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Immer noch prägt uns die Vorstellung der Willensfreiheit, die nicht nur längst von vielen Philosophen, sondern inzwischen auch von der modernen Hirnforschung in den Bereich der Legenden verwiesen wurde. Das damit eng verbundene Konzept einer entscheidungsfähigen und daher für ihr Tun verantwortlichen Persönlichkeit ist gar nicht einmal so alt. Noch in den homerischen Mythen wird das Handeln der Menschen in ganz anderer Weise beschrieben. In einer prämonotheistischen Welt ging es nicht aus einem als autonom gedachten Willen hervor, sondern aus dem Widerstreit verschiedener Regungen, von denen sich schließlich quasi mechanistisch die stärkste durchsetzte.
Der Philosoph und
Agnostiker Michael Schmidt Salomon versucht nun in seinem Buch nachzuweisen,
dass Moral und Schuld, zwei zentrale religiöse Kategorien, uns von einem
besseren und humanerem Leben abhalten und daher genau so auf den Müllhaufen der
Ideen gehören wie die altbackenen Vorstellungen von Himmel und Hölle. Nun lassen sich alle überkommenen geistigen Prägungen aus der Perspektive eines aufgeklärten und kritischen Humanismus hinterfragen. Müssen moderne Gesellschaften tatsächlich noch auf den Prinzipien von persönlicher Schuld und Strafe, die ja nichts anderes als Vergeltung ist, beruhen? Lässt sich ohne die Anwendung moralischer Kategorien nicht eine bessere, eine ethische und damit auch faire Gesellschaft schaffen, die durch Herkommen und Prägungen benachteiligte Menschen nicht doppelt bestraft? Ließe sich nicht ohne die eitle Hoffnung auf einer das irdische Leben transzendierenden Sphäre und ohne die Annahme eines großen göttlichen Planes, der die Welt in Gut und Böse unterteilt, ein freieres und auch gelasseneres Leben führen? Man kann dem Anliegen des Autors und auch dem von ihm vorgeschlagenen Weg grundlegender gesellschaftlicher Reformen nicht ohne Sympathie begegnen. Vielleicht liegt das tatsächliche Problem ja in dem richtigen Wollen? Möglicherweise kann sich die Menschheit evolutionär und damit auch gewissermaßen schon revolutionär selbst bestimmen, indem sie die dazu zweckmäßigen Bewusstseinsinhalte – Schmidt-Salomon spricht hier in Anlehnung an Richard Dawkins von „Memplexen“ – kreiert.
Es wäre allerdings zu
fragen, ob dieser sich selbst neu erschaffende Prozess nicht bereits einen
archimedischen Punkt des Menschen außerhalb des Evolutionsprozesses voraussetzen
würde. Konsequenterweise muss Schmidt-Salomon alle seine evolutionären
Voraussetzungen auch metakritisch auf die eigenen Aussagen beziehen. Dann aber
hören sie auf, Aussagen zu sein, sondern sind wie alle anderen vorangegangen
Memplexe nur Produkte einer als blind gedachten Evolution. Schon die Bestreitung
der Willensfreiheit lässt sich nicht als Aussage mit Wahrheitsanspruch treffen,
denn sie ist ja selbst vollkommen determiniert und damit erkenntnistheoretisch
belanglos.
Vielleicht haben er und
seine zahlreichen Gewährsleute aus Philosophie und Forschung nicht ganz unrecht,
aber mit den durch religiös-metaphysische Memplexe geprägten Sprachen lassen
sich derartige Positionen nun einmal nicht widerspruchsfrei formulieren.
Vielleicht wäre ja hierzu Platons Instrument des Mythos geeigneter.
Klaus-Jürgen Bremm |
Michael
Schmidt-Salomon |
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