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und enttäuschte Hoffnungen Deutschlands Einsatz in Afghanistan dauert nun schon länger als der Zweite Weltkrieg. Inzwischen ist aus dem ursprünglichen Sicherungsauftrag der ISAF-Truppen faktisch ein Guerillakrieg geworden, in dem es den Angehörigen der Bundeswehr nur noch mit Mühe gelingt, sich selbst zu schützen. Von einer sichtbaren räumlichen Präsenz konnte bei einer verfügbaren Gesamtstärke von nur knapp 1000 Patrouillesoldaten (Boots on the Ground) ohnehin nie die Rede sein. Glaubt man dem Münchner Politikwissenschaftler Marc Lindemann, der selbst zweimal als Nachrichtenoffizier in Kundus eingesetzt war, so entwickeln sich die Dinge in Afghanistan keineswegs so gut, wie es der ehemalige Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung noch im Sommer 2008 der Öffentlichkeit verkaufen wollte. Tatsächlich hat sich die Sicherheitslage seit Lindemanns erstem Einsatz am Hindukusch im Jahre 2005 dramatisch verschlechtert. Bereits im Sommer 2006 wurde eine deutsche Einheit zum ersten Mal seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges in einen mehrstündigen Feuerkampf verwickelt und selbst das Hauptlager des deutschen PRT (Provincial Reconstruction Team) in Kundus ist alles andere als sicher. Über 70 BM-1 Raketen schlugen allein im Laufe des Jahres 2008, als Lindemann zum zweiten Mal als Angehöriger des 18. Kontingents nach Afghanistan kam, im nordafghanischen Feldlager ein. Schon eine einzige moderne Panzerhaubitze 2000 mit einer Reichweite von fast 40 km könnte diese nervenaufreibende Dauerbedrohung sofort beenden, doch die Bundeswehrführung wie auch die politisch Verantwortlichen in Berlin haben bisher den Einsatz von schweren Waffen in Afghanistan verhindert. Er könnte den Eindruck vom friedlichen Charakter des Einsatzes stören, doch die Herzen und Köpfe der Afghanen lassen sich, so der Autor aus persönlicher Erfahrung, nicht mit geschönten Propagandabildern gewinnen, sondern allein mit konkreter Hilfe. Das aber können und dürfen die Bundeswehrsoldaten vor Ort auftragsbedingt nicht. Bei Streitigkeiten unter den Clans, bei denen kriminelle Handlungen wie Entführungen und Vergewaltigungen keine Seltenheit sind, muss sich die Truppe strikt neutral verhalten und darauf hinweisen, die Vorfälle der örtlichen Polizei zu melden. Für alle Afghanen eine zutiefst absurde Vorstellung, wie Lindemann an konkreten Beispielen erläutern kann. Auch bei dringend gewünschten Entwicklungsprojekten, die helfen würden, ein Dorf von Taliban frei zu halten, sind der Bundeswehr bisher weitgehend die Hände gebunden, da sie hier auf die immer noch mangelhafte und von Misstrauen geprägte Zusammenarbeit mit Vertretern des BMZ (Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit) angewiesen ist. Effektive Soforthilfen sind somit praktisch unmöglich und der Autor resümiert nüchtern über die Haltung vieler Afghanen: „Acht Jahre sind viel Zeit, um aus immer wiederkehrender Enttäuschung Ablehnung werden zu lassen.“
Wie aber soll der Einsatz
am Hindukusch weiter geführt werden? Lindemann bestreitet durchaus nicht den
strategischen Zweck, den der Einsatz der NATO in Afghanistan noch immer hat,
doch die Zeit drängt. Der „Angriffsschwung“ ist verloren, die Soldaten sind
müde, die Ungeduld der deutschen Öffentlichkeit wächst und die verbündeten
Niederländer und Kanadier wollen schon im nächsten Jahr Afghanistan verlassen.
Die NATO steht vor einer gewaltigen Belastungsprobe mit unübersehbaren
sicherheitspolitischen Konsequenzen gerade für die Bundesrepublik. In
Afghanistan kann nach Ansicht von Lindemann nur noch die Stabilität die oberste
Priorität haben. Sie muss so schnell wie möglich hergestellt werden, um sodann
afghanischen Sicherheitskräften Region für Region die militärische Verantwortung
zu übergaben, notfalls sogar auch einzelnen Warlords. Das ursprüngliche Ziel, am
Hindukusch freiheitlich-demokratische Strukturen aufzubauen, müsse demgegenüber
endgültig in den Hintergrund treten. |
Marc Lindemann |
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