tod hinterlassen hatte. In seinem Testament hatte er verfügt, diese öffentlich zugänglich zu machen, so dass seine Nachlassverwalter Nuzzi die Dokumente anonym übergaben. In monatelanger Sisyphosarbeit wertete er diese Unterlagen aus und verglich sie mit den Ermittlungsergebnissen aus den 1980er und 1990er Jahren. Folgerichtig ist sein Buch voll mit Informationen zu Zahlungs- und Transaktionswegen, so dass dem Leser zuweilen der Überblick verloren geht. Auch die Linie zwischen Aufklärern innerhalb des IOR – die es durchaus gab – und Vertuschern verschwimmt angesichts der ständig in neuen Zusammenhängen wiederholt auftauchenden immer gleichen Namen von Verantwortungs- und sog. Würdenträgern. Dies liegt aber in der Natur der Sache. Nuzzis Rechercheergebnisse, die sich spannend wie ein Krimi lesen, liefern trotz leichter Schwächen in der Darstellung nun erstmals Antworten auf seit langem unbeantwortete Fragen und entlarven die Vatikanbank als gigantische Geldwaschanlage der global agierenden Polit- und Wirtschaftsmafia Italiens. Unter dem Stichwort Vaticano S.p.A. kann man die von Dardozzi hinterlassenen Originaldokumente unter www.chiarelettere.it einsehen.
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Gianluigi Nuzzi |
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