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Das Sonntagsgespräch
aus dem
BuchMarkt
- Das Ideenmagazin für den
Buchhandel
vom 04.10.2009 00:01
»Es
geht ums ökonomische Überleben«
Kleinverleger Mirko
Schädel liefert zukünftig
nicht mehr über das Barsortiment
Seit bald zwanzig Jahren
verlegt Mirko Schädel vorrangig
englische und amerikanische Literatur in seiner
Achilla
Presse.
Interessante Titel in liebevoller Gestaltung, die auch im Feuilleton
wahrgenommen werden. Dennoch hat sich Schädel nun aus finanziellen Gründen
entschlossen, nicht mehr über die Barsortimente auszuliefern.
buchmarkt.de: Sie haben gerade Ihre neuesten zwei
Titel ausgeliefert, „Die Monikins“ von James Fenimore Cooper und „Kenelm
Chillingly“ von Edward Bulwer-Lytton. Bei den Großhändlern sind diese Titel aber
nicht zu finden, weil Sie nicht mehr über die Barsortimente ausliefern möchten.
Wie kam es zu dieser Entscheidung?
Schädel:
Max Bruns, der Verleger des J.C.C. Bruns Verlag in Minden, beklagte schon vor
rund 100 Jahren, dass die Halbwertszeit der Bücher immer geringer wird. Damals
war ein Buch schon nach Erscheinen in der folgenden Saison veraltet. Veraltet
insofern, als das Buch dann für den Handel als schwer verkäuflich eingestuft
wurde. Diese Praxis ist ja auch heute noch aktuell, dient aber nur der
massenhaften Vermarktung von Büchern. Kleinverlage vermarkten aber Bücher nicht
in großen Massen, sondern in kleinen Auflagen. Auch die ISB-Nummern dienen
lediglich diesem Zweck. Solche Systematiken sind aber dem Buch nicht angemessen,
trotz Verschlagwortung usw. Ich statte künftig Bücher auch nicht mehr mit ISBN
aus, ebenso interessiert mich die Datierung des Impressums nicht mehr. Solange
ich den Versuch unternommen habe, Bücher durch und mit dem Buchhandel zu
vermarkten, ist die Kalkulation der Bücher ein nicht kalkulierbarer Faktor
gewesen. Kleine Verlage haben in der Regel keinen vernünftigen Vertrieb, keinen
Werbeetat.
Aber im Feuilleton werden Sie ja durchaus wahrgenommen.
Wenn ein Buch gut besprochen wird, dann strömen etliche Kunden in die
Buchhandlungen, die die Ware dann über die Großhändler bestellen. Die Grossisten
diktieren uns Rabatte von rund 50 Prozent, dazu rechne ich weitere 12 Prozent
vom Ladenpreis für die Auslieferung, die noch weitere Kosten wie Lagermiete,
Portokosten an den Verlag weitergeben muss. Was da dann übrig bleibt, reicht in
der Regel nicht mehr, um die Kosten der Übersetzung, der Lizenzen, der Honorare
im allgemeinen, der Druck- und Herstellungskosten zu decken.
Warum keine Erhöhung der Preise?
Die Verteuerung der Bücher, die das zur Folge haben müsste, kann dem Leser auch
nicht mehr vermittelt werden.
Insofern ist es notwendig, dass man sich als kleiner Verlag etwas von dem
Gedanken des Buchs als Massenware verabschiedet und sich dank der naturgemäßen
Flexibilität eines kleinen Verlags darauf konzentriert, wie man die wenigen
Bücher mit neuen Methoden vermarktet. Denn bei allem Idealismus der Don
Quichotte‘schen Haltung mancher Verleger, muss man dennoch kostendeckend und so
autark wie möglich arbeiten können.
Haben Sie den Eindruck, Buchhändler tun zu wenig für die kleinen Verlage?
