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Seit Weihnachten ist sie wieder in vollem Gange, die Kriegsmaschinerie im Nahen Osten. Und während sich Israel und Hamas gegenseitig weiter ins Elend raketieren, ist im Internet inzwischen ein ganz anderer Krieg ausgebrochen. Es ist der mediale Krieg, in den beiden Seiten sowie ihre Sympathisanten aktiv eingreifen, Videos zur Verfügung stellen und das Geschehen kommentieren. An vorderster Front steht dabei die Internationale Linke, deren Geister sich am Nahostkonflikt seit jeher scheiden. Die linke Sympathie für den antiimperialistischen Kampf trifft im Nahen Osten auf proisraelische Tendenzen. Damit stehen sich zwei Konzepte gegenüber, die konträrer kaum sein könnten. Mit diesen hat sich der Politologe Peter Ullrich im Rahmen seiner Dissertation befasst, die nun unter dem Titel „Die Linke, Israel und Palästina. Nahostdiskurse in Großbritannien und Deutschland“ im Dietz-Verlag vorliegt. Insbesondere in Deutschland ist der linke Diskurs um den Nahostkonflikt kontrovers. Dies liegt hauptsächlich an der historischen Verantwortung Deutschlands für den jüdischen Staat, die ein Kernelement linken Denkens im Nachkriegsdeutschland darstellt. Israel ist demnach die historische Konsequenz aus dem Holocaust. In den 70er Jahren entstand neben dieser, aus der geschichtlichen Verantwortung hervorgegangenen proisraelischen Gesinnung eine antiisraelische Haltung, die sich aus dem Aufbegehren der Linken gegen den weltweiten Imperialismus des Kalten Krieges ergab. In diesem Verständnis war der palästinensische Befreiungskampf Teil der globalen antiimperialistischen Bewegung und als solcher in jeder Form gerechtfertigt und gutzuheißen. Dieses Weltbild kennt bis heute nur Besatzer und Besetzte und die Rollen sind klar verteilt: Demzufolge besetzt die Kolonialmacht Israel bis heute das historische Palästina. Die ungleichen Kräfteverhältnisse, die Siedlungspolitik und die schlechten Lebensbedingungen in den palästinensischen Gebieten unterstützen diese Ansicht. Diese antiisraelische Haltung hat seit jeher ein antisemitisches Spiegelbild. Naomi Klein, Ikone der linken Globalisierungsgegner, bediente dieses kürzlich erst wieder, als sie im britischen Guardian zum Boykott jüdischer Geschäfte aufrief. Wie riefen einst die Nationalsozialisten? „Kauft nicht bei Juden!“ Mit dieser erschreckenden Formel, freilich verklausuliert, rannte Naomi Klein bei einem Großteil der Linken weltweit offene Türen ein. Vielen Linken geht es Ullrichs Analyse zufolge auch nicht um eine Lösung des Nahostkonflikts, sondern um die Debatte des Konflikts und der oben formulierten Interpretationen an sich. Links von der Mitte wirft man sich gegenseitig Antisemitismus und Rassismus vor. Diese absurde Metadebatte um die verschiedenen -ismen (Faschismus, Rassismus, Antisemitismus, Antizionismus, Imperialismus, Kolonialismus, Kapitalismus, Liberalismus, Neo-Liberalismus, Globalismus) nimmt den größten Raum in den linken Diskussionsforen und in den persönlichen Beziehungen ein. Ganze Wohngemeinschaften haben im Streit um die richtige Nahostideologie ihr Ende gefunden. Handgreifliche Auseinandersetzungen zwischen proisraelischen und propalästinensischen Linken waren in der Vergangenheit keine Seltenheit. Ullrich arbeitet in seiner Untersuchung der deutschen Linken, die den größten Teil seiner Arbeit einnimmt, die Genese und Tragweite dieses innerlinken Konflikts deutlich heraus. Beim Durchforsten der einschlägigen Foren und Diskussionskreise hat er Dialoge und Debatten entdeckt, die diese geradezu kafkaesk-absurde Diskussion um das eigene Sein und Nicht-Sein vor der Kulisse des Nahostkonflikts deutlich machen. Das linkspolitische Spektrum in Deutschland steht mit sich selbst im Nahostkonflikt. Diese innerlinke Konstellation ist eine deutsche Besonderheit, das macht der Blick nach England deutlich. Auf der Insel bestimmt die Besatzungsperspektive und die damit in Verbindung stehende israelkritische bis antisemitische Haltung die linke Position; Naomi Klein war dies durchaus bewusst. Das Israel-Bashing geht zuweilen bis hin zur Verehrung der islamistischen Akteure im Nahen Osten.
Insgesamt liegt mit
Ullrichs wissenschaftlicher Studie – ihr zuweilen recht trockener Duktus ist
nicht zu verleugnen – eine erste Untersuchung der antagonistischen linken
Positionen vor. Diese konzentriert sich auf die deutschen Positionen, macht im
deutsch-britischen Vergleich aber zugleich deutlich, dass ein Großteil des
internationalen linken Lagers in den historischen Szenarien des Kalten Krieges
hängen geblieben ist. Kolonialismus und Imperialismus sind in diesem Verständnis
nur von Globalisierung und Neoliberalismus abgelöst worden. Und wieder ist sie
da, die hässliche Fratze des Antisemitismus. Das nationalsozialistisch geprägte
Bild des jüdischen Bankiers, der die Welt aussaugt. Soweit geht Ullrichs Analyse
und Interpretation der Fakten auch mit, doch fehlt ihr am Ende eine kritische
Schlussfolgerung aus diesen Feststellungen. Vielleicht weil er selbst Teil des
linken Spektrums ist (gefördert wurde der Doktorand von der
Rosa-Luxenburg-Stiftung).
Wie geht man – auch
international, denn ein Einsatz internationaler Truppen wird ja bereits emsig
diskutiert – mit einer solchen Konstellation um, in der Tatsachen nichts mehr
zählen, weil sie vom Glaubenseifer und der Blindwütigkeit der Akteure auf beiden
Seiten verschlungen werden? Das wäre eine zentrale Frage, die zu diskutieren
sich lohnte, doch das findet in der Linken nicht statt. Im linken Milieu geht es
immer noch um Bock und Gärtner. Derart verliert diese politische Strömung an
Relevanz und Ernsthaftigkeit und stellt sich selbst ins politische Abseits. Das
ist die bittere Wahrheit, die Ullrich entweder selbst nicht erkennt oder sich
nicht auszusprechen wagt. Schade! Thomas Hummitzsch |
Peter Ullrich
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