Nein, das liegt keineswegs an den Buchhändlern, dass die Schwierigkeiten für
belletristische Verlage so groß sind. Die Buchhändler sind in einer ähnlichen
Lage wie die kleinen Verlage, ökonomisch und ideell. Diese Don
Quichotte-Haltung, die in der Interpretation eines Kierkegaard gipfelt in der
Figur des »Ritters trotz des Absurden«, beschreibt die idealistische und
selbstausbeuterische Haltung von unabhängigen Buchhändlern und Verlegern, aber
sie ist in gewisser Weise antiquiert oder anachronistisch. Auch die Projekte der
Branchenriesen, „Partner“ im Kleinverlagsmilieu zu gewinnen, ändern mit diesen
Konditionen gar nichts für die Kleinverlage.
Rechnen Sie damit, dass Kollegen Ihnen folgen werden?
Ja, ich rechne damit, dass der Buchhandel sich insgesamt weiter verändert und
schneller denn je. Die wenigen verbliebenen unabhängigen Buchhandlungen werden
dem Kostendruck wohl kaum dauerhaft gewachsen sein. Sie werden mutloser und
vorsichtiger Bücher aus unabhängigen Verlagen ans Lager nehmen und lieber auf
Bestseller-Ware schielen, weil nur diese größeren Umsatz verspricht, der
notwendig ist.
Bei größeren Verlagen kann sich der Buchhandel aber auch auf
entsprechendes Marketing verlassen.
Dafür haben Kleinverlage einfach kein Geld. Bücher werden heute mit enormen
Etats durch Werbung und Marketing, durch das Fernsehen und glücklicherweise
durchs Feuilleton verkauft. Was aber von diesen Literaturvermittlern nicht mehr
wahrgenommen werden kann, wird durch das Wahrnehmungsraster fallen und praktisch
unverkäuflich.
Die Branche ist in gewisser Hinsicht zwiegespalten und befindet sich in einem
permanenten Widerspruch. Einerseits gilt das Buch als Kulturträger, als Vehikel
von Ideen, sowohl ästhetischer wie ideeller Art, anderseits behandelt man das
Buch wie eine Massenware. Dieser Spagat ist eine merkwürdige Form der Heuchelei
und führt dazu, dass man die entscheidenden Einsichten zu spät gewinnt und
phlegmatisch darauf hofft, dass es so irgendwie weitergeht.
Wo sehen Sie denn noch Möglichkeiten?
Der Markt ist so, wie er ist. Die Unternehmen, die diesen Markt beherrschen,
geben auch die Rahmenbedingungen vor, sie diktieren mehr oder weniger eine ganze
Branche. Ich glaube, die einzelnen Buchhändler laborieren da an einem Phänomen
herum, das sie überhaupt nicht in der Hand haben, der Buchmarkt wird von anderen
Mächten beherrscht. Außerdem geht es letzten Endes den unabhängigen Buchhändlern
und Verlegern doch um das ökonomische Überleben.
Aber Angst ist ein schlechter Ratgeber, wenn es ums Eingemachte geht. Ich sehe
die einzige Möglichkeit darin, vollkommen aus diesem System auszubrechen. Aber
ob das erfolgreich sein wird, wird sich erst in der Zukunft erweisen.
Buchhändler, die Ihre Bücher im Sortiment führen wollen, bekommen diese
also nur noch direkt bei Ihnen?
Ja, mein Vertreter Rudi Deuble wird weiterhin für Achilla reisen. Allerdings
liefere ich ohne RR: Wenn Sie heute zum Bäcker gehen und zehn Brötchen kaufen,
aber nur vier vertilgen, am nächsten Tag dann sechs Brötchen per Post zurück an
den Bäcker schicken mit einer Aufforderung, Ihnen eine Gutschrift zu schicken,
dann würde der Bäcker entweder im Irrenhaus oder im Armenhaus enden.
Fürchten Sie nicht, im Buchhandel nicht mehr wahrgenommen zu werden?
Nein, keineswegs, ich hatte niemals den Eindruck vom Buchhandel »nachhaltig«
wahrgenommen zu werden. Dies liegt aber sowohl an mir wie an den
buchhändlerischen Rahmenbedingungen.
Die Fragen stellte Carolina López
Wir danken dem
BuchMarkt für die freundliche Erlaubnis, das Interview für G&E übernehmen zu
dürfen.
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